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Thesen zu diesem Text: "Auf dem Weg in eine andere Gesellschaft."

Wolfram Pfreundschuh (12.1.2007) 

Am Ende der b�rgerlichen Gesellschaft:
Zwischen Feudalkapitalismus und internationalem Kommunalismus

Sechster Teil:

Grundlagen einer menschlichen Gesellschaft

Dass was faul ist an diesem Gesellschaftssystem, das merkt man inzwischen auf fast allen Ebenen desselben. Dass es aber den Lebensnerv der Menschen selbst betrifft, das ist nicht jedem gleich klar. Es erscheint ja nur als ein Problem mit der Existenz, als Geldnot, als Geldmangel. Aber hinter den Geldverh�ltnissen der kapitalistischen Gesellschaft verbirgt sich ein gesellschaftliches Unding, das nicht nur aus einem Mangel besteht sondern zugleich eine ungeheuerliche Wirkung hat. Klar: Nichts geht ohne Geld. Aber was noch schlimmer ist: ohne Geld ger�t man selbst ins Jenseits der Gesellschaft. Geld ist nicht irgendein Gegenstand, ohne den man auch mal eine Weile auskommen kann, es ist das absolute Lebensmittel, ein Mittel, das nicht unmittelbar menschlich erzeugt, aber f�r die Menschen bestimmend ist wie eine Kraft, die alles beherrscht, nicht nur Mittel ist, sondern vor allem Zweck, denn nur durch Geldbesitz ist der Mensch das was er ist: Ein gesellschaftliches Wesen. Der Wirkungsprozess dieser fremden Kraft ist daher absurd und unmenschlich. Aber die Wirklichkeit des Geldbesitzes erscheint so trivial, dass viele Menschen daran keinen Ansto� nehmen. Sie kommt daher wie eine Begebenheit, die Ausgleich verschafft f�r Aufw�nde, die erledigt wurden. Aber Geld betreibt einen Ausgleich, der zugleich abh�ngig macht. Es ist nicht nur Zahlungsmittel sondern zugleich auch Betriebsanleitung: L�sungsmittel aller Not, Produktionsmittel aller Ideen, Allgemeingut und Gl�cksversprechen f�r jeden, der es hat. Es ist gleichg�ltig gegen jeden Sinn und zugleich m�chtig �ber ihn. Geld erscheint durch die Macht, die es verk�rpert, als das Einzige, was fehlt, wenn Krisen aufkommen. Nach ihm besteht vor allem deshalb ein gro�es Verlangen, weil es die Not, die es erzeugt, die Trennung der Menschen von ihrem Produkt, auch am ehesten zu l�sen versteht. Aber gerade hierdurch ist es das Aufl�sungsmittel von jeder gesellschaftlichen Wirklichkeit, der Circulus vitiosus der kapitalistischen Gesellschaftsform, Zentralorgan ihrer Unmenschlichkeit.

Wie aber sollen Menschen eine Gesellschaft begr�nden k�nnen, die sie nur zu ihrem egoistischen Zweck nutzen, die im Untergang von Existenzen den Aufgang ihrer Gesellschaft sehen, im Wachstum des M�chtigen die Abschottung zum Ohnm�chtigen? Es w�re eine Gesellschaft des Verschlei�es, die Vernutzung zum Prinzip hat, um dem Wachstum der St�rke und Gr��e, um also einem abstrakten Wachstum zu fr�hnen. Jede tierische Gesellschaft w�re humaner, wei� doch jedes Vieh, dass es nur im anderen sich als Gattungswesen wahr hat, dass es ohne die anderen Tiere verarmt.

Es ist absurd, eine Gesellschaft als Wettbewerb der St�rke zu verstehen. Aber genau diese Absurdit�t macht die kapitalistische Gesellschaft aus. Sie gr�ndet auf dem Wertwachstum und dieses erzeugt einen Reichtum, der sich menschlich entleert, weil immer mehr Menschen hierbei ausfallen, immer mehr Schwache entstehen, weil ihre Kraft keinen Wert mehr hat, bzw. genutzt, aber schlecht bewertet wird. Die Widerspr�che der kapitalistischen Gesellschaft selbst zeigen, wie unsinnig das ist. Das Auff�lligste an diesem Widersinn ist, dass Geld, welches doch nur ein allgemeines Zahlungsmittel f�r die Menschen sein soll, Macht �ber sie gewinnt und die gesellschaftliche Ohnmacht des weitaus gr��ten Teils der Menschheit besiegelt und ausnutzt und von daher Reiche immer reicher und Arme immer �rmer macht. Und die einzige St�rke, die sich auf diese Weise durchsetzt, ist das Schw�chste und D�rftigste, was den Menschen zu eigen sein kann: der Geldbesitz. Jeder Idiot wird dadurch m�chtig und wir m�ssen uns nicht wundern, wenn wir mit vielen m�chtigen Idioten zu tun haben.

 

Woher kommt dies eigentlich. Wie ist der Irrsinn erkl�rlich, der immer wieder konstatiert worden ist - gerade wieder mal von Robin Wood in seinem letzten Magazin 4/2006. Dort hei�t es: „W�hrend weltweit j�hrlich Millionen Menschen an Hunger sterben, produzieren wir Lebensmittel, mit denen 12 Milliarden Menschen ern�hrt werden k�nnten. ... In Deutschland werden Jahr f�r Jahr ca. 20 Prozent der produzierten Lebensmittel vernichtet. Der Armutsbericht 2005 der Bundesregierung weist aus, dass mehr als elf Millionen Bundesb�rgerInnen in Armut leben.“

Die Fakten sind klar. Zugleich aber meint Robin Wood - wie viele andere eben auch -, es l�ge an der ungerechten Verteilung des Geldes auf der Welt. Das ist nicht ganz richtig, denn Geld wird nicht verteilt. Es wird verdient. Und dabei geht es nicht um ein blo�es Quantum von Zahlen, M�nzen oder Scheinen, sondern um den Wert, der als Verdienst ausgemacht wird. Der Grund f�r die Verarmung liegt nicht in der Ungerechtigkeit der Verteiler, sondern in der Bewertung der Arbeit, welche Menschen leisten, um mit ihrem Verdienst zu leben. Letztlich geht es um die Bewertung des Lebens von denen, die arbeiten m�ssen, weil sie keine Besitzst�nde, vor allem keinen Geldbesitz aufweisen k�nnen. Der Kapitalismus ist also nicht nur eine Verteilungsform, eine bestimmte Art, wie sich Werte unter den Menschen verteilen, sondern vor allem eine politische Formation der Lebensnotwendigkeiten selbst, eine Lebensmacht, die �ber den Lebens- und Arbeitsverh�ltnissen steht, eine Macht, worin das Leben bestimmter Menschen, Macht und Ohnmacht von Menschen durch ihre Lebensbedingungen bestimmt wird. Sie erscheint damit nat�rlich, als die Macht der Voraussetzung, der Herkunft, der Vergangenheit, der man unterzogen ist und aus der man sich durch Arbeitsleistung befreit. Aber es ist die Macht des Besitzstandes, des Angeeigneten, das dem Leben entzogen ist, des Toten, das als politische Macht am Leben erhalten wird, des Geldes, das zu Kapital geworden ist. Das Tote beherrscht das Lebendige und zehrt es aus, um sich zu best�rken, um seine Macht zu vergr��ern und alle Geschichte zu bestimmen.

