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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 2: Die Verwandlung von Geld in Kapital
Kap. 4: Verwandlung von Geld in Kapital - Abs. 1


4. Kap. Verwandlung von Geld in Kapital

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4.1 Die allgemeine Formel des Kapitals

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 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/1:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/1 | Kommentar 4/1 | Zusammenfassung 4/1


Das Wertverhältnis des Geldes zu sich selbst ist die Beziehung des Geldes als Kaufmittel zum Geld als Zahlungsmittel: Das Verlangen des Käufers nach dem Geldwert einer eingekauften Ware.

Die Warenzirkulation, welche Geld in seinen Beziehungen als Maß der Werte und Maßstab der Preise fixiert hatte, brachte Geld im Bezug auf die Warenwelt zu einem Verhältnis, in welchem es auch für sich selbst alle Beziehungen als bloßes Kaufmittel enthält. So hat es sich aus dem Handel mit Gebrauchswerten herausgenommen und die Rollen des Käufers und Verkäufers in sich selbst zu einem Wertverhältnis gebracht, in welchem sie zu denen des Geldbesitzers und Gelderwerbenden wurden.

 Textstelle 4/1:  (Linkadresse)

"Die Warenzirkulation ist der Ausgangspunkt des Kapitals. Warenproduktion und entwickelte Warenzirkulation, Handel, bilden die historischen Voraussetzungen, unter denen es entsteht. Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals.

Sehn wir ab vom stofflichen Inhalt der Warenzirkulation, vom Austausch der verschiednen Gebrauchswerte, und betrachten wir nur die ökonomischen Formen, die dieser Prozeß erzeugt, so finden wir als sein letztes Produkt das Geld. Dies letzte Produkt der Warenzirkulation ist die erste Erscheinungsform des Kapitals. ...

Geld als Geld und Geld als Kapital unterscheiden sich zunächst nur durch ihre verschiedne Zirkulationsform.

Die unmittelbare Form der Warenzirkulation ist W - G - W, Verwandlung von Ware in Geld und Rückverwandlung von Geld in Ware, verkaufen um zu kaufen. Neben dieser Form finden wir aber eine zweite, spezifisch unterschiedne vor, die Form G - W - G, Verwandlung von Geld in Ware und Rückverwandlung von Ware in Geld, kaufen um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung diese letztre Zirkulation beschreibt, verwandelt sich in Kapital, wird Kapital und ist schon seiner Bestimmung nach Kapital." (MEW 23, S. 161 f)

 Kommentar 4/1:  (Linkadresse)

Das Resultat des Geldes war die Einheit einer doppelten Beziehung des Geldes auf die Welt der Gebrauchswerte, die sich im Preis, welchen Geld für sie bezahlt, als Bewegung in der Preisbildung darstellt. Zum einen war dies als Maß der Werte entwickelt, durch welches die Gebrauchswerte in relativer Wertform sich aufeinander beziehen, die zum anderen, in der Allgemeinform als Preissumme Maßstab der Preise ist. So ist Geld immer ein Resultat von Preisen, die sich zwischen Angebot und Nachfrage entwickeln, zugleich dadurch allgemeiner Repräsentant des Wertes, dass es als h aufeinander beziehen, die zum anderen, in der Allgemeinform als Preissumme Maßstab der Preise zugleich die h aufeinander beziehen, die zum anderen, in der Allgemeinform als Preissumme Preisbildung bestimmt. Indem es sich in dieser doppelten Beziehung verselbständigt hat, erscheint im Geld sowohl der Wert der Produkte als Maß der Preisverhältnisse in den Relationen ihrer Tauschwerte, durch ihre Wertform sowohl qualitativ als auch quantitativ als Wertmaß bestimmt, einerseits als Preissumme, woraus sich das Wertmaß bestimmend zu den Preisen verhält und die Verkäufer zum Verkauf zwingt, solange sie sich auf dem Markt bewegen und Geld erwerben müssen um Geld zu besitzen, das sie andererseits auch getrennt hiervon nur zum Einkauf benutzen können, weil es nur hierdurch Wert hat und Wertträger ist. Von daher ist Geld das allgemeine Subjekt der Warenverhältnisse, denn nur in ihm beziehen sich alle Verhältnisse, wie sie zugleich auch nur in ihm sich wiederum aufheben. Geld stand am deren Anfang als bloße Wertform. Jetzt ist Geld deren Resultat, die sich im allgemeinen nur im Kaufverhalten realisieren kann. Der Verkauf von Ware gegen Geld, der Beziehung von W - G, hebt sich allgemein auf im Kauf, also in der Beziehung von Ware durch Geld, G - W. Geld hat Ware nötig, um Preise zu bilden, um "verdient" zu werden, und muß gegen Ware eingetauscht werden, um Wert zu haben. Geld benötigt daher immer Verkäufer, die sich zugleich an ihm verschulden. Der Geldbesitz wird bestimmend gegen alle Verkaufsakte, weil sich der Wert der Waren ohne diese verliert. Es herrscht für den Geldbesitzer ein notwendiges Verlangen nach Geld und also das Verlangen nach einem Warenverkäufer schlechthin. Die Beziehung G - W - G ist zur Werterhaltung zwingend geworden und in dieser Bestimmung wurde Geld zur Haupt-Sache, zu Kapital. Es ist das zwingende Resultat der Marktwirtschaft, in der Geld nicht bleiben kann, was es ist, weil es nichts Bleibendes ist.

