(MEW Bd.3, S. 533 bis 535).
In der Philosophie geht es deshalb um die reine Wahrheit, um eine abstrakte Wahrheit, die allerdings nicht als Wahrheit einer Abstraktion begriffen wird und deshalb als bloßer Gedanke nichts anderes als eine Interpretation sein kann (siehe hierzu Gedankenabstraktion). Für sich genomen ist Wahrheit die Identität einer Erkenntnis von dem was ist, mit der Wirklichkeit seines Daseins, wie es im einzelnen und allgemeinen Sosein auch wirklich wahr ist. Von daher gibt es keine einzelne und auch keine allgemeine Wahrheit ans sich und durch sich. Jede ist nur durch die andere. Und dies macht die theoretische Konsistenz einer Wissenschaft aus. Von daher ist Wahrheit nur im Ganzen zu erkennen.
Philosophie ist die durch einen abstrakten Lebenszusammenhang der Menschen sich selbst notwendigen Selbstverständigung der Menschen mit einem abstrakten Menschensein, mit einer menschlichen Wirklichkeit, einer menschlichen Weisheit, die sich durch das Belieben ihrer Interpretationen selbst notwendig abstrakt bleibt (siehe hierzu hermeneutischer Zirkel), weil sie sich nur in unterschiedlicher Weise und mit verschiedenem Interesse und dennoch als bloßer Wille eines abstrakten Denkens (siehe Gedankenabstraktion) vereint auf die Welt bezieht (siehe auch Ideologie), z.B. als Theologie, Idealismus, Empirismus, Rationalismus, Aufklärung usw. (siehe hierzu auch Erkenntnistheorie).
"Indem die Philosophie als Wille sich gegen die erscheinende Welt herauskehrt: ist das System zu einer abstrakten Totalität herabgesetzt, d.h., es ist zu einer Seite der Welt geworden, der eine andere gegenübersteht. Sein Verhältnis zur Welt ist ein Reflexionsverhältnis. Begeistet mit dem Trieb, sich zu verwirklichen, tritt es in Spannung gegen anderes. Die innere Selbstgenügsamkeit und Abrundung ist gebrochen. Was innerliches Licht war, wird zur verzehrenden Flamme, die sich nach außen wendet. So ergibt sich die Konsequenz, daß das Philosophisch-Werden der Welt zugleich ein Weltlich-Werden der Philosophie, daß ihre Verwirklichung zugleich ihr Verlust, daß, was sie nach außen bekämpft, ihr eigener innerer Mangel ist, daß gerade im Kampfe sie selbst in die Schäden verfällt, die sie am Gegenteil als Schäden bekämpft, und daß sie diese Schäden erst aufhebt, indem sie in dieselben verfällt. Was ihr entgegentritt und was sie bekämpft, ist immer dasselbe, was sie ist, nur mit umgekehrten Faktoren.." (MEW 40, S.328)
Die Philosophie der herrschenden Gedanken versammelt die Gedanken der Herrschenden und sucht daher mehr oder weniger sophistisch jeden wirklichen Zweifel aufzuheben. Sie gründet auf einem sich selbst bezweifelnden Denken, aus dem sie einen Willen bezieht, der die reine Erkenntnis, die Vorstellung und Idee eines reinen Daseins, eine idealisierte Vorstellung - eben ihre Ideologie - zu vollstrecken bemüht ist. Von daher besteht sie noch als eine Diskussion der Selbstgewissheit des Menschseins, die in der Beliebigkeit ihrer Interpretationen unendlich bleibt. So verbleibt auch die Geschichte der Philosophie als Genealogie von Positionen einer verselbständigten Selbstgewissheit, Selbstfindung des Denkens als Sinn für das menschliche Leben, das seinen Selbstzweifel aufzuheben sucht, hierbei aber vor allem selbst die Geschichte einer Ungewissheit vollzieht und diese nur bestätigen kann.
