"Die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel ist nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst. Die kapitalistische Produktionsweise z.B. beruht darauf, daß die sachlichen Produktionsbedingungen Nichtarbeitern zugeteilt sind unter der Form von Kapitaleigentum und Grundeigentum, während die Masse nur Eigentümer der persönlichen Produktionsbedingung, der Arbeitskraft, ist. Sind die Elemente der Produktion derart verteilt, so ergibt sich von selbst die heutige Verteilung der Konsumtionsmittel. Sind die sachlichen Produktionsbedingungen genossenschaftliches Eigentum der Arbeiter selbst, so ergibt sich ebenso eine von der heutigen verschiedne Verteilung der Konsumtionsmittel. Der Vulgärsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den bürgerlichen Ökonomen übernommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen. Nachdem das wirkliche Verhältnis längst klargelegt, warum wieder rückwärtsgehn?" (Marx, Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S. 22) Aus der isolierten Existenz der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft kann diese wie ein großes Ganzes ihrer Verhältnisse erscheinen, für das jede Bürgerin und jeder Bürger seinen Anteil beizutragen hätte, um schließlich auch seinen gerechten Anteil vom Sozialprodukt zu erhalten. Von da her hat sich ein elementarer Streit in der Arbeiterbewegung der Frühsozialisten ergeben, den Marx als einen Irrtum bezeichnet hat: »Es ergibt sich daher der Irrtum jener Sozialisten, namentlich der französischen, die den Sozialismus als Realisation der von der französischen Revolution nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen bürgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration abmühen, daß der Tauschwert ursprünglich (in der Zeit) oder seinem Begriff nach (in seiner adäquaten Form) ein System der Freiheit und Gleichheit aller, aber verfälscht worden sei durch Geld, Kapital etc. ... Das Tauschwertsystem und mehr das Geldsystem sind in der Tat das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widersprüche aber, die bei tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widersprüche, Verwicklungen dieses Eigentums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich in ihr Gegenteil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner Wunsch, daß z. B. der Tauschwert aus der Form von Ware und Geld sich nicht zu der Form des Kapitals oder die Tauschwert produzierende Arbeit sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll.« (Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 916) Der Irrtum entstand dadurch, dass das Geld als Zahlungsmittel für die natürliche Reproduktion der gesellschaftlichen Lebenssubstanz unabhängig vom Geld als Kaufmittel des Kapitals verstanden werden könne. Das sitzt dem Schein der Verhältnisse auf, die davon zehren dass jede natürliche Existenz sich durch Geld bewerten ließe, dass die arbeitenden Menschen für ihre Lohnarbeit zu ihrem Selbsterhalt, zu ihrer Reproduktion als Mensch einen Lohn erhalten, der ihre ganze Existenz als Bürger ihrer Gesellschaft bewahren würde. In der Arbeitssoziologie sind hierdurch zwei in sich gegensätzliche Grundsatzposiionen entstanden die den Widerspruch der Verwertung von menschlicher Arbeitskraft artikulieren, indem sie sich aus ihrer quantitativen und qualitativen Bestimmung begründen: "Nach verbreiteter Auffassung kommt es bei der „Verteilungsgerechtigkeit“ ausschließlich auf den Grad der Gleichheit oder Ungleichheit an, unabhängig davon, welcher Prozess zu dieser Verteilung geführt hat. Nach der Gegenmeinung kann eine Verteilung nur dann gerecht sein, wenn die Güter oder sozialen Positionen „verdient“ sind. Aus dieser Sicht kann auch soziale Ungleichheit gerecht sein, wenn Chancengleichheit besteht und Leistungen gerecht entlohnt werden."(https://www.was-ist-soziale-gerechtigkeit.de; Aufsatz „Gleichheit, Ungleichheit, Verteilungsgerechtigkeit" von Thomas Ebert in Sozialer Fortschritt, Heft 10-11/2013). Durch die Formbestimmung der Arbeitskraft als Ware im Austausch gegen Geld in der Form eines Arbeitslohns verkehren sich alle Verhältnisse, denn sie unterliegt vor allem dem entäußerten Subjekt ihrer Lebensbedingungen, dem abstrakt Allgemeinen Wesen der Wertbildung, der Entfremdung ihrer Lebensverhältnisse durch den Warenfetisch ihrer Produkte. Daraus folgt, dass der Lohn nicht bloß den Reproduktionswert ihrer Arbeitskraft finanzieren würde, sondern den anteiligen Wert des Sozialprodukts verkörpern könne und daher auch den Mehrwert der gesamten Produktion als anteiliger Preis für die Arbeit überhaupt zu begreifen