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Thesen zu diesem Text: "Auf dem Weg in eine andere Gesellschaft."

 

Wolfram Pfreundschuh (9. 3. 2007)

Am Ende der b�rgerlichen Gesellschaft:
Zwischen Feudalkapitalismus und internationalem Kommunalismus

Achter Teil:

Die Staatskrise und die Krise des Kapitals

Heute soll es um den Staat und die Krisen des Kapitals gehen. Das Thema ergibt sich daraus, dass der Staat sich selbst immer weniger Problem l�send verh�lt, aber immer mehr Forderungen an seine B�rger richtet. Wenn er selbst die Menschen bedr�ngt, ihre Bed�rfnisse und Interessen seinem politischen Willen und der politischen �konomie der Nation zu unterwerfen sucht, dann muss was faul sein im Staate. Zur Wahl stellen sich seine Repr�sentanten als politische Repr�sentanten vor, die so etwas wie das Gemeinwohl der Bev�lkerung gestalten und m�glichst auch verbessern, Probleme l�sen und Krisen �berwinden wollen. In der nachfolgenden Wirklichkeit aber ist nichts von einer L�sung zu vermerken. Stattdessen diskutiert man eifrig, wie das kleinere �bel f�r die Bev�lkerung aussehen k�nnte – mit einer m�glichst umfassenden Beteiligung, sprich: Verantwortungs�bernahme ihrerseits. Ok. Wir wissen es schon lange: Der Staat ist faktisch bankrott, die Staatsverschuldung w�chst jede Sekunde um ca. 2.100 Euro, die Defizitquote des Bundesinlandprodukts ist mit 3,57 Prozent praktisch genauso hoch wie die Zinslastquote mit 3,63 Prozent und die Maastrichtkriterien sind l�ngst nicht mehr einzuhalten. �hnlich ergeht es den anderen kapitalistischen Gemeinwesen der Welt auch. F�r die EU hatte schon 1999 Prof. Reimut Jochimsen, Landeszentralbank-Direktor von Nordrhein-Westfalen, erkl�rt: "F�r die Gesamtheit der EWU-L�nder gilt, dass die Neuverschuldung gerade ausgereicht hat, die Zinslast aus der Verschuldung zu decken.“ Jede Neuverschuldung wird seitdem also haupts�chlich zur Zinstilgung der alten Schulden aufgebraucht wird. Heute ist auch nicht mal dies nicht mehr der Fall. Die Politik hatte verzweifelt dagegen gesteuert. Man hatte auf Besserungen mit Konkurrenzversch�rfungen durch die EU-Erweiterungen gehofft – und darauf hofft man immer noch, obwohl die Zahl der EU-L�nder schon seitdem mehr als verdoppelt wurde.

Alles, was das Problem l�sen sollte, hatte es letztlich nur versch�rft. Solange der Absatzmarkt durch neue Beitrittsl�nder in die EU mit neuen K�ufern und billigen Arbeitskr�ften aufgef�llt wurde, also seine Umsatzmasse zunahm, gab es Verbesserungen der Konjunktur (so wie es uns augenblicklich durch den Zugang der beiden Balkanstaaten ergeht). Sobald dies aber keinen neuen Wertunterschied mehr erbringt, sondern die neuen M�rkte als Verm�gen an Produktionsmittel, Produzenten und Konsumenten integriert sind, verliert sich das auch wieder, auch wenn die Produkte und Arbeitskr�fte insgesamt etwas billiger geworden sind. Denn aus der Verbilligung der Produktion durch Lohndr�ckerei ergibt sich immer auch ein Absatzproblem: Die Produkte k�nnen nicht mehr bezahlt werden oder werden unter Wert verkauft. Und hierauf erfolgt dann auch immer wieder eine Verschlechterung der Konjunkturlage, also auch Verminderung der Steuereinnahmen, der Lohnsteuer, der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer, bzw. Mehrwertsteuer im jeweiligen Land. Gemessen am Gesamtmarkt schrumpft dessen Verm�gen. Es w�chst lediglich die Wertmasse des Mehrwerts, der vom Finanzmarkt abgesch�pft wird. Und dieser Mehrwert wird immer seltener zum Wachstum der Wirtschaft reinvestiert, sondern entschwindet immer �fter als Finanzkapital den nationalen Wertkreisl�ufen in internationale Konzerne und Wertpapiere. Der reale Stoffumsatz der Produktion und die Verwertung des Mehrwerts haben sich in zwei Welten aufgeteilt, wovon die letztre sich zum Weltkapital entwickelt, das keine organischen Schranken mehr kennt, bzw. die zur�ck bleibenden Lasten, vor allem die Soziallasten, den jeweiligen Nationen hinterl�sst.

Die Staatskrise und die Krise des Kapitals

Es ist ein Teufelskreis der produktiven Wertmasse, der sich auch bei wachsendem Inlandsprodukt und sinkenden Lohnst�ckkosten als Teufelskreis einer Negativbilanz des Finanzhaushalts ausdr�ckt. Die Gesamtverschuldung der Staaten, in denen sich dieses als Schrumpfung der Steuereinnahmen darstellt, nimmt zu. Das hat den Staat l�ngst an die Grenze seines Finanzierungsverm�gens und seiner Liquidit�t gebracht.

Selbst wenn er keine zus�tzlichen Schulden aufnehmen m�sste und sich eine j�hrliche Schuldenr�ckzahlung von 13 Milliarden Euro leisten k�nnte, so w�re doch eine Schuldentilgung auch in 100 Jahren noch nicht m�glich. Der deutsche Staat war schon im November 2006 mit 1,54 Billiarden Euro verschuldet. Und das ist verglichen mit den USA und mit Japan sogar noch wenig. Die USA sind mit 7,40 Billiarden Dollar in der Kreide, die Japaner mit 7,24 Billiarden Doller. Es scheint sich um eine Seuche auf der ganzen Welt zu handeln, um eine Seuche, die sich globalisiert hat.

Das Finanzierungssystem vieler Staaten ist definitiv am Ende. Es h�lt sich in Deutschland nur durch eine immer noch hohe Exportrate und durch die Einzahlungen in die Renten- und Sozialkassen und durch die Problemverlagerung auf die nachfolgenden Generationen noch so einigerma�en in Gang, denn solange die Schuldenzahlungen nicht f�llig sind, kann man mit dem Geld weiterwirtschaften, in der Hoffnung, dass es besser wird. Aber vieles, was die Staaten da so treiben, w�re nach herk�mmlicher Rechtsprechung in der Privatwirtschaft eine Art Konkursbetrug. Von jedem Unternehmer ist die Offenbahrung seiner Liquidit�tsunf�higkeit erforderlich, wenn erneute Geldaufnahme nur der Zinstilgung dienen soll, also keinerlei Chancen der Schuldentilgung dadurch verbessert werden. Doch f�r das Staatswesen ist kein Offenbarungseid vorgesehen, etwa als Aufhebung des bisherigen Systems und die Errichtung eines neuen. Er ist nicht mal eine Gesellschaft mit beschr�nkter Haftung. Er ist lediglich der B�ttel des gro�en Geldes, das auf immer und ewig auf eine immer noch gr��ere Erf�llung hofft.