Philosophie sucht den Sinn menschlicher Erkenntnis als Grundlagen des Denkens zu belegen und daraus wissenschaftliche Begriffsbildung abzuleiten. Sie formuliert ein bestimmtes Erkenntnisinteresse und beginnt meist mit einer Fragestellung des Menschseins, die mit dem Erkenntnisinteresse aller bisheriger Philosophie nicht aufgegriffen oder in einer Beziehung begriffen war, die zu bezweifeln blieb. Ihre Weisheit begründet sich aus einer hinterlegten oder offen formulierten Ontologie, einem Seinsverständnis, wodurch sie als Ethik ihrer Lehre sich immer schon auf das Menschsein schlechthin bezog, auf das Wesen der Humanitas im Verhältnis seiner Subjektivität zu seiner Objektivität. Es ging dabei also um eine Ethik, um die Legitimaton des wissenschaftlichen Begreifens und dem hieraus erfolgenden Urteil und Rechtsverständnis (siehe Recht), dem Ur-Teil des Verstands eines politischen Subjekts.
Zur ethischen Urteilsbildung hatte sich bei Kant eine Auflösung über den kategorischen Imperativ als deren Instrument über den Verweis auf die Vernunft des Beurteilens über die Verhältnisse im Dasein der Dinge als sachliche Verhältnismäßigkeit der Menschen, als Identität ihrer Subjektivität mit ihrer Objektivität ergeben. Diese Vernunft war von Martin Schopenhauer und Friedrich Nietzsche abgewiesen worden war. Und in dieser Geschichte wurde von Martin Heidegger schließlich auch die Substanz ihrer Subjektivität, der Sinn alles bisherigen Denkens bezweifelt. Mit einer Fundamentalontologie wollte er ein neues Seinsverständnis absoluter Strukturen des Menschseins aus dem Dasein seiner Existenzialien entwickeln, das er als die grundlegende Aufgabe der Philosophie ansah. Die Grundform des Menschseins ist nach dieser Interpretation die Einheit von Mensch und Dasein, als das da seiende Bewusstsein der Substanz eines jeden menschlichen Seins durch seine Existenz, die Extase seiner Leidenschaft, die Kraft und Energie seiner Persönlichkeit zu einem substanziellen Lebensinhalt in der Form eines so einzeln wie allgemein wesentlichen Daseins.
"Mit Recht fordert ... die praktische politische Partei in Deutschland die Negation der Philosophie. Ihr Unrecht besteht nicht in der Forderung, sondern in dem Stehnbleiben bei der Forderung, die sie ernstlich weder vollzieht noch vollziehen kann. Sie glaubt, jene Negation dadurch zu vollbringen, daß sie der Philosophie den Rücken kehrt und abgewandten Hauptes - einige ärgerliche und banale Phrasen über sie hermurmelt. Die Beschränktheit ihres Gesichtskreises zählt die Philosophie nicht ebenfalls in den Bering der deutschen Wirklichkeit oder wähnt sie gar unter der deutschen Praxis und den ihr dienenden Theorien. Ihr verlangt, daß man an wirkliche Lebenskeime anknüpfen soll, aber ihr vergeßt, daß der wirkliche Lebenskeim des deutschen Volkes bisher nur in seinem Hirnschädel gewuchert hat. Mit einem Worte: Ihr könnt die Philosophie nicht aufheben, ohne sie zu verwirklichen.
Dasselbe Unrecht, nur mit umgekehrten Faktoren, beging die theoretische, von der Philosophie her datierende politische Partei. Sie erblickte in dem jetzigen Kampf nur den kritischen Kampf der Philosophie mit der deutschen Welt, sie bedachte nicht, daß die seitherige Philosophie selbst zu dieser Welt gehört und ihre, wenn auch ideelle, Ergänzung ist. Kritisch gegen ihren Widerpart, verhielt sie sich unkritisch zu sich selbst, indem sie von den Voraussetzungen der Philosophie ausging und bei ihren gegebenen Resultaten entweder stehenblieb oder anderweitig hergeholte Forderungen und Resultate für unmittelbare Forderungen und Resultate der Philosophie ausgab, obgleich dieselben - ihre Berechtigung vorausgesetzt - im Gegenteil nur durch die Negation der seitherigen Philosophie, der Philosophie als Philosophie, zu erhalten sind. Eine näher eingehende Schilderung dieser Partei behalten wir uns vor. Ihr Grundmangel läßt sich dahin reduzieren: Sie glaubte, die Philosophie verwirklichen zu können, ohne sie aufzuheben." (MEW 1, S. 384)
Marx fordert von daher die Rückführung der Philosophi auf ihr eigens Dasein als Form eines entfremdeten Denkens und Begreifens.