 Zusammenfassung 4/1:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Gleichzeitigkeit der Prozesse W - G - W und G - W - G auf den Märkten erzeugt eine beständige Rückverwandlung in das Werden von Geld, also die allgemeine Geldbewegung G - W - G, die sich allerdings als Wertmaß permanent auflösen müsste, um ein Maßstab der Preise zu sein, was sie in dieser Bewegung aber nicht sein kann. Geld wäre in dieser Form tautologisch und würde sich auf Dauer selbst auflösen, wenn es keine Ware findet, durch die es sich auf sich auch wirklich als Wertmaß beziehen kann.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/2:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/2 | Kommentar 4/2 | Zusammenfassung 4/2


Der gesellschafliche Reichtum verliert sich aus der Hand des Verkäufers als Wertmaß, um in der Hand des Käufers als Maßstab der Preise zu herrschen: als Kapital.

Durch den Verkauf entsteht Besitzlosigkeit, durch den Kauf Besitz. Der Gebrauchswert existiert jetzt alleine durch diese Form und wird im Tauschmittel Geld zu Kapital und damit als Inhalt des gesellschaftichen Reichtums ohnmächtig gegen seine Warenform.

 Textstelle 4/2:  (Linkadresse)

"Geld als Geld und Geld als Kapital unterscheiden sich zunächst nur durch ihre verschiedne Zirkulationsform.

Die unmittelbare Form der Warenzirkulation ist W - G - W, Verwandlung von Ware in Geld und Rückverwandlung von Geld in Ware, verkaufen um zu kaufen. Neben dieser Form finden wir aber eine zweite, spezifisch unterschiedne vor, die Form G - W - G, Verwandlung von Geld in Ware und Rückverwandlung von Ware in Geld, kaufen um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung diese letztre Zirkulation beschreibt, verwandelt sich in Kapital, wird Kapital und ist schon seiner Bestimmung nach Kapital.

Sehn wir uns die Zirkulation G - W - G näher an. Sie durchläuft, gleich der einfachen Warenzirkulation, zwei entgegengesetzte Phasen. In der ersten Phase, G - W, Kauf, wird das Geld in Ware verwandelt. In der zweiten Phase, W - G, Verkauf, wird die Ware in Geld rückverwandelt. Die Einheit beider Phasen aber ist die Gesamtbewegung, welche Geld gegen Ware und dieselbe wieder gegen Geld austauscht, Ware kauft, um sie zu verkaufen, oder wenn man die formellen Unterschiede von Kauf und Verkauf vernachlässigt, mit dem Geld Ware und mit der Ware Geld kauft. Das Resultat, worin der ganze Prozeß erlischt, ist Austausch von Geld gegen Geld, G - G. Wenn ich für 100 Pfd.St. 2.000 Pfd. Baumwolle kaufe und die 2.000 Pfd. Baumwolle wieder für 110 Pfd.St. verkaufe, so habe ich schließlich 100 Pfd.St. gegen 110 Pfd.St. ausgetauscht, Geld gegen Geld." (MEW 23, S. 161 f)