Das ist doch eigentlich trivial und bl�d. Aber wie kann es dennoch m�glich sein, dass Geld zu einer den Menschen �u�erlichen Macht und Gewalt werden kann. Wie also kann Geld zur m�chtigen Allgemeinheit einer Gesellschaftsform werden, die das Leben der Menschen bestimmt und nur bef�rdert, was dem Geld als Kapital dienlich ist? Und vor allem, Wie kann sich die so lange erhalten – und wodurch?

Gesellschaft als Lebensform 

Um dem genauer nachzugehen ist zun�chst Gesellschaft selbst als Lebensform von Menschen zu begreifen. Gesellschaft gibt es nicht einfach, weil es Menschen gibt. Sie besteht auch nicht aus dem Erleben von vielen Menschen oder von Kultur, nicht aus einem Gemenge, nicht aus einer Menge von Menschen, aus ihrem blo�en Zusammenkommen, sondern aus ihrem Zusammenwirken, aus der Wirklichkeit ihrer Selbsterzeugung. Gesellschaft ist immer ein geschichtliches Gebilde menschlicher Wirklichkeit, das sich best�ndig erneuert und das Verhalten der Menschen wie auch die Verh�ltnisse ihrer Gegenst�nde umfasst. Das Allgemeine ihrer Verh�ltnisse ist deshalb nicht einfach die Summe vieler Lebens�u�erungen, sondern das bestimmte Ineinandergreifen vieler Wirklichkeiten, Teilung und Zusammenbringen von Arbeit und Bed�rfnissen zu einem Ganzen, worin sich die Vielfalt des Lebens als bestimmte Kultur zusammenfasst, als Resultat und Ursprung eines bestimmten menschlichen Lebens. Gesellschaft ist eine Allgemeinheit von Menschen, die diese durch ihr Zusammenwirken begr�nden und darin zugleich die Lebensvermittlung ihrer Natur, Gesellschaft als Form ihrer Naturm�chtigkeit haben.

Sie sind �berhaupt nur dadurch zu Menschen geworden, dass sie ihre Arbeit zu einer Naturmacht entwickelt haben, zu einem Zusammenwirken, durch welches die Elemente der Natur beherrscht wurden. Durch Erfindungsgeist, durch die Erzeugung von Werkzeugen, welche Arbeitsprozesse wirtschaftlich gemacht haben und durch das menschliche und maschinelle Zusammenf�hren von Kraft ist eine Lebenswelt entstanden, welche heute den Globus beherrscht. Es waren keine einzelnen Genies, die das bewirkt haben. Es war der Prozess der gesellschaftlichen Entfaltung selbst, die Geschichte der menschlichen Synergie, welche aus den einzelnen Errungenschaften im Zusammenwirken mit anderen dann als Erfindung hervorgebrochen ist. Ohne Rad keinen Wagen, ohne bin�re Mathematik kein Computer. Alles hat seine Geschichte, eine bestimmte Abfolge von Entwicklungen, und eine bestimmte gesellschaftliche Kultur ist ihr Produkt.

Die menschliche Gesellschaft ist also keine Frage der Definition oder der Struktur des Menschlichen oder des optimierten Menschseins. Die Menschen selbst haben sie praktisch dadurch begr�ndet, dass sie die Entwicklung ihrer Bed�rfnisse, die menschliche Sinnbildung, als Entwicklung ihrer Arbeit gestaltet haben. Sie haben sie so differenziert, wie sie ihre Produkte differenzieren konnten, und so wurde die Arbeit zur Grundlage ihrer ganzen Menschheitsgeschichte, der Sinnbildung menschlichen Reichtums. Die Menschen haben soviel Sinn f�r sich, wie sie ihn gesellschaftlich bilden konnten, wie sie in ihren Lebsenszusammenh�ngen das eine zum anderen fanden, aus der Teilung der Arbeit und dem Zusammenwirken der Teile in einem gesellschaftlichen Ganzen. Diese Gesellschaft erneuert sich best�ndig aus dem, was in ihr geschichtlich entwickelt und was auch ihre bisherige Form war. Alleine schon ein R�ckblick auf die letzten 100 Jahre der Menschheitsentwicklung zeigt einen immensen Schatz an Bildung von Reichtum, den man zuvor kaum erahnen konnte. Durch die gesellschaftlichen Bildungen der Menschen, welche immer Gebilde ihrer Arbeit und Kultur in einer bestimmten Zeit sind und welche die Inhalte ihrer Lebensbed�rfnisse ausmachen, entwickeln sich die Mittel der Bed�rfnisbefriedigung und der Arbeit, die Lebensmittel und die Produktionsmittel. Und dieser Reichtum bestimmt letztlich alles, was die Geschichte der menschlichen Gesellschaft ausmacht, ist das geschichts�bergreifende Moment menschlicher Lebensverh�ltnisse.

Reichtum und Armut als gesellschaftliches Produkt

"Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung", die einzelne Ware als seine Elementarform." (MEW 23, S. 49).

So leitet Marx sein wichtigstes Buch, das Kapital, ein. Damit ist gesagt, dass die Warenform der Produkte in der kapitalistischen Gesellschaft ein Quantum ausdr�ckt, das nicht unmittelbar menschlichen Reichtum darstellt. Die Waren sind zwar qualitativ wie quantitativ menschliche Produkte f�r menschliche Bed�rfnisse, aber sie sind dem menschlichen Reichtum zugleich �u�erlich, enthalten eine ihm fremde Bestimmung, die zwar Reichtum menschlich erscheinen lassen kann, aber in Wirklichkeit nur ein Quantum von Produkten ist, die sich auf dem Warenmarkt ansammeln. Die quantitative Bestimmung dieser Produkte entsteht nicht in der Arbeit und nicht durch den Konsum. Sie entsteht im Austausch der Produkte als ihre Wertgr��e, als die im Tausch realisierte durchschnittliche menschliche Arbeitszeit, die aufgewendet werden muss, um auf dem Markt zu bestehen, also um zu Geld zu kommen und damit den Markt zu �berstehen.

