"Die Zwangsstörung ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Betroffenen führen zwanghaft immer wieder die gleichen Rituale aus oder werden von beunruhigenden Gedanken geplagt, denen sie nicht entkommen können. Obwohl sie erkennen, dass ihre Handlungen und Ängste irrational sind, können sie ihr Denken und Handeln nicht in den Griff bekommen." (Netdoktor: Zwangsstörungen) Die "schwere Störung" besteht wesentlich darin, dass sich der Grund für Handlungen nicht unmittelbar verstehen lässt, wenn sie sich gegen etwas Verborgenes, etwas Heimliches wenden und daher unheimlich wirken. "Zwangsstoerungen" äußern sich in Verhältnissen worin eine Selbstlosigkeit durch ihre Gegenwart oder Erinnerung erzwungen wird (siehe auch Selbstentfremdung). Zwanghafte Gedanken oder Ereignisse wollen die Sebstwahrnehmung hiergegen ermächtigen, indem sie dem Aufkommen verwirrender Gefühle zuvorkommen, um sie zu meiden. Zwangshandlungen bestehen wesentlich darin, dass sich der Grund für Handlungen nicht unmittelbar verstehen lässt, weil sie einem Körpergedächtnis entspringen, das sich gegen etwas Verborgenes, etwas Heimliches wendet und daher unheimlich auf die Selbstwahrnehmung einwirkt (siehe hierzu auch Zwangsverhalten). Diese Wirkung ist von einer abwesenden psychischen Depression getrieben, die sich im unendlichen Grübeln aufzulösen sucht. Sie erzeugt zwanghafte Gedanken, die ohne Sinn und Zweck geblieben sind. Dieses Denken entsteht durch eine Abwehr von Empfindungen, die das Selbstgefühl ihrer Entwirklichung bedrohen könnten. Es sind also Selbstgefühle, die in widersprüchlichen Beziehungen, besonders in erzieherischen Beziehungen gespalten wurden und die Selbstwahrnehmung bedrängen (siehe Angst). Hiergegen werden daher Handlungen oder Ereignisse nötig, die sich hiergegen ermächtigen, indem sie dem Aufkommen verwirrender Gefühle zuvorkommen, um sie zu meiden. Von daher befrieden Zwangshandlungen in der Folge von einem gemiedenen Selbstverlust die Selbstwahrnehmung einer "schicksalhaft" gewordenen Selbstvermeidung, die sich in der Negation gemiedener Wahrnehmungsinhalte über die Form ihrer möglichen Erscheinung ausdrückt. Gefühle entstehen in bestimmten Stimmungen und werden durch sie auch geweckt. Wo sie den Sinn ihrer Empfindungen verloren haben, kann dieser in seiner SinnAbwesenheit nur heimlich wirken. Und da verbleiben die SinnGefühle im Ungewissen, in einer unheimlichen Stimmung. Das Unheimliche ist eine Störung der Wahrnehmungsidentität und stellt von da her eine Gefahr für die Seele dar, die schließlich nur noch nach einer Gewissheit irgendwelcher Art verlangen kann. Dieses abstrakte Verlangen verselbständigt sich unter zunehmendem Druck (siehe auch Dichte) zu einem Zwang gegen die Ungewissheit um diese durch ein Verhalten oder durch Ereignisse über entsprechende Selbstgefühle eine Wahrnehmungsidentität – z.B. über körperlich inszenierte Empfindungen – herzustellen (siehe auch Ereignisproduktion). Eine allgemein gewordene Ungewissheit wird zunehmend zu einer allgemeinen Verunsicherung, und von da her zu einem Zwang gegen die Empfindung und bestimmt sie im totalisierten Verlangen nach irgendeiner Wahrnehmung bestimmter Reize (z.B. Schmerz, Furcht, Wut, Befriedung), die nach einen inneren Ausgleich durch eine hiervon bestimmte Selbstwahrnehmung verlangen, auch wenn diese ihren Inhalt nur verkehrt darstellen kann (siehe z.B. auch Perversion). Und so entstehen aus dem magischen Denken einer verlorenen Wahrnehmungsidentität heraus Abwehrhandlungen, die in subjektiv entwirklichten Beziehungen nach sinnlicher Gewissheit verlangen. Das Ungewisse wird im Gefühl durch Anmutungen, Aberglauben usw. ersetzt und durch Zwangsverhalten gegen sich selbst abgewehrt. Die hieraus bestimmte Selbstbezogenheit wird so zu