 Kommentar 4/2:  (Linkadresse)

Kapital wird seiner Form nach zum Inhalt der Warenformation, worin der gesellschaftlichen Reichtum erscheint, zu einer mächtigen Formbestimmung, die Geld in der allgemeinen Beziehung von Verkauf und Kauf durchläuft und sie in die allgemeine Beziehung von Kauf durch Verkauf vergesellschaftet. Weil die Veräußerung des Verkäufers im Geld festgehalten ist, wird im Kapital die Besitzlosigkeit des Verkäufers vergesellschaftet. Um in solcher Gesellschaft nicht der Ohnmacht der Besitzlosigkeit zu verfallen, nimmt man als potenzieller Käufer an ihr Teil und verliert solche Teilnahme, wo man nur Verkäufer sein kann. Das Kapital wird zum Besitzstand des gesellschaftlichen Mittels, um den Geldbesitz zu privatisieren. Dieser Besitz kommt dadurch in die Lage, Preise soweit zu bestimmen, wie ihr Wert sich der Nachfrage folgend optimal darstellen lässt. Der Preis der Ware erscheint dann als "Gewinn" oder "Verlust" an Wert, wobei der Wert in sich gleichbleibt, weil er selbst als Durchschnitt der Arbeitsaufwendungen sich als Wertmaß ergibt. Er verliert sich jedoch auf dem Markt, wenn kein Käufer, also kein Geldbesitzer zu diesem Wert gefunden wird, sich der Wert also nicht mehr realisieren lässt, weil die Ware durch inadäquate Arbeitsaufwendungen "zu teuer" wird, ihr Preis aich also durch die Summe der Preise von selbst ausschließt. Von daher besteht jeder Kauf als "Risiko", jeder Verkauf als schlichte Existenznotwendigkeit.

 Zusammenfassung 4/2:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Geld hat durch sein häufigeres Auftreten auf dem Warenmarkt eine dominante Rolle, die es ihm ermöglicht, die Form zu bestimmen, die es für andere hat. Als Besitz wird Geld zu Kapital, indem es seine Dominanz zum Gewinn durchsetzt, also aus Geld mehr Geld machen kann. Geldbesitz kann seiner Rolle entsprechend also den Geldbesitz vermehren, wenn es alle Besitztümer durch seine Rolle für sich bestimmt, indem es also zu einem wirklichen Allgemeinbesitz der einzelnen Besitzverhältnisse wird.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/3:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/3 | Kommentar 4/3 | Zusammenfassung 4/3


Weil Preise durch Geldbesitz als Kapital bestimmt werden können, wird der Wert, den sie darstellen, zum Objekt der Preisbildung.

 Textstelle 4/3:  (Linkadresse)

"Es gilt also zunächst die Charakteristik der Formunterschiede zwischen den Kreisläufen G - W - G und W - G - W. Damit wird sich zugleich der inhaltliche Unterschied ergeben, der hinter diesen Formunterschieden lauert.

Sehn wir zunächst, was beiden Formen gemeinsam.

Beide Kreisläufe zerfallen in dieselben zwei entgegengesetzten Phasen, W - G, Verkauf, und G - W, Kauf. In jeder der beiden Phasen stehn sich dieselben zwei sachlichen Elemente gegenüber, Ware und Geld - und zwei Personen in denselben ökonomischen Charaktermasken, ein Käufer und ein Verkäufer. Jeder der beiden Kreisläufe ist die Einheit derselben entgegengesetzten Phasen, und beidemal wird diese Einheit vermittelt durch das Auftreten von drei Kontrahenten, wovon der eine nur verkauft, der andre nur kauft, der dritte aber abwechselnd kauft und verkauft.

