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Rubrik Psychiatrie: Die Morde an "geisteskranken" Kindern und Erwachsenen

von Gabi Forcht

Erschienen: 1984
Über 'Eine zeitgeschichtliche Nebenwirkung' (aus dem Türspalt Nr. 10 (1984)
Dieser Aufsatz ist das einzige bestehende Dokument zur Geschichte des Bezirkskrankenhauses Haar zur Zeit des Nationalsozialismus (so die Auskunft der Bibliothek des Bezirkskrankenhausess Haar). Die Zeit des Faschismus bleibt in den Aufsätzen und Festschriften zu Haar unerläutert, eine Episode der Barbarei, eine Form von zeitgeschichtlicher Nebenwirkung, die darin besser vergessen sein will. Die Festschriften für das Nervenkrankenhaus Haar von 1950 und 1980 beschreiben die Kontinuität der 'Asylierung und Behandlung psychisch Kranker' seit der Errichtung der Anstalt 1905 als Kontinuität 'psychiatrischer Heilkunst'. Auch in der Episode des Faschismus, die mehr als 100 000 'psychisch Kranken' das Leben gekostet hat, war Haar-Eglfing eine für die damalige Zeit normale Anstalt, kein Vernichtungslager wie Hadamar oder Grafeneck, wo die ausgesonderten Verrückten vergast oder totgespritzt wurden; aber eine Anstalt, wo es Hungerhäuser für Erwachsene und Kleinkinder gab, Durchgangsstation für Juden in Vernichtungslager und wohl auch Ausgangspunkt für die Verschickung 'Geisteskranker' in die Venichtungslager. In der Anstalt selbst starben mehr als 400 Menschen an den Folgen des 'Nahrungsentzugs': Man ließ sie 'für die Forschung' verhungern. Es war ein Beitrag für den 'Fortschritt der Wissenschaft'.

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