"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage." (Karl Marx, Thesen über Feuerbach, MEW 3, Seite 5) Wirklichkeitskonstruktion ist ein Begriff des Konstruktivismus. Der geht von der Behauptung aus, dass die Wirklichkeit eine durch die Wahrnehmung eines Subjekts konstruierte Wirklichkeit ist, die nicht objektiv existiert und wirkt, sondern Wirklichkeit erst durch den Beobachter einer Situation oder eines Zustands durch dessen Wahrnehmung in ihrem Wirkzusammenhang konstruiert wird, dass Wirklichkeit selbst also nur ein subjektives Konstrukt ist, das keine objektiv fassbare Wirkung hat, die Menschen sich darin in einer unbezweifelbaren Wahrnehmung, in ihrer einzelnen persönlichen Begegnung schon voraussetzungslos ihre Wahrheit verkörpern, sich selbst als das Material ihres gegenwärtigen körperlichenDaseins unter und zwischen Menschen gelten (siehe zwischenmenschliches Verhältnis), in einer unwirklichen Wahrheit begegnen und sich dabei ihre Welt nach ihrem Belieben schaffen, - eben so wie es ihnen gefällt (siehe auch Opportunismus) und daher objektiv auch nur als Verwirklichung von beliebigen Gefälligkeiten da sein kann (siehe auch Populismus). Wenn man das Wort Wirklichkeitskonstruktion genau nimmt, so meint es ein Gebilde der Wirklichkeit, also ein nicht wirkliches ein unwirkliches Gebilde der Menschen, das dennoch aus vielfältigen Wirkungen in den Wahrnehmungsverhältnissen ihrer Gefühle und Selbstgefühle erzeugt ist: Eine Scheinwelt, die keinen wirklichen Gegenstand, keine Beziehung über ihre Empfindungen kennt und diese daher auch nicht in einem wirklichen Verhältnis der Menschen bewahrheiten könnte (siehe hierzu auch tote Wahrnehmung) und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Konstruktivismus folgt dem Erkenntnisinteresse des Neoliberlismus. Für die Konstruktivisten gibt es keine Wahrheit, kein wahres Urteil und also auch keine wirklichen Beweise, keine objektiven Beweise über wirkliche Geschichte als Entwicklung und Bildung menschlicher Lebensverhältnisse. Alles gilt nur als unmittelbare Gegenwärtigkeit - wie gekommen so auch zerronnen. Es soll der Begriff umgekehrt vor allem meinen, dass es keine Wirklichkeit außer dem Gebilde ihrer persönlichen und zufälligen Beziehungen gibt, allerdings aus einer Bildung zusammenwirkender Menschen. Natürlich ist der Begriff widersinnig, meint als ein Begriff der Postmodernen und sogar auch noch des Dekonstruktivismus die Unverbindlichkeit von Wirklichkeit, deren reine Subjektivität die objektiv nicht in ihren Verhältnissen, sondern nur in der Beziehung der Subjekte ist (siehe hierzu auch Systemtheorie). Es ist vielleicht eine verkehrte Kritik am Kulturalismus. Was sich aber subjektiv und theoretisch gegen Entfremdung richten will, wird so zu einem Unsinn der Sprache selbst: Sie besagt, dass es Wirklichkeit geben soll, die konstruiert ist, die also nicht nur wirklich, sondern zugleich ein Konstrukt sei, ein Gebilde, nicht nur Wirkung, sondern bewirkt, nicht begründet, aber doch menschlich, nicht unbedingt sinnvoll, aber doch sinnlich (siehe Phänomenologie). Damit ist gesagt, dass Wirklichkeit bewirkte Wirkung sei, subjektiv konstruiert und doch objektiv, also eigentlich nur Wirkung habe, die nicht sein muss, ohne gewollt zu sein (siehe Wille). Wirklichkeit ist nach dieser Auffassung gewollte Wirkung, die dadurch Wirkung hat, dass sie nicht gewollt wird - es gäbe sie sonst nicht wirklich. Damit