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Rubrik Psychologie: Zur Kritik des Freudschen Systems der Psychoanalyse

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 1976
Sigmund Freud war ein hervorragender Beobachter seiner Zeit. Nirgendwo ist Kultur und Psyche so umfassend ausgeleuchtet, wie in seinem Werk. Der Nachhall ist noch nach hundert Jahren zu bemerken. Auch die Linke, besonders die kritische Theorie, hatte sich auf ihn bezogen, weil seinem Werk ein emanzipatorisches Anliegen zugesprochen worden war.
In diesem Text wird Freud nicht deshalb zum Gegenstand genommen, weil er für die heutige Psychologie noch von zentraler Bedeutung oder weil er in seinen Beobachtungen heute vollständig aktuell wäre. Er wird wissenschaftslogisch hinterfragt, weil er im Reichtum seines Stoffes die Grundlagen bürgerlich-psychologischen Denkens im vollen Umfang offenbart. Sein Denken, das er als aufgeklärter Naturwissenschafter redlich ausbreitet, zeigt auch das Problem aufklärerischer Denkabstraktionen.
Es handelt sich also weniger um die praktische Bedeutung von Psychoanalyse, als um eine wissenschaftslogische Aufarbeitung ihres Denksystems, das sich von ihrem Gegenstand, die Psyche, nicht unterscheidet, dies auch gar nicht will. Gezeigt wird, wie sich - ob der unbefangen empirischen und scheinbar willenlosen Denkform - in gut meinender Aufgeklärtheit das vermeintlich emanzipatorische Wissen zum Gegenteil dessen entwickelt, was es zu bezwecken meint: Zum Unterwerfungsinstrument bürgerlicher Denkformationen (Ideologismen) gegen die Wirklichkeit der psychischen Nöte der Menschen. Um aus der Not eine Tugend zu machen, genügt es dann, den Denkabstraktionen zur Erklärung der Psyche in einer langen detektivischen Aufarbeitung 'unbewusster' Interessen, Wünschen und Begierden auch praktisch die Egozentrik zu verleihen, welche dem sachlichen Verhältnis des Geldes entspricht. 'Gesund' wird, wer es hat.

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