einer "schlechten Negation" und für den isolierten Menschen unendlich schmerzhaft. Es entstehen hierdurch zwingende Gedanken oder ein absolutes Verlangen nach einer Herstellung von Ereignissen, die dem Aufkommen verwirrender Gefühle zuvorkommen, um sie zu meiden. Es sind Handlungen, die das Verwirrende gegenständlich machen und abarbeiten sollen. Natürlich ist dies nicht der Ort, wo Verwirrung aufgelöst werden kann. Es handelt sich hierbei um die Abarbeitung von Erregungen, die einer Angst vor dem Eintreffen einer abstürzenden Wahrnehmungsidentität vorgreifen, indem sie dem Gefühl eines totalen Selbstverlustes durch die Herstellung von Empfindungen entgegenstehen, die dem befürchteten Verfall am Wahrnehmungsbild seiner Erscheinung (z.B. Unordnung, Verwahrlosung, Unsauberkeit) vorgreifen und damit tätig sind das Unheilvolle am Fetisch seines Unheils zu überwinden. Wahrnehmung kann nur wirklich "wach", mit sich identisch und also auch wahr sein, wenn und soweit sie aufmerksam ist. Aufmerksamkeit ist eine intensive Gegenwärtigkeit der Beziehung der Sinne auf ihren Gegenstand: intensive Empfindung. In ausschließlich zwischenmenschlichen Verhältnissen, worin erzieherische Beziehungen vorherrschen (siehe z.B. Familie), unterliegt das Selbstgefühl der Abhängigen der Ungewissheit der Verhältnisse ihrer Erzieher (siehe Erziehung) und der Stimmmung in ihren Beziehungen. Wenn diese selbst im Widerstreit empfunden werden, stellen sie eine Bedrohung dar, die sich im Zweck der Selbserhaltung der Wahrnehmung zu entziehen sucht und deren Empfindlichkeit stört. Das Gebrechen der Wahrnehmungsfunktionen zwischen Empfindungen und hierauf bezogene Gefühle die durch einander ihre Nichtung betreiben, äußert sich in einem unendlichen Zweifel ihrer sinnlichen Gewissheit, worin die Wahrnehmungen zwanghaft werden und ein Zwangsverhalten bewirken. Der politische Psychonalytiker Wilhelm Reich hat dargelegt, was Angst durch eine Blockade der innerpsychischen Beziehungen bewirkt und nannte deren Produkt "Charakterpanzerung". Gemeint ist damit die Verkehrung der Beziehung von Empfindungen und Gefühlen, wie sie auch bei Zwangsverhalten gewöhnlich ist, wenn ein Selbstverlust zu einer innerlichen Bedrohung geworden ist: Um Gefühle einer Lebensangst nicht aufkommen zu lassen, werden alle hierauf beziehbaren Empfindungen im Voraus durch das Selbstgefühl einer versteinerten Selbstbehauptung blockiert, bzw. formbestimmt und ihre wirkliche Wahrnehmung in den psychischen Selbstschutz einer toten Wahrnehmung transformiert. Um diese Verhältnisse auszuhalten wird deren Aufmerksamkeit auf ihre objektive Inhalte reduziert und ihre Organe durch deren Abstraktionskraft bedrängt. Durch die Ausschließlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse entstehen Aufmerksamkeitsstörungen als Störungen der Selbstwahrnehmung in einer Welt zerstrittener Gefühle, die durch Flucht aus ihrer Gewissheit bewältigt und überwältigt werden. Aufmerksamkeitsdefizite als Störungen ihrer Selbstwahrnehmung sind deren Folge (z.B. innere Unruhe, Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität, Stimmungsschwankungen, Antriebsstörungen). Indirekt können auch Probleme der Selbstkontrolle erfolgen, die z.B. durch Zwangshandlungen oder auch psychische Depressionen oder diverse Süchte abgewehrt werden. Zwangshandlungen richten sich gegen die Macht einer symbiotischen Selbstbehauptung, in der sich eine in Lebensstrukturen verfestigte Lebensangst (siehe z.B. Familie) verdoppelt hat, sowohl Angst um die Selbstgefühle in dieser Struktur ist als auch Angst um die Menschen, die ihr unterliegen. Durch die Zwangshandlung belebt sich das ausgeschlossene Leben einer verlustig gegangenen Wahrnehmungsidentität, die ihre Wahrheit durch Selbstempfindungen sucht und diese