"Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien St�cken, nicht unter selbstgew�hlten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und �berlieferten Umst�nden. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit besch�ftigt scheinen, sich und die Dinge umzuw�lzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolution�rer Krise beschw�ren sie �ngstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kost�m, um in dieser altehrw�rdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuf�hren. " (MEW 8, S. 115) Unwirklich ist ein bloß ideeles Dasein, das nicht wirklich wahr sein kann, entwirklicht ist, weil es ohne einen wirkenden Körper sich selbst fremd, wesenlos erscheint (siehe Wesen). Das Abwesende ist nicht wirklich da, aber es wirkt, weil und sofern es wesentlich ist, für das Sein nötig, sein Dasein also notwendig ist. Es ist eine unwirkliche Notwendigkeit, die sich hinter dem Rücken des Anwesenden durchsetzt, gerade weil es nicht da sein kann, weil es wesentlich nur abstrakt da ist, aber im Allgemeinen sein muss (siehe abstrakt Allgemeines). Unwirkliches gibt es von daher durch eine Wirkung, die sich gegen ihre eigene Substanz verh�lt. So z.B. die Wirkung von Konkurrenzverhalten, das einem abwesenden Wert in einem wirklichen Wertverhältnis zukommt. Konkurrenz ist n�tig, wo etwas beschr�nkt ist und zugleich auch durch Konkurrenz beschr�nkt wird, weil es eben nicht wirklich in Beziehung zu seinem Grund existiert (z.B. Verwertung von Wert). Indem die Konkurrierenden sich gegeneinander �bertreffen m�ssen, um ihr Verh�ltnis zu bestehen oder sogar zu �berstehen, vernichten sie das Potenzial ihrer Erg�nzung, verkehren es zu einer Trennung, in der sich zunehmend reduzieren muss, was nur durch anderes wirklich wahr sein kann, etwas ganz Wirkliches w�re, wenn es nicht dazu getrieben w�re, nie wirklich ganz werden zu k�nnen, weil es fremde Herrschaft �ber sich best�rkt, durch die es immer ohm�chtiger werden muss - "Teile und herrsche" hei�t dieses Prinzip. In seiner Wirkung, seiner Nichtung geht die Synergie unter, die in der Erg�nzung Fortschritt erbringen w�rde. Man k�mpft um den eigenen Wert, indem man ihn im allgemeinen Verh�ltnis nur erhalten kann, wenn man ihn reduziert. Unwirklichkeit stellt die Reduktion eines widersinnigen Verh�ltnisses dar (siehe z.B. Warentausch). Das unterstellt ein Verh�ltnis, das im Prinzip seiner Wirklichkeit schon im Vorhinein durch das wirkt, worin es sich aufzuheben muss, was wirklich ist oder wirklich werden kann nur durch seine Nichtung. Es ist die pure Negation von Wirklichkeit, das, was als etwas wirkt, das nicht wirklich erkennbar ist, weil es nur durch seine Abwesenheit Wirkung hat. Es ist nur in seinem Trieb aus dem Betreiben eines nicht wirklich wirkenden Grundes zu begreifen. Das muss ein Grund sein, der f�r seine Wirkung keine Ursache hat, sich aber in der Wirklichkeit verh�lt, sich in den wirklichen Verh�ltnissen immer wieder aufhebt und sich zugleich darin best�rkt, seine eigene Aufhebung bis hin zu seiner Nichtung treiben kann. Ein Grund hat aber immer Folgen. Und wo diese nicht wirklich erkennbar sind, weil sie sich nur hinter seinen Erscheinungen vermitteln, also einem fremden Wesen folgen m�ssen (siehe Entfremdung), da ist deren Wirkung auch notwendig nur in ihrer Verkehrung erkennbar, da erscheint die Welt verkehrt, paradox (siehe hierzu z.B. auch den Warenfetischismus). Wer etwas als unwirklich befindet, der muss dessen Grund erkennen, seinen Sinn begreifen, um f�r sich auch wirklich da zu sein, um also nicht sich selbst zu verkehren und sich verkehrten Verh�ltnissen kritiklos (siehe Kritik) zu �berlassen, sich nicht zu �berantworten (siehe hierzu auch Selbstentfremdung). Kritisch ist dann schon die Frage, was f�r einen Sinn diese Verh�ltnisse haben sollen (siehe auch Logik). F�r solche Sinnfragen muss erkl�rbar sein, was sie implizieren: Es muss eine Wirklichkeit geben, die durch etwas bewirkt ist, das ohne Ursache ist, aber nicht grundlos sein kann. Es muss daher einen abstrakten Grund haben, einen Grund, der gleichg�ltig gegen die Wirklichkeit erscheint und diese doch bestimmt. Es geht also um eine Wirklichkeit, die nicht wirklich ist, eine Unwirklichkeit, eine Wirklichkeit, die sich selbst widerspricht: eine unwirkliche Wirklichkeit, eine dem Menschen fremde Verwirklichungsform, Entfremdung. F�r Adorno war deren Grund ein geistiges Prinzip, das er als "Negative Dialektik" beschrieb. F�r Karl Marx war es die Dialektik des Wertverh�ltnisses selbst, das den Schein der Verh�ltnisse von ihrem Wesen trennt und sie wesentlich unwirklich bestimt (siehe Realabstraktion). Er stellte dies besonders ausdr�cklich in seiner Theorie vom Warenfetischismus dar. |
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