wäre. "Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, d.h. nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen“ (MEW 23, S. 86). So wird auch ihre Arbeit als Erzeugering nützlicher Gegenstände zur Erscheinungsform ihres Gegensteils. "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts. Die Naturalform der Ware wird zur Wertform. ..Es ist also eine zweite Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit wird." (MEW 23, S. 70f) Solange die Produkte als Waren über Geld ausgetauscht werden, stellt der Arbeitslohn nur den Preis der Selbsterhaltung der Arbeitskräfte dar, formuliert also gerade mal nur soviel Wert, wie ihre Lebensmittel und Gebühren für Eigentumstitel (Miete u.a.) kosten, welche die Arbeiter zur blanken Existenz nötig haben (siehe hierzu Existenzwert). Die Rechtsform der politischen Ökonomie, der Wert des Privateigentums, bezieht sich auf den Wert einer Arbeit so, als ob dieser nur aus ihrer Reproduktion, also als Wert ihrer Reproduzierbarkeit zu verstehen wäre. Doch im Arbeitsprozess wird der Mehrwert aus unbezahlter Arbeit erzeugt. Alles was nicht aus bezahlter Arbeit, also jenseits der Lohnkosten entsteht, geht ein in den Mehrwert, der sich in der Geldzirkulation des Finanzkapitals durch die politische Macht über die allgemeinen Produktionsverhältnisse bereichert. Von daher hat sich Marx vehement gegen das "Eherne Lohngesetz" von Lassalle gestellt, der behauptet, dass der Arbeitsertrag nur durch die Profite des Kapitals verkürzt werde und deshalb um einen "unverkürzten Arbeitsertrag" zu kämpfen sei (siehe hierzu Arbeiterbewegung). Von daher analysiert er die Theorie von der Gerechtigkeit über den Arbeitsertrag, über das eherne Lohngesetz" von Lassalle: "'Arbeitsertrag' ist eine lose Vorstellung, die Lassalle an die Stelle bestimmter ökonomischer Begriffe gesetzt hat. Was ist "gerechte" Verteilung? Behaupten die Bourgeois nicht, daß die heutige Verteilung "gerecht" ist? Und ist sie in der Tat nicht die einzige "gerechte" Verteilung auf Grundlage der heutigen Produktionsweise? Werden die ökonomischen Verhältnisse durch Rechtsbegriffe geregelt, oder entspringen nicht umgekehrt die Rechtsverhältnisse aus den ökonomischen? Haben nicht auch die sozialistischen Sektierer die verschiedensten Vorstellungen über 'gerechte' Verteilung?" (Marx, Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S. 18) Marx bezeichnet die Behauptung, dass es einen gerechten Arbeitslohn geben könne, dass es eine gerechte Geldverteilung, ein Recht auf "richtig verteiltes" Geld geben könne (siehe hierzu Geld als Maß der Werte und Geld als Maßstab der Preise), als Frevelei von Sozialisten. Damit nämlich würde das ganze Lohnsystem zu einem ehernen Gesetz der Lohnarbeit verklärt werden. Er fordert hiergegen: "Statt des konservativen Mottos: ‚Ein guter Lohn für gute Arbeit!‘ sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!‘" (Karl Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 152) Marx fasst den Kern des "Gerechtigkeitsproblems" darin zusammen, dass der Arbeitslohn nicht den wirklichen Wert der Arbeit darstellen kann, weil er nur den Wert der Reproduktion der Arbeitsleute finanziert und lediglich eine Geldform der bezahlten Arbeit des variablen Kapitals ist und bleibt, solange es dieses gibt. "Seit Lassalles Tode hat sich die wissenschaftliche Einsicht in unsrer Partei Bahn gebrochen, daß der Arbeitslohn nicht das ist, was er zu sein scheint, nämlich der Wert respektive Preis der Arbeit, sondern nur eine maskierte Form für den Wert resp. Preis der Arbeitskraft. Damit war die ganze bisherige bürgerliche Auffassung des Arbeitslohnes sowie die ganze bisher gegen selbe gerichtete Kritik ein für allemal über den Haufen geworfen und klargestellt, daß der Lohnarbeiter nur die Erlaubnis hat, für sein eignes Leben zu arbeiten, d.h. zu leben, soweit er gewisse Zeit umsonst für den Kapitalisten (daher auch für dessen Mitzehrer am Mehrwert) arbeitet; daß das ganze kapitalistische Produktionssystem sich darum dreht, diese Gratisarbeit zu verlängern durch Ausdehnung des Arbeitstages oder durch Entwicklung der Produktivität, größere Spannung der Arbeitskraft etc.; daß also das System der Lohnarbeit ein System der Sklaverei, und zwar einer Sklaverei ist, die im selben Maß härter wird, wie sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit entwickeln, ob nun der Arbeiter bessere oder schlechtere Zahlung empfange. Und nachdem diese Einsicht unter unsrer Partei sich mehr und mehr Bahn gebrochen, kehrt man zu Lassalles Dogmen zurück, obgleich man nun wissen mußte, daß Lassalle nicht wußte, was der Arbeitslohn war, sondern, im Gefolg der bürgerlichen