ohne Ende in einer unendlichen Selbstbeherrschung, letztlich um die Selbstwahrnehmumg der in ihrer Auflösung verlustig gegangenen Sinne, der darin ausgeschlossenen und zugleich einverleibten Selbstgefühle kämpft, was allerdings innerhalb dieses Kreislaufes vor allem die Wahrnehmung ihrer Selbstentfremdung vertieft. Im Selbstverlust lösen objektive Selbstgefühle das Selbstgefühl eines Menschen auf. Zwangshandlungen wie z.B. Waschzwang, Selbstverletzung, Magersucht, Stottern usw. stellen Empfindungen her, die zumindest durch ihren bloßen Eindruck eine Wirkung auf die Selbstwahrnehmung machen und von daher die Erregungen verlustig gegangener Gefühlsinhalte begrenzen und an die Wahrnehmung überhaupt rückbinden. Wo ein Selbstverlust das Selbstgefühl nurmehr als leere Erregung ausdrücken kann, werden dem entsprechende Gefühle als Bedrohung der Selbstempfindung erlebt. Zwangshandlungen wollen ein vernichtetes Selbstgefühl durch sich füllen oder in eine Form bringen, durch welche die von ihren Selbstgefühlen ausgeschlossenen Gefühle sich gegen die vorherrschenden Empfindungen einer entfremdeten Selbstwahrnehmung behaupten können. Wo die Menschen durch eine strukturierte Lebensangst verbunden sind (siehe z.B. Familie) und wo deshalb der Zusammenhang vieler Empfindungen ihnen entäußert ist, erfahren sie ihn als eine fremde Kraft, die sich in ihrer Wahrnehmung regt. Diese mutet den Menschen Regungen zu, die ihre Gefühle beherrschen. Durch einen ihnen völlig fremden oder verfremdeten, einen übermenschlich scheinenden Sinn treten sie ohne jede Beziehung auf und verlangen nach ihrer Ausschaltung, ihrer Nichtung im unbestimmten Druck, den sie auf die Wahrnehmung im Ganzen ausüben. in der Selbstwahrnehmung erscheinen sie als ein bedrohliches Raunen, das für diese einen Selbstverlust, einen Niedergang der Wahrnehmungidentität erzeugt. Das unsägliches Gefühlsraunen einer Stimmung unermesslicher Lebensangst richtet sich gegen die ganze Wahrnehmungsidentität eines Menschen und bezieht eine abstrakt negative Kraft, eine negative Abstraktionskraft aus der Unerträglichkeit der psychischen Vernichtung, worin die strukturelle Lebensangst sich wahrmachen kann, wo sie also eine Nichtigkeit der wirklichen Lebensinteressen herausstellt und ihre Lebenslust auflöst. Zwischen dieser und den Lebenspflichtigkeiten, die sich in der bürgerlichen Familie mitteilen müssen, entsteht der Trieb, eigene Wahrheit zu leugnen und sich als Mensch unter Menschen zu behaupten. Die Familie ist daher der Ort, an dem sich Lebenslust und Lebensnichtung in den Menschen und unter und zwischen ihnen sich in einen Nichtungstrieb vereinen, der die Macht ihrer Wahrheit in ihrer allgemeinen Selbstwahrnehmung aufzulösen sucht. Im Einzelnen kenn zwar jeder sein Leben, wie es ihm gegeben erscheint, im Allgemeinen jedoch erfährt er einen Selbstverlust, der sich in Wahrnehmungszuständen totalisieren kann (siehe hierzu auch psychische Krankheit), solange die zwanghaft erzeugten Empfindungen in der Selbstwahrnehmung auch noch wirklich vorherrschen. Weit besser als diese können aber auch Gefühle - z.B. durch Musik, Theater, Rituale, Bilder, Kulthandlungen usw, die Erregungen subjektiv und inhaltlich auflösen, wenngleich damit ein wesentliches Potenzial ihrer Selbsterkenntnis blockiert wird (siehe hierzu auch die Freudsche Mythologisierung dieses familiären Zusammenhangs in seinem so genannten Ödipuskomplexes). Jede Zwangshandlung ist letztlich ein Zwangsverhalten, das im Verhältnis einer Selbstvermeidung Wirkung hat, denn es ist ein Verhalten zur Vermeidung eigener Empfindungen, weil durch sie ein wesentliches Selbstgefühl verlustig geht und deem Empfinden geopfert wird. Es ist durch einen Selbstverlust bedroht, der durch eine Wahrnehmung bewirkt ist, die