"Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses." (MEW 3, S. 26 f) Wo Menschen für Geld etwas taten, nannte man das früher "Verdingung", d.h. das sich zu einem bloßen Ding machen, um selbst Dinge zum Selbsterhralt (siehe Reproduktion) erstehen zu können. Es war ein Synonym für Lohnarbeit und besagt, dass ein Mensch sich selbst für Geld zum Mittel für ein Ding macht und sich hierdurch selbst dinghaft vermittelt, zum Objekt einer ihm fremden Vermittlung wird. In diesem Zusammenhang kann man jede Entfremdung als Verdinglichung, als Entäußerung von Menschen zu einer fremden Gegenständlichkeit bezeichnen. Verdinglichung meint dann so etwas wie das Dingsein von Menschen durch die Nutzung ihrer Kräfte und Eigenschaften. Dem Ding sieht man aber nicht an, woher es kommt. Es kann auch für vielerlei Beziehungen sein, ohne eine bestimmte Beziehung zu verwirklichen, hat also keinerlei wirkliche Gegenständlichkeit, ist bloßes Fakt. schlichte Tatsache einer materiellen Existenz als Wertding (siehe Wertform). Das unterscheidet es von der Sache, die immer eine Art von materieller Gegenständlichkeit für die Menschen ist. Als Ware ist jedes Ding einfach durch seine Nützlichkeit für das Wirtschaften in der bürgerlichen Gesellschaft da (siehe Dasein); als Sache trägt die Ware daher zugleich Sinn von und für die Menschen, ist durch ihre Kultur wie durch ihre Wirtschaft, durch ihren Sinn und durch ihren Nutzen zugleich bestimmt. Von daher ist es eigentlich nicht richtig, den Warenfetischismus mit "Verdinglichung" zu umschreiben (siehe Theodor W. Adorno), denn er beruht nicht auf der Dinglichkeit der Sache sondern auf der Versachlichung des Menschen durch die Vermenschlichung seiner Sache, deren Wirklichkeit ihm zum Geheimnis einer "fremden Kraft geworden ist. "Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, dass sie dem Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dieses quid pro quo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich-übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge." (MEW 23, 86) Wo Menschen nur für sich und durch sich als Individuen bestimmt erscheinen, wo sie sich in der Welt der Geldbesitzer allgemein als Mensch, als allgemeiner, verallgemeinerter Mensch in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen als Mensch verwirklicht sehen wollen, wo sie sich selbst zum Material ihrer Zwischenmenschlichkeit machen und als dieses auch wirklich wahrhaben, erscheint ihnen ihre gesellschaftliche Vermittlung selbst schon als eine ihnen äußerliche Objektivation von Dingen, als dinghaftes Verhältnis gegeben, ganz gleich, wie es entstanden ist und wodurch es besteht. Unter den Lebensbedingungen eines fiktiven Kaptals sind ihre realwirtschaftlichen Verhältnisse im Kapitalfetisch aufgehoben und ja auch tatsächlich von ihrem wirklichen Leben getrennt (siehe hierzu auch Feudalkapitalismus). Aber auch als Material ihrer Zwischenmenschlichkeit werden Menschen nicht verdinglicht. Ein Ding existiert durch sich selbst schon objektiv und ist also etwas anderes als eine Sache, die für den existiert, der sie geschaffen und nötig hat, weil sie sein Gegenstand als seine Vergegenständlichung ist. Das Produkt als Sache wird durch seine Nutzung nicht zu einem Ding, das es schon ohnedies ist. Es wird durch die gesellschaftliche Veräußerung seiner Vermittlung auf dem Markt zur Macht seiner Äußerlichkeit, zu einem veräußerlichten Verhältnis zu sich selbst, zur Entäußerung, zur Entfremdung der gesellschatlichen Arbeit., die damit zu einer kritischen Analyse der politischen Ökonomie anstünde. Marx benutzt von da her den Begriff zur Beschreibung eines Kapitalfetischs, einer Mystifikation des oberflächlichen Scheins der Kapitalverwertung in dessen objektiver Formation durch die trinitarischen Formel ihres Gesamtzusammenhangs: "Im Kapital - Profit, oder noch besser Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, in dieser ökonomischen Trinität als dem Zusammenhang