Die kapitalistische Produktionsform vermittelt nicht die Totalit�t menschlicher Lebens�u�erungen, sondern ist in sich selbst ausschlie�lich durch den Wert und sein Wachstum bestimmt, durch die Verh�ltnisse auf den Kapital- und Warenm�rkten. Diese haben mit den Bed�rfnissen der Menschen nur soviel zu tun, wie diese Voraussetzung f�r jedes Marktgeschehen sind. Der Markt selbst aber sammelt vor allem auf, was hierbei zu gewinnen ist, die Asche der Verh�ltnisse: Geld. Dieses fungiert f�r die bed�rftigen Menschen als Zahlungsmittel, f�r die H�ndler jedoch als ein Faustpfand ihrer Handelsmacht, die sie aus den R�ckst�nden des Marktgeschehens gewinnen.

Im Warentausch bewegen sich die Gegens�tze von menschlichen Lebensinhalten und gesellschaftlicher Form als gegens�tzliche Pole des Austauschs, als Gebrauchswerte und Tauschwerte. Die Waren entsprechen diesem Widerspruch von privater und gesellschaftlicher Form indem sie als gesellschaftlich gegebene Gegenst�nde, als Wertdinge, den Bed�rfnissen der einzelnen Menschen begegnen und ihnen die Arbeit abverlangen, welche dem Wert der Dinge gleichsetzt wird. Der Tausch selbst bestimmt ihren gesellschaftlich g�ltigen Wert, eben das Wertquantum, das sich hier realisiert als Quantum einer Beziehung von Sachen.

Es geht um Wert. Alles wird getan, damit die Produkte eine optimale Wertgr��e erzielen. Menschen m�ssen hierf�r weiterhin m�glichst viel arbeiten, weil nur ihre Arbeit, ihre Abh�ngigkeit vom Kapital, wertbildend ist. Und sie sollen zugleich durchschnittlich m�glichst einfache Lebensmittel f�r ihre Reproduktion bekommen, damit hierf�r m�glichst wenig Arbeit verausgabt wird, also m�glichst wenig Arbeit auf die Menschen zur�ckgef�hrt wird. Das wesentliche Produkt des Kapitalismus sind nicht Produkte von und f�r Menschen. Es ist eine Wertgr��e als politische Macht, welche sich aus dem Markt gewinnt und welche den Markt bestimmt und wof�r alle Menschen verpflichtet sind, ihre Kraft aufzuwenden, um Geld zu erhalten, also um an der gesellschaftlichen Vermittlung der Lebensmittel teilzuhaben. Es ist die politische Macht, die der Wert der Produkte in der kapitalistischen Gesellschaft hat und welche das Kapital f�r sich beh�lt und einnimmt. Damit lassen sich dann auch die Lebensverh�ltnisse der Menschen selbst bestimmen und im Sinne der Optimierung einer Wertverwertung entwickeln. Die Menschen erfahren das am Wert ihrer L�hne im Verh�ltnis zu den Lebenskosten, also durch das Geld, mit welchem sie Mieten, Energie, Verkehrskosten, Lebensmittel, Kleidung usw. begleichen m�ssen. Ihr Leben wird umso sp�rlicher und �rmer, je gr��er die Macht des Kapitals ist.

Die Macht des Geldes als Ma� der Werte und Ma�stab der Preise

Es ist also nicht das Geld als Zahlungsmittel, was ungerecht verteilt w�re (siehe Monetarismus), es ist die Geldmenge als Ausdruck einer Lebensmacht, welche das Leben der Menschen beherrscht, das ihre Arbeitszeit und ihre Armut bestimmt, ihre Ohnmacht verst�rkt und ihren Lebensmut bedr�ngt.

Es geht um die strukturelle Macht des Geldes, das ihr Leben beherrscht, nicht das blo�e Geldquantum, das hie und da mal mehr, aber meist immer nur den gleichen Wert oder auch weniger Wert f�r sie hat – je nachdem, was das Kapital zur Befriedung seiner Machtstruktur n�tig hat, was es also als Spielraum zu den Lohnverhandlungen mitbringt. Die Frage, was die Macht des Kapitals so m�chtig sein l�sst, ist die eigentliche Frage nach der �berwindbarkeit des Kapitalismus. Nur �ber deren Beantwortung kommen wird dahin, zu wissen, was man gegen ihn machen kann, wie wir uns das ja letztens f�r heute vorgenommen haben.

Dies ist im Grunde - wie alles Komplexe, wenn es analysiert ist - sehr einfach. Zumindest in der Theorie. Das Kapital beherrscht die Arbeit. Es stellt die Abstraktion einer menschlichen Naturmacht dar, welche die gesellschaftliche Produktion von Waren bewirkt, die sich aber nicht in den Produkten selbst zu menschlicher Wirklichkeit bringt. Diese sind zwar menschliche bestimmt, existieren aber in der vollst�ndigen Gleichg�ltigkeit gegen diese Bestimmtheit, allgemein gleich geltend: Als Geld. Die Keimform des Kapitals ist das Geld, wodurch sich alles gesellschaftlich aufeinander beziehen l�sst, ohne dass es wirklich gesellschaftlich existiert. Die Waren werden auf dem Markt gesellschaftlich dargeboten und verschwinden von dort durch Geld, gegen das sie getauscht werden, in die Privatwelt des Konsumenten. Geld er�ffnet alle gesellschaftlichen Beziehungen und schlie�t zugleich alle Produkte von sich aus, indem es einzigartig gesellschaftlich �ber alle Produkte hinweg verbleibt.

Es ist ihr ausschlie�liches Ma�, der Ma�stab ihrer Produktion. Als Wertquantum stellt es nicht den Reichtum dar, welchen die Arbeitsprodukte f�r die Menschen haben, sondern lediglich den Wert, den sie haben, soweit sie auf dem Markt zueinander in Beziehung stehen, soweit sie also den Menschen entzogen sind. Geld wird als Kapital festgehalten, um Werte aufeinander zu beziehen, die selbst nur Beziehungsmacht darstellen, die also nichts anderes darstellen, als die Abstraktion von ihrer Entstehung, nichts anderes als abstrakt menschliche Arbeit.

Der Kapitalismus war nicht durch Menschen entstanden, die auf die Idee kamen, Geld zu machen, sondern aus der geschichtlichen Notwendigkeit, die fortschreitende Technologie der Arbeit und der Arbeitsteilung durch Verh�ltnisse zusammenzuhalten, welche sich auf dem Markt ergaben, durch den Austausch ihrer Produkte. Diese waren hierdurch erstmals in eine allgemeine gesellschaftliche Beziehung gestellt. Und so konnte sich auch die Produktion auf eine breite Anwendung beziehen. Aus Leibeigenen wurden Arbeiter, aus Manufakturen wurden Industrieanlagen, aus Entgeld f�r produktive Arbeit wurde Arbeitslohn und aus Geld wurde Kapital.