Der Niedergang des Sozialstaats

Es verschlechtert sich daher die soziale Leistungsfähigkeit des Staats permanent - der allgemeine Status der Bildung und Kultur und der Lebensstandard der Bevölkerung sinkt stetig und darüber hinaus wird es auch keine wirkliche Besserung mehr geben, sondern sich das restliche Staatsvermögen, soweit es nicht schon an private Unternehmen verkauft ist, weiterhin drastisch verschlechtern. Der Großteil der Gläubiger des Staates sind neben den Banken die Lohnabhängigen, die ihre Renten und Sozialleistungen von jährlich 740 Milliarden Euro einzahlen – und ihnen bleibt keine andere Wahl. Der Staat ist erzwungenermaßen ihre Versicherungsagentur und bewirtschaftet ihre Gelder auch entsprechend. Aber solange Lohnabhängige in diesem Staat leben, zahlen sie hier in die Sozialkasse ein – und bekommen einen Teil davon erforderlichenfalls als Sozialhilfe oder Rente zurück, je nach Maßgabe der Wertlage, wie sie von eben diesem Staat auch festgestellt wird (1). 

Kapitalvorsorge und Kapitalkrise

Der Staat hat aber insgesamt vor allem das allgemeine Gesch�ft des Kapitals zu betreiben. Er muss sich um die Wertstabilit�t seiner Nation �berhaupt k�mmern, um den Basiszins, den Geldverkehr und die Devisen, das Banken- und Lotteriewesen, Ausbildung und Gesundheit der Arbeitskr�fte, Handel und Verkehr und allem, was in den Ministerien so zum Disput steht, z.B. auch Jugend und Familie, Verteidigung, Justiz, Ausw�rtiges und so weiter. Hierf�r kassiert er die Steuern und Sozialabgaben. Was er nat�rlich am meisten f�rchtet, das ist die Wirtschaftskrise, die sein ganzes System aus den Angeln hebt. Das hatte schon Bismarck dazu gebracht, ein soziales Sicherheitssystem einzuf�hren, was heute die Sozialkasse ausmacht. Doch jeder Staat handelt zugleich in der Weltpolitik und auf dem Weltmarkt.

Es fehlen dem Staat bei misslingender Kapitalwirtschaft immer erst mal die Steuereinnahmen und es m�ssen Staatsschulden gemacht werden, um die Wirtschaft zu erhalten, ihre Bedingungen zu sichern und ihre Konjunktur wieder anzukurbeln. Aber genau dies geht nur sehr beschr�nkt, weil eben die Staatseinnahmen selbst in die Krise geraten und die Staatsschulden zum vordergr�ndigsten Krisenph�nomen werden, also auch kein Geld mehr eingebracht wird, wenn es dem Kapital schlecht geht. Dies macht die Notwendigkeit aus, in der Staat und Kapital verbunden sind. Und wenn’s drauf ankommt, so ist der Staat nat�rlich immer bereit, den Wohlstand des Kapitals �ber das Wohlergehen seiner B�rger zu stellen. Er sieht ihn eben als den Ursprung gesellschaftlicher Wohlfahrt an, und das besonders, wenn die Krise da ist.

Die �konomische Krise des Kapitals verl�uft schon seit �ber 200 Jahren zum einen als Liquidit�tsst�rungen des Geldes und der Banken, und zum anderen als finanzpolitische Krise des b�rgerlichen Staates. Ihre Gr�nde sind weniger gekl�rt als ihre Erscheinungsformen: Die allgemeinen Krisenph�nome des Kapitalismus entstehen bei stockender Kapitalakkumulation , also bei Stagnation mit einer Absatzproblematik, welche die vorhandenen Werte aufzehrt. Dies geht dann mit einer Geldentwertung zusammen, so dass das Kapital in eine Entwertungsspirale, eine Stagflation ger�t, die das Bankenwesen selbst stark belastet und alle Bewertungen zum Absturz bringt. Die Folgen eines Zusammenbruchs der Kreditwirtschaft sind ja eigentlich bekannt – z.B. unter dem Begriff Weltwirtschaftskrise anno domini 1929. Die kennt man ja schlie�lich zumindest aus den Geschichtsb�chern, als dies sind: Absatzschwierigkeiten, Inflation, Bankencrasch, Massenarbeitslosigkeit, Schwarzmarkt, Verslummung, Korruption und Zusammenbruch der Aktienm�rkte – und nicht zuletzt: Eine Kultur des Staatsterrorismus. Der deutsche Faschismus hat die ganze Gewalt freigelegt, welche das Kapital dann als Lebensdiktat in Staatsform �ber die Menschen ergie�t, um sich selbst unmittelbar als Staatsgewalt wieder zu regenerieren. Faschismus ist ein Staatskapitalismus, der dadurch praktisch ohne Geld auskommt, dass er sich als totaler Gesinnungsstaat durchsetzt, als absoluter Gehorsam gegen�ber den Notwendigkeiten des Ganzen, als welches das politische Kapital dann in Reinform verf�gen will. Der faschistische Staat versucht das einzuholen, was durch die Kapitalkrise zerst�rt ist, indem er die Bev�lkerung in die Volkswirtschaft einvernimmt und diese dann mit der Ideologie einer Volksk�rperschaft versieht.

Man hat den Krisenprozess des Kapitals auch bis heute nicht wirklich verhindern k�nnen - auch nicht durch eine Wirtschaftspolitik nach den Lehren des linksliberalen �konomen John Maynard Keynes, die darauf abgezielt hatten, durch politische Gegensteuerungen des Staates antizyklische Prozesse gegen solche Krisen zu aktivieren. Aber er hatte �bersehen, dass der Staat im Krisenfall selbst am Tropf des Kapitals h�ngt. Die Krisen des Kapitals sind nicht geringer geworden, nur etwas unsichtbarer und etwas verschoben. Die Inflationen tragen sich nicht mehr unmittelbar so krass zu wie dereinst, weil ein Teil der Geldentwertung in den Blasen der Aktienm�rkte aufgeht und platzt oder im Devisenhandel sich seitens der reichen L�nder durch die Erpressung �rmerer L�nder ausgleicht.

Das Ende der Inflation: Die Aufl�sung der Gelddeckung

Die weitgehende Ausschaltung der Inflation als dem verheerendsten Krisenph�nomen des Kapitalismus wurde zumindest f�r die reichen L�nder vor allem durch einen Prozess gemindert: Durch die Freistellung des Geld- und Finanzmarktes von den unmittelbaren Problemen der Wertsch�pfung, der Abl�sung von der Wertdeckung der Wechselkurse. Und das ging �ber die Globalisierung des Finanzkapitals. Hierzu mussten auf der Ebene der Weltwirtschaft die nationalen Regularien zugunsten der National�konomie �berwunden werden.

Die Rücksicht auf den nationalen Selbsterhalt der Märkte, die Zölle und Handelsbarrieren schränkten die grenzenlosen Expansionsbedürfnisse des Finanzkapitals ein, verstellten ihm den Freimarkt der Finanzmächtigkeit. Zudem kostete der Devisenausgleich der armen Länder, der sie auf dem Niveau des Weltmarkts halten sollte, immer mehr Kapital der Weltbank und das internationale Weltwährungsfond kam deswegen selbst in die Krise. Darauf wollte man in den 70ger Jahren schließlich verzichten und dies bedeutete, dass der Handel mit Wirtschaftsgütern dem freien Kapitalverkehr unterworfen werden sollte. Die Macht des Geldverkehrs selbst sollte für diese Märkte bestimmend werden. Die Kapitalmasse, die sich als Finanzkapital gebildet hatte, bedurfte eines von nationalen und organischen Schranken befreiten Handels, sollte selbst zu einem Handel mit den Mehrwerten werden, die dort heraus sich freisetzen ließen (2).