"Wenn das Proletariat die Auflösung der bisherigen Weltordnung verkündet, so spricht es nur das Geheimnis seines eigenen Daseins aus, denn es ist die faktische Auflösung dieser Weltordnung. Wenn das Proletariat die Negation des Privateigentums verlangt, so erhebt es nur zum Prinzip der Gesellschaft, was die Gesellschaft zu seinem Prinzip erhoben hat, was in ihm als negatives Resultat der Gesellschaft schon ohne sein Zutun verkörpert ist. Der Proletarier befindet sich dann in bezug auf die werdende Welt in demselben Recht, in welchem der deutsche König in bezug auf die gewordene Welt sich befindet, wenn er das Volk sein Volk wie das Pferd sein Pferd nennt. Der König, indem er das Volk für sein Privateigentum erklärt, spricht es nur aus, das der Privateigentümer König ist.
Wie die Philosophie im Proletariat ihre materiellen, so findet das Proletariat in der Philosophie seine geistigen Waffen, und sobald der Blitz des Gedankens gründlich in diesen naiven Volksboden eingeschlagen ist, wird sich die Emanzipation der Deutschen zu Menschen vollziehn." (MEW 1, Seite 390*f)
Philosophie gibt sich als die Wissenschaft von der Erkenntnis, die Lebensweisheit einer Wahrheit des menschlichen Wesens, das Wissen über das menschliche Sein als solches, ob es dies als solches nun gibt oder nicht, ob es dem Menschen als menschliche Identität zu eigen oder ihm fremd durch den Geist Gottes oder den Weltgeist gegeben ist (siehe hierzu auch Religion). Dass wir eine Verständigung über das suchen, was menschliches Leben ist, was dessen Wesen und Sein begreifbar machen soll, weist daraufhin, dass wir es nicht für selbstverständlich halten, dass Leben und Nichtleben, Leben und Tod einfach und praktisch unterscheidbar, für sich also nicht so eindeutig sind (siehe auch tote Wahrnehmung), wenn nicht erkannt ist, woher Leben kommt und worin es verschwindet. Im Grunde ist Phisosophie als positives Seinsverständnis (siehe Ontologie) selbst schon die Perversion der Frage nach dem "Sinn ses Lebens", wie sie z.B. ausdrücklich von Martin Heidegger gestellt wurde: Ist der Tod die Grundlage wesenlicher Erkenntnis oder nur verschwindendes Moment des Lebens? Ist der Tod verschwindendes Leben oder selbst lebensnotwendig, ein Lebensmoment, die Kränkung des Individuums durch das Leben seiner Gattung (Marx)?
Wieweit dies theoretisch zu unterscheiden ist, wieweit es überhaupt eine Frage des theoretischen Bewusstseins sein kann, bleibt als Frage an die Geschichte gewendet, in welcher jedes Wesen auf- und untergeht, verwest und doch fortbesteht, und sich gerade in seinem Fortbestand, in seinem Sein darüber hinaus, sich also jenseits seines Daseins bewahrheitet. Das praktische Leben und sein Begriff fallen daher schon in seiner Befragung auseinander und erweisen ihre Trennung in der Abstraktion der Theorie, in dem, was Wissenschaft für sich sein lässt, solange sie noch subjektiv, also noch nicht in der Erkenntnis ihres Gegenstands - als Gegenstand der Wissenschaft schlechthin - aufgegangen ist. Insofern ist Philosophie die Theorie des Denkversuchs, also des Suchens nach einem dem menschliche Sein angemessenen Denken, Interpretationsversuch eines Gedankens zum Wissen und Verstehen der gegenständlichen Welt, woraus sich Gewissheit und Bewahrheitung ergeben würde. Schon in ihrer theoretischen Beziehung selbst besteht die Trennung von Gedanke und Wirklichkeit, deren Aufhebung eher ein edles Ziel der Philospie ist, als dass sie dies auch wirklich zustande brächte. Eher wird sie zur Interpretation der Welt, als dass sie diese wirklich zu ändern verstünde. Zu begreifen wäre nämlich hierfür weniger der theoretische Geist als solcher und die Phänomene des Erkenntnisprozesses in der bloßen Notwendigkeit und Freiheit des Denkens, sondern wesentlich die Form, der Begriff des praktischen Lebens, die sich über das geschichtliche Dasein ihres Inhalts hinaus bewahrt, die Substanz, woraus "Leben als solches" ist, das Leben, wie es praktisch für sich, wie es in seiner Isolation erscheint und seine Befreiuung, seine Emanzipation aus den Fesseln seiner Institutionalisierung in der bürgerlichen Gesellschaft sucht (siehe Historischer Materialismus).