einer Selbstentfremdung unterliegt, also Fremdes nicht als fremd erkennen kann, weil und solange sie dem objektiven Selbstgefühl einer symbiotischen Selbstbehauptung Folge leisten muss. Weil sie sich durch die Gewohnheiten einer erzieherischen Beziehung und ihrer Lebensbedingungen hiergegen nicht emanzipieren konnte erleidet ihr Selbstgefühl unentwegte Beengungen, die Angstzustände entwickeln, die durch Selbstbeschädigung, durch Zwangshandlungen (Selbstverletzungen, Essströrungen, Sprachstörungen, Waschzwänge usw.) abgewehrt werden. Zwangshandlungen sind letztlich ohnmächtige Reaktionen auf traumatische Erinnerungen, wodurch die Psyche sich gegen die Gegenwärtigkeit ihrer Wahrnehmung durchsetzen muss (siehe hierzu auch ästhetischer Wille). Die traumatische Erinnerungen bestimmen sich nicht notwendig aus der Dauer oder Heftigkeit des Traumas, sondern vielmehr aus der Innigkeit und Dichte der zwischenmenschlichen Verhältnisse, die sie bedingt haben (z.B. Familie, Gemeinschaften, Flüchtigkeiten). Soweit diese Erinnerungen verselbständigt, also von jeglichem Selbstgefühl abgelöst sind, das hierbei gleichgültig geworden ist, entwickeln sie mit dem Entzug ihrer gefühlen Empfindungen einen Wahrnehmungszustand, in welchem sich ihre Selbstentfremdung durch einen sich selbst bestärkenden Selbstverlust vertieft. Umgekehrt lösen sie sich oft auch mal leicht auf, wenn eine Gegenwärtigkeit jenseits der gewöhnlichen Wahrnehmung (z.B. durch Kunst, Musik, Tanzen o.ä.) möglich ist. Das verlangt allerdings, dass die objekiven Bedingungen, der traumatischen Lebenszusammenhänge, insbesondere der narzisstischen Lebensverhältnisse abgesondert werden können. In narzisstischen Lebensverhältnissen entstehen nämlich Täter wie Opfer der wechselseitigen Einverleibung von Gefühlen, die das Selbstgefühl speisen oder entleeren. Die Konkurrenz um die Eigenliebe kann nur deren Unglück vertiefen, kann nur das nichten, was sie retten könnte. Es entsteht hieraus ein Zwang gegen die Selbstwahrnehmung, der einem Selbstgefühl folgt, das seine "Rettung" als Selbstverlust fürchten muss, das also sich nur durch den Ausschluss von Wahrnehmungen erhalten kann, die seine Isolation und Abschottung beschädigen könnten. Es entsteht hierbei ein höchst widersinniges Problem, das zu einer schier endlosen Last wird und durch seine unheimlichen Wirkungen, durch sein Geraune und seinen stetigen Alarmismus ein Handeln bewirkt, das die Widersinnigkeit der zwanghaften Selbstwahrnehmung offenkundig werden lässt und sich als soziales Problem breit machen kann. Der Zusammenhang der Erlebnisse und Ereignisse ist für die Wahrnehmung der Individuen einer Gesellschaft, wo sie keinen Grund hierfür in den Gegenständen ihres Lebens finden und empfinden können, nur im Dasein ihrer Persönlichkeit, die sie in ihrem Fühlen und Denken stetig einholen müssen, wo sie ihnen entzogen wird. Es ist nicht die einfache Lebensangst, die dies vermag, sondern die Lebensangst, die durch das eigene Verhalten und Handeln entsteht, die also als Angst um sich auftritt, wo dieses ihrem Sein nicht mehr gerecht werden kann. Dem geht eine lange Vermittlung von Nichtungen voraus, die durch ihre Erfahrungen sich zunehmend in ihrer Selbstwahrnehmung verselbständigt haben. Darin wird jedes Selbstgefühl schon zu einer Bedrohung, wenn es sich verwirklicht und außer sich gerät und damit den Boden einer jedweden Selbstbehauptung verlässt. Wo Lebensangst schon in der Selbstwahrnehmung herrscht und nicht mehr durch eine Wirklichkeit Einhalt erfährt, wo sie sich also in der Wahrnehmung unbeschränkt entfalten kann, kann es nur darum gehen, sie zu meiden, die Organe der Wahrnehmung gegen das zu kontrollieren, was sie wahrnehmen können, gegebenenfalls auch Augen, Nase, Ohren, Zunge und Haut zu verschließen, um