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Thesen zu diesem Text: "Auf dem Weg in eine andere Gesellschaft."

 

Wolfram Pfreundschuh (9. 3. 2007)

Am Ende der bürgerlichen Gesellschaft:
Zwischen Feudalkapitalismus und internationalem Kommunalismus

Achter Teil:

Die Staatskrise und die Krise des Kapitals

Heute soll es um den Staat und die Krisen des Kapitals gehen. Das Thema ergibt sich daraus, dass der Staat sich selbst immer weniger Problem lösend verhält, aber immer mehr Forderungen an seine Bürger richtet. Wenn er selbst die Menschen bedrängt, ihre Bedürfnisse und Interessen seinem politischen Willen und der politischen Ökonomie der Nation zu unterwerfen sucht, dann muss was faul sein im Staate. Zur Wahl stellen sich seine Repräsentanten als politische Repräsentanten vor, die so etwas wie das Gemeinwohl der Bevölkerung gestalten und möglichst auch verbessern, Probleme lösen und Krisen überwinden wollen. In der nachfolgenden Wirklichkeit aber ist nichts von einer Lösung zu vermerken. Stattdessen diskutiert man eifrig, wie das kleinere Übel für die Bevölkerung aussehen könnte – mit einer möglichst umfassenden Beteiligung, sprich: Verantwortungsübernahme ihrerseits. Ok. Wir wissen es schon lange: Der Staat ist faktisch bankrott, die Staatsverschuldung wächst jede Sekunde um ca. 2.100 Euro, die Defizitquote des Bundesinlandprodukts ist mit 3,57 Prozent praktisch genauso hoch wie die Zinslastquote mit 3,63 Prozent und die Maastrichtkriterien sind längst nicht mehr einzuhalten. Ähnlich ergeht es den anderen kapitalistischen Gemeinwesen der Welt auch. Für die EU hatte schon 1999 Prof. Reimut Jochimsen, Landeszentralbank-Direktor von Nordrhein-Westfalen, erklärt: "Für die Gesamtheit der EWU-Länder gilt, dass die Neuverschuldung gerade ausgereicht hat, die Zinslast aus der Verschuldung zu decken.“ Jede Neuverschuldung wird seitdem also hauptsächlich zur Zinstilgung der alten Schulden aufgebraucht wird. Heute ist auch nicht mal dies nicht mehr der Fall. Die Politik hatte verzweifelt dagegen gesteuert. Man hatte auf Besserungen mit Konkurrenzverschärfungen durch die EU-Erweiterungen gehofft – und darauf hofft man immer noch, obwohl die Zahl der EU-Länder schon seitdem mehr als verdoppelt wurde.

Alles, was das Problem lösen sollte, hatte es letztlich nur verschärft. Solange der Absatzmarkt durch neue Beitrittsländer in die EU mit neuen Käufern und billigen Arbeitskräften aufgefüllt wurde, also seine Umsatzmasse zunahm, gab es Verbesserungen der Konjunktur (so wie es uns augenblicklich durch den Zugang der beiden Balkanstaaten ergeht). Sobald dies aber keinen neuen Wertunterschied mehr erbringt, sondern die neuen Märkte als Vermögen an Produktionsmittel, Produzenten und Konsumenten integriert sind, verliert sich das auch wieder, auch wenn die Produkte und Arbeitskräfte insgesamt etwas billiger geworden sind. Denn aus der Verbilligung der Produktion durch Lohndrückerei ergibt sich immer auch ein Absatzproblem: Die Produkte können nicht mehr bezahlt werden oder werden unter Wert verkauft. Und hierauf erfolgt dann auch immer wieder eine Verschlechterung der Konjunkturlage, also auch Verminderung der Steuereinnahmen, der Lohnsteuer, der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer, bzw. Mehrwertsteuer im jeweiligen Land. Gemessen am Gesamtmarkt schrumpft dessen Vermögen. Es wächst lediglich die Wertmasse des Mehrwerts, der vom Finanzmarkt abgeschöpft wird. Und dieser Mehrwert wird immer seltener zum Wachstum der Wirtschaft reinvestiert, sondern entschwindet immer öfter als Finanzkapital den nationalen Wertkreisläufen in internationale Konzerne und Wertpapiere. Der reale Stoffumsatz der Produktion und die Verwertung des Mehrwerts haben sich in zwei Welten aufgeteilt, wovon die letztre sich zum Weltkapital entwickelt, das keine organischen Schranken mehr kennt, bzw. die zurück bleibenden Lasten, vor allem die Soziallasten, den jeweiligen Nationen hinterlässt.

Die Staatskrise und die Krise des Kapitals

Es ist ein Teufelskreis der produktiven Wertmasse, der sich auch bei wachsendem Inlandsprodukt und sinkenden Lohnstückkosten als Teufelskreis einer Negativbilanz des Finanzhaushalts ausdrückt. Die Gesamtverschuldung der Staaten, in denen sich dieses als Schrumpfung der Steuereinnahmen darstellt, nimmt zu. Das hat den Staat längst an die Grenze seines Finanzierungsvermögens und seiner Liquidität gebracht.

Selbst wenn er keine zusätzlichen Schulden aufnehmen müsste und sich eine jährliche Schuldenrückzahlung von 13 Milliarden Euro leisten könnte, so wäre doch eine Schuldentilgung auch in 100 Jahren noch nicht möglich. Der deutsche Staat war schon im November 2006 mit 1,54 Billiarden Euro verschuldet. Und das ist verglichen mit den USA und mit Japan sogar noch wenig. Die USA sind mit 7,40 Billiarden Dollar in der Kreide, die Japaner mit 7,24 Billiarden Doller. Es scheint sich um eine Seuche auf der ganzen Welt zu handeln, um eine Seuche, die sich globalisiert hat.

Das Finanzierungssystem vieler Staaten ist definitiv am Ende. Es hält sich in Deutschland nur durch eine immer noch hohe Exportrate und durch die Einzahlungen in die Renten- und Sozialkassen und durch die Problemverlagerung auf die nachfolgenden Generationen noch so einigermaßen in Gang, denn solange die Schuldenzahlungen nicht fällig sind, kann man mit dem Geld weiterwirtschaften, in der Hoffnung, dass es besser wird. Aber vieles, was die Staaten da so treiben, wäre nach herkömmlicher Rechtsprechung in der Privatwirtschaft eine Art Konkursbetrug. Von jedem Unternehmer ist die Offenbahrung seiner Liquiditätsunfähigkeit erforderlich, wenn erneute Geldaufnahme nur der Zinstilgung dienen soll, also keinerlei Chancen der Schuldentilgung dadurch verbessert werden. Doch für das Staatswesen ist kein Offenbarungseid vorgesehen, etwa als Aufhebung des bisherigen Systems und die Errichtung eines neuen. Er ist nicht mal eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Er ist lediglich der Büttel des großen Geldes, das auf immer und ewig auf eine immer noch größere Erfüllung hofft.