Das "Leben als solches" ist ja selbst nichts anderes als eine Idee, die Abkehr und Verselbständigung gegen seine Bedingtheit. Es ist die durch Selbstbefriedigung gezeugte Langeweile, mit der sie sich selbst von ihrem Denken ausschließt, um sich in der Freiheit eines an sich selbst gewohnlten abstrakten Denkens gegen ihre wirkliche Notwendigkeiten zu verhalten.
Diese Langeweile ist der Zirkelschluss eines sich selbst verloren gegangenen Lebens, eines Lebens von und mit Abstraktionen, das sich durch seine Ideologien, seine Ideale schon selbst verneint und sich gerade durch seine Idealisiesrungen dort vernichtet, wo es sich durch diese antreibt, wo es verwest, weil es nur noch seinen Tod lebt.
Das war auch schon in der Philosophiekritik von Marx Thema, als er Hegel als dem absoluten Philosophen schlechthin nachgewiesen hat, dass er durch seinen Idealismus, durch seine absolute Idee des Lebens sein eigenes Denken durch seine Abstraktionen auflöst, die diese Idee zu betreiben hat und mit denen sie auch ideologisch betrieben wird:
"Die absolute Idee, die abstrakte Idee, welche nach ihrer Einheit mit sich betrachtet Anschauen ist" (Hegels Encyclopädie, 3te Ausgabe, p.222 [§ 244]), welche (l.c.)
"in der absoluten Wahrheit ihrer selbst sich entschließt, das Moment ihrer Besonderheit oder des ersten Bestimmens und Andersseins, die unmittelbare Idee, als ihren Widerschein, sich als Natur frei aus sich zu entlassen" (l.c.), diese ganze, so sonderbar und barock sich gebarende Idee, welche den Hegelianern ungeheure Kopfschmerzen verursacht hat, ist durchaus nichts anders als die Abstraktion, i.e. der abstrakte Denker, die, durch Erfahrung gewitzigt und über ihre Wahrheit aufgeklärt, sich unter mancherlei – falschen und selbst noch abstrakten – Bedingungen dazu entschließt, sich aufzugeben und ihr Anderssein, das Besondere, Bestimmte an die Stelle ihres Beisichseins, Nichtsseins, ihnen Allgemeinheit und ihnen Unbestimmtheit zu setzen, die Natur, die sie nun als Abstraktion, als Gedankending in sich verbarg, frei aus sich zu entlassen, d.h. die Abstraktion zu verlassen und sich einmal die von ihr freie Natur anzusehn. Die abstrakte Idee, die unmittelbar Anschauen wird, ist durchaus nichts andres als das abstrakte Denken, das sich aufgibt und zur Anschauung entschließt. Diesen ganze Übergang den Logik in die Naturphilosophie ist nichts andres als den – dem abstrakten Denker so schwer zu bewerkstelligende und daher so abenteuerlich von ihm beschriebne Übergang aus dem Abstrahieren in das Anschauen. Das mystische Gefühl, was den Philosophen aus dem abstrakten Denken in das Anschauen treibt, ist die Langweile, die Sehnsucht nach einem Inhalt." (MEW 40, S. 585f)
Die Philsosophie aber hat ihre Langeweile nicht aufgeben können und deshalb gerade diesen Widersinn zu einer Frage ihrer Wahrheit selbst gemacht, zu einer Theorie des Ursprungs und Grundes des richtigen Lebens oder, wie Adorno es als seine bloße Negation der wirklichen Lebensverhältnisse begründet fand, und es deshalb zu einer "Lehre des richtigen Lebens" brachte, zur Ethik einer wahren Ästhetik. Folgt man ihm und der Philsosophie des Denkens überhaupt, so bliebe sie nach wie vor eine praktische Frage der Theorie nach einem Maßstab der Wahrheit und wäre durch ihre negative Dialektik schon erhaben über die Falschheit der erscheinenden Welt, dazu verdammt, ihrem Sterben ins Auge zu sehen (Platon) und die Menschen zu einem wahren Leben zu erziehen und die Politik hiernach zu bestimmen. Die Nöte und Widersprüche der Welt selbst werden so zu deren "Fehler“. Um sie zu ändern, bedarf es innerhalb der Philosophie keiner praktischen Notwendigkeit, sondern des intellektuellen Entschlusses als Wille, das "richtige Leben“ gegen "das Falsche“ zu schaffen. Und weil eine hierin begründete Politik nur aus dem Willen zur Veränderung der Welt, als Spekulation auf ein anderes Sein besteht, ist sie selbst als deren Alternative auch an die Vorausgesetztheit der Welt überhaupt gebunden, ist sie Veränderungswille zum Erhalt des Bestehenden.
"Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium." (MEW 3, S.27)
Der Intellekt als solcher, wenn er nur porsitiv für sich bei sich bleibt, entzieht sich der Analyse, der wissenschaftlichen Bemühung um wirkliche Lebensverhältnisse und stellt sich zwischen die Alternativen, beurteilt Wahrheit und Täuschung für sich und setzt hieraus den nötigen Willen gegen die Affirmation des Falschen. Die Alternative dazu liegt in dieser Reflexion, im politischen Willen als Praxis des theoretischen Bewusstseins. Damit wird das praktische Bewusstsein seinem körperlichen Dasein entzogen, zum Teil einer theoretisch begründeten Affirmation, zur Ideologie, denn es muss leugnen, dass es sich überhaupt nur gegen das begründet, was außer ihm existiert und was daher auch seine Existenz ausmacht (siehe hierzu auch Adornos Negative Dialektik). Von daher hat sie eine doppelte Beziehung nicht nur zur Welt sondern auch zu sich selbst: Wie sie die Welt als Realisierung ihrer Idee auffasst erkennt sie diese zugleich auch fraglos als Realität, als positives Sein für sich an. Idealismus und Positivismus (oder Empirismus) sind gegensinnige Beziehungen, die sich innerhalb der Philosophie nur als Gedankenpositionen darstellen lassen. Als Positionen, die sich nicht selbst als Reflexionen eines weltlichen Widerspruchs begreifen, bestreiten sie lediglich aneinander ihren Objektivismus und Subjektivismus des Reflektierens über die Welt.
"Dies ist die eine Seite, wenn wir die Sache rein objektiv als unmittelbare Realisierung der Philosophie betrachten. Allein sie hat, was nur eine andere Form davon ist, auch eine subjektive Seite. Dies ist das Vehältnis des philosophischen Systems, das verwirklicht wird, zu seinen geistigen Trägern, zu den einzelnen Selbstbewußtsein, an denen ihr Fortschritt erscheint. Es ergibt sich aus dem Verhältnis, was in der Realisierung der Philosophie selbst der Welt gegenüberliegt, daß diese einzelnen Selbstbewußtsein immer eine zweischneidige Forderung haben, deren die eine sich gegen die Welt, die andere gegen die Philosophie selbst kehrt. Denn, was als ein in sich selbst verkehrtes Verhältnis an der Sache, erscheint an ihnen als eine doppelte, sich selbst widersprechende Forderung und Handlung. Ihre Freimachung der Welt von der Unphilosophie ist zugleich ihre eigene Befreiung von der Philosophie, die sie als ein bestimmtes System in Fesseln schlug. Weil sie selbst erst im Akt und der unmittelbaren Energie der Entwickelung begriffen, also in theoretischer Hinsicht noch nicht über jenes System hinausgekommen sind, empfinden sie nur den Widerspruch mit der plastischen Sich-selbst-Gleichheit des Systems und wissen nicht, daß, indem sie sich gegen dasselbe wenden, sie nur seine einzelnen Momente verwirklichen.