damit leben zu können. Zwanghandlungen richten sich daher gegen die Sinnlichkeit der Wahrnehmung selbst, treten auf als "Konversionsstörungen" oder Essstörungen, oder Verhaltenszwänge oder Selbstverletzungen usw. Und sie können auch dann pausieren, wenn sich Gefühle anderweitig formuliern können (z.B. Musik, Kunst überhaupt, Liebe). Es gibt eine breite Palette von Zwangshandlungen, die in der psychologischen Literatur aufgelistet werden, wie z.B. Waschzwang, Ordnungszwang, Zwangsgedanken, Selbstverletzung, Stottern, Ticks, Essstörungen, psychische Lähmungen, die auch einige Formen des psychischen Autismus ausmachen. Es handelt sich dabei um ein Zwangsverhalten, das in der symbiotischen Selbstbehauptung abgeschlossener Lebensräume entsteht, worin persönliche Lebenspflichtigkeiten über die Güte einer erzieherischen Beziehung einverleibt werden. In den Lebensräumen der Lebensangst haben sich die Empfindungen als eine Macht in einer Herrschaftsform der Selbstwahrnehmung durchgesetzt, vor der sich die ihre Gefühle bedroht fühlen, weil sie darin paralysiert werden. Die Selbstgefühle der Menschen müssen sich hiergegen zur Wehr setzen, indem sie die Empfindungen schon vor aller Wirkung und Wirklichkeit kontrollieren (siehe auch Kontrollbedürfnis). Unter diesen Bedingungen müssen Menschen ihre Selbstgefühle immer wieder neu gewinnen, indem sie die ihnen nötigen Empfindungen durch das beibringen. was in den Angstzuständen ihre Selbstgefühle aufgehoben hatte, Sie werden ihren herkömmlichen Empfindungen entledigt. Im Ausschluss von diesen verkehrt sich nun schließlich ihr Selbstgefühl zu einem Wächter, der sich der Angst entgegensetzt, seine Gefühle für sich entäußert und sich gegen fremde Empfindungen verschließt, indem er "eigene" durch Verhaltenszwänge (z.B. als Waschzwang, Ordnungssucht, Grimassieren usw.), durch sein Zwangsverhalten produziert. Zwanghaft müssen daher alle Empfindungen kontrolliert werden, vor allem in den Stimmungen, die "zu nahe kommen". Es sind im Grunde allesamt Störungen der Aufmerksamkeit bzw. deren Defizite, die aus der Kontrolle von Empfindungen (siehe auch Ästhetik) ergehen (siehe auch Kontrollbedürfnis). Woran sich Zwangshandlungen festmachen weist nur darauf hin, in welcher Beziehung, bzw. durch welche Sinnesform und Macht sie konkret entstanden sind, die nicht wirklich empfunden werden konnte, weil sie nur als Grundstimmung existiert hatte, in ihrer Wirklichkeit also uneinholbar waren und die Bildung von eigenen Selbstgefühlen verhindert haben, weil sie einem fremden Selbstgefühl gehorchen müssen. So erweisen sich z.B. Ordnungs- oder Waschzwänge als Gehorsam im Vorhinein einer möglichen Zertrennung eines fremd gewordenen Selbstgefühls, Essstörungen als Verweigerung von zwischenmenschlichen Beziehungen überhaupt, weil sie eine Bedrohung für ein unwirklich gebliebenes Selbstgefühl sind. Wo jenseits hiervon Gefühle als unkontrollierte Empfindung wahrgenommen werden können (z.B. Musik) lösen sie sich oft auch von selbst auf. Eine Zwangshandlung geschieht unwillkürlich aus einem inneren Druck heraus, der aus einem "inneren Zwang" hervorbricht, der nach Gegenwärtigkeit irgendeiner Art von Selbstgewissheit verlangt, nach einer Selbstvergegenwärtigung welche die unheimlich wirkende Selbstgefühle abweisen soll. Zwangshandlungen sind Handlungen, die dem Gefühl einer Nichtung vorgreifen müssen, um die Gegenwärtigkeit einer Wahrnehmung durch die panikartige Herstellung von Selbstempfindungen abzuwehren. Es geht hierbei also um die Herstellung von Empfindungen, die sich über die Wirkung dieser Handlungen ergeben und sich gegen jene Gefühle der leibhaftigen Nichtung ins Verhältnis setzen, sie zumindest untergehen lassen wollen. Aber dadurch, dass die damit erreichte Selbstgewissheit