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Rubrik Kultur: Gibt es einen "Kampf der Kulturen"?

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 5.10.2001
Der 'Kampf der Kulturen' war in den 20ger Jahren des 20. Jahrhunderts als kriegspropagandistischer Begriff verwendet worden. Jetzt ist er wieder ereneuert worden, diesmal von einem amerikanischen Professor, der sich um die westlichen Werte besorgt gibt und Berater des amerikanischen Außenministeriums war. Samuel P. Huntington verwendet diesen Begriff zur Beschreibung der weltweiten 'Konfliktdynamik' und führt ihn von dieser Seite quasi objektiv ein, um sich auf eine vermeintliche Friedensbedrohung durch Kulturkämpfe vorzubereiten. Den Vorgriff will er friedlich, schreibt er, und setzt sich zumindest im Wortlaut für kulturelle Verständigung ein. Allerdings meint er es Ernst mit der Bedrohung und stellt deshalb die in seinen Augen 'reife' Kultur des Westens den angeblichen Weltmacht-Militaristen der Ostkulturen, die sich bei ihm aus den Texten ihrer Heiligen Büchern erschließen, als pädagogische Mahnung entgegen, der sicherlich auch Strafe auf den Fuß folgen wird.
Doch das ist seine Sache nicht. Er sieht die Westkultur über die Konflikte der anderen Kulturen unter einander und mit dem Westen erhaben und setzt sich um so mehr für die Stärkung und den Erhalt unserer Kultur ein. Die sieht er nicht als Teil der weltweiten 'Konflikte', sondern letztlich vollkommen passiv bedroht von einer chaotischen Weltlage, welche durch die 'Reibungspunkte' der Ostreligionen und ihrer Einflusssphären ausbrechen könne. Er will den Westen stark machen - nicht unbedingt mit Waffen, aber mit dem Verstand machtvoller Arroganz, wie sie sich auch gerne in den Wohnzimmern der Bildungsbürger ausbreitet.
Wie der 'Kampf der Kulturen' in der heutigen Weltlage nach der Aufhebung der Systemblöcke Ost-West als neuer alter Begriff entstanden ist und wie er im Zusammenhang mit der Globalisierung ohne sonderliche Anstrengung durch Propagandisten für eine weltmächtige Militärpolitik nutzbar wird, versucht der Artikel zu beschreiben und auch etwas Einblick zu geben in die Hintergründe der Konflikte, die durch solche Begrifflichkeit verschleiert werden soll.
Vergleiche hierzu auch besonders den Artikel von Conrad Schuhler Globaler Kapitalismus im 'Krieg gegen den Terror' der in 'Ökonomie' diskutiert werden kann.

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