Endlich tritt diese Gedoppeltheit des philosophischen Selbstbewußtseins als eine doppelte, sich auf das extremste gegenüberstehende Richtung auf, deren eine, die liberale Partei, wie wir sie im allgemeinen bezeichnen können, den Begriff und das Prinzip der Philosophie, die andere ihren Nichtbegriff, das Moment der Realität, als Hauptbestimmung festhält. Diese zweite Richtung ist die positive Philosophie. Die Tat der ersten ist die Kritik, also gerade das Sich-nach-außen-Wenden der Philosophie, die Tat der zweiten der Versuch zu philosophieren, also das Insich-Wenden der Philosophie, indem sie den Mangel als der Philosophie immanent weiß, während die erste ihn als Mangel der Welt, die philosophisch zu machen, begreift. Jede dieser Parteien tut gerade das, was die andere tun will und was sie selbst nicht tun will. Die erste aber ist sich bei ihrem innern Widerspruch des Prinzips im allgemeinen bewußt und ihres Zweckes. In der zweiten erscheint die Verkehrtheit, sozusagen die Verrücktheit, als solche. Im Inhalt bringt es nur die liberale Partei, weil die Partei des Begriffes, zu realen Fortschritten, während die positive Philosophie es nur zu Forderungen und Tendenzen, deren Form ihrer Bedeutung widerspricht, zu bringen imstande ist.
Was also erstens als ein verkehrtes Verhältnis und feindliche Diremtion der Philosophie mit der Welt erscheint, wird zweitens zu einer Diremtion des einzelnen philosophischen Selbstbewußtseins in sich selbst und erscheint endlich als eine äußere Trennung und Gedoppeltheit der Philosophie, als zwei entgegengesetzte philosophische Richtungen." (Karl Marx in MEW 40, S. 329)
So kann sich auch in der Philosophie selbst in ihrem verspürten Mangel gegenüber der Welt nur der Streit um die "richtige" Reflexion der Welt auftun als ihr immanenter Streit um die Erkenntnis der Welt selbst. Die Philosophie existiert selbst nur durch die Philosophen, die sich überhaupt für das richtige menschliche Leben versammeln.
"Sie unterscheiden sich in der Art, wie sie die nach ihrer Ansicht so unter der Macht ihrer eigenen fixen Gedanken seufzende Menschenwelt erlösen wollen; sie unterscheiden sich in dem, was sie für fixe Gedanken erklären; sie stimmen überein in dem Glauben dieser Gedankenherrschaft, sie stimmen überein in dem Glauben, daß ihr kritischer Denkakt den Untergang des Bestehenden herbeiführen müsse, sei es nun, daß sie ihre isolierte Denktätigkeit für zureichender halten oder das allgemeine Bewußtsein erobern wollen." (MEW 3, S.14)
Allerdings hatte Adorno darin einen Totalitarismus sehen wollen, dem er ein absolutistisches Interesse unterstellte und dies deshalb im Gegensatz zum historischen Materialismus von Karl Marx mit der Behauptung stellte, dass das Ganze überhaupt nur der Anspruch eines totalitären Denkens wäre und deshalb die Unwahrheit schlechthin sei. Obwohl er das Denken von Karl Marx und Ludwig Feuerbach im Großen und Ganzen hernahm, wenn er sich damit als kritischer Theoretiker vorstellen konnte (siehe Kritische Theorie), stellte er deren Kritik<(a)> hinterrücks einfach wieder auf den Kopf, Dieses Unterfangen war allerdings längst von Karl Marx in der Auseiandersetzung mit Ludwig Feuerbach ausführlich beantwortet worden (siehe hierzu auch Feuerbachthesen):
"Feuerbach ist der einzige, der ein ernsthaftes, ein kritisches Verhältnis zur Hegelschen Dialektik hat und wahrhafte Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht hat, überhaupt der wahre Überwinder der alten Philosophie ist. Die Größe der Leistung und die geräuschlose Einfachheit, womit F[euerbach] sie der Welt gibt, stehn in einem wunderlichen Gegensatz zu dem umgekehrten Verhältnis.