Was jedoch die beiden Kreisläufe W - G - W und G - W - G von vornherein scheidet, ist die umgekehrte Reihenfolge derselben entgegengesetzten Zirkulationsphasen. Die einfache Warenzirkulation beginnt mit dem Verkauf und endet mit dem Kauf, die Zirkulation des Geldes als Kapital beginnt mit dem Kauf und endet mit dem Verkauf. Dort bildet die Ware, hier das Geld den Ausgangspunkt und Schlußpunkt der Bewegung. In der ersten Form vermittelt das Geld, in der andren umgekehrt die Ware den Gesamtverlauf.

In der Zirkulation W - G - W wird das Geld schließlich in Ware verwandelt, die als Gebrauchswert dient. Das Geld ist also definitiv ausgegeben. In der umgekehrten Form G - W - G gibt der Käufer dagegen Geld aus, um als Verkäufer Geld einzunehmen. Er wirft beim Kauf der Ware Geld in die Zirkulation, um es ihr wieder zu entziehn durch den Verkauf derselben Ware. Er entläßt das Geld nur mit der hinterlistigen Absicht, seiner wieder habhaft zu werden. Es wird daher nur vorgeschossen." (MEW 23, S. 162 f)

 Kommentar 4/3:  (Linkadresse)

Der inhaltliche Unterschied in einer Form ist die Bestimmung der Form selbst, also eine Formbestimmung. Diese prozessiert in der Beziehung von Verkauf und Kauf so, dass mittels Geldbesitz der Kauf den Verkauf zu bestimmen sucht, also die Reihenfolge der getrennten Tauschakte umgekehrt wird. Als Kapital beginnt die Geldzirkulation "mit dem Kauf und endet mit dem Verkauf". Hierdurch wird jeder Gebrauchswert zum bloßen Mit-Teil des zirkulierenden Geldes und daher Mittel seiner Bewegung, welche die Möglichkeit eröffnet, durch Preisbestimmung aus Geld mehr Geld zu machen. Durch den Rückfluss des Geldes in die bestimmende Hand wird es sein eigener Ausgangspunkt, um mehr Geld zu erzielen.

"In der Form W - G - W wechselt dasselbe Geldstück zweimal die Stelle. Der Verkäufer erhält es vom Käufer und zahlt es weg an einen andren Verkäufer. Der Gesamtprozeß, der mit der Einnahme von Geld für Ware beginnt, schließt ab mit der Weggabe von Geld für Ware. Umgekehrt in der Form G - W - G. Nicht dasselbe Geldstück wechselt hier zweimal die Stelle, sondern dieselbe Ware. Der Käufer erhält sie aus der Hand des Verkäufers und gibt sie weg in die Hand eines andren Käufers. Wie in der einfachen Warenzirkulation der zweimalige Stellenwechsel desselben Geldstücks sein definitives Übergehn aus einer Hand in die andre bewirkt, so hier der zweimalige Stellenwechsel derselben Ware den Rückfluß des Geldes zu seinem ersten Ausgangspunkt." (MEW 23, S. 163)

 Zusammenfassung 4/3:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Produktionsspäre der Waren (W-G-W) entwickelt im beständigen Austauch der Waren einen Gegensatz zur Zirkulaion des Geldes (G-W-G). Da Geld darin sowohl als Kaufmittel als auch als Zahlungsmittel (in der Form W-G-G-W) doppelt positionoiert, also doppelt wirksam ist, würde es an Substanz, also an Wertsubstanz verlieren, wenn es keine Macht über die Warenproduktion entwickelt. Es ist nicht die subjektive Gier des Geldbesitzers, sondern der objektive Mangel an Produkten, der als Notwendigkeit des Kapitals aufkommt, so dass der Mangel der Warenzirkulation durch eine objektive nötige Deckung des Geldwerts aufgehoben werden muss: Geld verlangt nach mehr Produkten, um sich in Wert zu halten.