Der Niedergang des Sozialstaats

Es verschlechtert sich daher die soziale Leistungsfähigkeit des Staats permanent - der allgemeine Status der Bildung und Kultur und der Lebensstandard der Bevölkerung sinkt stetig und darüber hinaus wird es auch keine wirkliche Besserung mehr geben, sondern sich das restliche Staatsvermögen, soweit es nicht schon an private Unternehmen verkauft ist, weiterhin drastisch verschlechtern. Der Großteil der Gläubiger des Staates sind neben den Banken die Lohnabhängigen, die ihre Renten und Sozialleistungen von jährlich 740 Milliarden Euro einzahlen – und ihnen bleibt keine andere Wahl. Der Staat ist erzwungenermaßen ihre Versicherungsagentur und bewirtschaftet ihre Gelder auch entsprechend. Aber solange Lohnabhängige in diesem Staat leben, zahlen sie hier in die Sozialkasse ein – und bekommen einen Teil davon erforderlichenfalls als Sozialhilfe oder Rente zurück, je nach Maßgabe der Wertlage, wie sie von eben diesem Staat auch festgestellt wird (1). 

Kapitalvorsorge und Kapitalkrise

Der Staat hat aber insgesamt vor allem das allgemeine Geschäft des Kapitals zu betreiben. Er muss sich um die Wertstabilität seiner Nation überhaupt kümmern, um den Basiszins, den Geldverkehr und die Devisen, das Banken- und Lotteriewesen, Ausbildung und Gesundheit der Arbeitskräfte, Handel und Verkehr und allem, was in den Ministerien so zum Disput steht, z.B. auch Jugend und Familie, Verteidigung, Justiz, Auswärtiges und so weiter. Hierfür kassiert er die Steuern und Sozialabgaben. Was er natürlich am meisten fürchtet, das ist die Wirtschaftskrise, die sein ganzes System aus den Angeln hebt. Das hatte schon Bismarck dazu gebracht, ein soziales Sicherheitssystem einzuführen, was heute die Sozialkasse ausmacht. Doch jeder Staat handelt zugleich in der Weltpolitik und auf dem Weltmarkt.

Es fehlen dem Staat bei misslingender Kapitalwirtschaft immer erst mal die Steuereinnahmen und es müssen Staatsschulden gemacht werden, um die Wirtschaft zu erhalten, ihre Bedingungen zu sichern und ihre Konjunktur wieder anzukurbeln. Aber genau dies geht nur sehr beschränkt, weil eben die Staatseinnahmen selbst in die Krise geraten und die Staatsschulden zum vordergründigsten Krisenphänomen werden, also auch kein Geld mehr eingebracht wird, wenn es dem Kapital schlecht geht. Dies macht die Notwendigkeit aus, in der Staat und Kapital verbunden sind. Und wenn’s drauf ankommt, so ist der Staat natürlich immer bereit, den Wohlstand des Kapitals über das Wohlergehen seiner Bürger zu stellen. Er sieht ihn eben als den Ursprung gesellschaftlicher Wohlfahrt an, und das besonders, wenn die Krise da ist.

Die ökonomische Krise des Kapitals verläuft schon seit über 200 Jahren zum einen als Liquiditätsstörungen des Geldes und der Banken, und zum anderen als finanzpolitische Krise des bürgerlichen Staates. Ihre Gründe sind weniger geklärt als ihre Erscheinungsformen: Die allgemeinen Krisenphänome des Kapitalismus entstehen bei stockender Kapitalakkumulation , also bei Stagnation mit einer Absatzproblematik, welche die vorhandenen Werte aufzehrt. Dies geht dann mit einer Geldentwertung zusammen, so dass das Kapital in eine Entwertungsspirale, eine Stagflation gerät, die das Bankenwesen selbst stark belastet und alle Bewertungen zum Absturz bringt. Die Folgen eines Zusammenbruchs der Kreditwirtschaft sind ja eigentlich bekannt – z.B. unter dem Begriff Weltwirtschaftskrise anno domini 1929. Die kennt man ja schließlich zumindest aus den Geschichtsbüchern, als dies sind: Absatzschwierigkeiten, Inflation, Bankencrasch, Massenarbeitslosigkeit, Schwarzmarkt, Verslummung, Korruption und Zusammenbruch der Aktienmärkte – und nicht zuletzt: Eine Kultur des Staatsterrorismus. Der deutsche Faschismus hat die ganze Gewalt freigelegt, welche das Kapital dann als Lebensdiktat in Staatsform über die Menschen ergießt, um sich selbst unmittelbar als Staatsgewalt wieder zu regenerieren. Faschismus ist ein Staatskapitalismus, der dadurch praktisch ohne Geld auskommt, dass er sich als totaler Gesinnungsstaat durchsetzt, als absoluter Gehorsam gegenüber den Notwendigkeiten des Ganzen, als welches das politische Kapital dann in Reinform verfügen will. Der faschistische Staat versucht das einzuholen, was durch die Kapitalkrise zerstört ist, indem er die Bevölkerung in die Volkswirtschaft einvernimmt und diese dann mit der Ideologie einer Volkskörperschaft versieht.

Man hat den Krisenprozess des Kapitals auch bis heute nicht wirklich verhindern können - auch nicht durch eine Wirtschaftspolitik nach den Lehren des linksliberalen Ökonomen John Maynard Keynes, die darauf abgezielt hatten, durch politische Gegensteuerungen des Staates antizyklische Prozesse gegen solche Krisen zu aktivieren. Aber er hatte übersehen, dass der Staat im Krisenfall selbst am Tropf des Kapitals hängt. Die Krisen des Kapitals sind nicht geringer geworden, nur etwas unsichtbarer und etwas verschoben. Die Inflationen tragen sich nicht mehr unmittelbar so krass zu wie dereinst, weil ein Teil der Geldentwertung in den Blasen der Aktienmärkte aufgeht und platzt oder im Devisenhandel sich seitens der reichen Länder durch die Erpressung ärmerer Länder ausgleicht.

Das Ende der Inflation: Die Auflösung der Gelddeckung

Die weitgehende Ausschaltung der Inflation als dem verheerendsten Krisenphänomen des Kapitalismus wurde zumindest für die reichen Länder vor allem durch einen Prozess gemindert: Durch die Freistellung des Geld- und Finanzmarktes von den unmittelbaren Problemen der Wertschöpfung, der Ablösung von der Wertdeckung der Wechselkurse. Und das ging über die Globalisierung des Finanzkapitals. Hierzu mussten auf der Ebene der Weltwirtschaft die nationalen Regularien zugunsten der Nationalökonomie überwunden werden.

Die Rücksicht auf den nationalen Selbsterhalt der Märkte, die Zölle und Handelsbarrieren schränkten die grenzenlosen Expansionsbedürfnisse des Finanzkapitals ein, verstellten ihm den Freimarkt der Finanzmächtigkeit. Zudem kostete der Devisenausgleich der armen Länder, der sie auf dem Niveau des Weltmarkts halten sollte, immer mehr Kapital der Weltbank und das internationale Weltwährungsfond kam deswegen selbst in die Krise. Darauf wollte man in den 70ger Jahren schließlich verzichten und dies bedeutete, dass der Handel mit Wirtschaftsgütern dem freien Kapitalverkehr unterworfen werden sollte. Die Macht des Geldverkehrs selbst sollte für diese Märkte bestimmend werden. Die Kapitalmasse, die sich als Finanzkapital gebildet hatte, bedurfte eines von nationalen und organischen Schranken befreiten Handels, sollte selbst zu einem Handel mit den Mehrwerten werden, die dort heraus sich freisetzen ließen (2).