Feuerbachs große Tat ist:
1. der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andre Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens; also ebenfalls zu verurteilen ist;
2. die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältnis "des Menschen zum Menschen" ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht;
3. indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt.
Feuerbach erklärt die Hegelsche Dialektik – (und begründet dadurch den Ausgang vom Positiven, vom Sinnlich-Gewissen) – folgendermaßen:
Hegel geht aus von der Entfremdung (logisch: dem Unendlichen, abstrakt Allgemeinen) der Substanz, der absoluten und fixierten Abstraktion. – D.h. populär ausgedrückt, er geht von der Religion und Theologie aus.
Zweitens: Er hebt das Unendliche auf, setzt das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche, Besondre (Philosophie, Aufhebung der Religion und Theologie).
Drittens: Er hebt das Positive wieder auf, stellt die Abstraktion, das Unendliche, wieder her. Wiederherstellung der Religion und Theologie.
Feuerbach faßt also die Negation der Negation nur als Widerspruch der Philosophie mit sich selbst auf, als die Philosophie, welche die Theologie (Transzendenz etc.) bejaht, nachdem sie dieselbe verneint hat, also im Gegensatz zu sich selbst bejaht.
Die Position oder Selbstbejahung und Selbstbestätigung, die in der Negation der Negation liegt, wird für eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, an sich selbst zweifelnde und darum des Beweises bedürftige, also nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende, als nicht eingestandne Position gefaßt und darum ihr direkt und unvermittelt die sinnlich gewisse, auf sich selbst gegründete Position entgegengestellt.
Aber indem Hegel die Negation der Negation – der positiven Beziehung nach, die in ihr liegt, als das wahrhaft und einzig Positive, der negativen Beziehung nach, die in ihr liegt, als den einzig wahren Akt und Selbstbetätigungsakt alles Seins – aufgefaßt hat, hat er nur den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck für die Bewegung der Geschichte gefunden, die noch nicht wirkliche Geschichte des Menschen als eines vorausgesetzten Subjekts, sondern erst Erzeugungsakt, Entstehungsgeschichte des Menschen ist." (Marx in MEW 40, Seite 568ff)
Weil Adorno als Kritiker des Positivismus zugleich den Ausgangspunkt der Kritik schon im reinen Denken begriffen haben wollte, hatte er sein Denken gegen jeden positiven Ausgang gestellt und damit eine "Negativen Dialektik" begründet. Hierdurch konnte er sich als durch sich selbst schon freien Denker popularisieren und seine Kritik mit seiner alles überwindenden Philosophie einer negativen Wahrheit bestimmen. Und dies durch eine spärlichen, weil abstrakt verbleibenden Einwand eines freien und also unendlichen Intellekts einer gedanklichen Ewigkeit, der sich selbst überwinden sollte, um seine Positivität aus sich heraus oder durch die Jenseitigkeit einer künstlerischen Empfindung zu entwickeln. So wurde er vor allem selbst zur Kultfigur von bildungsbürgerlichen Literaturkonsumenten und deformierte im Bezug auf die theoretischen Grundaussagen von Marx mit seinen Rückgriff auf den Begriff des Warenfetischismus zum Hinterhalt einer im Grunde antimarxistischen Theorie bei, die seiner Negativen Dialektik mit seinem Verstand von einem richtigen, einem gegen das Falsche bereinigten Leben einen revolutionären Totalitarismus des teinen Denkens einhauchte. Mit seinem Verstand vom "richtigen Leben" sollten schließlich die wirklichen Verhältnissen des Warentauschs und des hierdurch fetischisierten Bewusstseins zumindest psychologisch identifizierbar und ebenso überwindbar sein (siehe hierzu Subjektkritik)
Für Hegel ist das Allgemeine seiner dialektischen Logik das mit sich Identisch bleibende als eine zugleich negative Einheit der Verhältnisse, die nach Veränderung durch ein gemeinsames Dritten als Position seiner Erneuerung verlangt. Seine Begriffsbildung enthält vor allem die Wahrheit, dass sie die gegensinnige Identität, eine widersinnige "Einheit des Widerspruchs" als Dilemma einer tautologisch gewordenen Geschichte auffaste, die sich solange im Kreise dreht, bis sie ihren Widersinn durch die Positionen einer negativen Identität durch ihre Selbstveränderung zu einem Anderssein überwinden hätte, das zugleich durch die Verdopplung ihrer Negation, durch die Negation der Negation zu einer höheren Besonderheit des Allgemeinen sich aufheben und mit der Aufhebung ihrer negativen Allgemeinheit fortentwickeln soll. Dies allerdings war längst schon von Karl Marx in der Auseiandersetzung mit Ludwig Feuerbach ausführlich kritisiert worden (siehe hierzu auch Feuerbachthesen).
