"Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eigenen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise usw. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der Spezies, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder Spezies zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formiert daher auch nach den Gesetzen der Schönheit." Im Unterschied zur Verdinglichung ist Vergegenständichung eine Tätigkeit, die Erzeugung von Gegenständen durch die Fähigkeiten und Eigenschaften der menschlichen Wahrnehmung und Arbeit. Vergegenständichung beschreibt den Prozess ihrer Objektivierung, die algemeine Natur der menschlichen Produktion - ganz gleich, was ihre gesellschaftliche Form betrifft. Dabei werden zwar Dinge als Gebrauchsgüter jedweder Art hergestellt (siehe auch Gebrauchswert), damit aber nicht "verdinglicht". Ein Ding als solches ist als bloße Materie noch lange kein Gegenstand für den Menschen. Es existiert durch sich selbst schon objektiv und ist also etwas anderes als eine Sache, die für den existiert, der sie geschaffen und nötig hat, weil sie sein Gegenstand als seine Vergegenständlichung ist. Das Produkt als Sache wird nicht erst durch seine Nutzung zu einem Ding, das es schon ohnedies ist. Es wird als menschlicher Gegenstand für den Menschen produziert und ist von daher immer schon ein menschliche Äußerung, Lebensäußerung von und für Menschen. Äußerung ist Formgebung, Objektivierung, Vergegenständlichung, setzt also subjektive Inhalte als objektive Form, ist Produkt einer Lebenstätigkeit, die als Äußeres nach ihrer Äußerung Gegenstand für das Leben in seiner Entfaltung sind. Äußerung ist Lebensentfaltung, Erzeugung des Lebens als Reichtums an Leben und Aneignung des Erzeugnisses. Das Geäußerte steht dem Menschen gegenüber und ist sein Gegenstand, menschliche Gegenständlichkeit, ein Produkt, das von und für Menschen ist. Wenn es nicht als dieses existiert, wenn es nicht als das für sie ist, als was es von ihnen ist, so ich es auch in Wahrheit dem Menschen äußerlich, ein äußeres Ding, Unding, das in der Äußerlichkeit seiner Form zugleich einen eigenen äußeren Zweck als Bestimmung seiner Form, als Formbestimmung seiner Existenz: hat (siehe hierzu Entäußerung) und von daher eine fremde Kraft, eine Entfremdung seines Inhalts verwirklicht, ihn verkehrt, eben als Verkehrung seiner Form, als verkehrte Form einer Scheinwelt äußert (siehe hierzu auch Warenfetischismus). Für Theodor W. Adorno war dies einerlei. Er beschrieb jede Art von Objektivität als eine unwahre Existenz. "Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist." (Adorno). Mit dieser Art von religiösem Denken lässt sich immerhin sehr praktosch umgehen. Von daher bezog sich Adorno auf Hegel und Karl Marx. In seiner Philosophie der negativen Dialektik wollte er sie beide wiedervereinen. So konnte er sich zwar mit marxistischer Terminologie antibürgerlich formulieren, wendete sich aber zugleich hinterrücks gegen das marxistische Erkenntnisinteresse, indem er die marxistische Analyse auf ihre logische Struktur zurückwarf und ihrem sinnlichen Kern enthob. So vertauscht er die natürlichen Inhalte der Marx'sche Analyse mit logischen Konstrukten, machte aus der Vergegenständlichung des Menschen durch seine Arbeit eine schlichte Verdinglichung seines Lebens und stand schon vor aller Analyse mit einer Doktrin der negativen Bestimmtheit der bürgerlichen Lebenverhältnisse parat. Auf diese Weise ließ sich jeder Vorgang beschreiben, durch den Menschen sich der Kulturmacht von Industrie und Staat beugten, so dass sie durch deren manipulativen Charakter in einen "Verblendungszusammenhang" geraten wären. Damit wurde der Begriff seiner wirklichen Bedeutung enthoben und in die Psychologie einer Kulturkritik gewendet, die es für nötig befand die Menschen darauf hinzuweisen, dass sie nichts für sich und um ihre selbst Willen taten, wenn sie für ihren Lohn arbeiten und an dessen Verhältnissen teilnehmen mussten. Alles schien schon hierdurch "kritisch erklärt" (siehe hierzu z.B. auch Kritische Psycholigie). Aber nur als Sache existiert die Vergegenständlichung des menschlichen Lebens in seiner gesellschaftlichen Form. Getrennt von ihrer Erzeugung existiert sie alerdings nur als Ware, als eine allgemeine Entgegenständlichung des Menschen durch seine Sache, wie sie als allgemeines Privateigentum für ihn ist (siehe Geld). Und was er hierfür in seinen Gegenstand von sich geäußert hat, verliert darin seinen menschlichen Gehalt, die konkrete Substanz für ein menschliches Leben, sieht von diesem ab (siehe Dialektik), sodass ihm sein verallgemeinertes Leben in dieser allgemeinen Abstraktion selbst als ein abstrakt Allgemeines (siehe auch Wertsubstanz), das ganz gleichgültig gegen ihn sich verhält (siehe auch Wirklichkeit), ihm nur fremd, als eine fremde Kraft begegnen kann. Diese Entfremdung wird im Himmel philosopischer Interpretationen, in ihrer Abstraktheit gerne selbst wie eine kokrete Allgemeinheit des Meinens als Vorstellung von einem allgemeinen eigentümlichen Sinn auch als positive Gedankenabstraktion vermittelt, weil er auf Erden nur zu erspüren, aber kaum wirklich zu entdecken sei (siehe hierzu auch Esoterik).< "Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewußtseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbständigkeit." (MEW 3, S. 26 f)
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