Das Geld war mit der Aufl�sung der Vertr�ge von Bretton-Woods auch rechtlich frei geworden. Die Beschr�nkung seiner Ausdehnung und politischen Macht, der R�ckbezug auf seinen Ursprung im Warenhandel, war aufgel�st. Doch was macht die Freiheit des Geldes aus? Es ist die Macht des Handelskapitals, das sich beliebig anlegen und wieder der Anlage entziehen l�sst, ohne in irgendeine Konsequenz seines Verm�gens zu geraten. Es kann also nur noch gewinnen, wo es organisches Verm�gen in Gang setzt und sich entziehen, wo dieses ihm nicht mehr Geldgewinn erbringt. Das sei eben die wirkliche Freiheit der M�rkte, meinen seit jeher die Liberalen, denn die glauben schon seit der Steinzeit an die „unsichtbare Hand“, wie das von Adam Smith 1764 bezeichnet wurde. Demnach ergibt sich auf dem Markt immer ein Gewinn f�r das Gemeine, wenn darauf einzelne frei gehandeln werden kann. Alle Fehlentwicklungen der Machtkonzentration w�rden sich von selbst aufl�sen, wenn nur alle tun und lassen k�nnen, was sie auf dem Markt erreichen wollen. Diesen Glauben hatte Karl Marx schon gr�ndlich in den „Theorien �ber den Mehrwert“ diskutiert und als eine Religion, eine Theorie im Glauben an den Geldgewinn, als eine pervertierte Risikotheorie aufgel�st, die Geldgewinn und Arbeit in eins nahm und in eine Vorsehung des Marktes stellte. Damit war jedes Risiko als potentieller Gewinn f�r das allgemeine Wohl des Marktes verstanden, also auch der Verlierer ein Teil des Marktgewinns �berhaupt und somit auch zufrieden. Dass aber der Gewinn jeder Art, auch der Gewinn des spekulativen Kapitals, des Immobilien- und Grundbesitzes, der Werbeunternehmungen usw. nur aus der Arbeit kam und nur im Geld abgesch�pft wurde, das hierein gegeben wurde, das war nur der Beweisf�hrung von Marx zu entnehmen. Der sogenannte Neoliberalismus befreite sich von diesem Einwand und lie� den alten Adam wieder auferstehen, indem er diesen alten Hut aus seinem versponnenen mystischen Gewebe rausputzte und ihn mit der Geschmeidigkeit der in sich verschlungenen und alles verschlingenden Hypothesen eines pragmatischen Positivismus versah. Dies sollte als eine grundlegende Ideologie zur �berwindung der Beschr�nkungen des Geldmarktes gen�gen, die so platt war wie die Behauptung, dass es letztlich immer nur Gewinner gibt. Damit waren die Erfahrungen mit der Geschichte des Geld- und Finanzwesens ausgel�scht und jedes Machtmittel der Geldpolitik gerade wieder recht.

Vom profitbringenden zum aasenden Kapital

Vom Standpunkt des Finanzkapitals her war dies ein gro�er Fortschritt: Es konnte sich der Wirklichkeit seiner Wertverluste entziehen und sich auf das reine Wertwachstum konzentrieren. Das macht den Aktion�r zum Absahner, selbst wenn er auch hie und da Verluste macht. Aber diese sind anders. Vorwiegend ist eine Aktie die Frage des richtigen Anlagezeitpunkts, dem optimalen Moment der Nutzung der Aktienkurse zur Geldanlage. „Schlechte Kurse sind gute Kurse“, sagen die Broker und Anlageberater und meinen damit, dass nur relativ schlechte Kurse gut wachsen k�nnen. Es verh�lt sich hier alles wie auf einem Liquidit�tenmarkt: Wo jemand billig verkaufen muss, weil er in einer schlechten Wirtschaftslage ist, gewinnt der, welcher hier einkaufen kann. Es geht im Grunde dabei kaum um echte Profite, sondern um die permanente Umverteilung von Verm�gen, nat�rlich unter der Bedingung, dass dieses Verm�gen irgendwie in der Lage ist, Profit zu machen.

Das Kapital lebt auf diese Weise auch selbst vom Wertverlust. Es holt sich bei dem unliquiden Kapital die Mittel f�r eine neue Liquidit�t – etwa so, wie ein K�ufer von Konkursmasse mit seinem Billigeinkauf gro�e Gesch�fte macht, weil es aus dem Wechsel von einem Markt zehrt, der schlecht geworden ist, indem es zu einem neuen Markt �berl�uft, der Erfolg verspricht. Diese Gesch�fte leben vom Untergang der Werte, die noch ein paar Wochen zuvor in der Anwendung waren. Der Gewinn hieraus liegt dann f�r eine Weile weit �ber dem, was mit Arbeit unmittelbar an Wert gesch�pft werden kann, eben solange, bis der Marktwert selbst der gewonnenen Situation wieder entspricht und der neue Markt zu einem durchschnittlichen Markt geworden ist. Das macht das Aktienkapital vor�bergehend lukrativer als das angewandte Kapital, aber es lebt vom Aas der Weltm�rkte auf der Spitze der unentwegten Marktneuheiten und ist ohne solche Erneuerung nichts anderes, als es jeder Profit sonst w�re: Ein abgesch�pftes Mehrprodukt aus der Warenproduktion. Damit aber ist heute nicht mehr viel zu gewinnen. Der galoppierende Aktienhandel hinterl�sst Ruinen in der Wirklichkeit und produziert Neuheiten, die zunehmend nur eine Kultur der abgehoben Reize befriedigen, aber nicht unbedingt wirklich neu sind.

Was sich dereinst in Inflationen des Geldes noch wirklich zugetragen hatte, worin das Geld sich zwangsl�ufig an seinen Wert anpassen musste, das verteilt sich heute auf die Aktienm�rkte und stabilisiert so auch den Geldhandel und stopft die L�cher in der Kapitaldeckung des Devisenhandels, wo dieser gerade mal nicht funktioniert. So kann z.B. der Doller um mehr als das Doppelte seines Werts gehandelt, dessen K�ufer also um die H�lfte betrogen werden, weil Aktien, die vom Wertverlust zehren, dies wieder auszugleichen versprechen. Dies aber ist eine blanke Spirale der Veraasung, bei dem das gefallene Opfer noch mal verkauft wird, weil es damit das Geld deckt, das seinen Fall bewirkt hatte. Das Opfer sind die Volkswirtschaften.