der Bestandteile des Werts und des Reichtums überhaupt mit seinen Quellen ist die Mystifikation der kapitalistischen Produktionsweise, die Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse, das unmittelbare Zusammenwachsen der stofflichen Produktionsverhältnisse mit ihrer geschichtlich-sozialen Bestimmtheit vollendet: die verzauberte, verkehrte und auf den Kopf gestellte Welt, wo Monsieur le Capital und Madame la Terre als soziale Charaktere und zugleich unmittelbar als bloße Dinge ihren Spuk treiben." (MEW 25, Seite 838) Dass die Produkte "unmittelbar als bloße Dinge ihren Spuk treiben" ist so ziemlich das Gegenteil von dem, dass sich darin Menschen "verdinglicht" hätten. Dennoch wurde mit "Verdinglichung" seit Theodor W. Adorno jeder Vorgang im Bewusstsein der Menschen als eine subjektive Eigenart ihrer Wahrnehmung beschrieben (siehe hierzu auch Subjektkritik), durch den sie sich der Kulturmacht von Industrie und Staat beugen, so dass sie durch deren manipulativen Charakter in einen "Verblendungszusammenhang" geraten wären. Nicht der Kapitalfetisch steht hiernach zur Kritik an, sondern ein Bewusstsein, das die Bürger "fetischisiert", wie eine durch Blendung abhängig gemachte Psyche sie an die Verhältnisse fixiert und deren Wahrheit aufgelöst, unkenntlich gemacht hätte, um sie im Zweck ihrer Profitgier zu übervorteilen, sie über aufreizende Werbungen der Kommunikationsindustre über die "wahren Preise" für die Kosten ihrer Existenz hinwegzutäuschen. Deren Beschränkung über die Konkurrenz auf den Märkten als Ausdrucksform ihres Werts war ihm hierbei zu einer bloß psychischen Macht einer bodenlosen und also schrankenlosen Herrschaft der Verdinglichung zerronnen, die sich als psychische Wirkung praktisch über jede objektive Preisbildung durchsetzt. Dies scheinbar absolut Willkürliche der Preisbildung hatte Theodor W. Adorno und Horkheimer dazu verleitet, die ganzen Wirklichkeit des Werts als bloße Gedankenabstraktion zu klassifizieren und deren Wirkung auf die Menschen als deren Verdinglichung eines willkürlichen Tauschwerts abzutun, die sich als "Schein über die Wirklichkeit" ihrer wahren Gebrauchswerte verhalten würde. "Der Tauschwert, gegenüber dem Gebrauchswert, ein bloß gedachtes, herrscht über das menschliche Bedürfnis und an seiner Stelle kommt der Schein über die Wirklichkeit. Insofern ist die Gesellschaft der Mythos und dessen Aufklärung heute wie je geboten.“ (Adorno, in: "Soziologie und empirische Forschung, in: Horkheimer/Adorno, Sociologica II, Reden und Vorträge 1962, S. 216). Es war schon zu Zeiten von Marx gang und gebe, dass der Tauschwert wie ein unschöner Einfall falscher Gedankenbildungen abgehandelt wiurde, die jene wunderbaren Genüßlichkeiten der Gebrauchswerte verfälschen würde. "Dies ist der Grund, warum deutsche Kompilatoren den unter dem Namen Gut fixierten Gebrauchswert con amore (mit Lust) abhandeln.“ (MEW 13, S. 16, Fußnote). Damit wurde der Begriff einer Vergegenständlichung der Menschen durch ihre Arbeit seiner wirklichen Bedeutung enthoben und in die Psychologie einer kleinbürgerlichen Kulturkritik gewendet, die es für nötig befand die Menschen darauf hinzuweisen, dass sie nichts für sich und um ihre selbst Willen taten, wenn sie für ihren Lohn arbeiten und an dessen Verhältnissen teilnehmen mussten. Alles schien schon hierdurch "kritisch erklärt" (siehe hierzu z.B. auch Kritische Psycholigie). Es war möglich, mit einem hieraus bestehenden Verstand ein "falsches Bewusstsein", ein "falsches Bedürfnis" oder auch ein "falsches Leben" überhaupt gegen alles zu wenden, was "uneigentlich" (Martin Heidegger) zu sein schien, solange man von den Lebensbedingungen des Privateigentums abzusehen verstand. Immerhin ließ sich damit wieder einmal eine Subjektkritik der bürgerlichen Persönlichkeit entwickeln, die mit der Abweisung ihrer Eigenschaften schon den kritischen Kritiker mit einem antibürgerlichn Gewissen ausstatteten und mit der Kritik seiner