Aber die Produktion geschah ohne ein bestimmtes Ziel und nur aus dem Grund, irgendwo und irgendwie Absatz f�r das Produkt zu finden und Geld daf�r zu bekommen von Menschen, die es n�tig hatten. Sie bestand aus der Ansammlung vieler Einzelprodukte, die auf dem Warenmarkt den Menschen zugef�hrt werden, deren Existenz hierdurch gew�hrt wurde. Was n�tig ist, dem muss man sich f�gen. Und so entscheidet der Geldwert der Produkte �ber alle Existenzen, ob es nun die Arbeitskr�fte betrifft oder die Produkte selbst. Der Kapitalismus wurde zu einem Lebensverh�ltnis der Menschen, welches aus den einzelnen Existenznotwendigkeiten bestimmt ist. Die Menschen waren in Sachverh�ltnisse geraten, von denen sie abh�ngig waren und ihre Abh�ngigkeit wurde zugleich im Wert der Sachen gemessen, der Wert zum Ma�stab ihres Lebens. Im Grunde rekrutiert sich der Kapitalismus aus einer �konomie des Mangels und der Armut, w�hrend er zugleich einen ungeheueren Reichtum an Werten schafft.

Der Kapitalismus, der die Arbeit der Menschen, die Produktion ihrer Bed�rfnisse und derer Befriedigung voranbrachte, war zugleich ein menschlicher R�ckschritt, eine gesellschaftliche Unvollkommenheit der bisherigen Produktionsform, weil sein Fortschritt sich nicht als gesellschaftliches Verh�ltnis zur�ckvermittelte , sondern nur als Geldbesitz. Er ist ein Verh�ltnis, welches den Menschen eine abstrakte Beziehung vermittelst ihrer Sachverh�ltnisse zumutet, die sie politisch zwingt, sich dem Sachzwang des Kapitals zu unterwerfen. Als Menschen sind sie enteignet, um durch Geldbesitz ihre Reproduktion sichern zu m�ssen. Was sie erzeugen, verschwindet im Wertma� des Geldes. Und dieses erzeugt Macht und Ohnmacht im Kalk�l der Preise und dem Besitz, der sie durchdr�ckt.

Das Wertwachstum und die Fixation der menschlichen Geschichte durch das Kapital

Kapital ist die Geldform menschlicher Produkte, welche ihren Warenk�rper durch dessen Verschwinden vom Markt verlassen haben und als Wertform festgehalten sind, tote, weil vergangene Arbeit, die ohne Stoff und ohne Sinn als politische Macht des Geldbesitzers fortbesteht, als Formation abstrakt menschlicher Arbeit. Kapital ist gesellschaftlicher Lebensentzug, der in Geldform privatisiert und von daher die politische Macht des Privatbesitzes ist. Diese Macht war urspr�nglich noch an das investierende Kapital gebunden, also an den Besitz von Produktionsmittel, deren Nutzung durch das Kapital bestimmt war und von daher auch als reale gesellschaftliche Macht �ber die Arbeit erfahren wurde. Viel bedeutsamer als dieses sorgenvolle Kapital, das sich ja auch noch irgendwie um die Produktion k�mmern musste, ist allerdings das reine Finanzkapital, das Aktienkapital, das nur noch zur Erpressung der Menschen verwendet wird. Es w�chst mit dem Druck auf sie, auf die L�hne, Arbeitszeiten und Arbeitspl�tze und erzeugt in seiner Stringenz eine Masse an Geld und eine Massenarmut des Lebens. Das Kapital saugt alles auf, was Menschen und Natur stofflich zu bieten haben.

Die Neoliberalen sehen dies als ein Konzept f�r die Zukunft und preisen den sozialen Charakter ihrer Vorstellung, dass alle Menschen zugleich Aktion�re werden k�nnten, und sich von daher Verteilungsgerechtigkeit einstellen k�nnte. Es ist die Anpreisung einer Todesspirale in die unendliche Selbstausbeutung der menschlichen Natur – Selbstvernichtung schlechthin, indem jeder arbeitende Mensch seinen Lebensentzug zugleich als seinen Selbstgenuss erleben soll: seine Bed�rfnisse m�ssen dem Absatz folgen und werden mit Reizen �berzogen, die sie ihm ent�u�ern. Seine Arbeitsstelle soll in der allgemeinen G�tlichkeit der Verwertung funktionieren und wird ihm gek�ndigt, wenn es hierzu n�tig ist. Seine Lebensbed�rfnisse werden auf das existenziell N�tige reduziert, damit wertm��ig das Meiste herausspringt. Seine Natur wird vernutzt und ausgelaugt, weil dies alles f�r seine Wertpapiere besser ist. Inzwischen besteht 98 % des Weltkapitals aus solchem Papier. Dessen weltm�chtige Aggressivit�t ist gewaltig.

Die wesentliche Macht des Kapitals besteht auf dem Geldmarkt, wo alle Werte bestimmt werden, auch wenn es Gegenst�nde betrifft, die keine Arbeitsprodukte sind (z.B. Grund und Boden, Frequenzen, Lizenzen usw.). Das Kapital ist letztlich schlicht und einfach die Macht einer real wirksamen Abstraktion, politische Macht, die nur daraus besteht, dass die Menschen keine anderen Lebenszusammenh�nge als �ber die Geldverh�ltnisse verwirklichen. Und dies l�sst sich �ndern.

Der Kapitalismus ist ein sehr doppelb�diger Machtapparat. Einerseits kommt er den Menschen sehr nahe, weil er Produkte schafft, die faszinieren, zum anderen aber betreibt er auch die fortschreitende Isolation der Bed�rfnisse und der Arbeitsteile, um sie von dem einzig g�ltigen gesellschaftlichen Band, dem Geld, abh�ngig zu machen und abh�ngig zu halten. Er spr�ht vor Erfindungen, welche den Arbeitsaufwand mindern und neue Bed�rfnisse und Reize erzeugen, aber er schlie�t die Menschen vom Erfolg seiner Entwicklungen so weit aus, wie es ihm m�glich ist, um Kapital zu schaffen. Das Ziel der kapitalistischen Produktion ist zum einen progressiv, weil sie die Entwicklung der Produktivkr�fte vorantreibt. F�r die Menschen aber ist das Kapital konservativ, weil es nicht der Entwicklung ihrer Bed�rfnisse und der Minimierung ihrer Arbeitsaufw�nde dient, sondern lediglich der Produktion f�r den Warenmarkt, f�r die Marktentwicklung von Wertgr��en. Was die Menschen an technologischem Fortschritt gewinnen und was in ihnen angereizt, an neuen Bed�rfnissen nach Erleben und Spa� geweckt wird, das verlieren sie an menschlicher Kultur, an menschlich begr�ndetem Fortschritt und wirklichen Bed�rfnissen, also Bed�rfnissen, die aus dem menschlichen Leben selbst hervorgehen und darauf auch wieder zur�ckkommen.