Inflation trägt sich heute durch den Wertverfall ohnmächtiger Volkswirtschaften zu. Sie werden als Vermögensmasse zur Wertdeckung des Kapitals schlicht aufgesaugt. Erträge durch Arbeit spielen demgegenüber eine untergeordnete Rolle. Die Ausbeutung der Arbeit im klassischen Sinn ist zwar nach wie vor dieselbe, aber als solche nur eine Fingerübung des Kapitals. Es zählen die größeren Geschäfte, die zwar hierauf gründen, aber zugleich eine höhere Verwertungssicherheit darstellen. Die Betriebswirtschaft im einzelnen zählt gering. Ganze Wirtschaftszweige und Betriebe werden nur stillgelegt, weil sie keine Spekulationsmasse für das internationale Kapital mehr darstellen, nicht, weil sie ihre Investitionen nicht einbringen oder ihre Leute vor Ort nicht mehr ernähren könnten, sondern weil ihre Reproduktion selbst bei bester Auftragslage kein Wertwachstum für den Geldmarkt verspricht – ganz einfach deshalb, weil sie sich auf alten Märkten erhalten haben. Zwar kann niemand aus seiner gewohnten Lebensanschauung heraus es dann verstehen, wenn sie platt gemacht werden, nur weil sie einem Aktienkonzern zugehörig wurden. Doch es ist so: Trotz wachsender Profite im einzelnen wurden alleine von den DAX-Unternehmungen im Jahr 2006 44.000 Arbeitsplätze gekündigt, was natürlich die Sozialkassen weitergehend belastet und die Krisen des deutschen Staates verschärft. Wie kann das überhaupt möglich sein, dass das globale Kapital die Bedingungen zerstört, unter denen sich überhaupt noch Geld auf organische Verhältnisse rückbeziehen lässt? Es ist ganz einfach: Der Kapitalwert ist für das Finanzkapital nur der Wert, den eine Wertanlage bezüglich des Mehrwertwachstums hat, nicht für die einfache Geldverwertung durch die Produktion. Weh dem, der davon abhängig wird (3)!

Die politische Macht des irrealen Kapitals

Aber Geld ist nur solange wirklich Geld, wie es Wert darstellt. Und Wert ist nach wie vor ein blo�es Quantum, die Gr��e einer bestimmten Geldmenge, die als Zahlungsmittel zum Einkauf von Lebensmitteln oder Produktionsmitteln dient, die also nur ein Wertquantum vorhandener Subsistenz- und Arbeitsmittel darstellt. Damit lassen sich eigentlich nur Existenzen (z.B. die Ern�hrung, Miete, Kindererziehung, Energie, Kommunikation, Maschinen, Rohstoffe, Geb�ude usw.) erhalten. Wert entsteht durch Arbeit und vergeht durch Konsum, bemisst sich in Waren, also in Dingen, die auf dem Markt tauschbar sind und im Verbrauch als Wertdinge verschwinden, sei es als Lebensmittel oder als Verschlei� der Arbeitsmittel oder als Rohstoff.

Zugleich aber ist Wert ein Quantum an gesellschaftlicher Arbeit, deren Produkte nicht in den Arbeitskreislauf zur�ckkommen, sondern als blo�er Mehrwert von denen besessen wird, die �ber die Arbeitsprozesse verf�gen. Als produktives Kapital ist dieser Wert eine politische Macht des Geldbesitzes �ber die Produktion der Existenzmittel, als Besitzmacht �ber die Verh�ltnisse der besitzlosen Menschen und der Arbeit, als Macht auf dem Arbeits- und Konsummarkt.

Und schlie�lich gibt es Geld, welches zur Spekulation auf irgendeine Anwendung zur�ckgehalten oder verliehen, also als Kredit vergeben wird. Dieses ist das Finanzkapital der Wertpapiere auf dem Aktienmarkt, das Mehrwert darstellt ohne ein Mehrprodukt zu verk�rpern. Es ist pure Geldsicherheit, die sich als Verf�gung �ber Geld oder auch �ber Betriebsverm�gen, Grund und Boden, Bodensch�tze, Funkfrequenzen usw. erh�lt, reine politische Wertposition, die meist von Staat, Banken und Aktion�ren umgesetzt wird. Als vorgestrecktes Geld ist dieses das Mittel eines unrealisierten Wertes. Es hat seine Macht als Recht, als das Recht auf Einforderung, auf R�ckzahlung. Es hat also politische Macht und hat f�r sich keinen wirklichen Wert, weil es Mehrwert ist, der kein Mehrprodukt repr�sentiert. Es besteht als unverwirklichter Wert, als Erfordernis an einen Besitzstand, der �ber Arbeit verf�gen kann, um damit Wert zu schaffen und zu verwerten, z.B. Mieten zu kassieren, die sich auch real einbringen lassen. Es ist Kapital, das f�r eine noch nicht realisierte Arbeit die Bedingungen schafft und zugleich das Konsumwachstum ihrer Produkte n�tig hat, Finanzkapital, politische Geldherrschaft. Dieses macht heute 98 Prozent des gesamten Kapitals aus.

Das ist zwar als Geld bereits entstanden, hat Menschen, Maschinen und Rohstoffe bereits verbraucht und finanziert, aber als festgehaltenes Geld ist es weit mehr, wenn auch f�r sich wertlos. Es ist ein Wert, der von den Verwertungsbedingungen selbst sich erh�lt. Sein Entstehungswert w�rde zunichte werden, wenn es nicht zur Anwendung in irgendeinem Arbeitsprozess k�me. Doch dies kann Probleme machen. Denn auch Wert ist nichts, wenn er nicht in Waren kursiert, die zum Verkauf oder zur Pacht geboten werden und die nur dann Wert realisieren, wenn sie auch gekauft oder gemietet werden. Wo Waren entweder nicht produziert werden, weil die Produktion nicht funktioniert, oder ihre Produkte nicht verkauft werden, weil der Markt keine Abnehmer findet, da geht Wert wirklich zunichte, und mit ihm auch die Erfordernisse des Finanzkapitals, das Verwertungskalk�l, dem es nachh�ngt. Letztlich geht es eben doch immer um den Profit durch die Erzeugung und den Konsum von G�tern, also durch die Warenzirkulation.

Ist diese nicht mehr m�glich, so entsteht eine wirkliche Krise des Kapitalismus. Und die ist nicht zuf�llig, sondern zwangsl�ufig. Ihr Grund liegt an einer systematischen Unrealisierbarkeit der Verwertung des Kapitals, die sich zwischen den Phasen seines Wohlstands und seiner Verwerfungen abspielt. Und diese Systematik hat ihren Grund in der wirklichen �konomie der Arbeit, in ihrer wachsenden Produktivit�t und verl�uft in den Beziehungen der Wertmasse zwischen der Mehrwertsrate und der Profitrate des Kapitals, letztlich dem Verh�ltnis des Werts der Arbeitskraft in der Beziehung zum gesamten angewandten Kapital.

Das allgemeine Problem des Kapitalismus ist �ber alle einzelnen Verwertungs- und Bewertungsprobleme hinweg, dass sich die Verh�ltnisse des finanzoerenden und die des produzierenden Kapitals zwischen Arbeit und Konsum mit wachsender Produktivit�t gegenl�ufig entwickeln. Vom organischen verringert diese n�mlich den menschlichen Arbeitsaufwand bei wachsendem Konsumangebot. Aber das w�rde die Macht des Kapitals und damit vor allem die Erfordernisses des Finanzkapitals zunehmend mindern, denn nur der menschliche Arbeitsaufwand verlangt Wertbildung, weil die Arbeitskraft best�ndig ern�hrt werden muss. Eine Maschine amortisiert sich, indem sie den Wert ihrer Erstehung pro toto in die Produkte eingibt und ziemlich schnell keinen Wert mehr, wohl aber Besitz, also Verf�gung �ber sie darstellt. Der Fortschritt an Technologie mindert daher in der Tat die Wertgr��e, weil sie die menschliche Arbeit mindert, welche in die Produktion pro Produkt eingeht. So hat das Karl Marx schon auf den ersten Seiten des Kapitals beschrieben. In seiner Schrift „Lohn, Preis und Profit“ hei�t dies:

„Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die auf eine gegebene Menge Produkt verwendete Arbeit; desto kleiner also der Wert des Produkts. Je geringer die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die auf dieselbe Menge Produkt verwendete Arbeit; desto größer also sein Wert. Als allgemeines Gesetz können wir daher aufstellen: Die Werte der Waren sind direkt proportional der auf ihre Produkte angewandten Arbeitszeiten und umgekehrt proportional der Produktivkraft der angewandten Arbeit.“ K. Marx, Lohn, Preis und Profit, MEW 16, 127

Mit zunehmender Produktivkraft tendiert der Kapitalismus �konomisch dahin, sich selbst �berfl�ssig zu machen. Es verkehrt der Wert die �konomie einer Gesellschaft zur politischen Form einer �konomie, wird zu ihrer Formbestimmung. Auch hierauf hatte Marx in den Grundrissen bereits hingewiesen, indem er auf den Sinn von �konomie verwiesen hatte:

„Die wirkliche Ökonomie – Ersparung – besteht in Ersparung von Arbeitszeit; ... Diese Ersparung ist aber identisch mit [der] Entwicklung der Produktivkraft.“ K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 607.

Solange diese Gesellschaftsform aber dennoch auf Teufel komm raus erhalten bleiben soll, weil eine bestimmte Klasse von Menschen in ihrem Machtbedarf darin befriedigt wird, so entwickelt sie den Wert als eine politische Macht, zum Begriff der politischen �konomie. Aber irgendwann bekommt dann auch das Kapital mit sich selbst Probleme.

Es entwickelt sich ja, wie gesagt, einerseits in der Mehrwertrate. Diese stellt die Verh�ltnisse von L�hnen zu dem damit erzeugten Mehrwert dar, also sozusagen die Ausbeutungsrate der Arbeit. Zum anderen entwickelt sich das Gesamtkapital in der Profitrate. Dieses ist das Verh�ltnis des gesamten Kapitalbestands an Verm�gen und vorgestrecktem Kapital zum Mehrwert, den dieser produziert.

Wert entsteht auf dem Markt solange, wie dort Waren von ihrer Produktionsstelle hingebracht und von Konsumenten erstanden werden. Wert k�nnte also eigentlich organisch nur wachsen, wenn dort mehr Waren hingebracht, also mehr produziert und mehr konsumiert wird. Aber solchen organisch bestimmten Wert gibt es nicht wirklich. Er wird im Ma� der gesellschaftlich vorhandenen Waren berechnet. Er richtet sich nicht nach dem wirtschaftlichen Quantum der Produktion, sondern nach dem gesellschaftlichen Verh�ltnis der Waren, nach dem „Quantum, worin sich Waren der einen Art gegen Waren der anderen Art gesellschaftlich tauschen“ (Marx, Kapital I) lassen. Und solcher Wert ist die treibende Kraft des Kapitals, denn nur dadurch, dass vorgestrecktes Geld zu mehr Geld wird, erf�llt sich dessen Sinn und Zweck. F�r das Kapital kann das zwar zeitweise auch durch die Versch�rfung der Ausbeutung von Arbeit geschehen, aber ist sie am Punkt ihres Selbsterhalts als Arbeitskraft angelangt, haben die Leute also nur noch das, was sie zum Erhalt ihres Arbeitsverm�gens brauchen, das also, was ihre Arbeitskraft wert ist, so ist hier nichts mehr zu holen. Wertwachstum entsteht dann letztlich nur bei einer Steigerung der Produktivit�t mit gleichzeitiger Ausdehnung des Absatzmarktes. Dies ist die organische Grundlage des Kapitalismus, aber letztlich auch die Bedingung seines Untergangs.

Das Wertwachstum der Krise

Das Wertwachstum verlangt nach einer blo�en Masse, welche die Arbeit durchlaufen und umsetzen muss. Nur Produkte, welche in der Masse rentieren, bringen das Kapital auch bei wachsender Produktivit�t weiter. Aber auch jede Masse hat ihre nat�rliche Schranke. Vor allem die Masse, welche als produktives Kapital und Finanzkapital aufgeh�uft wird. Diese beiden Kapitalformationen entwickeln sich nicht immer im Einklang ihrer Interessen. Das Gesamtkapital scheitert mit gr��erer Masse am Verm�gen des produktiven Kapitals und ger�t dabei in kleinere oder gr��ere Krisen, die insgesamt im Fall seiner Profitrate immer totaler werden.

Daher haben nicht nur die Menschen mit dem Kapitalismus Probleme, sondern auch das Kapital mit sich selbst. Die kapitalistische Krise entsteht dadurch, dass die Masse des Kapitals bei wachsender Produktivit�t in einem Umfang bestehen muss, der sich zunehmend mit den vorhandenen L�hnen nicht mehr wertm��ig realisieren l�sst. Der Trieb der kapitalistischen Produktion kommt mit sich selbst zum Widerspruch: Zum einen muss f�r das Kapital soviel Mehrwert aus dem Arbeitsprozess ausgepresst werden, die Mehrwertrate also immer zunehmen, dass es weiter wachsen kann, dass also eine immer gr��ere Wertmasse in der Produktion entsteht. Zum anderen l�sst sich diese Wertmasse immer weniger wertm��ig realisieren, wenn ihre Profitrate w�chst, je gr��er also ihre Masse im Verh�ltnis zu den L�hnen ger�t. Mehrwertrate und Profitrate k�nnen nicht gleichf�rmig wachsen. Die Produkte m�ssen also immer billiger werden, damit sie �berhaupt gekauft werden k�nnen und sie erbringen nur in einem immer kleiner werdenden Anteil den Wert, der sich als Mehrwert halten l�sst. Die Mehrwert-Produktion ben�tigt einen Umfang an Konsumtion, der nicht mehr finanzierbar ist.

Marx hat dies im 3. Band des Kapitals so formuliert:

"Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501).

Das Kapital steht von daher als politische Macht vollst�ndig gegen die �konomischen Interessen der hiervon beherrschten Gesellschaft. Es verlangt einerseits ein permante Steigerung der Produktivkraft und andererseits ein permanentes Wachstum an Konsumf�higkeit. Weder die Bed�rfnisse der Menschen bestimmen die Produktion, noch wird der technologische Fortschritt durch menschliche Bed�rfnisse bestimmt. Vern�nftig w�re, wenn mit steigender Produktivit�t sich die Arbeit der Menschen trotz Ausweitung ihrer Bed�rfnisse minimieren w�rde.

Doch genau dies darf nicht geschehen und wird durch die Interesssen des Kapitals pervertiert. Es will seine Verwertungskrise durch Entwertung der Arbeit ausgleichen, indem es immer mehr menschliche Arbeit zur Wertverwertung n�tig hat, auch wenn es keinen Absatz f�r seine Produkte findet. Indem die Menschen dann n�mlich unter Wert arbeiten m�ssen, regenerieren sie immerhin die entwerteten Produkte, die sie hierf�r kaufen m�ssen. Das Elend der Niedrigl�hne soll dann als Schicksal der Gesellschaft dem Sozialwesen zur�ckgegeben werden, Sache des Staates sein.