seelisch erscheinenden Bedürfnisse diese zu einem äußerlichen Objekt herabsetzte und ihrer Subjektivität entriss und somit mehr oder weniger an der Sache vorbei ging. "Indem der Mensch den Menschen zum äußeren Objekt seiner Gemütsaffektion macht, legt er ihm zwar nach dem eignen Geständnis der kritischen Kritik "Wichtigkeit" bei, aber eine sozusagen gegenständliche Wichtigkeit, während die Wichtigkeit, welche die Kritik den Gegenständen beilegt, nichts anders ist als die Wichtigkeit, die sie sich selbst beilegt, die sich daher auch nicht in dem "schlechten äußeren Sein", sondern in dem "Nichts" des kritisch wichtigen Gegenstandes bewährt." (MEW 2, Seite 22) Aber nur an der Sache lässt sich die Vergegenständlichung des menschlichen Lebens in ihrer gesellschaftlichen Form beweisen. Getrennt von ihrer Erzeugung existiert sie als Ware, als eine allgemeine Entgegenständlichung des Menschen durch seine Sache, wie sie als allgemeines Privateigentum für ihn ist (siehe Geld). Und was er hierfür in seinen Gegenstand von sich geäußert hat, verliert damit seinen menschlichen Gehalt, die konkrete Substanz für ein menschliches Leben, sieht von diesem ab (siehe Dialektik), sodass ihm sein verallgemeinertes Leben in dieser allgemeinen Abstraktion selbst als ein abstrakt Allgemeines (siehe auch Wertsubstanz), das ganz gleichgültig gegen ihn sich verhält (siehe auch Wirklichkeit), ihm nur fremd, als eine fremde Kraft begegnen kann (siehe Entfremdung). Das ist kein ideelles Verhältnis und auch kein psychologisches (siehe hierzu Warenfetischismus), sondern ein ganz praktisches, das so materiell ist wie der Arbeitsprozess selbst: "Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. Dies Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihm als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." (MEB 40, S. 511f.) Diese Selbstentfremdung des Menschen ist die Entleerung seines Lebensgehalts, eine objektive Entsubjektivierung seines gesellschaftlichen Zusammenhangs, durch dessen abstrakte Allgemeinheit eine Form für sich wird (siehe auch Verselbständigung). In dieser Form wird dem Menschen seine Lebenssubstanz als eine ihm fremde Macht vergegenständlicht, in seiner Fremdbestimmung zu seiner Lebensform (siehe Formbestimmung). Aus dem gesellschaftlichen Verhältnis seiner Sachen entsteht eine ihm fremde Kraft, die seine Gesellschaft entsachlicht, nur durch den Zusammenhang fremder Dinge sein lässt. Sein sinnliches Leben wird dem Menschen zu einer ihm entfremdeten Gegenständlichkeit, der Sinn für sein Leben zu einem Unsinn gekehrt, der sein Leben in einer unheimlichen Verkehrung verwirklicht. Durch seine Entfremdung von sich, von seiner Gesellschaft und von seiner Sache erscheint sie als Versachlichung des Menschen und als Entmenschlichung seiner Sache in einem. Der Begriff Verdinglichung ist ursprünglich sowohl die Beschreibung eines Vorgangs, der das Werden entmenschlichter Beziehungen vollzieht, als auch Kritik gegen diese Form der Verobjektivierung über den Geldbesitz, also das sich selbst oder andere zum Ding, zum Objekt desselben zu machen. Es ist immer verbunden mit Selbstunterwerfung an die Sachgewalt der Gegebenheiten, geistig unreflektiert auch als Huldigung ihrer Macht (siehe Warenfetisch), als Fixierung des Bewusstseins der Verhältnisse im Verhalten eines sich selbst fremden Selbstbewusstseins (siehe auch Religion), das sich nicht als Subjekt erkennen kann, weil es seiner objektiven Bestimmung blinde Folge leistet, z.B. weil es durch irgendwelche Mächte stumpf hiergegen geworden ist, stumpf, dumm. In den Stand einer wissenschaftlichen Kategorie wurde Verdinglichung von Theodor W. Adorno derhoben, der darin eine soziologische Grundlage für seine negativer Dialketik befunden hat. Hierzu behauptete er, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschft den "Klassenkampf alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifstationen des Klassenverhältnisses" weitgehnd in "Strukturproblemen" aufgegangen sei. Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung des Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Freien und Mündigen sein wollte" existieren würden. Die "Doppelstellung des Proletariats" eröffnet die Möglichkeit, den Doppelcharakter der kapitalisierten Arbeit :in die Menschen selbst zu verlegen, so dass sie de facto nurmehr als Funktionäre zweier gegensätzlicher Interessen auftreten könen: als Subjekte wie Objekte der Gesellschaft, als Dualismus eines ökonomisch bestimmte Wesens auf der einen Seite, das zugleich als ein soziologisch bestimmtes Wesen auf der anderen Seite zu verstehen ist. Damit ist die Dialektik von Subjekt und Objekt nurmehr als Strukturproblem (siehe hierzu auch Systemtheorie), der Mensch "unsichtbar" und die Menschheit als Ding des Kapitals zu betrachten, gegen dessen Verdinglichung mit einer negatven Dialektik entgegen zutreten sei. "Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx’schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183) Was Theodor W. Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der Entfremdung des Menschen von seiner Geselschaft, vom Wert der Strukturen des Lebens für das Kapital, nicht ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der Dinge sein kann. Marx hatte mit dem Begriff des Warenfetischismus eijne Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erschungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und " Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann. Theodor W. Adorno ist damit voll und ganz dem Warenfetischismus erlegen, den er bekämpfen will und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet. Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts (siehe Subjektkritik) durch die Kritik eines "fetischierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Theodor W. Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb. Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts (siehe Subjektkritik) durch die Kritik eines "fetischierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Theodor W. Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb. Georg Lukács hatte diese Begrifflichkeit ganz im Sinne Adornos auch auf die Sprache angewandt und damit aussagen wollen, dass Verdinglichung selbst auch schon eine Sprachform der Ideologisierung sei. Ihre Begriffe seien nicht objektiv, sondern aus ihrer Subjektivität herausgelöst und objektiviert, versachlicht, und gegen sich verkehrt, woraus sich eine verkehrte Sprache bestimmen würde, weil sie objektiv von ihrem Sinn getrennt sei. Von daher könne man auch Ideologie als eine sprachliche Entfremdung ansehen, durch die ihr sprachlicher Gehalt in sich falsch verwendet würde. Ideologie würde demnach nicht nur der Logik einer Idee vom Sein folgen und seine Idealisierung betreiben, sondern selbst eine Seinsweise der Kommunikation sein. Das allerdings würde Sprache, die allererste Subjektivität einer gesellschaftliche Vermittlung und Kultur für eine sinnvolle Kommunikation unmöglich machen, denn sie könnte in ihrer Selbstentfremdung Falsches nicht mehr als Verkehrtes begreifen, weil sie keinen Begriff hierfür finden könnte, weil mit ihrer Falschheit ihr substanzielles Sein, das ihr wesentlich Fremde, schon rein sprachlich abgewiesen und ausgeschlossen bliebe, sie ihrer gesellschaftlichen Natur beraubt wäre, also nicht mehr als Mitteilung unter Menschen mehr erkennbar sei. Doch solange es Menschen gibt, haben sie auch Sinn - wenngleich oft auch nur noch durch ihr körperliches Dasein. Und Ideologie ist gerade der adäquate Ausdruck verkehrter Verhältnisse, die noch nicht auf ihren Begriff gebracht und von daher für die Menschen in ihrer Unwirklichkeit noch nicht wirklich erkannt sind, also grundlos erscheinen können. Sie zu ändern setzt keine Änderung der Sprache voraus. Es genügt hierfür, die Sprache als Mittel der Verständigung, also des Verstandes und seiner Analysen und der daraus folgenden Erkenntnisse zu verwenden und diese schon durch deren Bewusstsein, also durch wissendes Sein mitzuteilen. Das wird zwar dann auch eine andere sprachliche Formulierung haben, weil Sprache eben die Form eines praktischen Bewusstseins ist und sich demnach durch die Inhalte der Erkenntnis selbst ändert. »Unser Wahlspruch muß also sein: Reform des Bewußtseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewußtseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt.« Karl Marx, Briefe aus den Deutsch-Französischen Jahrbüchern (1843/44), in: MEW, Bd. 1, Berlin (DDR) 1976, S. 346. Verdinglichung als Begriff, der Entfremdung von sich selbst schon entfremdet beschreibt, also Ideologie sprachlich verdoppelt verstanden wissen will, hat auch durch Theodor W. Adornoin ähnlicher Weise eine sehr verkehrte Bedeutung angenommen, weil dieser damit subjektive wie objektive Phänomene der Entfremdung und Selbstentfremdung, mit der Objektivierung überhaupt und auch der kulturellen Selbstwahrnehmung zusammengefasst und in eins gesetzt hat (siehe hierzu auch Ästhetik). Was die Menschen in der kapitalistischen Wirklichkeit praktisch in ihrer Arbeit veräußern müssen, um Entäußertes als Sache für sich zu erstehen, wurde für ihn zu einem versachlichten Bewusstsein, also einem Bewusstsein, das sich selbst zur Sache gemacht hat und sich von daher auch objektiv "verblenden" ließ, objektiv falsch war (siehe hierzu auch Verblendungszusammenhang). So - und nur so - konnte er Subjektivität und Objektivität in Eins nehmen, das sachliche Verhältnis mit seiner Ruflextion im Bewusstsein identifizieren, die sachliche Entfremdung selbst zur Entfremdung des Bewusstseins machen und als durch sich selbst fixiertes Bewusstsein kritisieren, indem er lediglich ein "verdinglichtes Bewusstsein" von einem "wahren Bewusstsein" unterschied, das sich durch bloße Sensibilisierung bilden ließe, weil es sich selbst vergessen hätte. "Jedes Verdinglichen ist ein Vergessen." (Theodor W. Adorno). Durch diese Identifizierung von Ding und Bewusstsein war die Aufhebung der Entfremdung schon selbst zur Sache des Bewusstseins geworden, die sich durch eine bloß negative Position des Bewusstseins, als "negative Dialektik" gegen das herrschende Bewusstsein wenden ließ. Die Versachlichung selbst wurde damit den Menschen zum Vorwurf gemacht und von der Vermenschlichung der Sache abgesehen, welche die Analyse der Warenform als Verkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse erbracht hatte, wie sie von Marx in der Wertform aufgeklärt und als Warenfetischismus illustriert worden war. Darin wurde das sachliche Verhältnis der Menschen nicht als Bewusstsein, sondern als wirkliches Verhältnis der Sache, als Verhalten der Sache zum Menschen entwickelt und als ihm entfremdet und über sie mächtig erklärt. Dies war es, was Theodor W. Adorno darin missverstanden hatte, dass Menschen sich selbst zur Sache machen ließen, also nicht wirklich als Objekte einer sachlichen Macht existieren müssten, würden sie sich aus diesem Verhältnis heraushalten, würden sie am "falschen Leben" nicht auch teilhaben (siehe Falschheit), sondern dieses durch "richtiges Leben" ersetzen. Er stellte sich auf den Standpunkt einer total wirksamen Negation, die im Bewusstsein gleichermaßen wie in der Sache die Totalität, das Ganze des kapitalistischen Lebensverhältnisses durch negative Dialektik aufheben könne und wollte auf diese Weise in Konkurrenz zur negativen Identität der Sache ihren Wert ebenso negativ aufheben, um in der Negation der Negation geschichtliche Gegenwärtigkeit zu leben. Es wäre eine neue Begrifflichkeit von Ewigkeit als fortwährendes Negieren, das immer unmittelbar gegenwärtig sein könne. Adorno wollte dieses Verhältnis also nicht als geschichtliche Form eines gesellschaftlichen Stoffwechsels, als dessen geschichtliche Form anerkennen, als wirkliches und also körperlich verkehrtes Lebensverhältnis, das durch die Menschen umzukehren wäre, indem sie