Der Kapitalismus hat den Reichtum der Produktionsmittel vermehrt und die Abh�ngigkeit der Menschen vom Geld best�rkt. Was er an Vielfalt von M�glichkeiten entwickelt hat, hat er zugleich der Einfalt des Geldbesitzes unterworfen. Was er den Menschen an Individualit�t erm�glichte, das unterwarf er sogleich dem gesellschaftlichen Diktum des Wertes, der menschlichen Selbstentfremdung. Er ist Fortschritt und R�ckschritt in einem, demnach nichts anderes als die Fixation der gesellschaftlichen Verwirklichung des Menschen an den Mangel des Wertverh�ltnisses. Diese Fixation besteht daraus, die Produktion und Konsumtion der Menschen nicht gesellschaftlich zu verwirklichen, sondern durch eine Abstraktion von den wirklichen Menschen zu vermitteln und damit nur ein abstraktes Menschsein zu vergesellschaften.

Die Abstraktion der Geschichte und die Geschichte einer Abstraktion

Wir sind damit unversehens in einer geschichtsphilosophischen Fragestellung gelandet, die schon Georg Wilhelm Friedrich Hegel thematisiert hatte: Wie verh�lt sich ein Mangel in einem Geschichtsprozess, worin sich nichts anderes durchsetzt als das Mangelhafte selbst, die Fixation des Unwirklichen? Schon Hegel hatte die b�rgerliche Gesellschaft als eine unvollkommene Gesellschaft gesehen, allerdings unvollkommen in Hinsicht auf den Weltgeist bezogen. Dennoch hat die Hegelsche Logik Karl Marx zu jener wesentlichen Erkenntnis der Dialektik gebracht, dass die Nichtigsetzung einer Qualit�t ihre Quantit�t selbst�ndig macht und deren Verselbst�ndigung als Abstraktion fortbestimmt. Was nicht wirklich ist, wird damit unwirklich bestimmt, vollzieht eine Bestimmung, die f�r sich nichts ist, wohl aber Wirkung hat. Wesen und Erscheinung fallen auseinander. Die Substanz das Abstrakten, das Nichts, bringt sozusagen eine Wirklichkeit hervor, die in sich nur abstrakt, also nicht wirklich f�r die Menschen, die Abstraktion von ihnen ist. Das hatte Hegel nicht ausgef�hrt, weil ihm die spekulative Idee als Aufl�sung hiervon galt. Marx erkannte darin das Wertwachstum, das der b�rgerlichen Gesellschaft zwingend inne ist als reale Negation der menschlichen Arbeit, als abstrakt menschliche Arbeit, die als Entfremdungsmacht gegen die Menschen sich entwickelt und best�rkt. Sie werden damit ihrer eigenen Arbeit unterworfen. So wurde ein ideeller Widerspruch als Notwendigkeit einer Realit�t erkl�rlich, die einem teuflischen Prinzip, dem Wertprinzip folgt, wie es von Goethes Mephisto schon im Faust formuliert worden war: „So ist denn alles was entsteht, nur wert, dass es zugrunde geht.“

 

Der Reichtum der Menschen erneuert sich nicht durch die Schaffung und Erweiterung von Besitzst�nden des Geldverm�gens, sondern durch Produktion und Konsumtion menschlicher Produkte, die es den Verm�genden zugleich m�glich macht, ihren Wert zu vermehren. Es ist alles da, was zum Lebenserhalt n�tig ist. Aber dies ist nicht wirklich f�r die Menschen da, die ihr Leben auch erneuern und entwickeln, ihren Reichtum als sinnliche Wirklichkeit ihrer Gesellschaft erfahren wollen. Die Menschen werden auf das private Dasein ihres Verm�gens verwiesen, damit sie der Privatheit der Verm�genden dienstbar sind.

Das Kapital ist die Allgemeinheit vielfacher Privatm�chte, welche �ber der Gesellschaft stehen und diese beherrschen. Von daher ist es h�chst �berfl�ssig, denn nur was gesellschaftlich ist, kann wirklich allgemein sein. Das Kapital ist ein Widersinn in sich, ein politischer Wahnwitz, der Allgemeinheit zur Bef�rderung seiner Privatm�chtigkeit ausnutzt. Was es dabei an Entwicklung bestimmt, dient der Ausbeutung, was es an Zusammenh�ngen stiftet, dient alleine der Geldvermehrung. Es beruht darauf, dass es keine gesellschaftliche Form der Produktion und der Aneignung des Produzierten gibt und daher seine Abstraktionen herrschen k�nnen. Aber ein Gemeinwesen, worin die Grundlagen der Reproduktion gesichert und Geld nicht festgehalten werden kann, w�rde es mit einem Schlag aufheben. Es kommt eigentlich nur darauf an, in den Beziehungen der Menschen dieses Gemeinwesen zu entdecken und wirklich hervorzubringen, menschliche Beziehungen gesellschaftlich durchsichtig und als Momente eines solchen Gemeinwesens begreifbar zu machen.

Die �berwindung des Wertverh�ltnisses

Wenn begriffen ist, dass der Wert als Formbestimmung einer Gesellschaft den Zusammenhang der Menschen fremd bestimmt und als politische Entfremdungsmacht fungiert, ist zugleich begriffen, dass eine Gesellschaft nur gegen diese Wertbestimmung menschlich werden kann, dass dies also die Aufhebung des Kapitals n�tig macht. Da Kapital aber auch eine wirkliche gesellschaftliche Substanz hat, das gesellschaftliche Mehrprodukt, die Entwicklung der Produktions-. Verkehrs- und Kommunikationsmittel, gibt es diese Gesellschaft unterhalb der Oberfl�che der Geldverh�ltnisse auch schon wirklich. Es ist lediglich die politische Macht des Kapitals, welche die Menschen beherrscht, die Macht der Abstraktion von dieser gesellschaftlichen Wirklichkeit. Es sind die konkreten Verh�ltnisse der Produktion und Konsumtion und die konkreten Geschichten der Menschen, die �ber die Abstraktion solcher politischen Macht hinausweisen, und die sie wirklich sein lassen und also auch menschliche Wirklichkeit bilden. Darum geht es – nicht um Geld und Kapital, sondern um die Geschichte, die sich gegen Geld und Kapital wendet. Ihr Sinn kann nur aus den Menschen selbst entstehen, aus ihrer unmittelbaren Kultur.

