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Rubrik Philosophie: Heideggerisierung der Linken - Die Ideologie vom Diskurs

von Initiative Sozialistisches For

Erschienen: 2002
Eine aus materialistischer Sicht fundamentale Kritik am Dekonstruktivismus, insbesondere an Michel Foucault. Die längst fällige Kritik an seinem philosophischen Sinn, an dessen 'ziemlich billigen rhetorischen Kniffen', die Geltung der eigenen Urteile nicht begründen zu müssen, wird zu einer Kritik der Ideologie des Diskurses überhaupt. Der/die AutorInnen zeigen, wie aus einer Kritik des Nominalismus eine Erweiterung des nominalistischen Denkens dadurch herbeigeführt wurde, dass der Dekonstruktivismus den Allgemeinbegriffen (Staat, Nation, Recht) lediglich ihre Besonderungen bestreitet und den Besonderheiten ihre Allgemeinheit nimmt. Indem der Besonderheit nur per Semantik ihre Allgemeinheit zugesprochen wird, wird nicht nur die Sache, sondern die Sprache selbst verkürzt, zum bloßen Zeichen herabgesetzt und hierdurch dem Bewußtsein entzogen. Das Wort kann nicht mehr Begriff der Sache sein.
Heideggers Philosophie war ein nazistisches Projekt, das 'aus dem Sprechen ein Raunen macht' und die 'Unmittelbarkeit der Dinge' auf Einzelexemplare der Metaphysik reduziert, so dass das Vorfindliche zur Metaphysik, die Erscheinung zum Wesen seiner selbst gerät, - die Grundlage für Rassenlehre und Verfolgung von Andersartigem. Die modernen Nominalisten, die sich gerne auf Heidegger berufen, sind sich dessen vielleicht nicht bewusst und können sich deshalb zugleich auf Marx beziehen , dem sie ihre Selbstbegründung aus seinem Fetischbegriff entnehmen. Indem sie 'den Warenfetisch als erste Natur der Gebrauchswerte setzen' und ihm damit die gewünschte Metaphysik, die Fetischisierung der Welt (und nicht umgekehrt), verleihen, kehren sie die Marxsche Begrifflichkeit zu ihrer im Grunde reaktionären Denkwelt um, wiewohl sie diese aus ihm herzuleiten vorgeben. Aus dem Fetisch der Sachverhältnisse werden sachliche Fetische: Der Kapitalismus als Kult des Fetischismus. Dies auf Marx zu münzen ist nicht nur eine Dummheit, sondern eine schlichte Un-Verschämtheit, die vor allem daran interessiert ist, theoretischen Subjektivismus überall dort einzufbringen, wo gegenständliches Denken vorliegt.
Es wird von den AutorInnen das Resultat am Beispiel des 1. Kapitels des Kapitals vorgeführt, worauf sich Dekonstruktivisten wie auf eine Theorie der unvollendeten Gesellschaft beziehen, das Wertverhältnis zu einem unvolkommenen gesellschaftlichen Verhältnis erklären, und die wesentliche Arbeit von Marx, die sie zu ihrer Begründung hernehmen, schlicht in den Wind, in die Metaphysik verbannen: Das Wesen der Mehrwertproduktion als gesellschaftliche Realität überhaupt und als herrschende Wirklichkeit zu denken. Sie wollen damit vor allem das aus der Welt schaffen, was mit dem Untertitel des Kapitals ('Zur Kritik der politischen Ökonomie'), gemeint ist. 'Der Marxsche Materialismus erkennt in der Form der Kritik ein 'Wesen', dessen Existenz der Nominalismus von vorneherein und a priori als denkunmöglich verwirft.'
Entspechend verlogen ist die vermeintliche Subversivität solcher Denkansätze. Sie wollen Subjektivität gegen die Bedrohlichkeiten entfremdeter Wirklichkeit retten. Aber sie zerstören nicht nur Gedanken und Wissen von dieser und gegen diese Wirklichkeit, sondern machen Subjektivität selbst unmittelbar objektiv. Sie heben damit im Grunde das auf, für dessen Retter sie sich anbieten. Ihre Heilsversprechen müssen daher gründlich entlarvt werden.

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