einen durch ihre Geschichte entstandenen Widerspruch von Form und Inhalt des gesellschaftlichen Reichtums, ihrer darin verkörperten Enteignung auch körperlich aufheben, sondern als falsches Verhalten der Menschen zur Sache, als Fehler ihres Bewusstseins ansehen, das durch ein "unverblendetes", ein wahres Bewusstsein eine Selbstveränderung der Menschen bewirken sollte, ohne dass der Begriff ihrer gesellschaftlichen Substanz (siehe Begriffssubstanz) seine Wahrheit zu beweisen hätte. Und er geriet damit selbst unversehens in die Nähe jener Phänomenologie der "Seinsvergessenheit" des von ihm scharf kritisierten Martin Heideggers mit verheerenden Folgen in der antikapitalistischen Diskussion. Verdinglichung als Begriff, der die Entfremdung des Menschen von seiner Sache als bloßes Bewusstseinsphänomen beschreibt, hat durch Theodor W. Adorno eine sehr widersinnige Bedeutung bekommen, weil dieser damit subjektive wie objektive Phänomene der Entfremdung und Selbstentfremdung, mit der Objektivierung überhaupt und auch der kulturellen Selbstwahrnehmung zusammengefasst und in eins gesetzt hat. Was die Menschen in der kapitalistischen Wirklichkeit praktisch in ihrer Arbeit veräußern müssen, um Entäußertes als Sache für sich zu erstehen, war für ihn versachlichtes Bewusstsein, also ein Bewusstsein, das sich selbst zur Sache gemacht hat und sich von daher “verblenden” ließ, einem Verblendungszusammenhang der Kulturindustrie erlegen sei. Von daher konnte er das sachliche Verhältnis mit seiner Reflexion im Bewusstsein identifizieren, die sachliche Entfremdung nicht als Entfremdung des Menschen von seiner Sache, sondern selbst zur Entfremdung des Bewusstseins machen, indem er ein “verdinglichtes Bewusstsein” als falsches von einem “wahren Bewusstsein” als richtiges unterschied. Durch diese Identifizierung von Ding und Bewusstsein war die Aufhebung der Entfremdung schon selbst zur Sache des Bewusstseins geworden, das ohne diese zu bedenken wäre. Der Gedanke selbst war schon eine negative Position des Bewusstseins, das sich als “negative Dialektik” gegen das herrschende Bewusstsein wenden ließ. Die Verkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse, wie sie von Marx in der Wertform dargelegt worden war, worin ihre Sache ihnen entfremdet und über sie mächtig ist, verstand er als bloßes Ding sein, also darin, dass Menschen sich selbst zur Sache machen ließen. Seine Kulturkritik reduzierte sich somit auf eine Ideologiekritik, die weder zu der Verkehrung der sachlichen Verhältnisse vordringen, noch deren Wirklichkeit selbst analysieren musste. So angenehm wie seine Kulturkritik den Edelmut von kulturbürgerlichen Intellektuellen bestärkte, so weit trug sie diese auch fort von den wirklichen Lebensverhältnissen, die dadurch vor allem unkörperlich, ohne Körper denkbar wurden, um das "Undenkbare" zu bekämpfen. Man mag die Abweisung von einem "falschen Bewusstsein" als Ideologiekritik verstehen, muss aber dann auch erklären, was darin Wirklichkeit ist, was also dieses Bewusstsein mit den wirklichen Verhältnissen gemein hat, und was darin wirkliche Veränderung des Menschen wie der Sache, was wirkliche Emanzipation sein kann. Ohne dies bleibt Ideologiekritik immer nur Philosophie, wenn auch versteckt als "Gegenphilosophie", als negative Dialektik. Die Antwort der Ideologiekritik, also die Erkenntnis einer Ideologie, kann letztlich immer nur die Analyse der wirklichen Verhältnisse sein, denn darin ist die Verkehrung zu beweisen, die sich in der Ideologie lediglich vereinseitigt hat (siehe auch Warenfetischismus). Diese Entfremdung ihrer Substanz wird im Himmel philosopischer Interpretationen, in ihrer Abstraktheit gerne selbst wie eine kokrete Allgemeinheit des Meinens als Vorstellung von einem allgemeinen eigentümlichen Sinn auch als positive Gedankenabstraktion vermittelt, weil er auf Erden nur zu erspüren, aber kaum wirklich zu entdecken wäre (siehe hierzu auch