Eine Gesellschaft, in welcher solche Verh�ltnisse unbeschadet sich verwirklichen k�nnen, muss die politischen Formen der �konomie aufgeben. Politik muss selbst �konomisch sein, muss dem Streben folgen, m�glichst vielen Menschen mit m�glichst geringem Aufwand eine optimale Entfaltung ihres Lebens zu gew�hren, ihre Kultur zu verwirklichen. Dies kann sich nicht aus einer Gesellschaftsstruktur entwickeln, nicht aus einem Staat, sondern nur aus den Menschen selbst, die ihr Gemeinwesen subsidiar – also von unten nach oben – entwickeln und ein Gemeinwesen aus ihrer Wechselwirkung begr�nden und bestimmen. Die Kernzellen einer solchen �konomie sind im Kleinen die Gemeinden und Kommunen, im Gro�en die Regionen und L�nder. Diese schlie�lich entwickeln die Verh�ltnisse unter sich und auf ihren Kontinenten am besten in einem internationalen Kommunalismus.

Stellen wir uns mal vor, was da alles sein bzw. Wirklichkeit werden m�sste. Die wichtigsten Grundlagen hiervon sind selbst auch unmittelbar kulturell und �konomisch, also unmittelbare Verwirklichung von einer �konomie menschlicher Kultur, die nicht mehr durch das Kapital ausgebeutet werden kann, weil Kapital darin keinen Sinn macht. Ich will deshalb einmal einfache Grundpositionen dieser Gesellschaft andeuten, die hier Punkt f�r Punkt benannte werden:

 

1. Gesellschaft

Jede menschliche Gesellschaft ist die geschichtlich gewordene Naturmacht der Menschen, welche durch ihren Lebenszusammenhang und der Reichhaltigkeit ihres Lebensausdrucks, ihrer Lebensverh�ltnisse, ihres Wissens, Verm�gens und Geschicks, also durch ihre Kultur Bestand hat. Dies macht zugleich ihren Fortbestand in den Gegenst�nden des Lebens, dem Reichtum ihrer Gesellschaft aus. Im einzelnen ist sie ein umschriebender Kulturraum, worin der Stoffwechsel der Menschen mit ihrer Natur in einer bestimmten Art und Weise kultiviert ist. Der einzelne Mensch ist darin wesentlich identisch mit seiner Gesellschaft und nimmt Teil an der Erzeugung und am Genuss ihres Reichtums mit allen verf�gbaren und geschichtlich erworbenen Mitteln.
Weder kann er ohne sie, noch sie ohne ihn gesellschaftlich sein. Armut ist daher unnat�rlich, das Resultat eines gesellschaftlichen Aufl�sungsprozesses, worin Reichtum sich vereinseitigt und gesellschaftlich zur�ckgebildet hat. Reichtum kann daher nur wahr sein, wo es keine Armut gibt. In der Armut sind die Menschen ihrer Lebenszusammenh�nge, ihrer Gesellschaftlichkeit beraubt, zu ohnm�chtigen Wesen privatisiert worden.
Gesellschaft ist nie ohne Kultur, auch wenn Menschen aus verschiedensten Kulturen darin zusammenkommen. Kultur ist wesentlich durch ihre �konomische Form gesellschaftlich wirklich, also mit allem, was die Lebenserzeugung in einem Lebensraum mit allen hierin geschichtlich entwickelten Mitteln ausmacht. Dies bestimmt die Reproduktion und das Mehrprodukt der Menschen innerhalb dieses Lebensraums. Kulturelle Existenz ist von daher ortsgebunden, auch wenn die einzelnen Menschen sie nach eigenem Entschluss jederzeit wechseln k�nnen. Eine Kultur besteht als �rtliches Gemeinwesen und verallgemeinert sich in ihren �berregionalen Zuordnungen (z.B. Regionen, L�nder, Wirtschaftsgemeinschaften)

 

2. Kultur

Jede Kultur ist ein Lebensraum von Menschen in der Zeit, wo sie darin leben. Sie hat keine Nationalit�t und kann nicht besessen werden. Darin ist jeder Mensch Erbe der bisherigen Geschichte dieser Kultur, in welche er geboren wurde oder in die er eingewandert ist, sich als neues Leben darin eingefunden oder entschlossen hat und darin erzeugt oder aufgenommen wurde. Ihm stehen von Anbeginn seines Lebens oder mit seiner Einwanderung alle Mittel zu, die diese schon geschaffen hat und die sein Leben erhalten und seine kulturellen F�higkeiten, seine Bildung und Ausbildung m�glich machen. Er hat den Anspruch, von dieser Gesellschaft getragen zu werden, bis er diese selbst tragen und fortentwickeln kann, darin hilflos zu sein und alt zu werden, ohne hierdurch unterworfen oder entw�rdigt zu werden.
Wer in dieser Kultur nicht wirklich lebt, kann dort auch kein Eigentum besitzen. Dies gilt auch f�r alle nat�rlichen Grundlagen dieser Kultur (wie z.B. Grund und Boden, Luft, Wasser, Bodensch�tze usw.).
Wenn sich Menschen entschlie�en, ihre Kultur zu verlassen, so m�ssen die Kommunen sich �ber die �bernahme der individuell erworbenen Anspr�che einigen.

 

3. Bed�rfnis und Arbeit

Menschliche Arbeit bestimmt sich nicht durch den Markt sondern durch Bed�rfnisse, die sie befriedigt. Von daher ist sie selbst ein Moment menschlicher Bed�rfnisse. Diese sind unmittelbar bestimmte Beziehungen auf bestimmte Gegenst�nde und begr�nden jedes kulturelle Verh�ltnis. Arbeit f�r sich genommen ist ein Aufwand, welcher durch Bed�rfnisse begr�ndet ist und ihnen daher auch angemessen sein muss. Arbeitsbeziehungen k�nnen demnach nur Verh�ltnisse des Willens sein, Gegenst�nde f�r diese Bed�rfnisse herzustellen. Es sind also Vertragsverh�ltnisse, worin die Bed�rfnisse, welche die Arbeit hervorrufen, als gemeinschaftliches Sollen aufeinander bezogen und im wirklichen Aufwand der Arbeit bemessen und befriedigt werden. Jeder Wille erlischt mit der Befriedigung des ihn begr�ndenden Bed�rfnisses. Dabei geht es immer zum einen um notwendige Arbeit, welche die Reproduktion des Lebensstandards ausmacht, und Arbeit, mit welcher neue Bed�rfnisse entwickelt und befriedigt, also Mehrprodukte erzeugt werden, die erst sp�ter zum Lebensstandard werden.
 

