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Rubrik Kultur: Grundsatzdiskussion bei Kulturattac

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 7.5.2004
Der einstige nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten Zbigniew Briezmski stellte schon 1995 auf einer Tagung der Weltenlenker in San Franzisco vor, was angesichts der zunehmenden Krisen der Kapitalverwertung als Kultur zwischen Arbeitsmangel und Konsumzwang angesagt sei: Tittytainment, eine Unterhaltungsgesellschaft der Abhängigen und Unmündigen. Man suchte nach einer Perspektive, Menschen bei Billigjobs und erschwinglichen Konsumangeboten nutzbar und gefügig für die Kapitalwirtschaft zu erhalten, als quasi willenlose Masse. Wenn die Produktentwicklung und die Ausdehnung der Märkte an ihrer Grenze gelangt sind, kann nur noch eine gigantisch gesteigerte Massenkonsumtion das Wertwachstum sichern. Das Traumbild einer Weltgesellschaft von Süchtigen mit unendlichen Konsumtionsfähigkeiten stand den Politikern, Chefs und Aktionären der multinationalen Konzerne wie ein Lösungsbild vor Augen. Damals allerdings glaubten die noch, unterschlagen zu können, dass es ihnen vor allem um den Stoff geht, der alleine die Kapitalverwertung erbringt: Um Rohstoff, Energie, Arbeit und Konsum - um die Beherrschung und Aufzehrung des gesamten 'Natur- und Menschenmaterials'.
Globalisierung ist nicht einfach ein intensiviertes Weltwirtschaftskonzept, sondern eine extensive Kulturstrategie von ungeheuerlichem Ausmaß. Der 'Kampf der Kulturen' war schon 1996 vom US-Regierungsberater Huntington ausgerufen, als noch niemand daran dachte, dass er im Irak unter dem zynischen Konzept eines 'Weltordnungskrieges' inszeniert werden könnte. Inzwischen haben wir den täglichen Terror als Tagesereignis im Fernsehen. Die Gewohnheiten selbst werden militant, die Wohngemächer zum Tribünenplatz von Schlachtgemetzel und Folterungen, Demokratie zum Kampfbegriff einer Selbstgerechtigkeit 'gegen Terror und Unterdrückung', die nichts anderes betreibt, als eben das, was sie anzugreifen vorgibt.

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