ist solche Konstruktion zugleich ihr Gegenteil: Objektivität, die subjektiv ist und Subjekt in einem, ein Widersinn in sich. Es wäre demnach eine Wirklichkeit, welche von einem Konstrukteur errichtet ist, der sich in einer anderen Wirklichkeit befinden muss, in welcher es nötig ist, Wirkung als Wirklichkeit zu konstruieren - wozu sonst würde er konstruieren. Es handelt sich dabei natürlich um eine Lebensvorstellung von Selbstverwirklichung, die zugleich in dem Mangel verläuft, dass sich auch "falsche" Verwirklichung durchsetzen können - wozu sonst bedürfe es dieses Begriffs überhaupt. Wichtig ist, dass der Begriff mit einem Gegensatz von Selbstverwirklichungen arbeitet, durch welchen er die Widersprüchlichkeit einer Wirklichkeit bestreitet und zugleich affirmiert. Der Begriff will sagen, dass Wirklichkeit immer von Menschen gesetzt, erzeugt sei und also auch durch Menschen veränderbar, durch Destruktion aufhebbar ist - oder durch die Veränderung der Menschen. Soll das nun etwas anderes als Kritik sein, so muss "Destruktion" sich als etwas anderes, als Praxis gegen Konstruktion ausgeben. Aber: Wäre Wirklichkeit ein Begriff für Konstruktion, so hätte sie keine Wirkung, würde unbegründet und rein bewirkt von Menschen, die ich angreife, wenn ich ihre Konstruktion dekonstruiere - etwa wie ein Kind im Sandkasten. Der Kampf um das Erzeugnis wäre so ein reiner Machtkampf, dessen Ende der Niedergang einer Welt zugunsten der Entstehung einer anderen Welt wäre. Es wird unterstellt, dass die Entstehung einer anderen Welt nicht möglich ist, weil die eine Welt besteht. Wir wären also bei den Sachverhältnissen, welche zu ändern sind, wäre der Begriff Wirklichkeitskonstruktion nicht subjektiv. Er beschriebt vor allem die gegen die konstruierte Welt gerichtete Antikonstruktion, für die er sprechen will, die "bessere Konstruktion" der "besseren Menschen". Nicht von ungefähr entspricht er damit der Geschichtsvorstellung einer subjektiven Philosophie, welche die geschichtliche Abfolge zwischen der Dekadenz der alten Welt und ihrer Erneuerung durch besonders begabte, kräftige Subjekte begreift (siehe hierzu Nietzsche). Er ist in diesem Sinne ausdrücklich psychologisch gemeint, ein Begriff der seelischen Güte. Es ist die Ideologie eines objektiven Psychologismus, der sich subjektiv, also gänzlich untheoretisch geben will, während er höchst Theoretisches mitteilt und mächtig macht. Subjektiv muss er sich so nicht ausweisen, indem eine neue Welt begründen kann, objektiv muss er sich nicht ausweisen, weil ihm die Kontruktion lediglich Form eines Willens ist, einer Konstruktion. Es ist ein willkürlicher Begriff, mit welchem Menschen sich einfach deshalb durchsetzen wollen, weil sie ohne weitere Begründung (Grund) einfach Gutes (z.B. Freiheit von Macht und Gewalt) erreichen wollen. Dafür wiederum brauchen sie Saft und Kraft, aber sie brauchen den Begriff nicht. Es bleibt, dass damit etwas konstruiert werden soll, was nicht durch sich selbst wirklich bestehen kann. Letztlich ist Wirklichkeitskonstruktion ein Begriff für das, was er anzugreifen vorgibt: Macht und Gewalt - jetzt lediglich begriffslos, also als Hintersinn. Nicht von ungefähr beruht der Dekonstruktivismus auf Heidegger, der wiederum ein Schüler Nietzsches ist. Sein Grund ist die Verneinung von wirklichen Mächten (fremde Kraft), indem er einfache Gegenkraft begründungsfrei, also grundlos konstruiert haben will. | ![]() |