Die Globalisierung als Krisenmanagement

Die Globalisierung hat ergeben, dass die Inflation des Geldes der reichen L�nder minimalisiert wurde bzw. nicht mehr wirksam ist, weil es auch ohne �konomisch begr�ndeten Wert auf den Aktienm�rkten funktioniert, weil es also als Machtmittel der Wertvernichtung fungiert. Die globalen Aktienm�rkte erm�glichen damit eine noch nie da gewesene Geldwertstabilit�t der reichen L�nder, haben f�r sie aber auch den Pferdefuss, dass sie Arbeitspl�tze mit in einem rasanten Tempo vernichten. Und diese Vernichtung geht nicht nur auf Kosten der Menschen, die weit unter Wert existieren m�ssen, sondern auch auf Kosten des Staats, der mehr Sozialleistungen aufwenden muss und f�r sich weniger zur�ckbehalten kann. Vor allem verliert er im Wert der nationalen Produktionskreisl�ufe, der gemessen an internationalen Werten der Waren und Arbeitskr�fte schwindet. Und er verliert die Steuereinnahmen des Kapitals, das sich international etabliert und finanziert, bei zugleich geringerer Steuerleistung durch die wenigeren oder minderwertigeren lohnpflichtigen Besch�ftigungsverh�ltnisse.

Die Nationalstaaten haben damit ein doppeltes Problem: Sie verlieren an �konomischer Substanz, weil sich die Arbeitskraft ihres Landes nur durch Exporte noch wertm��ig rentiert, und sie verlieren an Wert, weil die globalen Konzerne nicht mehr am lokalen Bedarf aufsetzen und bestehende Wertsch�pfung f�rdern, sondern ihren Wertbedarf nur durch internationales Geld befriedigen. Nicht wo produziert wird, vermehrt sich Aktienkapital, sondern wo Kapital die Produktion schnell verlassen kann, wenn kein Mehrwert mehr herausspringt. Das Aktienkapital verh�lt sich nicht wie ein normaler Kreditgeber, der seine Auslagen nebst Gewinnbeteiligung zur�ckverlangt, sondern wie ein Vampir, der Blut saugt, solange er im Dunkeln bleiben kann und der verschwindet, sobald die Not des Alltags sich zeigt. Wo Kapital entzogen wird, weil es nicht unmittelbar neue Werte beibringt, da wird auch produktive Substanz zerst�rt, die den Menschen durchaus noch dienlich w�re. Der Begriff vom Heuschreckenkapitalismus ist hiergegen fast noch romantisch. Es werden nicht nur vorhandene Substanzen abgegrast, sondern ihre Wurzeln selbst zerst�rt. Der Wert des Aktienkapitals w�chst, wenn ein Betrieb von einem internationalen Konzern vereinnahmt wird oder wenn Arbeitspl�tze gestrichen werden, weil damit eine vor�bergehende Steigerung des Mehrwerts erwartet wird, und es sinkt, sobald die Mehrwertrate nur im Investionsbereich bleibt oder die Arbeitskr�fte weiter besch�ftigt, die ihm zur Entwicklung gedient hatten. Es steht damit im Prinzip gegen Erneuerung und Arbeitssicherheit, die Grundlagen der gew�hnlichen Nationalwirtschaft.

 

Aber dies funktioniert im einzelnen immer nur f�r kurze Zeitspannen. Das Kontinuum der Wirtschaft ist die Auftragslage, das des Aktienkapitals der Sprung zu h�heren Renditen. Was sich aber heute hier rentiert ist morgen schon wieder Schnee von gestern. Und was sich rentiert hatte und die Produktion weitergebracht hatte, wird schnell zur selbstverst�ndlichen Grundlage einer beispiellosen Wertvernichtung. Permanente Rentabilit�t gibt es eben nicht und nur durch die Ausbeutung der Wertunterschiede der einzelnen Produktionsst�tten kann Wert gesch�pft werden, indem zerst�rt wird, was nicht optimal funktioniert und gef�rdert wird, was neue M�rkte erschlie�en kann. Letztlich rentiert sich Aktienkapital nur durch die Erneuerung von Produktionsabl�ufen, und das schlie�t eben meist die Zerst�rung der bisherigen Produktionsfaktoren ein.

Im ISW-Report Nr. 68 hei�t es auf Seite 3:

„Durch diese Entwicklungen ist eine neue Qualit�t der kapitalistischen Globalisierung entstanden. Unternehmen nehmen dort Kapital auf, wo es das meiste gibt, suchen Ressourcen in den kosteng�nstigsten Standorten und produzieren, wo es am besten passt. In den einzelnen Volkswirtschaften ist die fr�here Verkn�pfung zwischen dem Unternehmenserfolg und dem Wohlergehen der Besch�ftigten und zwischen der Entwicklung der Besch�ftigtenzahlen und den Gesch�ftszyklen zerrissen.

Die international operierenden Konzerne sind die Treiber und Hauptprofiteure der Verlagerungen und des Aufbaus weltweiter Unternehmensnetze. Sie zwingen ihre (mittelst�ndischen) Zulieferer und Partner ebenfalls zur Internationalisierung. Diese Konzerne l�sen sich immer mehr von ihrer Heimatbasis und von den Gemeinden und von den gesellschaftlichen Bez�gen, durch die sie gro� geworden sind. Die Nationalstaaten spielen f�r die Konzerne nur noch die Rolle des Boxenstopps beim Autorennen (so der FIATChef und Pr�sident der italienischen Arbeitgeber Luca di Montezemolo).“

 

Der b�rgerliche Staat, der sich eigentlich um die Grundlagen der kapitalistischen Produktion zu k�mmern hat, ist hierdurch selbst in eine Falle geraten. Indem er den Boden f�r die nationale Reproduktion bereitet, bereitet er zugleich die Macht der Konzerne, die ihn seiner eigenen Substanzen berauben, die ihm also vor allem die Werte entziehen, die er zum Selbsterhalt ben�tigt und die Arbeitskr�fte k�ndigen, die seinem Selbsterhalt nutzen. Seine Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben werden immer geringer, weil ihm Lohn- und Kapitalsteuer gemindert werden, und zugleich werden die Anforderungen an ihn gr��er, weil er internationalen Ma�st�ben an Ausbildung und Standortsicherheit dienstbar sein muss. Das kann nichts werden. Das wei� man eigentlich auch. Aber die Macht des internationalen Kapitals steht �ber allem – und sich ihm entziehen kann nur, wer auf die ausgelagerte Produktion und deren Produkte verzichten und den eigenen Fortschritt mit eigenem Ma� betreiben kann. Dazu aber war man meist schon zu weit mit dem Geld gegangen. Die mit dem Geld singen, die singen das Lied vom Tod. Das muss man halt wissen.

Und das geht so: Wo der Staat durch das Kapital in die Kniee gezwungen ist, da hat er keinen anderen Bewegungsraum mehr als die Renten- und Sozialkassen. Was ihm seine B�rger treuh�nderisch anvertraut haben, wird zum Material der Verwirklichung einer staatspolitische Illusion, die den Staat in die Reihe der Gl�ckspieler stellt: Man investiere die letzten Ressourcen so produktiv in die eigene Wirtschaft, dass diese wieder floriert und alles doppelt und dreifach zur�ckflie�t. Allerdings kann die eigene Wirtschaft ohne die Weltwirtschaft gar nicht mehr produktiv sein. Deshalb k�nnen die Gelder der Renten- und Sozialkassen nicht mehr aufgef�llt werden. Der Staat w�rde aber als offener Betr�ger dastehen, wenn man ihm die Beteuerung nicht glaubt, dass er selbst vom Weltmarkt bedroht sei.