Das Geld war mit der Auflösung der Verträge von Bretton-Woods auch rechtlich frei geworden. Die Beschränkung seiner Ausdehnung und politischen Macht, der Rückbezug auf seinen Ursprung im Warenhandel, war aufgelöst. Doch was macht die Freiheit des Geldes aus? Es ist die Macht des Handelskapitals, das sich beliebig anlegen und wieder der Anlage entziehen lässt, ohne in irgendeine Konsequenz seines Vermögens zu geraten. Es kann also nur noch gewinnen, wo es organisches Vermögen in Gang setzt und sich entziehen, wo dieses ihm nicht mehr Geldgewinn erbringt. Das sei eben die wirkliche Freiheit der Märkte, meinen seit jeher die Liberalen, denn die glauben schon seit der Steinzeit an die „unsichtbare Hand“, wie das von Adam Smith 1764 bezeichnet wurde. Demnach ergibt sich auf dem Markt immer ein Gewinn für das Gemeine, wenn darauf einzelne frei gehandeln werden kann. Alle Fehlentwicklungen der Machtkonzentration würden sich von selbst auflösen, wenn nur alle tun und lassen können, was sie auf dem Markt erreichen wollen. Diesen Glauben hatte Karl Marx schon gründlich in den „Theorien über den Mehrwert“ diskutiert und als eine Religion, eine Theorie im Glauben an den Geldgewinn, als eine pervertierte Risikotheorie aufgelöst, die Geldgewinn und Arbeit in eins nahm und in eine Vorsehung des Marktes stellte. Damit war jedes Risiko als potentieller Gewinn für das allgemeine Wohl des Marktes verstanden, also auch der Verlierer ein Teil des Marktgewinns überhaupt und somit auch zufrieden. Dass aber der Gewinn jeder Art, auch der Gewinn des spekulativen Kapitals, des Immobilien- und Grundbesitzes, der Werbeunternehmungen usw. nur aus der Arbeit kam und nur im Geld abgeschöpft wurde, das hierein gegeben wurde, das war nur der Beweisführung von Marx zu entnehmen. Der sogenannte Neoliberalismus befreite sich von diesem Einwand und ließ den alten Adam wieder auferstehen, indem er diesen alten Hut aus seinem versponnenen mystischen Gewebe rausputzte und ihn mit der Geschmeidigkeit der in sich verschlungenen und alles verschlingenden Hypothesen eines pragmatischen Positivismus versah. Dies sollte als eine grundlegende Ideologie zur Überwindung der Beschränkungen des Geldmarktes genügen, die so platt war wie die Behauptung, dass es letztlich immer nur Gewinner gibt. Damit waren die Erfahrungen mit der Geschichte des Geld- und Finanzwesens ausgelöscht und jedes Machtmittel der Geldpolitik gerade wieder recht.

Vom profitbringenden zum aasenden Kapital

Vom Standpunkt des Finanzkapitals her war dies ein großer Fortschritt: Es konnte sich der Wirklichkeit seiner Wertverluste entziehen und sich auf das reine Wertwachstum konzentrieren. Das macht den Aktionär zum Absahner, selbst wenn er auch hie und da Verluste macht. Aber diese sind anders. Vorwiegend ist eine Aktie die Frage des richtigen Anlagezeitpunkts, dem optimalen Moment der Nutzung der Aktienkurse zur Geldanlage. „Schlechte Kurse sind gute Kurse“, sagen die Broker und Anlageberater und meinen damit, dass nur relativ schlechte Kurse gut wachsen können. Es verhält sich hier alles wie auf einem Liquiditätenmarkt: Wo jemand billig verkaufen muss, weil er in einer schlechten Wirtschaftslage ist, gewinnt der, welcher hier einkaufen kann. Es geht im Grunde dabei kaum um echte Profite, sondern um die permanente Umverteilung von Vermögen, natürlich unter der Bedingung, dass dieses Vermögen irgendwie in der Lage ist, Profit zu machen.

Das Kapital lebt auf diese Weise auch selbst vom Wertverlust. Es holt sich bei dem unliquiden Kapital die Mittel für eine neue Liquidität – etwa so, wie ein Käufer von Konkursmasse mit seinem Billigeinkauf große Geschäfte macht, weil es aus dem Wechsel von einem Markt zehrt, der schlecht geworden ist, indem es zu einem neuen Markt überläuft, der Erfolg verspricht. Diese Geschäfte leben vom Untergang der Werte, die noch ein paar Wochen zuvor in der Anwendung waren. Der Gewinn hieraus liegt dann für eine Weile weit über dem, was mit Arbeit unmittelbar an Wert geschöpft werden kann, eben solange, bis der Marktwert selbst der gewonnenen Situation wieder entspricht und der neue Markt zu einem durchschnittlichen Markt geworden ist. Das macht das Aktienkapital vorübergehend lukrativer als das angewandte Kapital, aber es lebt vom Aas der Weltmärkte auf der Spitze der unentwegten Marktneuheiten und ist ohne solche Erneuerung nichts anderes, als es jeder Profit sonst wäre: Ein abgeschöpftes Mehrprodukt aus der Warenproduktion. Damit aber ist heute nicht mehr viel zu gewinnen. Der galoppierende Aktienhandel hinterlässt Ruinen in der Wirklichkeit und produziert Neuheiten, die zunehmend nur eine Kultur der abgehoben Reize befriedigen, aber nicht unbedingt wirklich neu sind.

Was sich dereinst in Inflationen des Geldes noch wirklich zugetragen hatte, worin das Geld sich zwangsläufig an seinen Wert anpassen musste, das verteilt sich heute auf die Aktienmärkte und stabilisiert so auch den Geldhandel und stopft die Löcher in der Kapitaldeckung des Devisenhandels, wo dieser gerade mal nicht funktioniert. So kann z.B. der Doller um mehr als das Doppelte seines Werts gehandelt, dessen Käufer also um die Hälfte betrogen werden, weil Aktien, die vom Wertverlust zehren, dies wieder auszugleichen versprechen. Dies aber ist eine blanke Spirale der Veraasung, bei dem das gefallene Opfer noch mal verkauft wird, weil es damit das Geld deckt, das seinen Fall bewirkt hatte. Das Opfer sind die Volkswirtschaften.