Esoterik). "Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewußtseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbständigkeit." (MEW 3, S. 26 f) Mit Adorno war die marxistische Kritik der Philosophie zur Wolke eines Vorwurfs gegen die Menschen regrediert, der den mündigen Menschen einklagt. Er fällt damit auf die Aufklärung, auf den Appell an den vernünftigen Menschen zurück, der sich Rechenschaft über sein Unvernunft zu geben hat wie sie ja letztlich nur in einem politischen Willen definiert sein kann. Nicht die Logik einer entfremdeten Sache, sondern die Unvernunft der Menschen, ihre Ergebenheit in die Verschleierung unmenschlicher Verhältnisse ist der Gegenstand seines Erkenntnisinteresses. Nicht das Bewusstsein verkehrter Verhältnisse sollte diese aufheben, sondern ein wahres Bewusstsein sollte als Wissen um die Wahrheit die Verhältnisse des Lebens bestimmen. Und dessen Wahrheit musste nur das Wissen um seine Negation sein. Die negative Dialektik Adornos blieb an der Aufklärung kleben, die sie kritisieren wollte, wenn auch in einer weit sublimeren, weil völlig abgehobenen Rationalität. Sie unterstellt ja gerade das, was sie kritisiert, als Notwendigkeit: menschliche Identität, als Wahrheit, die nicht sein kann. Von daher impliziert das die Forderung nach einem Wesen, das nicht ist, unterstellt also ähnlich wie Heidegger, dem er mit Recht einen "Jargon einer Eigentlichkeit" vorwirft, ein unwesentliches Dasein, das durch wesentliches Sein erst aufgehoben werden kann. Und er leugnet damit die widersprüchliche Wirklichkeit, welche nach Marx die Bedingungen enthält, durch die Menschen die Entfremdung ihres Lebens, die Enteignung ihrer Lebenskraft und Lebenszeit auch wirklich aufheben können. Theodor W. Adorno verbleibt in der Grundlage einer klassischen Theologie, in der Lebensphilosophie eines unerfüllten Lebens, und behauptet damit dessen Auflösung in der Verwirklichung des Gedankens eines wahren Lebens, also durch die Wahrhaftigkeit des Denkens. Verdinglichung ist bei Theodor W. Adorno daher auch wesentlich nur falsches Bewusstsein, bürgerliche Identität, die einem Verblendungszusammenhang des Kapitals sich unterworfen habe: die Identifizierung mit dem, worin sich die bürgerlichen Lebens- und Produktionsverhältnisse entstehen und bewähren - nach seiner Auffassung als Produktion von Tauschwerten, die dadurch Blendwerk seien, dass sie als Schein von Gebrauchswerthaftigkeit bestünden. Nicht weil Gebrauchswerte durch die abstrakte Teilung der Arbeit isoliert voneinander existieren, sondern weil sie durch den Tauschwert erst verfälscht würden, wäre der Gebrauchswert entstellt und zur Verblendung geeignet. Mit dieser grotesken Umkehrung des Marxschen Begriffs vom Warenfetischismus überholt Theodor W. Adorno dessen Erkenntnis durch Rückgriff auf den interpretativen Verstand einer kritischen Theorie, die sich vordringlich als eine Art philosophische Psychologie kritisch gibt und als solche auch vielfach übernommen wurde. Die Menschen sind darin nicht als Marktsubjekte, als Warenbesitzer, begriffen, die sich selbst im Widerspruch befinden, sondern als Marktobjekte einer Psychokratie, die von einer eigens hierfür aktiven Macht, der Kulturindustrie, verdinglicht würden, also ein ihnen fremdes, nicht in sich selbst schon widersprüchliches Selbstbewusstsein erlangen, das sie als Ding bestätigt und Ding sein lässt. Für die Linke der Nachkriegszeit machte besonders dies den kritischen Charakter eines theoretischen Antikapitalismus aus. Sie konnte sich darin wieder als Aufklärer verstehen, die das Übel der Bewusstseinsmächte zu im Bewusstsein selbst zu bekämpfen habe. Von daher konnte das an diese Verhältnisse aus eigener Verstandesnot fixierte Bewusstsein nicht aus der bloßen Ideologiekritik heraus durch deren Analyse aufgehoben werden, sondern durch eine Psychologie, welche die Internalisierung eines "falschen Bewusstseins" zu bekämpfen habe, welches Interesse an einem "falschen Leben" verfolge. Es war