Der Niedergang der Gemeinwesen

Es ist aber nicht der Staat, der dabei niedergeht. Im Gegenteil: Indem er sich mit seiner Staatsnot aufbauscht, wird er immer st�rker und das spekulatives Kapital immer m�chtiger, findet immer mehr Niedergang vor, den es produktiv verwerten kann. Wirklich in die Kniee geht das Gemeinwesen, das soziale Wesen, das auch der kapitalistische Staat in besseren Zeiten mittr�gt. Es muss durch blanke Sozialk�rzungen und Enteignung des Verm�gens der zur Arbeitslosigkeit getriebenen verlorene Werte zumindest zum Teil r�ckgesichert werden. Wenn man allerdings offen sagen w�rde, dass man das Geld halt nun mal braucht, um die Anforderungen des Finanzkapitals zu befriedigen, dann w�re das offener Versicherungsbetrug seitens des Staates. Er hatte Einzahlungen erhalten, welche die Menschen sozial absichern sollten. Jetzt will er behaupten, dass er sich eigentlich mit den Geb�hren verrechnet h�tte . Das kann ja wohl nicht wahr sein.

Jede gew�hnliche Versicherung, die sich verrechnet, muss selbst daf�r aufkommen und w�rde ansonsten vor Gericht stehen und ihre Kunden verlieren. Um es den Leuten dennoch zu verklickern brauchte man professionelle Betr�ger. Peter Hartz ist inzwischen darob bekannt geworden und rechtskr�ftig verurteilt, hatte aber dennoch zuvor seine entscheidenden Ideen einbringen k�nnen: Er setzte auf die Enteignung der Menschen, die vom Markt in die Arbeitslosigkeit getrieben worden waren, auf scharfe Erh�hung des Drohpotenzials zur Einbringung h�herer Verzichte (z.B. eingeforderte Mobilit�t und Job-Akzeptanz) und durch Entw�rdigung ihrer Arbeitskraft mit erzwingbaren 1-Euro-Jobs. Er hatte allerdings �bersehen, dass die Arbeitslosen weder als Lohnabh�ngige Eigentum aufh�ufen konnten, noch dass eine weitergehende Bedrohung und Verknappung der Gelder neue Arbeitspl�tze bei bringen – im Gegenteil: Durch seine Erfindung der 1-Euro-Jobs wurden die noch bestehenden weiter untergraben. Und wo Arbeit bundesweit fehlt, da k�nnen die Arbeitslosen so mobil sein, wie man es auch fordern mag. Es entsteht durch blo�e Bewegung nichts anderes als blo� Nichts. Hartz IV brachte dem Staat daher auch nur das Gegenteil von dem, was er hiervon erwartet hatte: Verteuerung der Arbeitslosigkeit. So ist das eben, wenn man sich auf Betr�ger einl�sst.

Aber der Betrug liegt tiefer, liegt in der Behauptung, dass der Staat de facto vor einem �berw�ltigendem Problem mit der Arbeitslosigkeit st�nde, dem alle Kraft der Menschen gewidmet werden m�sse. Dieses Problem aber gibt es nicht wirklich. Wo es weniger Arbeit gibt, da m�sste halt einfach weniger gearbeitet werden. Das Problem ist einzig und allein ein Verwertungsproblem, das Problem des Finanzkapitals. Und wenn der Staat nicht von dessen Verwertungsinteressen loskommt, dann muss man ihm dabei wohl helfen. Am besten, man k�mmert sich um ein vern�nftiges Gemeinwesen.

Fußnoten:

(1) Dass der Staat dieses lediglich durch Bescheid festlegen kann, das ist rechtlich gesehen ein Witz. Es ist, als ob eine Versicherungsagentur zugleich auch feststellen kann, wieviel sie im Versicherungsfall überhaupt bezahlen will. Aber kein Grund zur Sorge: Dieses Jahr soll es seit längerem endlich wieder eine Rentenerhöhung geben, eine Erhöhung um 0,1%, das sind im Schnitt gerade mal 1 Euro und 34 Cent pro Monat. Das wertet den 1-Euro-Job natürlich enorm auf. Und davon werden künftige Generationen auch nur träumen können. Solches Glück wird ihnen kaum noch widerfahren.

Der anderen Teil der Gläubiger, das sind die Besitzer von Wertpapieren und Staatsanleihen, denen es genügt, die Zinsen zu kassieren und den Staat in eigener Pflicht zu halten. Sie haben nichts wirklich gegen dies ganze Verhältnis, zumal ihre anderen Quellen, nämlich Produktion und Handel, eben auch nur im Staatswesen ihren Rückhalt haben – und sei es de facto auch bankrott. Solange es besteht, haben sie ihre hinreichende Sicherheit und die Bonitäten der Staaten sind daher trotz allem hoch.

(2) Die Ablösung des Geldes vom Warenverkehr wurde augenscheinlich mit der Aufhebung der Wertdeckung des Geldes durch Gold. Diese war für den industriellen Kapitalismus die einzige Gewähr dafür gewesen, dass Geld tatsächlich ein Zahlungsmittel war, dass es also durch eine bestimmte Menge an Waren auch wirklich gedeckt war. Das stand natürlich einer Ausweitung des Finanzmarktes im Wege, der doch wesentlich auf unrealisierte Werte und Kapitalspekulation beruht. Wollte man sich den Inflationen auf den nationalen Märkten wirklich entgegenstellen, so musste den Finanzmärkten eine Finanzwelt eröfffnet werden, in welcher die Deckung des Geldes keine wesentliche Rolle mehr spielen durfte. Mit der Aufkündigung der Verträge von Bretton-Woods im Jahr 1976 durch US-Präsident Nixon wurde die Globalisierung des Finanzkapitals zum Weltkapital rechtlich umgesetzt. Indem man auf die „Wertdeckung des Geldes“ verzichtete verschob man die nationalen Inflationen auf die Kapitalspekulation. Der Devisenhandel wurde selbst zum tragenden Teil des Kapitalgeschäfts, zu einer politischen Anpassung an die weltweite Differenz zwischen armen und reichen Ländern, einer Wertrealisation aus der Differenz nationaler Wertschöpfungen. Je ärmer ein Land war, desto abhängiger wurde es vom globalen Kapitalmarkt, der ihm gegenüber als Kreditgeber auftrat, der diese Abhängigkeit vor allem finanzpolitisch auszunutzen verstand. Und das erbrachte einen neuen Reichtum, den Reichtum des Finanzmarktes, der Aktionäre und Titelhändler, die raffinierte Geschäfte mit Devisen machten, die sie zugleich als Aktienkapital einsetzten. Damit wurde die Armut, die sich auf den Devisenmärkten darstelle, tragend für die Finanzgeschäfte der Reichen. Der hierbei gewonnene Reichtum beruhte zum großen Teil auf dem, was die Armen an Arbeitskraft, Rohstoffen und Bodenschätzen abgeben mussten, um sich in einer Welt erhalten zu können, in welcher der Handel nur noch durch Aktiengesellschaften verlief. Auch für sie gab es keine Auswege mehr.

(3) Das ist sehr ein sehr komplexer Verhalt und wir müssen zu seiner Erklärung erst mal etwas Grundsätzliches klären, was den Wert des Geldes selbst betrifft.