Inflation trägt sich heute durch den Wertverfall ohnmächtiger Volkswirtschaften zu. Sie werden als Vermögensmasse zur Wertdeckung des Kapitals schlicht aufgesaugt. Erträge durch Arbeit spielen demgegenüber eine untergeordnete Rolle. Die Ausbeutung der Arbeit im klassischen Sinn ist zwar nach wie vor dieselbe, aber als solche nur eine Fingerübung des Kapitals. Es zählen die größeren Geschäfte, die zwar hierauf gründen, aber zugleich eine höhere Verwertungssicherheit darstellen. Die Betriebswirtschaft im einzelnen zählt gering. Ganze Wirtschaftszweige und Betriebe werden nur stillgelegt, weil sie keine Spekulationsmasse für das internationale Kapital mehr darstellen, nicht, weil sie ihre Investitionen nicht einbringen oder ihre Leute vor Ort nicht mehr ernähren könnten, sondern weil ihre Reproduktion selbst bei bester Auftragslage kein Wertwachstum für den Geldmarkt verspricht – ganz einfach deshalb, weil sie sich auf alten Märkten erhalten haben. Zwar kann niemand aus seiner gewohnten Lebensanschauung heraus es dann verstehen, wenn sie platt gemacht werden, nur weil sie einem Aktienkonzern zugehörig wurden. Doch es ist so: Trotz wachsender Profite im einzelnen wurden alleine von den DAX-Unternehmungen im Jahr 2006 44.000 Arbeitsplätze gekündigt, was natürlich die Sozialkassen weitergehend belastet und die Krisen des deutschen Staates verschärft. Wie kann das überhaupt möglich sein, dass das globale Kapital die Bedingungen zerstört, unter denen sich überhaupt noch Geld auf organische Verhältnisse rückbeziehen lässt? Es ist ganz einfach: Der Kapitalwert ist für das Finanzkapital nur der Wert, den eine Wertanlage bezüglich des Mehrwertwachstums hat, nicht für die einfache Geldverwertung durch die Produktion. Weh dem, der davon abhängig wird (3)!

Die politische Macht des irrealen Kapitals

Aber Geld ist nur solange wirklich Geld, wie es Wert darstellt. Und Wert ist nach wie vor ein bloßes Quantum, die Größe einer bestimmten Geldmenge, die als Zahlungsmittel zum Einkauf von Lebensmitteln oder Produktionsmitteln dient, die also nur ein Wertquantum vorhandener Subsistenz- und Arbeitsmittel darstellt. Damit lassen sich eigentlich nur Existenzen (z.B. die Ernährung, Miete, Kindererziehung, Energie, Kommunikation, Maschinen, Rohstoffe, Gebäude usw.) erhalten. Wert entsteht durch Arbeit und vergeht durch Konsum, bemisst sich in Waren, also in Dingen, die auf dem Markt tauschbar sind und im Verbrauch als Wertdinge verschwinden, sei es als Lebensmittel oder als Verschleiß der Arbeitsmittel oder als Rohstoff.

Zugleich aber ist Wert ein Quantum an gesellschaftlicher Arbeit, deren Produkte nicht in den Arbeitskreislauf zurückkommen, sondern als bloßer Mehrwert von denen besessen wird, die über die Arbeitsprozesse verfügen. Als produktives Kapital ist dieser Wert eine politische Macht des Geldbesitzes über die Produktion der Existenzmittel, als Besitzmacht über die Verhältnisse der besitzlosen Menschen und der Arbeit, als Macht auf dem Arbeits- und Konsummarkt.

Und schließlich gibt es Geld, welches zur Spekulation auf irgendeine Anwendung zurückgehalten oder verliehen, also als Kredit vergeben wird. Dieses ist das Finanzkapital der Wertpapiere auf dem Aktienmarkt, das Mehrwert darstellt ohne ein Mehrprodukt zu verkörpern. Es ist pure Geldsicherheit, die sich als Verfügung über Geld oder auch über Betriebsvermögen, Grund und Boden, Bodenschätze, Funkfrequenzen usw. erhält, reine politische Wertposition, die meist von Staat, Banken und Aktionären umgesetzt wird. Als vorgestrecktes Geld ist dieses das Mittel eines unrealisierten Wertes. Es hat seine Macht als Recht, als das Recht auf Einforderung, auf Rückzahlung. Es hat also politische Macht und hat für sich keinen wirklichen Wert, weil es Mehrwert ist, der kein Mehrprodukt repräsentiert. Es besteht als unverwirklichter Wert, als Erfordernis an einen Besitzstand, der über Arbeit verfügen kann, um damit Wert zu schaffen und zu verwerten, z.B. Mieten zu kassieren, die sich auch real einbringen lassen. Es ist Kapital, das für eine noch nicht realisierte Arbeit die Bedingungen schafft und zugleich das Konsumwachstum ihrer Produkte nötig hat, Finanzkapital, politische Geldherrschaft. Dieses macht heute 98 Prozent des gesamten Kapitals aus.

Das ist zwar als Geld bereits entstanden, hat Menschen, Maschinen und Rohstoffe bereits verbraucht und finanziert, aber als festgehaltenes Geld ist es weit mehr, wenn auch für sich wertlos. Es ist ein Wert, der von den Verwertungsbedingungen selbst sich erhält. Sein Entstehungswert würde zunichte werden, wenn es nicht zur Anwendung in irgendeinem Arbeitsprozess käme. Doch dies kann Probleme machen. Denn auch Wert ist nichts, wenn er nicht in Waren kursiert, die zum Verkauf oder zur Pacht geboten werden und die nur dann Wert realisieren, wenn sie auch gekauft oder gemietet werden. Wo Waren entweder nicht produziert werden, weil die Produktion nicht funktioniert, oder ihre Produkte nicht verkauft werden, weil der Markt keine Abnehmer findet, da geht Wert wirklich zunichte, und mit ihm auch die Erfordernisse des Finanzkapitals, das Verwertungskalkül, dem es nachhängt. Letztlich geht es eben doch immer um den Profit durch die Erzeugung und den Konsum von Gütern, also durch die Warenzirkulation.

Ist diese nicht mehr möglich, so entsteht eine wirkliche Krise des Kapitalismus. Und die ist nicht zufällig, sondern zwangsläufig. Ihr Grund liegt an einer systematischen Unrealisierbarkeit der Verwertung des Kapitals, die sich zwischen den Phasen seines Wohlstands und seiner Verwerfungen abspielt. Und diese Systematik hat ihren Grund in der wirklichen Ökonomie der Arbeit, in ihrer wachsenden Produktivität und verläuft in den Beziehungen der Wertmasse zwischen der Mehrwertsrate und der Profitrate des Kapitals, letztlich dem Verhältnis des Werts der Arbeitskraft in der Beziehung zum gesamten angewandten Kapital.

Das allgemeine Problem des Kapitalismus ist über alle einzelnen Verwertungs- und Bewertungsprobleme hinweg, dass sich die Verhältnisse des finanzoerenden und die des produzierenden Kapitals zwischen Arbeit und Konsum mit wachsender Produktivität gegenläufig entwickeln. Vom organischen verringert diese nämlich den menschlichen Arbeitsaufwand bei wachsendem Konsumangebot. Aber das würde die Macht des Kapitals und damit vor allem die Erfordernisses des Finanzkapitals zunehmend mindern, denn nur der menschliche Arbeitsaufwand verlangt Wertbildung, weil die Arbeitskraft beständig ernährt werden muss. Eine Maschine amortisiert sich, indem sie den Wert ihrer Erstehung pro toto in die Produkte eingibt und ziemlich schnell keinen Wert mehr, wohl aber Besitz, also Verfügung über sie darstellt. Der Fortschritt an Technologie mindert daher in der Tat die Wertgröße, weil sie die menschliche Arbeit mindert, welche in die Produktion pro Produkt eingeht. So hat das Karl Marx schon auf den ersten Seiten des Kapitals beschrieben. In seiner Schrift „Lohn, Preis und Profit“ heißt dies:

„Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die auf eine gegebene Menge Produkt verwendete Arbeit; desto kleiner also der Wert des Produkts. Je geringer die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die auf dieselbe Menge Produkt verwendete Arbeit; desto größer also sein Wert. Als allgemeines Gesetz können wir daher aufstellen: Die Werte der Waren sind direkt proportional der auf ihre Produkte angewandten Arbeitszeiten und umgekehrt proportional der Produktivkraft der angewandten Arbeit.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 127

Mit zunehmender Produktivkraft tendiert der Kapitalismus ökonomisch dahin, sich selbst überflüssig zu machen. Es verkehrt der Wert die Ökonomie einer Gesellschaft zur politischen Form einer Ökonomie, wird zu ihrer Formbestimmung. Auch hierauf hatte Marx in den Grundrissen bereits hingewiesen, indem er auf den Sinn von Ökonomie verwiesen hatte:

„Die wirkliche Ökonomie – Ersparung – besteht in Ersparung von Arbeitszeit; ... Diese Ersparung ist aber identisch mit [der] Entwicklung der Produktivkraft.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 607.