Ökonomen, den Schein für das Wesen der Sache nahm. Es ist, als ob unter Sklaven, die endlich hinter das Geheimnis der Sklaverei gekommen und in Rebellion ausgebrochen, ein in veralteten Vorstellungen befangener Sklave auf das Programm der Rebellion schriebe: Die Sklaverei muß abgeschafft werden, weil die Beköstigung der Sklaven im System der Sklaverei ein gewisses niedriges Maximum nicht überschreiten kann! Die bloße Tatsache, daß die Vertreter unsrer Partei fähig waren, ein so ungeheuerliches Attentat auf die in der Parteimasse verbreitete Einsicht zu begehn - beweist sie nicht allein, mit welchem {frevelhaften} Leichtsinn, {mit welcher Gewissenlosigkeit} sie bei der Abfassung des Kompromißprogramms zu Werke gingen! Anstatt der unbestimmten Schlußphrase des Paragraphen, "die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit", war zu sagen, daß mit der Abschaffung der Klassenunterschiede von selbst alle aus ihnen entspringende soziale und politische Ungleichheit verschwindet." (Marx, Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S. 25f) Was im Arbeitslohn als gerechter Anteil am Sozialprodukt behauptet wird, ist eine politische Farce. Sie macht aber auch schnell offenkundig, dass der Arbeitslohn nicht das ist, was ihren Lebensaufwand für ihre Existenz und Arbeit in einem dem entsprechenden Anteil am Sozialprodukt darstellen und entgelten kann. Ganz im Gegenteil: Der Existenzdruck auf die Einzelnen wächst zunehmend mit der Produktivität ihrer Arbeit (siehe hierzu Automation) und je mehr die Menschen sich dem ausgesetzt sehen und immer mehr arbeiten, um ihr Leben und das ihrer Familien zu sichern (siehe hierzu auch unbezahlte Arbeit), desto mehr sinkt ihr Lebensstandard (siehe auch Bildung) und ihre Rente, ihre Zukunftssicherung. Ihre Arbeit wird mit anwachsender Produktivität immer wertloser, ihre Mieten und Lebenshaltungskosten überhaupt immer teurer und der ihnen verfügbare Geldwert immer geringer. Was der Staat über den Außenhandel durch aktive Handelsbilanzen nicht mehr ausgleichen kann, weil der Wertanteil der Landeswährung am Weltgeld sinkt, inflationiert den nationalen Geldwert (siehe Inflation) und mindert den Produktabsatz, sodass auch die Produktion durch immer wertlosere Produkte stagnieren kann (siehe Stagflation). Und das stellt sich nicht nur im persönliche Vermögen an Geld dar (siehe Geldbesitz), sondern in dem der ganzen Nation und ihrer wirtschaftlichen Spielräume. Die Geldpolitik muss Ausgleich suchen und drückt immer mehr auf die Anteile der Bürger am Wert ihrer Arbeit und ihrer Lebensmittel und ihrer Sozialversicherungen. Die Preise der Lebenshaltung entwickeln sich in einen zunehmend rasanteren Verhältnis gegen den Wert der Arbeit in der Welt der Gebrauchswerte, der Realwirtschaft. Es herrscht ein allgemeiner Existenzwert, dem alle Preise unterworfen sind und durch Spekulation auf die Preisbildung (siehe Derivatenhandel) verteuert werden. Von daher ist das Ansinnen einer Verteilungsgerechtigkei über die Verteilung der Gelderträge eine zutiefst liberale Gesinnung. Denn der Liberalismus versteht das Geld als das Zentrum aller Wirklichkeit, weil es die Geld besitzenden Menschen aus den Notwendigkeiten ihrer Existenz befreit, ihre Lebenspflichten befriedet und die Ungerechtigkeiten in der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums (siehe Verteilungsgerechtigkeit) von selbst, wie durch eine "unsichtbare Hand des Marktes" (A. Smith) ausgleicht und den Segen seiner Gerechtigkeit sogar auf die Menschen durchsickern lässt, die an sich durch ihre Besitzlosigkeit verelenden müssten (siehe Dropdown-Theorie). Wahr ist ja auch, dass Geld seine Wertgestalt - den Geldwert - immer wieder an das gesellschaftliche Vermögen des Sozialprodukts angleichen muss, dass es seine eigene Entwertung in Inflationen evoziert, wo es zu viel ist und deflationiert, die Produktion stocken lässt, wo zu wenig Geld im Umlauf ist. Die Naivität des Liberalismus beruht eben einfach nur darauf, dass der Wert des Geldes mit dem gleichgesetzt wird, was damit ausgepreist werden kann, sein Wert also bei seiner entstünde (siehe Grenznutzentheorie) und damit identisch sei (siehe hierzu auch Derivatenhandel), es also das Mittel einer gesellschaftlichen Verteilungsgerechtigkeit schlechthin wäre. Von daher schließt sich der Kreis, der Zirkelschluss eines solchen Verstandes darin, dass Geldschöpfung unmittelbare Wertbildung, Produktion durch Konsumtion auszulösen und einzulösen wäre (siehe hierzu Tauschwert). Fast jeder Mensch hat inzwischen mitbekommen, dass die Menschen, die über die Mittel der sozialen Kontrolle verfügen (z.B. Agenturen, Besitzer von Eigentumstitel wie Wohnungen und Häuser oder Wertpapiere oder Produktionsmittel) ein Vielfaches zu ihrer Existenz bekommen als die Menschen, die durch die Ausübung ihrer Arbeitskraft einen Wertanteil erhalten, der relativ verschwindend im Vergleich zu dem Einkommen der Besitzer von Verfügungsmacht ist, die ihr Leben zumindest quantitativ bestimmt (siehe Monetarisms). Weil die einen durch ihren Arbeitslohn den Preis des allgemeinen Zahlungsmittels zum Lebensunterhalt ihrer Lohnarbeit erhalten, beziehen die anderen aus deren Wert, aus ihrer Existenz und Tätigkeit einen Mehrwert, der ihre gesellschaftliche Macht vermehrt und ihrer politische Bestimmung im Allgemeinen immer wieder zum Durchsatz verhilft und damit sich selbst verstärkt. Ihre Macht versammelt sich durch die Verfügungsmacht ihrer Kaufmittel im Geldbesitz als ihren politischen Willen, der allen kulturabhängigen Vertragsverhältnisse dieser Gesellschaft (Verfügung über die durchschnittliche Länge des Arbeitstags, der Lebensräume, dem Vermögen der Generationen, der Lebensstandards der Bildung und Unterhaltung usw.) vorausgeht. Der Kampf um die Länge des Arbeitstags ist weit mehr als nur ein Lohnkampf. Er ist vor allem ein Kampf um die Besiimmung eines Preises, um die Preisbestimmung der Ware Arbeitskraft, - insgesamt eine Auseinandersetzung um deren Preisbildung überhaupt, um ihr Dasein als Ware schlechthin, im Besonderen um den aktuellen Preis der Arbeitskraft. Er ist vielmehr ein Kampf um die Freizeit, um die Minderung des Aufwands der gesellschaftlichen und privaten Reproduktion, der als Anteil am gesellschaftlichen Anwachsen des allgemeinen Reichtums erscheint. Doch gerade dieser wird zunehmend verloren, je fortschrittlicher die Produktivkräfte, die Technologie (siehe auch Automation) und die Infrastrukturen, der Kommunikation und Mobilität sich entwickeln. Denn je leichter und einfacher die Arbeit im Verhältnis der Produktivität zu ihrer Produktion sich entwickelt, desto wertloser wird die menschliche Arbeitskraft und ihr Anteil am Sozialprodukt. Es ist der ewige Widerspruch des Kapitalismus, durch den die Menschen umso ärmer werden, je mehr Geld in ihrer Gesellschaft zirkuliert und sowohl ihre Lebensproduktion, als auch ihren sachlichen Reichtum ausweiten soll. Aber das wesentliche Mittel des Geldes ist das GeldesGeld durch seine Verwendbarkeit für seine Wertschöpfung (siehe hierzu auch Giralgeldschöpfung) durch die Mehrproduktion des Sozialprodukts oder demKredithandel der Finanzindustrie (siehe auch Derivatenhandel). Doch diese Mittel sind selbst widersprüchlich und durch ihr Verhalten über Wetten (siehe auch Terminhandel) gegen jeden Sinn für Gerechtigkeit immun: "Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen." (MEW 25, S. 260) Unter kapitalistischen Lebensbedingungen entsteht und vertieft sich durch die widersinnigen Funktionen des Geldes (siehe Klassengesellschaft) die Kluft zwischen der verfügbaren Geldmenge der Reichen und der Armen. Von daher verwirklicht sich hierdurch ein politisches Unrecht, eine systembedingte Ungerechtigkeit, die einen Verteiler von Geld unterstellt, der gesellschaftliche Macht - sei es durch ein persönliches oder sachliches Subjekt - voraussetzt. In der bisherigen Arbeiterbewegung blieb ungeklärt, ob diese Macht, welche die Klassenverhältnisse von Reichtum und Arbeit verkehrt vermittelt, subjektiv oder objektiv bestimmt werde. Denn die gesellschaftliche Ungerechtgkeit der Geldverteilung stellt erst mal vordergründig ein monetäres Verhätnis, eine ungerechte Aneignung von Geld dar. Aber wesentlich ist der Kapitalismus kein bloß quantitativ bestimmtes Verhältnis, sondern qualitativ als ein Klassenverhältnis (siehe Klassengegeensatz), in welchem sich der Klassenkampf in der Bewertung und Verwertung von Arbeit einerseits und der von Kapital andererseits vollzieht. Weil die einen nur ihre Arbeitskraft verkaufen und reproduzieren können und deshalb nur über das Zahlungsmittel Geld verfügen , die anderen Geld als Kaufmittel zu Kapital machen und sich an der verfügbaren Geldmenge bereichern, weil und solange sie Geldbesitzer sind,.entsteht ein systematischer Gegensatz in der Bereicherung der einen Klasse im Widerspruch zur anderen (siehe auch Entfremdung). Darin verwirklicht sich die Rechtsform des Kapitalismus als das Privatrecht der Aneignung gesellschaftlich erzeugter Güter, die sich jedoch nur durch ihren Geldwert der Sache nach richtig und also "gerecht" verhalten können. Was aber im Warentausch ausgetauscht wird ist das Tauschmittel Geld auf der einen Seite und die Gebrauchswerte als Produkte einer Arbeit