Es entsteht diese Zweckbestimmung des Geldes dadurch, dass es Ausgangs- und Endpunkt des ganzen Verhältnisses der Waren zum Geld geworden ist. Denn es ist nicht einfach Geld als Kaufmittel Geld, das hierbei zweimal auftritt, sondern das Geld als allgemeine Wertform, die als Zahlungsmittel im Kauf, also in der Beziehung auf die Ware als Wertmaß, als Maß der Werte fungiert, aber dabei zugleich als Beziehung der Ware auf Geld, also als darin zugleich unterstellter Verkauf Maßstab der Preise ist. Geld sucht daher sich als Maßstab und Maß zugleich zu verhalten - und kann dies, wo es als Besitz auftritt nur dadurch, dass es die Warenproduktion zur Vermehrung drängt.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/4:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/4 | Kommentar 4/4 | Zusammenfassung 4/4


Nicht der Preis als Größe eines Tauschwerts im Einkauf bestimmt die Wertrealisation, also die verwirklichte Wertgröße einer Ware, sondern der Wiederverkauf der gekauften Ware durch den Kapitalbesitzer.

Die Preisbestimmung des Kapitals betrifft nicht seine Einkaufspreise und auch nicht die bloße Preisdifferenz zwischen Einkauf und Verkauf. Die Preise selbst spielen hierfür keine Rolle, wohl aber der Wert der Preissumme, wie er gesellschaftlich gegeben ist. Es mag vorübergehende Vorzüge und Nachteile bei der individuellen Preisbildung geben, die schon von der Konkurrenz der Kapitaleigner ausgeglichen werden. Es kommt alleine darauf an, wieviel Geldwert beim Verkauf der Ware zurückfließt, wieviel Wert also aus der Warenzirkulation durch das Kapital wieder eingezogen werden kann.

 Textstelle 4/4:  (Linkadresse)

"Der Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt hängt nicht davon ab, ob die Ware teurer verkauft wird, als sie gekauft war. Dieser Umstand beeinflußt nur die Größe der rückfließenden Geldsumme. Das Phänomen des Rückflusses selbst findet statt, sobald die gekaufte Ware wieder verkauft, also der Kreislauf G - W - G vollständig beschrieben wird. Es ist dies also ein sinnlich wahrnehmbarer Unterschied zwischen der Zirkulation des Geldes als Kapital und seiner Zirkulation als bloßem Geld.

Der Kreislauf W - G - W ist vollständig zurückgelegt, sobald der Verkauf einer Ware Geld bringt, welches der Kauf andrer Ware wieder entzieht. Erfolgt dennoch Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt, so nur durch die Erneuerung oder Wiederholung des ganzen Kursus. Wenn ich ein Quarter Korn verkaufe für 3 Pfd.St. und mit diesen 3 Pfd.St. Kleider kaufe, sind die 3 Pfd.St. für mich definitiv verausgabt. Ich habe nichts mehr mit ihnen zu schaffen. Sie sind des Kleiderhändlers. Verkaufe ich nun ein zweites Quarter Korn, so fließt Geld zu mir zurück, aber nicht infolge der ersten Transaktion, sondern nur infolge ihrer Wiederholung. Es entfernt sich wieder von mir, sobald ich die zweite Transaktion zu Ende führe und von neuem kaufe. In der Zirkulation W - G - W hat also die Verausgabung des Geldes nichts mit seinem Rückfluß zu schaffen. In G - W - G dagegen ist der Rückfluß des Geldes durch die Art seiner Verausgabung selbst bedingt. Ohne diesen Rückfluß ist die Operation mißglückt oder der Prozeß unterbrochen und noch nicht fertig, weil seine zweite Phase, der den Kauf ergänzende und abschließende Verkauf, fehlt.

Der Kreislauf W - G - W geht aus von dem Extrem einer Ware und schließt ab mit dem Extrem einer andren Ware, die aus der Zirkulation heraus und der Konsumtion anheimfällt. Konsumtion, Befriedigung von Bedürfnissen, mit einem Wort, Gebrauchswert ist daher sein Endzweck. Der Kreislauf G - W - G geht dagegen aus von dem Extrem des Geldes und kehrt schließlich zurück zu demselben Extrem. Sein treibendes Motiv und bestimmender Zweck ist daher der Tauschwert selbst." (MEW 23, S. 164)

 Kommentar 4/4:  (Linkadresse)