Solange diese Gesellschaftsform aber dennoch auf Teufel komm raus erhalten bleiben soll, weil eine bestimmte Klasse von Menschen in ihrem Machtbedarf darin befriedigt wird, so entwickelt sie den Wert als eine politische Macht, zum Begriff der politischen Ökonomie. Aber irgendwann bekommt dann auch das Kapital mit sich selbst Probleme.

Es entwickelt sich ja, wie gesagt, einerseits in der Mehrwertrate. Diese stellt die Verhältnisse von Löhnen zu dem damit erzeugten Mehrwert dar, also sozusagen die Ausbeutungsrate der Arbeit. Zum anderen entwickelt sich das Gesamtkapital in der Profitrate. Dieses ist das Verhältnis des gesamten Kapitalbestands an Vermögen und vorgestrecktem Kapital zum Mehrwert, den dieser produziert.

Wert entsteht auf dem Markt solange, wie dort Waren von ihrer Produktionsstelle hingebracht und von Konsumenten erstanden werden. Wert könnte also eigentlich organisch nur wachsen, wenn dort mehr Waren hingebracht, also mehr produziert und mehr konsumiert wird. Aber solchen organisch bestimmten Wert gibt es nicht wirklich. Er wird im Maß der gesellschaftlich vorhandenen Waren berechnet. Er richtet sich nicht nach dem wirtschaftlichen Quantum der Produktion, sondern nach dem gesellschaftlichen Verhältnis der Waren, nach dem „Quantum, worin sich Waren der einen Art gegen Waren der anderen Art gesellschaftlich tauschen“ (Marx, Kapital I) lassen. Und solcher Wert ist die treibende Kraft des Kapitals, denn nur dadurch, dass vorgestrecktes Geld zu mehr Geld wird, erfüllt sich dessen Sinn und Zweck. Für das Kapital kann das zwar zeitweise auch durch die Verschärfung der Ausbeutung von Arbeit geschehen, aber ist sie am Punkt ihres Selbsterhalts als Arbeitskraft angelangt, haben die Leute also nur noch das, was sie zum Erhalt ihres Arbeitsvermögens brauchen, das also, was ihre Arbeitskraft wert ist, so ist hier nichts mehr zu holen. Wertwachstum entsteht dann letztlich nur bei einer Steigerung der Produktivität mit gleichzeitiger Ausdehnung des Absatzmarktes. Dies ist die organische Grundlage des Kapitalismus, aber letztlich auch die Bedingung seines Untergangs.

Das Wertwachstum der Krise

Das Wertwachstum verlangt nach einer bloßen Masse, welche die Arbeit durchlaufen und umsetzen muss. Nur Produkte, welche in der Masse rentieren, bringen das Kapital auch bei wachsender Produktivität weiter. Aber auch jede Masse hat ihre natürliche Schranke. Vor allem die Masse, welche als produktives Kapital und Finanzkapital aufgehäuft wird. Diese beiden Kapitalformationen entwickeln sich nicht immer im Einklang ihrer Interessen. Das Gesamtkapital scheitert mit größerer Masse am Vermögen des produktiven Kapitals und gerät dabei in kleinere oder größere Krisen, die insgesamt im Fall seiner Profitrate immer totaler werden.

Daher haben nicht nur die Menschen mit dem Kapitalismus Probleme, sondern auch das Kapital mit sich selbst. Die kapitalistische Krise entsteht dadurch, dass die Masse des Kapitals bei wachsender Produktivität in einem Umfang bestehen muss, der sich zunehmend mit den vorhandenen Löhnen nicht mehr wertmäßig realisieren lässt. Der Trieb der kapitalistischen Produktion kommt mit sich selbst zum Widerspruch: Zum einen muss für das Kapital soviel Mehrwert aus dem Arbeitsprozess ausgepresst werden, die Mehrwertrate also immer zunehmen, dass es weiter wachsen kann, dass also eine immer größere Wertmasse in der Produktion entsteht. Zum anderen lässt sich diese Wertmasse immer weniger wertmäßig realisieren, wenn ihre Profitrate wächst, je größer also ihre Masse im Verhältnis zu den Löhnen gerät. Mehrwertrate und Profitrate können nicht gleichförmig wachsen. Die Produkte müssen also immer billiger werden, damit sie überhaupt gekauft werden können und sie erbringen nur in einem immer kleiner werdenden Anteil den Wert, der sich als Mehrwert halten lässt. Die Mehrwert-Produktion benötigt einen Umfang an Konsumtion, der nicht mehr finanzierbar ist.

Marx hat dies im 3. Band des Kapitals so formuliert:

"Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501).

Das Kapital steht von daher als politische Macht vollständig gegen die ökonomischen Interessen der hiervon beherrschten Gesellschaft. Es verlangt einerseits ein permante Steigerung der Produktivkraft und andererseits ein permanentes Wachstum an Konsumfähigkeit. Weder die Bedürfnisse der Menschen bestimmen die Produktion, noch wird der technologische Fortschritt durch menschliche Bedürfnisse bestimmt. Vernünftig wäre, wenn mit steigender Produktivität sich die Arbeit der Menschen trotz Ausweitung ihrer Bedürfnisse minimieren würde.

Doch genau dies darf nicht geschehen und wird durch die Interesssen des Kapitals pervertiert. Es will seine Verwertungskrise durch Entwertung der Arbeit ausgleichen, indem es immer mehr menschliche Arbeit zur Wertverwertung nötig hat, auch wenn es keinen Absatz für seine Produkte findet. Indem die Menschen dann nämlich unter Wert arbeiten müssen, regenerieren sie immerhin die entwerteten Produkte, die sie hierfür kaufen müssen. Das Elend der Niedriglöhne soll dann als Schicksal der Gesellschaft dem Sozialwesen zurückgegeben werden, Sache des Staates sein.