Das Mehrprodukt kann nicht zur politischen Macht des Kapitals, werden, wenn es von denen kontrolliert wird, die es erzeugen. Die Erzeugung von Mehrprodukten, durch welche sich ein Gemeinwesen entwickeln kann, ist denjenigen freigestellt, die zu Aufw�nden bereit sind, die �ber die durchschnittliche Reproduktionsarbeit hinausgehen. Sie werden also mit besonderen Anteilen aus dem Mehrprodukt entlohnt. Diese Anteile k�nnen auch eingesetzt werden, um sich aus der Existenzsicherungsarbeit frei zu stellen. Die Mehrproduktion wird aus der Bereitwilligkeit der Arbeitenden zur Mehrarbeit bestimmt.
Arbeit muss immer verbunden, also organisiert werden. Der kommunale Arbeitsverbund funktioniert wie die Alternative zu einer Aktiengesellschaft: Verm�gen, das als Mehrprodukt gilt, wird im Gemeinwesen als dessen Verm�gen verf�gbar gemacht und zur Anwendung in neuen Projekten verf�gbar gehalten. Dies verwaltet ein Gremium, das entweder kommunale Aufgaben darin materialisiert (z.B. Energiebeschaffung, Vorsorge, Wohnungsbau, Verkehrsmittel, Kommunikationsmittel usw.) oder es Initiativen �berl�sst, die ihre Projekte glaubhaft vortragen.

4. Kommunale Arbeit

In jeder Kultur ist der Kreislauf von Arbeit und Bed�rfnisbefriedigung zum einen geschlossen, soweit es ihre Reproduktion betrifft, und zugleich offen, soweit es ihre Entwicklung verlangt. Die Grundversorgung ist der elementare Kreislauf der Kommunen. Allen Menschen einer Gesellschaft muss ihre Reproduktion auf der Ebene eines gesellschaftlich durchschnittlichen Lebensstandards garantiert werden die mit einem minimalen anteiligen Arbeitsaufwand abgegolten wird. Das verlangt eine kommunale Arbeitsteilung, welche die volle Reproduktion umfasst, teils durch Eigenarbeit, teils durch Vertragsarbeit und Austausch mit anderen Kommunen.
Die Arbeiten werden in der Zeit berechnet und nach Zeitaufwand berechnet und entlohnt. Die Ausbildung hierf�r ist frei.
Arbeitsprojekte werden frei entwickelt und gesellschaftlich gest�tzt, was ihren sachlichen Aufwand ausmacht. Soweit es nur die Reproduktion von Menschen betrifft, sollten die Arbeitsmittel von der Kommune frei verf�gbar gemacht oder auch kommunal organisiert sein. Weitergehende Unterst�tzung begutachtet und entscheidet ein spezielles wissenschaftliches und politische Gremium.
Eine solche gesellschaftliche Produktion verlangt, dass die hierzu n�tigen Produktionsmittel f�r die Grundversorgung von den Kommunen oder von ihren politischen Repr�sentanten bestimmt und verwaltet werden. Die Entstehung neuer Technik oder neuer Lebensmittel mag im Einzelnen entstehen, ihre Entwicklung ist ein kommunales Anliegen, das sich durch Einsatz von kommunalem Verm�gen umsetzt und das Entwicklungsrisiko der Kommune �berl�sst. Das Resultat ist eine neue Entwicklungsstufe der �konomie dieser Kultur: bequemere Arbeit, sinnvollere Arbeitsteilung, bessere Produkte usw.
Das einzelne Engagement der Entwickler geht �ber die notwendige Arbeit hinaus und kann auch besonders pr�miert werden.

Das erste ist, dass diese Gesellschaft die Existenz eines jeden Individuums freistellen muss und die Individuen einen ihnen m�glichen und entsprechenden Anteil an dieser Existenzsicherung durch Arbeit oder Material oder Produkt zur Verf�gung stellen. Die Gesellschaft �berl�sst den Einzelnen so weit ihre Reproduktion, wie diese dazu und durch die verf�gbaren Ger�te und Automaten in der Lage sind. Die Ger�te zur Existzenzsicherung sind gesellschaftliches Eigentum und werden durch ein gesellschaftlich kontrolliertes und erw�hltes Gremium so verteilt, wie es den M�glichkeiten der Individuen entspricht.

Die gesellschaftliche Reproduktion (z.B. Verkehrsmittel, Kommunikationsmittel, Industrie, Verwaltung, Gesundheitswesen, Wissenschaft usw.) wird anteilig von den Menschen getragen, wie es ihnen m�glich und als ihre M�glichkeit auch festgestellt ist. Das ihnen M�gliche muss auch dem Anteil des gesellschaftlich notwendigen Arbeitsverm�gens entsprechen (also, wie viele Alte, Kranke, Kinder usw. hierbei mitgetragen werden m�ssen).

Menschen geraten in eine Gesellschaft entweder durch Geburt oder durch Einwanderung. Wenn sie hilflos und gebrechlich sind, m�ssen andere f�r sie aufkommen, wie auch sie f�r andere aufkommen m�ssen, die hilflos und gebrechlich sind. Alles Aufkommen, welches �ber die einfache Reproduktion hinausgeht, besteht in der Beteiligung an einer Arbeit, wie sie von Gewohnheit her n�tig oder gesellschaftlich festgestellt ist.

5. Kommunales Geld

F�r alle Bewertungsverh�ltnisse und Wertbeziehungen kann Geld ein regional bewertetes Zahlungsmittel als ein verschwindendes Tauschmittel sein, welches die Zeitaufw�nde der geleisteten Arbeit darstellt. Es muss also - zumindest prinzipiell - mit den Produkten, die es tauscht, den Markt verlassen. Das w�re z.B. durch ein Computergeld oder Rechengeld m�glich, das auf eine vollbrachte Arbeit datiert ist. Es wird mit seiner Laufzeit von Monat zu Monat immer weniger wert und l�sst sich als monatlich g�ltiger Werttr�ger mit aktualisiertem Wert auf �ffentlich zug�nglichen Druckern drucken, die von einer kommunalen Datenbank gespeist werden. Das entspricht theoretisch einer gezielten Geldentwertung auf der Grundlage der Lebenszeit von Arbeitsprodukten und Menschen.

Geldbeziehungen nach au�en, z.B. in der EU, sollten immer durch Naturalientausch oder den Tausch von eigenen Arbeitsprodukten gedeckt sein. Epresserische Bewertungen m�ssen durch internationale Gremien unm�glich gemacht werden. Auch wechselseitige Arbeitsbeziehungen, bei welche Produktionsmittel vorgestreckt werden, m�ssen von solchen Gremien kontrolliert werden.

