Information zu
Rubrik Politik: Kritik der Profiteure statt Kapitalismuskritik - über Empörte, Occupy, "Banken in die Schranken"

von Jimmy Boyle

Erschienen: 18.09.2009
Rationalisierte Lebensverhältnisse sind auf die Logik ihrer Sachbezogenheit reduziert, auf die Optimierung eines Nutzens, dessen Sinn nicht in Frage gestellt ist. Rationalismus als Ideologie der Nützlichkeit soll dessen Infragestellung geradezu ausschließen, die Vernunft der Sache über die Lebensverhältnisse der Menschen stellen, deren Entfremdung von ihr totalisieren. Die Zerteilung der menschlichen Beziehungen, die Trennung von ihrem Gegenstand und ihrer Gesellschaft, macht ihre Isolation aus, verinnerlicht ihre objektiven Verhältnisse zur Grundlage ihres Verhaltens und resultiert in der Entfremdung der Menschen von sich selbst, resultiert in einer Selbstentfremdung, die sie zu Objekten von Verhältnissen macht, in denen sie ihre Subjektivität nur wirkungslos erleben können.
Vernunft mag logisch nötig sein, soweit sie der Logik des Gegebenen folgt. Und sie ist wirklich nötig, wenn diese Verhältnisse vernünftig zu klären sind, ihr Unsinn auch Erklärung findet und dessen Begründung dargestellt wird. Sie wird aber unsinnig, wenn sich keine Klärung mehr ergeben kann, kein Verhalten gegen ihre Niedertracht möglich ist, weil sie “im Recht“ steht, weil sie allgemein das vernünftig, also rationell betreibt, was im Einzelnen zur Zerstörung führt. Man nennt das inzwischen “produktive Zerstörung“. Es geht bei dieser Sendung um die sogenannte Systemnotwendigkeit, um das Wirtschafts- und Rechtssystem einer Wohlfahrtsgesellschaft, die dem Allgemeinen nützlich ist, aber im Einzelnen nur einen gewaltigen Unsinn betreibt. Den vereinzelten Menschen stehen dann die “Wohltaten“ eines abstrakt Allgemeinen, das Wachstum des Kapitals fremd gegenüber.

zurück | mehr über Jimmy Boyle | Text lesen


Direktlink zum Text: kulturkritik.net/politik/profitdemokratie
Link zu dieser Infoseite: kulturkritik.net/autoren/index.php?code=boyjim006