auf der anderen, wodurch beides substanziell extrem verschieden ist. Dies stellt sich im Warentausch als Verhältnis von vielen Einzelheiten (Gebrauchswerte) dar, das durch die Vermittlung von einer einfachen und daher abstrakten Allgemeinheit (Geld) gleichgesetzt und damit austauschbar wird. Während jedoch die Gebrauchswerte nur einmal in ein Tauschverhältnis geraten, sich nur einmal dahin bewegen bis sie stofflich verbraucht sind, bewegt sich das Geld unendlich oft in der Beziehung auf alle Waren, ohne sich hierbei sonderlich stofflich zu verbrauchen. Demnach vermittelt es unendlich viele Werte, während die einzelne Ware sofort vom Markt verschwindet, ihr Wert also in ihrem stofflichn Verbrauch abwesend wird, während dieser im Geld als Wertmaß in der zirkulierenden Preissumme anwesend bleibt, soweit diese durch andere Waren durch deren Tauschwerte in der Zirkulation von Ware und Geld erhalten bleibt. Entscheidend für die "Kaufkraft", für den gesellschaftlichen Wert des Geldes ist seine Funktion als Kaufmittel, als Maß der Werte im Verhältnis zu seiner Funktion als Zahlungsmittel in der vorhandenen Masse der Preise als Maßstab der Preise. Geld ist beides und darin unterscheiden sich die Tauschwerte des Geldes von ihrem Wert. Die "Gerechtigkeit" der "unsichbaren Hand des Markts" besteht also nur aus einer Ignoranz gegen die Erzeugung der Warenwerte. Jedes Recht gründet darauf, dass die Menschen sich nicht schaden, dass sie also verträglich miteinander umgehen können (siehe hierzu auch Humanismus). Von daher ist Recht eine explizite oder implizite Vertragsform (siehe Vertrag), auf der sich menschliche Lebensverhältnisse begründen. Ungerechtigkeit herrscht, wo "im gegenseitigen Verkehr" das Recht des einen dem Recht des anderen schadet. "Gerechtigkeit ist nicht etwas an sich Seiendes, sondern im gegenseitigen Verkehr, an welchem Ort auch immer, werde ein Vertrag abgeschlossen, sich nicht zu schaden noch schaden zu lassen." (Karl Marx, MEW Bd. 40, S. 343) Die Beurteilung einer Ungerechtigkeit bezieht sich daher immer substanziell auf einen Schaden in Verhältnissen, die sich selbst nicht gerecht werden, nicht richtig, also verkehrt sind. Sie bezieht sich also auf die Minderung der Qualität menschlicher Lebensverhältnisse durch die Verkehrung ihrer Vermittlung. Verteilungsgerechtigkeit besagt, dass eine vorhandene Menge zu gleichen Anteilen verteilt sein soll, dass z.B. eine vorhandene Geldmenge zu gleichen Anteilen in gleiche Existenzen vergegeben wird und eine Ungleichheit damit aufzuheben wäre. Das hätte Sinn, wenn diese Existenzen wirklich gleich und auch die Geldmenge von ihnen produziert worden wäre, also tatsächlich ein gemeinsames Geldprodukt durch kooperative Arbeit existieren könnte und der Preis der Arbeitskraft tatsächlich ihren Wert dargestellen würde, also eine Forderung nach einem besseren Preis für die Anwendung der Arbeitskraft auch ihren "Wert verbessern" könnte. Von daher kommen sowohl die Gerechtigkeitsvorstellungen der Kooperativen einer "Solidarischen Ökonomie", als auch vom gewerkschaftlichen Arbeitskampf und der Arbeiterbewegung. Marx hatte in seiner Auseinandersetzung mit dem Gründungsprogramm der SPD, dem so genannten Gothaer Programm, dies als dessen grundsätzlichen Fehler dargestellt. Denn der Preis der Arbeitskraft, der Lohn, entspricht dem Wert ihrer Lebenshaltung. der Lebensmittel und Gebühren, die sie zu hierfür zu bezahlen hat (siehe bezalte Arbeit). Dagegen ist der Wert der Arbeitskraft der Wert der insgesamt aufgewendeten Arbeitszeit in ihrer Anwendung für die gesamte Produktion, also sowohl der bezahlten wie auch der unbezahlten Arbeit (siehe Mehrwert). "Es herrscht hier [im Parteiprogramm der SPD von Ferdinand Lasssalle] offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind verändert, weil unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner Arbeit und weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen übergehn kann außer individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Warenäquivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer andern ausgetauscht. Das gleiche Recht ist hier daher immer noch - dem Prinzip nach - das bürgerliche Recht, obgleich Prinzip und Praxis sich nicht mehr in den Haaren liegen, während der Austausch von Äquivalenten beim Warenaustausch nur im Durchschnitt, nicht für den einzelnen Fall existiert. Trotz dieses Fortschritts ist dieses gleiche Recht stets noch mit einer bürgerlichen Schranke behaftet. Das Recht der Produzenten ist ihren Arbeitslieferungen proportionell; die Gleichheit besteht darin, daß an gleichem Maßstab, der Arbeit, gemessen