6. Politik

Politik kann nicht einem „freien Gewissen“ der Politiker folgen, sondern ist gebunden an die Notwendigkeit der Ausgestaltung und Verwirklichung eines dezidierten Verlangens. Daf�r taugt keine repr�sentative Demokratie sondern nur eine parlamentarische �konomie, welche demokratische Entscheidungen trifft, in welchen alle Betroffenen und Fachkundigen sich m�glichst im Verh�ltnis ihrer Beziehung zur Sache einig werden m�ssen. Stimmenmehrheit ist das letzte Mittel, eine Entscheidung zu erzwingen und kann nur nach einer �ffentlich begr�ndeten Entscheidungsnotwendigkeit erfolgen.
Politik muss den Bed�rfnissen der Menschen folgen und kann daher keinen politischen Willen haben, der sich nicht aus diesen erkl�rt. Sie kann nichts Meinen, ohne zu wissen und kann daher auch keine Meinung repr�sentieren, die hiergegen gleichg�ltig ist. Die Meinungs- und Willensbildung kann nur die Formulierung eines Verlangens sein, worin Menschen ihr Anliegen erkennen und begreifen. Das Resultat einer Entscheidung setzt dies um und ist von daher immer politisch, �konomisch und kulturell zugleich. Es muss demzufolge zur Entschlussfindung immer ein wissenschaftlicher, ein politisch delegierter und ein kulturell anerkannter Rat daran beteiligt sein..
Politische Gliederungen sind �konomische Gliederungen, in welchen die Beziehungen von Bed�rfnissen und Arbeit gesellschaftlich ausgedr�ckt werden. Sie bef�rdern die �konomie f�r die Menschen indem sie die optimale Nutzung von Kraft und Mittel f�r ihre Lebensverh�ltnisse im Ma� ihrer Bed�rfnisse erkunden. Politische Gliederungen sind Gruppierungen bestimmter Diskussionen hier�ber, die zu entsprechenden Entscheidungen gelangen m�ssen. Sie setzen sich aus Menschen zusammen, die delegiert sind, diese Entscheidungen zu treffen. Das sind R�te, also Abordnungen aus praktisch betroffene Menschen, Wissenschaftlern und Politikern. Diese entscheinen in einem qualitativ bestimmten Verh�ltnis, wobei jedes der Gremienmitglieder zugleich seinem Kommunalbereich auch Rechenschaft f�r seine Position schuldig ist..

Politik kann nicht mehr auf einer repr�sentativen, sondern muss auf einer direkten Demokratie beruhen. Die politische Auseinandersetzung in der Gesellschaft findet auf Foren statt, die thematisch gegliedert und subsidiar bestimmt sind. Sie sind aus Lebensbereichen her definiert und abgeordnet und auf dem Verallgemeinerungsgrad abstimmungsf�hig, in welchem sie sich auf die Sache bezogen befinden. Im selben Verh�ltnis bestimmen sie die Gremien, die f�r den Ablauf und die einzelnen Entscheidungen (z.B. aus Praktikern, Wissenschaftern und Politikern) gebildet werden.

Die Gremien stellen die Executive im jeweiligen Verallgemeinerungsgrad ihrer Zust�ndigkeit dar. Sie werden in den Foren bestimmt und sind f�r ihre T�tigkeit dort Rechenschaft schuldig. Alle Gremienvertreter zusammen bilden ein Gesamtgremium, in welchen �ber Notwendigkeiten entschieden wird, die nicht subsiduar bew�ltigt werden k�nnen. Dieses entspricht der eigentlichen Regierung mit ihren Ministerien. Doch diese Ministerien bleiben von den entsprechenden Fachgremien unter subsidiarer Kontrolle.

 

7. Eigentum

Eigentum ist die gegenst�ndliche Eigent�mlichkeit der Menschen, die ihre Produkte f�r ihre Bed�rfnisse erzeugen, im einzelnen wie auch allgemein. Alles Neue ist geworden in einem Ganzen, alles Einzelne zugleich auf die Allgemeinheit bezogen. Das Gl�ck einer Erfindung bef�rdert den Erfinder wie auch die Kultur, in welcher er lebt. In die Produktion geht die ganze bisherige Kultur der Menschen ein und dr�ckt somit immer auch eine geschichtlich gewordene Verbindung von einzelner und allgemeiner Lebens�u�erung aus. Auch alle nat�rlichen Lebensgrundlagen, die selbst nicht lebend sind, wie z.B. Land, Wasser, Luft, Raum, Rohstoffe, Elektromagnetische Frequenzen usw. sind Eigentum der Menschen, die diese mit Leben f�llen. Sie sind allen lebenden Menschen innerhalb einer Gesellschaft zu gleichen Teilen anvertraut. Was die Menschen entnehmen, haben sie zu ersetzen, z.B. durch Erfindungen neuer Produkte oder durch Erschlie�ung neuer Quellen.

Prinzipiell geh�rt jeder Naturstoff, jede Fl�che und jeder Raum der Kommune. Und diese besteht aus den Menschen, die sie bewohnen, solange sie leben oder bis sie auswandern. Von daher ist solches Verm�gen zwar das Verm�gen der Bewohner und wird ihnen zugeordnet und von ihnen belebt – aber nur solange sie leben. Sie k�nnen es nicht besitzen und nicht vererben. Die Qualit�t der R�umlichkeiten wird gestaffelt und hieraus ein Durchschnittsma� des Raumbedarfs als Grundlage festgelegt. Die Wohnr�ume werden nach diesem Ma�stab pro Einwohner anteilig an der gesamten verf�gbaren Wohnfl�che berechnet, die Betriebsr�ume pro Arbeiter und Maschine. Wer mehr Raum oder besseren Raum beansprucht, muss hierf�r auch mehr Arbeit pro Nutzungszeit aufwenden.

 

8. Recht und Unrecht

Die Rechtsprechung muss v�llig unabh�ngig von der Politik sein, aber nicht frei von Auseinandersetzung. Recht ist kulturelle Selbstverst�ndigung auf allgemeinster Ebene. Die Auseinandersetzung dar�ber entspricht einem ethischen Diskussionsprozess in einer bestimmten Kultur, der in kommunalen und �berregionalen Einrichtungen gef�hrt wird. Dies umfasst alles, was wahr und richtig, also Recht sein soll, praktisch auch Anh�rungen, wissenschaftliche, politische und kulturelle Statements. Das Recht ist nicht subsidiar, sondern selbst nur allgemein. Aber die Ethikdiskussionen gestalten es und �berpr�fen seine Bew�hrung in der Allgemeinheit.
Bei einem Rechtsversto� erhebt die Kommune Anklage. Verteidigung ist freigestellt, muss aber auf Antrag kommunal entlohnt werden. Die kommunalen, regionalen und landesweiten Gerichtsh�fe stehen in der Auseinandersetzung mit den �rtlichen Diskussionen, welche die Basis aller Rechtsprechung sind. Jeder Einspruch gegen einen Richterspruch muss dort auseinandergesetzt werden und kann demnach unter Umst�nden Recht und Ethik fortentwickeln. Die Entwicklung des Rechts ist also die �ffentliche Entwicklung Ethikdiskussionen auf entsprechenden Foren und auf allen Ebenen der entsprechenden Verallgemeinerung und Allgemeinheit.