Der Widersinn der hegelianischen Dialektik führt bei Adorno somit nur zur Verselbständigung eines bloßen Gedankens zur allmächtigen Negation der herrschenden Positionen und wird bei ihm vor allem zu einem Sinn des abstrakten Denkens, zu seiner Philosophie und von daher zu einem übernatürlichen, rein logischen Dualismus zwischen Täuschung und Wahrheit im Dasein der Menschen, das sich zugleich im Postulat einer unbestimmten Vermitlung zu einer bestimmten Unmittelbarkeit verewigt. Von daher war es für den Hegelianer Adorno leicht, darin selbst das negative Element eines Widerspruchs als Wesen seiner Emanzipation zu behaupten. Für Karl Marx ist ein Widersinn der praktische Grund des Denkens und daher als Sinn eines Zweifels nur der äußere Grund, nicht aber der Inhalt seiner Analyse (vergleiche hierzu "Über die Grundlagen und Ziele der Marx'schen Dialektik in der Entwicklung der Wertform").
Philosophie hat selbst erwiesen, dass sie sich nicht wirklich wahr machen kann, ohne sich zu verlassen, ohne in wirkliches Sein überzugehen. Von daher kann sie nur in Gedanken ein Bewusstsein bilden, zu denen die Wirklichkeit drängt, um an und für sich wahr zu werden, indem sie sich auch selbst in ihrem Dasein erkennt und ihre Sache für sich findet (siehe Falk/Pfreundschuh "Entäußerung und Entfremdung in den ökonomisch-philosophischen Manuskripten").
Gerade deshalb ist ein Bewusstsein ohne Philosophie, also ein Bewusstsein, das seine Philosophie nicht durch sich und in sich aufgehoben hat, notwendig borniert, weil es in seiner Unmittelbarkeit dem Fetisch der Reize und Eindrücke unterliegt, sich selbst nur bespiegelt und in seinen Gegenständen, seinen Umständen, den Sachen und Personem nur widerspiegelt (siehe auch Warenfetisch) und nur was es als allgemeine Gewissheiten kennt zu leben versteht. Umgekehrt ist Philosophie borniert, wo sie sich nicht aus der Lebenspraxis der Menschen als ihre eigene Frage erhebt und sich ihr zuwendet, ihre Abgetrenntheit hiervon (siehe Verselbständigung) begreifen kann. Nur wenn das theoretische und das praktische Bewusstsein darin ineinander aufgehen, dass sich der Gedanke in seine Wirklichkeit bringt, weil die Wirklichkeit zum Gedanken strebt (frei nach Marx, Einführung in die Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie), kann sich Philosophie zum Denken in der Welt, zum weltlichen Denken, bringen. Die Veränderung der Welt ist so auch die Aufhebung ihres Schmerzes und es ist die Aufhebung ihres Leidens als Tätigkeit, wo "die Leidenschaft des Kopfes zum Kopf der Leidenschaften wird".