wird. Der eine ist aber physisch oder geistig dem andern überlegen, liefert also in derselben Zeit mehr Arbeit oder kann während mehr Zeit arbeiten; und die Arbeit, um als Maß zu dienen, muß der Ausdehnung oder der Intensität nach bestimmt werden, sonst hörte sie auf, Maßstab zu sein. Dies gleiche Recht ist ungleiches Recht für ungleiche Arbeit. Es erkennt keine Klassenunterschiede an, weil jeder nur Arbeiter ist wie der andre; aber es erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsfähigkeit der Arbeiter als natürliche Privilegien an. Es ist daher ein Recht der Ungleichheit, seinem Inhalt nach, wie alles Recht. Das Recht kann seiner Natur nach nur in Anwendung von gleichem Maßstab bestehn; aber die ungleichen Individuen (und sie wären nicht verschiedne Individuen, wenn sie nicht ungleiche wären) sind nur an gleichem Maßstab meßbar, soweit man sie unter einen gleichen Gesichtspunkt bringt, sie nur von einer bestimmten Seite faßt, z.B. im gegebnen Fall sie nur als Arbeiterbetrachtet und weiter nichts in ihnen sieht, von allem andern absieht. Ferner: Ein Arbeiter ist verheiratet, der andre nicht; einer hat mehr Kinder als der andre etc. etc. Bei gleicher Arbeitsleistung und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mißstände zu vermeiden, müßte das Recht, statt gleich, vielmehr ungleich sein." (Marx, Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S. 20f) Der "Kampf um gerechten Lohn" hat seitdem eine unendliche Geschichte im Habitus eines "Klassenkampfs" hinter sich, durch den er im Glauben an eine Verteilungsgerechtigkeit des Geldes durch Androhung einer Arbeitsverweigerung geführt wurde. Wenn die Forderung nach höheren Löhnen nicht als Selbstverständlichkeit der Preisbildung begriffen wird, sondern als Maßstab einer Arbeiteremanzipatiion, bekommt Geld als Arbeitslohn den Kultstatus einer Klasse für sich. Lohnerhöhungen sind schon immer Bestandteil einer notwendigen Anpassung des Konsums an die verfügbare Geldmenge, um welche die Arbeitsleute zwar wie um einen Tagespreis ihrer Arbeitskraft kämpfen müssen, aber niemals den Mehrwert ihrer Arbeit einhandeln können, weil dieser ihnen existenziell wieder durch die Preiserhöhung der Lebenshaltungskosten umgehend entzogen wird. Geld kann nicht gerecht sein, weil der Markt immer vom Geldbesitz - und somit von der vorhandenen Geldmenge als Maßstab der Preise - bestimmt ist, dem der einzelne Preis der Arbeitskraft unterworfen ist, die um ihr Dasein durch das Kaufmittel Geld als Wertmaß ihrer Lebensbedingungen zu konkurrieren hat. Wird der Kampf um den Preis der Arbeitskraft, also der Lohnkampf, der Kampf um gerechte Anteile am Geldvermögen selbst als Klassenkampf "gefeiert", durch den auf Kurz oder Lang die kapitalistische Gesellschafz zu "überwinden" wäre, so wird diese damit ideologisch bestärkt, denn die aufgebesserten Löhne werden schon bald durch die Verteuerung des Lebensunterhalts (Mieten, Gebühren usw.) wieder schnell abgegriffen. Es mag sich schön anfühlen, wenn mehr Geld in der Tasche der arbeitenden Bevölkerung landet. Doch das bleibt in der Gesamtverteilung des Werts dennoch gleich, weil das bloße Arbeitsvolumen pro Produkt den Geldwert, die damit verbrauchte durchschnittliche Arbeitszeit bestimmt. Solche Kämpfe sind zum Selbsterhalt zwar nötig, sie führen aber auch dazu, dass sich die Arbeiterklasse spaltet, dass immer mehr "Billiglöhner" den besser verdienenden Facharbeitern gegenüberstehen. Der einzige Kampf, der die Überwindung des Kapitalismus anstreben kann, ist der politische Kampf um die Länge des Arbeitstags., der geteilt ist zwischen der Arbeitszeit für die Notwendigkeit der Reproduktion der Arbeitskraft und ihrer Ausbeutung durch unbezahlte Arbeit darüber hinaus. Ausbeutung mag zwar moralisch als Unrecht gelten. Aber ein Unrecht ist mit Ausbeutung nicht adäquat zu beschreiben. Sie ist Bestandteil einer Gesellschaft, die mit Recht und Ordnung das Privateigentum in seinem Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung für geschichtlich und politisch zweckmäßig hält und erhält, weil sich hieraus das Geld als Form des verallgemeinerten Privateigentums ergeben hat und den Warentausch vermittelt. Es betreibt die Verwirklichung einer widersprüchlichen Geldform innerhalb der herrschenden Rechtsformen, die den Geldbesitz zum Subjekt der Gesellschaft (siehe hierzu Geld als Kaufmittel), die Besitzlosen zu seinem Objekt (siehe hierzu Geld als Zahlungsmittel) bestimmt. Vorzugsweise hinter dem Rücken der öffentlichen Wahrnehmung bereichern sich die Einen durch die Verarmung der Anderen. Ausbeutung entsteht daher nicht durch eine monetären