Die Grundlagen der kapitalistischen Produktion liegen ursprünglich darin, dass Geld im Tausch von Waren entsteht und zur Produktion von Waren von denen vorgestreckt wird, die Geld besitzen und die Waren von denen erzeugt werden, die hierdurch ihr Geld zum Leben verdienen. Geld kann demnach nicht Geld sein, wenn es nichts wert ist. Denn es ist eben nur dadurch Geld, dass es Erscheinungsform eines Wertes ist, welchen die Produkte dieser Gesellschaft haben. Doch was ist dieser Wert, der auf so geheimnisvolle Weise vergehen kann, wie er auch ebenso entsteht? Was macht den Wert aus, den die Waren haben, welche den Menschen als bloße Lebensmittel dienen und welche durch Geld eingetauscht werden, durch Geld, das man entweder verdient, indem man seine Arbeitskraft veräußert oder das man ausgibt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen? Ein Lebensmittel muss doch nicht unbedingt Ware sein und muss auch nicht unbedingt Wert haben. Die Menschen könnten genauso gut direkt füreinander produzieren und miteinander ihre Produkte genießen oder Verträge miteinander abschließen, worin die Arbeitsaufwände und der Genuss der Produkte geregelt werden, ohne dass eine allgemeine Bewertung derselben stattfinden müsste. Es wäre wie beim Briefmarken tauschen: Was der eine nicht hat, das bekommt er vom anderen, indem er ihm das besorgt, was der nicht hat.

Aber die Warenverhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft sind anders. Der Tausch der Produkte hat einen eigenständigen Zweck, in welchem das gesellschaftliche Anliegen, dass jeder seine Arbeit auf andere beziehen und veräußern können soll, allgemein nur in einer ungeheuerlichen Verkehrung erscheint, nämlich als gesellschaftliche Erfüllung rein privater Anliegen. Gesellschaftlich aber ist alleine der Tausch, weil alleine der Markt als gesellschaftlicher Ort überhaupt besteht. Die bürgerliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Marktes. Dorthin gehen die einzelnen Menschen mit ihrem Privatbesitz, um es gegen anderen Besitz einzutauschen. Zuvor und danach sind sie ausschließlich für sich, einmal, indem sie Dinge herstellen, die sie auf dem Markt verkaufen wollen, oder indem sie Dinge konsumieren, die sie dort erstanden haben. Sie fühlen sich als freie und unabhängige Individuen, solange sie nicht auf dem Markt sind. Der ist in ihrem Leben auch lediglich ein oft etwas unangenehmerer Ort, wo sie Geld erwerben oder ausgeben müssen, um überhaupt leben zu können. Für jene, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, ist dieser Ort allerdings vor allem ihre Arbeitsstelle, für jene, die Geld schon besitzen, ist es der Erstehungsort künftiger Genüsse. Es dreht sich hier letztlich alles ums Geld, welches den Wert für beide darstellt, für die Arbeit und für den Konsum. Doch was macht hierbei diesen Wert aus, zu dem ja die Beziehung der Waren aufeinander ausgehandelt wird?

Die Bedingung des Wertseins der Produkte der Menschen ist eigentlich trivial: Sie besteht darin, dass die Dinge nur auf dem Markt getauscht werden. So augenscheinlich und einfach dies ist, so verrückt ist doch das, was hierbei entsteht: Indem beim Tausch verschiedene Dinge von ihrem Sinn und Nutzen enthoben und gleichgestellt werden, wird ihnen ein Wert verliehen, den weder das eine Ding noch das andere aus sich heraus haben kann. Der Wert entsteht nur dadurch, dass jedes Ding in der Privatform, in welcher es besessen wird, nicht zugleich unmittelbar gesellschaftlich sein kann, dass es also einem Wert gleichgesetzt wird, der privat nicht sein kann und nur dadurch gesellschaftlich ist, indem beim Tausch vom privaten abgesehen wird und das Gesellschaftliche der Dinge lediglich das allgemeine Verhältnis dieser Absehung ist. Der Wert ist etwas, das die Dinge nicht sind, etwas anderes, was zwischen ihnen steht, wiewohl es nicht ohne sie ist und sie ohne dieses nicht gesellschaftlich verkehren können. Der Wert ist eine gesellschaftliche Abstraktion von der Entstehung der Dinge, die nur eine Wahrheit hat: Wert ist nichts anderes als die abstrakte Tatsache, dass die Dinge durch Arbeit entstanden sind. Wert ist ein gesellschaftliches Nichts, das ganz allgemein nur darin bestimmt ist, dass menschliche Arbeit Wert für die Menschen hat, wie immer sie auch die Dinge erzeugen. Wert ist der einzige gesellschaftliche Gehalt der Dinge und hat daher allgemein lediglich abstrakt menschliche Arbeit zu seiner Substanz. Diese unterscheidet sich sehr von der konkreten Arbeit, welche die Menschen veräußern, um in den Besitz anderer Wertdinge, allgemein eben um Geld zu bekommen. Doch als Wert ist jede Arbeit nur ein Quantum, eine bloße Menge von Arbeit, Arbeitszeit, die im Durchschnitt der Einzelarbeiten einer Gesellschaft sich messen lässt. Die Arbeitszeit ist daher die Wertgröße, welche Produkte im Warentausch bekommen.

Doch was hat das mit der Entwertung des Geldes, mit Absatzproblemen und Arbeitslosigkeit und Vernichtung von Arbeitsplätzen zu tun? Das ist nur zu verstehen, wenn wir auf den Wert der Arbeitskraft selbst kommen.

Dadurch, dass die Arbeitskraft von Menschen bewertet wird, wenn sie dafür Geld bekommen, wird nur bewertet, was ihre Entstehung an Aufwand, an abstrakt menschlicher Arbeit enthält, also die Arbeitszeit, die nötig ist, um Arbeitskraft herzustellen beziehungsweise wiederherzustellen. Was der Aufwand für die Lebensmittel ist, die ein Mensch braucht um arbeiten zu können, das macht den Wert seiner Arbeitskraft aus und das bekommt er in Geldform, wenn er arbeitet. Aber dadurch, dass er in dieser Weise wie eine Privatsache behandelt und gehandelt wird, wird er gesellschaftlich entwertet, denn er trägt zugleich zur Erzeugung von Werten bei, die über dass Quantum der ihm zu seiner Reproduktion nötigen Arbeitszeit hinausgehen. Er produziert mehr Wert, als er für seine Arbeit bekommt. Dieser Mehrwert gehört den Besitzern seiner Produkte, die eben auch mehr darstellen, als die arbeitenden Menschen für ihre Reproduktion nötig haben, der Mehrwert ist der Wert eines gesellschaftlichen Mehrprodukts, das sich in privater Hand befindet, eben in der Hand der Geldbesitzer. Sie verfügen also nicht nur über die Lebensmittel, welche die Arbeitsleute bei ihnen wieder mit ihrem Lohn erstehen, sondern zugleich über Produkte, die Wert haben, ohne dass sie durch Lohnausgaben wieder auf die Menschen zurückkommen, die sie erzeugt haben.

Erst mal waren das vor allem die Arbeitsmittel, also die Werkzeuge und Maschinen und Gebäude, die zur Arbeit nötig waren. Dann waren es die Erträge, die für Krisenzeiten aufgehäuft wurden um die Wertschwankungen in schlechten Zeiten zu kompensieren. Und schließlich waren es Geldbeträge, welche an andere Produzenten verliehen wurden, um mit dem Geldwert selbst Geld zu verdienen. Und dies letztre erst war die Grundlage des kapitalistischen Finanzsystems.