Die Globalisierung als Krisenmanagement

Die Globalisierung hat ergeben, dass die Inflation des Geldes der reichen Länder minimalisiert wurde bzw. nicht mehr wirksam ist, weil es auch ohne ökonomisch begründeten Wert auf den Aktienmärkten funktioniert, weil es also als Machtmittel der Wertvernichtung fungiert. Die globalen Aktienmärkte ermöglichen damit eine noch nie da gewesene Geldwertstabilität der reichen Länder, haben für sie aber auch den Pferdefuss, dass sie Arbeitsplätze mit in einem rasanten Tempo vernichten. Und diese Vernichtung geht nicht nur auf Kosten der Menschen, die weit unter Wert existieren müssen, sondern auch auf Kosten des Staats, der mehr Sozialleistungen aufwenden muss und für sich weniger zurückbehalten kann. Vor allem verliert er im Wert der nationalen Produktionskreisläufe, der gemessen an internationalen Werten der Waren und Arbeitskräfte schwindet. Und er verliert die Steuereinnahmen des Kapitals, das sich international etabliert und finanziert, bei zugleich geringerer Steuerleistung durch die wenigeren oder minderwertigeren lohnpflichtigen Beschäftigungsverhältnisse.

Die Nationalstaaten haben damit ein doppeltes Problem: Sie verlieren an ökonomischer Substanz, weil sich die Arbeitskraft ihres Landes nur durch Exporte noch wertmäßig rentiert, und sie verlieren an Wert, weil die globalen Konzerne nicht mehr am lokalen Bedarf aufsetzen und bestehende Wertschöpfung fördern, sondern ihren Wertbedarf nur durch internationales Geld befriedigen. Nicht wo produziert wird, vermehrt sich Aktienkapital, sondern wo Kapital die Produktion schnell verlassen kann, wenn kein Mehrwert mehr herausspringt. Das Aktienkapital verhält sich nicht wie ein normaler Kreditgeber, der seine Auslagen nebst Gewinnbeteiligung zurückverlangt, sondern wie ein Vampir, der Blut saugt, solange er im Dunkeln bleiben kann und der verschwindet, sobald die Not des Alltags sich zeigt. Wo Kapital entzogen wird, weil es nicht unmittelbar neue Werte beibringt, da wird auch produktive Substanz zerstört, die den Menschen durchaus noch dienlich wäre. Der Begriff vom Heuschreckenkapitalismus ist hiergegen fast noch romantisch. Es werden nicht nur vorhandene Substanzen abgegrast, sondern ihre Wurzeln selbst zerstört. Der Wert des Aktienkapitals wächst, wenn ein Betrieb von einem internationalen Konzern vereinnahmt wird oder wenn Arbeitsplätze gestrichen werden, weil damit eine vorübergehende Steigerung des Mehrwerts erwartet wird, und es sinkt, sobald die Mehrwertrate nur im Investionsbereich bleibt oder die Arbeitskräfte weiter beschäftigt, die ihm zur Entwicklung gedient hatten. Es steht damit im Prinzip gegen Erneuerung und Arbeitssicherheit, die Grundlagen der gewöhnlichen Nationalwirtschaft.

 

Aber dies funktioniert im einzelnen immer nur für kurze Zeitspannen. Das Kontinuum der Wirtschaft ist die Auftragslage, das des Aktienkapitals der Sprung zu höheren Renditen. Was sich aber heute hier rentiert ist morgen schon wieder Schnee von gestern. Und was sich rentiert hatte und die Produktion weitergebracht hatte, wird schnell zur selbstverständlichen Grundlage einer beispiellosen Wertvernichtung. Permanente Rentabilität gibt es eben nicht und nur durch die Ausbeutung der Wertunterschiede der einzelnen Produktionsstätten kann Wert geschöpft werden, indem zerstört wird, was nicht optimal funktioniert und gefördert wird, was neue Märkte erschließen kann. Letztlich rentiert sich Aktienkapital nur durch die Erneuerung von Produktionsabläufen, und das schließt eben meist die Zerstörung der bisherigen Produktionsfaktoren ein.

Im ISW-Report Nr. 68 heißt es auf Seite 3:

„Durch diese Entwicklungen ist eine neue Qualität der kapitalistischen Globalisierung entstanden. Unternehmen nehmen dort Kapital auf, wo es das meiste gibt, suchen Ressourcen in den kostengünstigsten Standorten und produzieren, wo es am besten passt. In den einzelnen Volkswirtschaften ist die frühere Verknüpfung zwischen dem Unternehmenserfolg und dem Wohlergehen der Beschäftigten und zwischen der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen und den Geschäftszyklen zerrissen.

Die international operierenden Konzerne sind die Treiber und Hauptprofiteure der Verlagerungen und des Aufbaus weltweiter Unternehmensnetze. Sie zwingen ihre (mittelständischen) Zulieferer und Partner ebenfalls zur Internationalisierung. Diese Konzerne lösen sich immer mehr von ihrer Heimatbasis und von den Gemeinden und von den gesellschaftlichen Bezügen, durch die sie groß geworden sind. Die Nationalstaaten spielen für die Konzerne nur noch die Rolle des Boxenstopps beim Autorennen (so der FIATChef und Präsident der italienischen Arbeitgeber Luca di Montezemolo).“

 

Der bürgerliche Staat, der sich eigentlich um die Grundlagen der kapitalistischen Produktion zu kümmern hat, ist hierdurch selbst in eine Falle geraten. Indem er den Boden für die nationale Reproduktion bereitet, bereitet er zugleich die Macht der Konzerne, die ihn seiner eigenen Substanzen berauben, die ihm also vor allem die Werte entziehen, die er zum Selbsterhalt benötigt und die Arbeitskräfte kündigen, die seinem Selbsterhalt nutzen. Seine Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben werden immer geringer, weil ihm Lohn- und Kapitalsteuer gemindert werden, und zugleich werden die Anforderungen an ihn größer, weil er internationalen Maßstäben an Ausbildung und Standortsicherheit dienstbar sein muss. Das kann nichts werden. Das weiß man eigentlich auch. Aber die Macht des internationalen Kapitals steht über allem – und sich ihm entziehen kann nur, wer auf die ausgelagerte Produktion und deren Produkte verzichten und den eigenen Fortschritt mit eigenem Maß betreiben kann. Dazu aber war man meist schon zu weit mit dem Geld gegangen. Die mit dem Geld singen, die singen das Lied vom Tod. Das muss man halt wissen.

Und das geht so: Wo der Staat durch das Kapital in die Kniee gezwungen ist, da hat er keinen anderen Bewegungsraum mehr als die Renten- und Sozialkassen. Was ihm seine Bürger treuhänderisch anvertraut haben, wird zum Material der Verwirklichung einer staatspolitische Illusion, die den Staat in die Reihe der Glückspieler stellt: Man investiere die letzten Ressourcen so produktiv in die eigene Wirtschaft, dass diese wieder floriert und alles doppelt und dreifach zurückfließt. Allerdings kann die eigene Wirtschaft ohne die Weltwirtschaft gar nicht mehr produktiv sein. Deshalb können die Gelder der Renten- und Sozialkassen nicht mehr aufgefüllt werden. Der Staat würde aber als offener Betrüger dastehen, wenn man ihm die Beteuerung nicht glaubt, dass er selbst vom Weltmarkt bedroht sei.