Übervorteilung, einer nicht adäquat verwirklichten Verteilungsgerechtigkeit, denn durch seinen Widerspruch kann Geld gar nicht "richtig", nicht gerecht verteilt sein. Das Resultat der Ausbeutung ist immer Enteignung, die Aneignung einer Arbeit, einer Ressource (siehe Natur), von Grund und Boden oder eines Menschen durch die Einverleibung eines Nutzens, der hieraus bezogen und jenseits seiner Erzeugung und Verwirklichung aufgebraucht wird, der also dem entzogen wird, der ihn als natürliche Substanz seines Lebens veräußern muss. Jedes Verhältnis, welches solche Einverleibung betreibt, ist ein Ausbeutungsverhältnis, weil es von fremder Lebenssubstanz zehrt und in sich aufbraucht, was anderen an Lebensinhalt entzogen ist. Solange ein solches Verhältnis bestehen kann, bestärkt es den Mächtigen und totalisiert die Ohnmacht des Enteigneten (siehe Dialektik) durch die ausschließliche Wirkung einer mächtigen Selbstverwirklichung (siehe auch Isolation). Verteilt werden kann immer nur etwas, das schon da ist: Gegebenheiten. Wie diese entstanden, erscheint allerdings gleichgültig, wenn sie sich wie etwas Ganzes - z.B. wie ein ganzes Bruttosozialprodukt - aufteilen ließen. So üppig oder beschränkt es ausfallen mag: Es stellt immer nur ein reales gesellschaftliches Produkt dar, solange es sich auf dem Markt befindet und in seinen Anteilen nach Marktlage vermittelt. Und wäre es unendlich vorhanden, so wäre die Vermittlung dieseer Teile, diese Teilung auch unendlich sinnvoll. Doch auch wo es um die Verteilung von realen Produkten, Güter einer Realwirtschaft geht, lassen die sich nicht beliebig aufteilen. Zwischen ihrer Produktion und ihrer Aneignung steht ein ganzes gesellschaftliches Verhältnis, das weder durch die Produktion noch durch die Konsumtion ganz für sich richtig sein kann. Verteilungsgerechtigkeit als solche kann also nicht für sich stehen und als Teil zum Teil richtig beziehbar sein. Sie unterstellt ein Ganzes, das selbst nur Teil ist, das aber zur Aufteilung in gerechte, also richtige Teile bereit stehen soll, einer Sache, die geteilt und verteilt werden kann, als wäre sie ein Kuchen, der für alle gleich da ist, gleich begehrt und gleich gemacht und jedem gleich bekömmlich: abstrakt und allgemein gleich ist. Mit dem Begriff einer Verteilungsgerechtigkeit wird daher meist ein Sozialprodukt unterstellt, das als gesellschaftliches Produkt vorgestellt ist, das tatsächlich auch in Geldform für sich richtig da ist und also gerecht existieren würde - ganz gleich, ob die Arbeit zu seiner Herstellung bezahlt wurde oder nicht (siehe unbezahlte Arbeit). Damit wird Gesellschaft nicht als Lebensverhältnis begriffen, sondern als ein Gegenstand des Konsums von gleicher Art, einem Gesamtprodukt, das rein quantitativ aufzuteilen wäre wie eine allen gleich geltende Sache, von der jeder seinen entsprechenden Teil abbekommen soll. Es geht bei jeder Verteilung um ein Recht, worin sich Produzenten und Konsumenten einigen, ein Vertrag, der Aufwand und Notwendigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhangs regelt. Solcher Gerechtigkeit widerspricht allerdings jede Wirklichkeit, die immer aus Verhältnissen besteht, worin Ursachen und Wirkungen in Beziehung zu einem Grund stehen. Geld existiert auch als Anteil eines Kapitalverhältnisses nicht durch sich selbst wie eine statische Menge eines Sozialprodukts, das lediglich zur Verteilung anstünde und an und für sich von der Produktionsweise, also von der Teilung der Arbeit getrennt existieren könnte. Dies bliebe weiterhin die Berechnungsweise, welche die bürgerlichen Ökonomie nahelegt, wenn sie von einem Bruttoinlandsprodukt spricht. Der Vulgärsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den bürgerlichen Ökonomen übernommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen. (Marx, Kritik des Gothwaer Programms MEW 19, S. 22) Jede Gesellschaft ist ein menschliches Lebensverhältnis. Geld vermittelt dieses im Verhältnis der Marktwirtschaft, indem es dessen Substanzen nicht nur aufteilt, sondern zu dessen Entwicklung auch aufhäuft und verwertet. Das Ganze der kapitalistischen Gesellschaft ist ein Wert, der konkret nur als Verwertungsverhältnis existiert, nicht als eindeutiges Quantum einer Sache. Geld verhält sich in beständiger Wertbewegung und ist von dem Verwertungsgrad der Arbeit abhängig. Und in dieser Bewegung verteilt es sich nicht nur quantitativ unterschiedlich, sondern auch in einer hiervon gänzlich verschiedenen Qualität: "Bei der Betrachtung der Verteilungsverhältnisse geht man zunächst von der angeblichen Tatsache aus, daß das jährliche Produkt sich als Arbeitslohn, Profit und Grundrente