sich nicht mehr als wirklich bestimmte Wahrnehmung erweisen lässt, sondern sich als Verkehrung einer negierten Absicht zu dieser unabweislich vollzieht, wird die ganze Wahrnehmung zumindest im Verlauf dieser Handlung durch die Abstraktion von ihrer Wahrheit beherrscht (siehe hierzu auch Verdrängung). Im Grunde richten sich Zwangshandlungen gegen einen drohenden Selbstverlust, der durch Wahrnehmungen oder Stimmungen hervorgerufen wird, die psychische Beziehungen im Gedächtnis des betroffenen Menschen blockieren. Es begründet sich also aus einer ästhetisch verformten Wahrheit in Verhältnissen (siehe auch Zwangsverhältnis), worin Selbstgefühle verschmolzen sind (siehe symbiotische Selbstbehauptung), und gegen welche unter bestimmten Bedingungen Empfindungen erzeugt werden müssen, um überhaupt eine eigene Gegenwärtigkeit, eine Wahrnehmungsidentität des einzelnen Menschen jenseits seiner widersprüchlichen Empfindungen zu gewähren. Wo Menschen ihre Gefühle durch heimliche Wirklichkeiten blockiert bekamen, bleibt ihre psychische Verarbeitung solange auch blockiert, bis diese Blockaden erkannt und nachempfindbar geworden sind. Sie sind die Kinder der Angstvermeidung, die nur fühlen können, was darin als Lebensangst abwesend und doch wirksam ist, die Kinder erfolgreicher Vermeidungsstrategien, die in ihren Gefühlen selbst widersprüchliche Empfindungen auslösen müssen, die sie nicht wirklich auflösen können, also nur durch Zwangshandlungen quasi abergläubisch abwehren. Ein jedes Zwangsverhalten gründet auf dem objektiven Selbstgefühl einer Symbiose, welches die Selbstwahrnehmung bestimmt und dem durch Zwangsverhalten begegnet wird. Es ist ein Verhalten, das einem Zwang folgt, dem es gehorchen muss, um Selbstvergegenwärtigung durch Gewohnheiten (z.B. Rituale) zu erlangen. Es setzt den Verlust eigener Gegenwärtigkeit voraus. Diese war durch Identifikation mit Schuld- und Pflichtverhältnissen verunmöglicht, und wird als Notwendigkeit einer Gegenwarts-Verdrängung erlebt. Diese aber gründet nicht auf einer verdrängten Lust, wie die Psychoanalyse dies behauptet, sondern auf der Unmöglichkeit, sich unter fremd bestimmter Gegenwart zu vergegenwärtigen. Diese wird nicht als fremd, sondern unmittelbar als Selbstentfremdung erlebt. Diese Identifikation ist dadurch unbewusst geworden, dass sie zugleich Selbstgewissheit verschafft - nicht aus Unwissen, sondern aus einer identitäts bedrohlichen Ungewissheit, der Abstraktion einer fremden Selbstbezogenheit, entäußerte Selbstbezogenheit, also der Selbstbezogenheit von Fremdem . Zwangsverhalten offenbart eine fremde Kraft in der Wahrnehmung selbst, ohne dass hieraus ein Grund oder Zweck erkennbar ist. Im Gegensatz zur Sucht verweigert es sich der Mittel und macht den betroffenen Menschen selbst zum Vermittler abstrakter Notwendigkeiten . An ihm arbeitet sich der Zwang ab, wenn er z.B. stottert, einen Tick hat oder seine Nahrung erbricht (Magersucht). Es unterbricht sich sprunghaft im Beisichsein eines Menschen, wenn er keine Welt nötig hat, wenn er z.B. malt, musiziert oder sonstwie tätig ist. Diese Unvermitteltheit entspricht der Trennung von weltlichem und bei sich bleibendem Sein, die Wahrnehmung von Welt als Gewalt , welche sie außer sich bestimmt. Diese Trennung stellt die Geschichte eines unheimlichen Zwangsverhältnisses dar, welche im Zwangsverhalten ihre Selbstvergegenwärtigung nötig hat, welche sie also nur darin vollziehen kann, solange sie selbst nicht ihre Unheimlichkeit , ihre erzwungene Heimlichkeit zu erkennen und leben vermag. Eine verselbständigte Form der zwanghaften Wahrnehmung ist der Autismus . Darin wird die Trennung von Sinn und Wahrnehmung mehr oder weniger vollständig vollzogen, die Wahrnehmung selbst als bloße Form für sich erhalten. | ![]() |