damit eine Konstruktion von "falschem Menschsein", eine Theologie der Verfälschung geschaffen, welche dem Falschen als Form eines Widerspruchs und damit auch dessen Substanz und Formbestimmung sich entziehen konnte, um dem einen Imperativ des "wahren Lebens" entgegen zu halten. Indem der Verblendungszusammenhang, den die Kulturmächte erzeugten, bekämpft werde, würde auch die Verdinglichung des Bewusstsein bekämpft. Dabei sei vor allem die Unterwerfung des Bewusstseins unter diese Verhältnisse durch Anpassung der eigenen Bedürfnisse an sie (siehe Fetischisierung) Gegenstand der Kritik, also die Unterwerfung des Menschen unter die Tauschverhältnisse, dem Verfall an deren Falschheit (Täuschung), die ganz davon absieht, dass sie diese Verhältnisse zur wirklichen Lebensgrundlage, also als Existenzweise ihres Lebens haben, das auch durch sich schon in der Lage sein kann, seinen Widerspruch aufzuheben. "Diese Forderung, das Bewußtsein zu verändern, läuft auf die Forderung hinaus, das Bestehende anders zu interpretieren, d.h. es vermittels einer anderen Interpretation anzuerkennen. (Karl Marx, MEW 3 S.20) Die kritische Theorie hatte sich hierauf vorwiegend mit der Negativen Dialektik) bezogen (siehe zur Mehrfachverwendung des Begriffs auch Friedmann Grenz: "Adornos Philosophie in Grundbegriffen", Suhrkamp-Verlag 1975, S.43ff). Im Unterschied zu Marx wird daher im Warenfetischismus auch nur eine Seite reflektiert, die Verdinglichung des Menschen zur Sache, nicht aber die Vermenschlichung der Sache selbst, die Macht, die sie wirklich über das Leben der Menschen hat, wo die Menschen durch sie mächtig werden. Hierdurch wurde die kritische Theorie eher zu einer kritischen Kulturtheorie, als dass sie eine Kritik der politischen Kultur hätte werden können. Meinen wollte diese Theorie die Verkehrung von Mensch und Ding, die Theodor W. Adorno in dem ihm eigenen Marxverständnis als objektive wie subjektive Gegebenheit der bürgerlichen Gesellschaft ansah. Adorno hat mit seinem Begriff der Verdinglichung der Begrifflichkeit von Marx ein Gesellschaftsverständnis untergeschoben, das Marx selbst ausdrücklich kritisiert hatte, indem er die doppelte Begründetheit des Gebrauchswerts in den Warentausch hinein vermittelt analysierte: Die Sache als Produkt von Arbeit, die in den Gebrauchswert als konkret nützliche Arbeit eingeht, verhält sich auf dem Markt nur zu einem anderen Produkt als wirkliche Sache unter der Bedingung des Tauschwerts, in welchem sich ausschließlich abstrakt menschliche Arbeit mitteilt. Ein anderer Aspekt der Verdinglichung, der bei Adorno weitaus am meisten gebräuchlich war, war die psychologische Bedeutung in den Werturteilen des Bürgertums. Die zwischenmenschliche Wertschätzung, die sich darin ausrückte, war ihm zugleich Ausdruck der Selbstunterworfenheit der Menschen unter eine Realität, der sie sich als bloß "Geblendete" überantwortet haben, nicht aber als isolierte Wesen, die ihre Abwesenheit auch wirklich leiden. Damit hat seine Anschauung zwar viele Wahrnehmungen gut getroffen, aber in der Wendung hiergegen blieb er konservativer Realist: Gegen den realen Ungeist kann nur der reine Geist wahr sein. Und den wiederum kann es nicht innerhalb dieser Welt geben: "Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist" (Theodor W. Adorno). Wahr ist allerdings auch, dass die Gebrauchsgüter in ihrem Nutzen selbst nur beschränkt menschliche Güter sind. Als Dinge von Menschen sind sie auch von ihrem Gebrauchswert alleine her nicht menschliche Sache. Im Nutzen reflektieren sich alle möglichen Notwendigkeiten des bürgerlichen Lebens, wie sie im Tagesablauf und den Gewohnheiten entstehen. Originär menschlich ist vielleicht ein Stuhl; aber muss es ein Auto sein oder ein Psychopharmakon? Die Diskussion hierzu ist sicher nicht mehr mit dem Begriff der Verdinglichung zu führen. Es ist die Diskussion von bürgerlicher Kultur selbst. |
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