verteilt. Aber so ausgesprochen ist die Tatsache falsch. Das Produkt verteilt sich auf der einen Seite in Kapital und auf der andern in Revenuen. Die eine dieser Revenuen, der Arbeitslohn, nimmt selbst immer nur die Form einer Revenue, der Revenue des Arbeiters an, nachdem er vorher demselben Arbeiter in der Form von Kapital gegenübergetreten ist. Das Gegenübertreten der produzierten Arbeitsbedingungen und der Arbeitsprodukte überhaupt als Kapital, gegenüber den unmittelbaren Produzenten, schließt von vornherein ein einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter der sachlichen Arbeitsbedingungen gegenüber den Arbeitern und damit ein bestimmtes Verhältnis, worin sie in der Produktion selbst zu den Besitzern der Arbeitsbedingungen und zueinander treten. Die Verwandlung dieser Arbeitsbedingungen in Kapital schließt ihrerseits die Expropriation der unmittelbaren Produzenten von Grund und Boden und damit eine bestimmte Form des Grundeigentums ein." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 885 f) Bezogen auf ihre Lebensgrundlagen, den Fundus ihrer Existenz, haben die gesellschaftlichen Klassen eine immer gegensätzliche Position auf die Geldverteilung bezogen: "Was den Fundus angeht, woraus die Kapitalisten und Grundbesitzer ihre Revenue ziehen, andererseits der Fundus, woraus die Arbeiter sie ziehen, so ist zunächst das Gesamtprodukt dieser gemeinsame Fundus. Ein großer Teil der Produkte, die in die Konsumtion der Kapitalisten und Grundbesitzer eingehen, geht nicht in die Konsum-tion der Arbeiter ein. Andererseits gehen ... tatsächlich mehr oder minder alle Produkte, die in die Konsumtion der Arbeiter eingehen, auch in die der Grundbesitzer und Kapitalisten, ihre Dienstleute, Schmarotzer, Hunde und Katzen eingerechnet, ein. ... Die Ungerechtigkeit der Geldverteilung, die sich in der wachsenden Spaltung zwischen Arm und Reich darstellt, ist selbst Ausdruck dieses Verhältnisses und resultiert aus einer unterschiedlichen Verwertung von Arbeit und Kapital: Erstre ist Verwertung von menschlichem Leben, letztre von Lebensraum, Technologie und Ressourcen. Niemand käme freiwillig auf die Idee, sein Leben unter den Menschen aufzuteilen. Es wäre nichts anderes als das, was das Kapital schon macht, wenn es die Arbeitszeit der Menschen bestimmt. Das Prinzip bleibt sich gleich: Wenn sie mehr Geld für ihre Arbeit bekommen, werden sie bald darauf auch mehr für ihren Lebensunterhalt, für Lebensmittel, Miete, Energie usw. bezahlen. Es ist ihnen aufgezwungen, permanent um einen Anteil an Geldmenge zu kämpfen, mit dem sie überhaupt leben können. Und solange die kapitalistische Verwertung ihrer Arbeit andauert, stehen sie unter diesem Zwang. Und es erscheint ihnen als Glück, wenn sie Arbeit bekommen, die mehr als nur Billiglohn erbringt, weil das Kapital ihre Arbeit nur dann benötigt, wenn es sie verwerten kann, wenn und solange es damit also Mehrwert produziert. Von seiner Wirtschaft, also von der Wirtschaft des Wertwachstums, hängt es ab, wie die Verteilung von Geld als Kapital der Produktivität zu Lohn als Lebensmittel sich verhält. Auch wenn es Geld im Überfluss gibt, so ist es dennoch immer knapp, wenn damit keine Verwertung vorangetrieben werden kann und sie scheitert immer wieder an ihrer eigenen Grenze des Wertwachstums, gerät zwangsläufig in ihre Verwertungskrisen. Die einzelnen Kämpfe um Lohn und Arbeitszeitverkürzung sind zwar unbedingt nötig, damit sich die Menschen im erreichbaren Lebensstandard erhalten können, soweit ihre Forderungen Macht haben. Aber im Ganzen geht es darum, die Bestimmungsmacht des Kapitals und seiner Agenturen anzugehen. Über die Intension, gegen die Verteilungsungerechtigkeit, in welcher in der Tat die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft zutage treten, eine Verteilungsgerechtigkeit zu fordern (siehe Proudhonismus), schreibt Marx: »Sie will die Theorie verwirklichen, soweit dieselbe sich von der Praxis unterscheidet und den Antagonismus nicht einschließt. Selbstverständlich ist es in der Theorie leicht, von den Widersprüchen zu abstrahieren, auf die man auf jedem Schritt in der Wirklichkeit stößt. Diese Theorie würde alsdann die idealisierte Wirklichkeit werden. Die Philanthropen wollen also die Kategorien erhalten, welche der Ausdruck der bürgerlichen Verhältnisse sind, ohne den Widerspruch, der ihr Wesen ausmacht und der von ihnen unzertrennlich ist. Sie bilden sich ein, ernsthaft bürgerliche Praxis zu bekämpfen, und sie sind mehr Bourgeois als die anderen.« (Karl Marx, Das Elend der Philosophie, MEW 4, S. 142 f.) |
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