Der Niedergang der Gemeinwesen

Es ist aber nicht der Staat, der dabei niedergeht. Im Gegenteil: Indem er sich mit seiner Staatsnot aufbauscht, wird er immer stärker und das spekulatives Kapital immer mächtiger, findet immer mehr Niedergang vor, den es produktiv verwerten kann. Wirklich in die Kniee geht das Gemeinwesen, das soziale Wesen, das auch der kapitalistische Staat in besseren Zeiten mitträgt. Es muss durch blanke Sozialkürzungen und Enteignung des Vermögens der zur Arbeitslosigkeit getriebenen verlorene Werte zumindest zum Teil rückgesichert werden. Wenn man allerdings offen sagen würde, dass man das Geld halt nun mal braucht, um die Anforderungen des Finanzkapitals zu befriedigen, dann wäre das offener Versicherungsbetrug seitens des Staates. Er hatte Einzahlungen erhalten, welche die Menschen sozial absichern sollten. Jetzt will er behaupten, dass er sich eigentlich mit den Gebühren verrechnet hätte . Das kann ja wohl nicht wahr sein.

Jede gewöhnliche Versicherung, die sich verrechnet, muss selbst dafür aufkommen und würde ansonsten vor Gericht stehen und ihre Kunden verlieren. Um es den Leuten dennoch zu verklickern brauchte man professionelle Betrüger. Peter Hartz ist inzwischen darob bekannt geworden und rechtskräftig verurteilt, hatte aber dennoch zuvor seine entscheidenden Ideen einbringen können: Er setzte auf die Enteignung der Menschen, die vom Markt in die Arbeitslosigkeit getrieben worden waren, auf scharfe Erhöhung des Drohpotenzials zur Einbringung höherer Verzichte (z.B. eingeforderte Mobilität und Job-Akzeptanz) und durch Entwürdigung ihrer Arbeitskraft mit erzwingbaren 1-Euro-Jobs. Er hatte allerdings übersehen, dass die Arbeitslosen weder als Lohnabhängige Eigentum aufhäufen konnten, noch dass eine weitergehende Bedrohung und Verknappung der Gelder neue Arbeitsplätze bei bringen – im Gegenteil: Durch seine Erfindung der 1-Euro-Jobs wurden die noch bestehenden weiter untergraben. Und wo Arbeit bundesweit fehlt, da können die Arbeitslosen so mobil sein, wie man es auch fordern mag. Es entsteht durch bloße Bewegung nichts anderes als bloß Nichts. Hartz IV brachte dem Staat daher auch nur das Gegenteil von dem, was er hiervon erwartet hatte: Verteuerung der Arbeitslosigkeit. So ist das eben, wenn man sich auf Betrüger einlässt.

Aber der Betrug liegt tiefer, liegt in der Behauptung, dass der Staat de facto vor einem überwältigendem Problem mit der Arbeitslosigkeit stünde, dem alle Kraft der Menschen gewidmet werden müsse. Dieses Problem aber gibt es nicht wirklich. Wo es weniger Arbeit gibt, da müsste halt einfach weniger gearbeitet werden. Das Problem ist einzig und allein ein Verwertungsproblem, das Problem des Finanzkapitals. Und wenn der Staat nicht von dessen Verwertungsinteressen loskommt, dann muss man ihm dabei wohl helfen. Am besten, man kümmert sich um ein vernünftiges Gemeinwesen.

Fußnoten:

(1) Dass der Staat dieses lediglich durch Bescheid festlegen kann, das ist rechtlich gesehen ein Witz. Es ist, als ob eine Versicherungsagentur zugleich auch feststellen kann, wieviel sie im Versicherungsfall überhaupt bezahlen will. Aber kein Grund zur Sorge: Dieses Jahr soll es seit längerem endlich wieder eine Rentenerhöhung geben, eine Erhöhung um 0,1%, das sind im Schnitt gerade mal 1 Euro und 34 Cent pro Monat. Das wertet den 1-Euro-Job natürlich enorm auf. Und davon werden künftige Generationen auch nur träumen können. Solches Glück wird ihnen kaum noch widerfahren.

Der anderen Teil der Gläubiger, das sind die Besitzer von Wertpapieren und Staatsanleihen, denen es genügt, die Zinsen zu kassieren und den Staat in eigener Pflicht zu halten. Sie haben nichts wirklich gegen dies ganze Verhältnis, zumal ihre anderen Quellen, nämlich Produktion und Handel, eben auch nur im Staatswesen ihren Rückhalt haben – und sei es de facto auch bankrott. Solange es besteht, haben sie ihre hinreichende Sicherheit und die Bonitäten der Staaten sind daher trotz allem hoch.

(2) Die Ablösung des Geldes vom Warenverkehr wurde augenscheinlich mit der Aufhebung der Wertdeckung des Geldes durch Gold. Diese war für den industriellen Kapitalismus die einzige Gewähr dafür gewesen, dass Geld tatsächlich ein Zahlungsmittel war, dass es also durch eine bestimmte Menge an Waren auch wirklich gedeckt war. Das stand natürlich einer Ausweitung des Finanzmarktes im Wege, der doch wesentlich auf unrealisierte Werte und Kapitalspekulation beruht. Wollte man sich den Inflationen auf den nationalen Märkten wirklich entgegenstellen, so musste den Finanzmärkten eine Finanzwelt eröfffnet werden, in welcher die Deckung des Geldes keine wesentliche Rolle mehr spielen durfte. Mit der Aufkündigung der Verträge von Bretton-Woods im Jahr 1976 durch US-Präsident Nixon wurde die Globalisierung des Finanzkapitals zum Weltkapital rechtlich umgesetzt. Indem man auf die „Wertdeckung des Geldes“ verzichtete verschob man die nationalen Inflationen auf die Kapitalspekulation. Der Devisenhandel wurde selbst zum tragenden Teil des Kapitalgeschäfts, zu einer politischen Anpassung an die weltweite Differenz zwischen armen und reichen Ländern, einer Wertrealisation aus der Differenz nationaler Wertschöpfungen. Je ärmer ein Land war, desto abhängiger wurde es vom globalen Kapitalmarkt, der ihm gegenüber als Kreditgeber auftrat, der diese Abhängigkeit vor allem finanzpolitisch auszunutzen verstand. Und das erbrachte einen neuen Reichtum, den Reichtum des Finanzmarktes, der Aktionäre und Titelhändler, die raffinierte Geschäfte mit Devisen machten, die sie zugleich als Aktienkapital einsetzten. Damit wurde die Armut, die sich auf den Devisenmärkten darstelle, tragend für die Finanzgeschäfte der Reichen. Der hierbei gewonnene Reichtum beruhte zum großen Teil auf dem, was die Armen an Arbeitskraft, Rohstoffen und Bodenschätzen abgeben mussten, um sich in einer Welt erhalten zu können, in welcher der Handel nur noch durch Aktiengesellschaften verlief. Auch für sie gab es keine Auswege mehr.

(3) Das ist sehr ein sehr komplexer Verhalt und wir müssen zu seiner Erklärung erst mal etwas Grundsätzliches klären, was den Wert des Geldes selbst betrifft.

Die Grundlagen der kapitalistischen Produktion liegen ursprünglich darin, dass Geld im Tausch von Waren entsteht und zur Produktion von Waren von denen vorgestreckt wird, die Geld besitzen und die Waren von denen erzeugt werden, die hierdurch ihr Geld zum Leben verdienen. Geld kann demnach nicht Geld sein, wenn es nichts wert ist. Denn es ist eben nur dadurch Geld, dass es Erscheinungsform eines Wertes ist, welchen die Produkte dieser Gesellschaft haben. Doch was ist dieser Wert, der auf so geheimnisvolle Weise vergehen kann, wie er auch ebenso entsteht? Was macht den Wert aus, den die Waren haben, welche den Menschen als bloße Lebensmittel dienen und welche durch Geld eingetauscht werden, durch Geld, das man entweder verdient, indem man seine Arbeitskraft veräußert oder das man ausgibt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen? Ein Lebensmittel muss doch nicht unbedingt Ware sein und muss auch nicht unbedingt Wert haben. Die Menschen könnten genauso gut direkt füreinander produzieren und miteinander ihre Produkte genießen oder Verträge miteinander abschließen, worin die Arbeitsaufwände und der Genuss der Produkte geregelt werden, ohne dass eine allgemeine Bewertung derselben stattfinden müsste. Es wäre wie beim Briefmarken tauschen: Was der eine nicht hat, das bekommt er vom anderen, indem er ihm das besorgt, was der nicht hat.

Aber die Warenverhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft sind anders. Der Tausch der Produkte hat einen eigenständigen Zweck, in welchem das gesellschaftliche Anliegen, dass jeder seine Arbeit auf andere beziehen und veräußern können soll, allgemein nur in einer ungeheuerlichen Verkehrung erscheint, nämlich als gesellschaftliche Erfüllung rein privater Anliegen. Gesellschaftlich aber ist alleine der Tausch, weil alleine der Markt als gesellschaftlicher Ort überhaupt besteht. Die bürgerliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Marktes. Dorthin gehen die einzelnen Menschen mit ihrem Privatbesitz, um es gegen anderen Besitz einzutauschen. Zuvor und danach sind sie ausschließlich für sich, einmal, indem sie Dinge herstellen, die sie auf dem Markt verkaufen wollen, oder indem sie Dinge konsumieren, die sie dort erstanden haben. Sie fühlen sich als freie und unabhängige Individuen, solange sie nicht auf dem Markt sind. Der ist in ihrem Leben auch lediglich ein oft etwas unangenehmerer Ort, wo sie Geld erwerben oder ausgeben müssen, um überhaupt leben zu können. Für jene, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, ist dieser Ort allerdings vor allem ihre Arbeitsstelle, für jene, die Geld schon besitzen, ist es der Erstehungsort künftiger Genüsse. Es dreht sich hier letztlich alles ums Geld, welches den Wert für beide darstellt, für die Arbeit und für den Konsum. Doch was macht hierbei diesen Wert aus, zu dem ja die Beziehung der Waren aufeinander ausgehandelt wird?

Die Bedingung des Wertseins der Produkte der Menschen ist eigentlich trivial: Sie besteht darin, dass die Dinge nur auf dem Markt getauscht werden. So augenscheinlich und einfach dies ist, so verrückt ist doch das, was hierbei entsteht: Indem beim Tausch verschiedene Dinge von ihrem Sinn und Nutzen enthoben und gleichgestellt werden, wird ihnen ein Wert verliehen, den weder das eine Ding noch das andere aus sich heraus haben kann. Der Wert entsteht nur dadurch, dass jedes Ding in der Privatform, in welcher es besessen wird, nicht zugleich unmittelbar gesellschaftlich sein kann, dass es also einem Wert gleichgesetzt wird, der privat nicht sein kann und nur dadurch gesellschaftlich ist, indem beim Tausch vom privaten abgesehen wird und das Gesellschaftliche der Dinge lediglich das allgemeine Verhältnis dieser Absehung ist. Der Wert ist etwas, das die Dinge nicht sind, etwas anderes, was zwischen ihnen steht, wiewohl es nicht ohne sie ist und sie ohne dieses nicht gesellschaftlich verkehren können. Der Wert ist eine gesellschaftliche Abstraktion von der Entstehung der Dinge, die nur eine Wahrheit hat: Wert ist nichts anderes als die abstrakte Tatsache, dass die Dinge durch Arbeit entstanden sind. Wert ist ein gesellschaftliches Nichts, das ganz allgemein nur darin bestimmt ist, dass menschliche Arbeit Wert für die Menschen hat, wie immer sie auch die Dinge erzeugen. Wert ist der einzige gesellschaftliche Gehalt der Dinge und hat daher allgemein lediglich abstrakt menschliche Arbeit zu seiner Substanz. Diese unterscheidet sich sehr von der konkreten Arbeit, welche die Menschen veräußern, um in den Besitz anderer Wertdinge, allgemein eben um Geld zu bekommen. Doch als Wert ist jede Arbeit nur ein Quantum, eine bloße Menge von Arbeit, Arbeitszeit, die im Durchschnitt der Einzelarbeiten einer Gesellschaft sich messen lässt. Die Arbeitszeit ist daher die Wertgröße, welche Produkte im Warentausch bekommen.

Doch was hat das mit der Entwertung des Geldes, mit Absatzproblemen und Arbeitslosigkeit und Vernichtung von Arbeitsplätzen zu tun? Das ist nur zu verstehen, wenn wir auf den Wert der Arbeitskraft selbst kommen.

Dadurch, dass die Arbeitskraft von Menschen bewertet wird, wenn sie dafür Geld bekommen, wird nur bewertet, was ihre Entstehung an Aufwand, an abstrakt menschlicher Arbeit enthält, also die Arbeitszeit, die nötig ist, um Arbeitskraft herzustellen beziehungsweise wiederherzustellen. Was der Aufwand für die Lebensmittel ist, die ein Mensch braucht um arbeiten zu können, das macht den Wert seiner Arbeitskraft aus und das bekommt er in Geldform, wenn er arbeitet. Aber dadurch, dass er in dieser Weise wie eine Privatsache behandelt und gehandelt wird, wird er gesellschaftlich entwertet, denn er trägt zugleich zur Erzeugung von Werten bei, die über dass Quantum der ihm zu seiner Reproduktion nötigen Arbeitszeit hinausgehen. Er produziert mehr Wert, als er für seine Arbeit bekommt. Dieser Mehrwert gehört den Besitzern seiner Produkte, die eben auch mehr darstellen, als die arbeitenden Menschen für ihre Reproduktion nötig haben, der Mehrwert ist der Wert eines gesellschaftlichen Mehrprodukts, das sich in privater Hand befindet, eben in der Hand der Geldbesitzer. Sie verfügen also nicht nur über die Lebensmittel, welche die Arbeitsleute bei ihnen wieder mit ihrem Lohn erstehen, sondern zugleich über Produkte, die Wert haben, ohne dass sie durch Lohnausgaben wieder auf die Menschen zurückkommen, die sie erzeugt haben.

Erst mal waren das vor allem die Arbeitsmittel, also die Werkzeuge und Maschinen und Gebäude, die zur Arbeit nötig waren. Dann waren es die Erträge, die für Krisenzeiten aufgehäuft wurden um die Wertschwankungen in schlechten Zeiten zu kompensieren. Und schließlich waren es Geldbeträge, welche an andere Produzenten verliehen wurden, um mit dem Geldwert selbst Geld zu verdienen. Und dies letztre erst war die Grundlage des kapitalistischen Finanzsystems.