Das Ziel des Geldes ist ein Tauschwert, der möglichst viel Wert darstellt. Dies wird dem Kapital zu seinem Trieb, zum Antireb all seiner Existenzformen - und auch Krisen. Für das Interesse des Kapitals kann Geld nur ein verschwindendes Mittel sein, eine Notwendigkeit des Tauschhandels, die als Mittel einer gesellschaftlichen Bestimmungsmacht genutzt wird. Es ist daher auch unsinnig, in der Preisunterbietung oder Übervorteilung oder Marktpreisnutzung selbst schon Wertzuwachs zu vermeinen. Ein "Profit" durch Mehreinnahmen geschieht auf allen Seiten je nach Situation auf den Märkten. Nur wenn beim Verkauf mehr Geldwert "angezogen" wird, als beim Kauf eingegeben wurde, entsteht ein Wertwachstum.

 Zusammenfassung 4/4:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Tauschwert ist der Preis der Ware, der zugleich ihren Wert darstellt, diesen aber nur realisieren kann, wenn die Ware wieder gegen den Wert des Geldes eingetauscht wird. Als Wert des Geldes zwingt ihr Preis zur Geldwerdung der Ware, um seinen Wert zu realisieren. Alle Waren haben daher nurmehr soviel Wert, wie sie durch ihren Verkauf auch realisieren, das Wertmaß, das für sie ausgegeben wird und woran ihre Preise jetzt also bemessen sind.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/5:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/5 | Kommentar 4/5 | Zusammenfassung 4/5


Die Warenzirkulation bezieht Warenwerte aufeinander, die im Geld ihre Preisgestalt haben. Die Geldzirkulation bezieht Geld als Preisgestalt aufeinander, wodurch sich Geld als Preissumme des Wertes zugleich als Preis verhält, den es bestimmt und der daher auch mehr Wert, also Mehrwert darstellen kann.

 Textstelle 4/5:  (Linkadresse)

"In der einfachen Warenzirkulation [W - G - W] haben beide Extreme dieselbe ökonomische Form. Sie sind beide Ware. Sie sind auch Waren von derselben Wertgröße. Aber sie sind qualitativ verschiedne Gebrauchswerte, z.B. Korn und Kleider. Der Produktenaustausch, der Wechsel der verschiednen Stoffe, worin sich die gesellschaftliche Arbeit darstellt, bildet hier den Inhalt der Bewegung. Anders in der Zirkulation G - W - G. Sie scheint auf den ersten Blick inhaltslos, weil tautologisch. Beide Extreme haben dieselbe ökonomische Form. Sie sind beide Geld, also keine qualitativ unterschiedne Gebrauchswerte, denn Geld ist eben die verwandelte Gestalt der Waren, worin ihre besondren Gebrauchswerte ausgelöscht sind. Erst 100 Pfd.St. gegen Baumwolle und dann wieder dieselbe Baumwolle gegen 100 Pfd.St. austauschen, also auf einem Umweg Geld gegen Geld, dasselbe gegen dasselbe, scheint eine ebenso zwecklose als abgeschmackte Operation. Eine Geldsumme kann sich von der andren Geldsumme überhaupt nur durch ihre Größe unterscheiden. Der Prozeß G - W - G schuldet seinen Inhalt daher keinem qualitativen Unterschied seiner Extreme, denn sie sind beide Geld, sondern nur ihrer quantitativen Verschiedenheit. Schließlich wird der Zirkulation mehr Geld entzogen, als anfangs hineingeworfen ward. Die zu 100 Pfd.St. gekaufte Baumwolle wird z.B. wieder verkauft zu 100 + 10 Pfd.St. oder 110 Pfd.St. Die vollständige Form dieses Prozesses ist daher G - W - G', wo G' = G + DG, d.h. gleich der ursprünglich vorgeschossenen Geldsumme plus einem Inkrement. Dieses Inkrement oder den Überschuß über den ursprünglichen Wert nenne ich - Mehrwert (surplus value). Der ursprünglich vorgeschoßne Wert erhält sich daher nicht nur in der Zirkulation, sondern in ihr verändert er seine Wertgröße, setzt einen Mehrwert zu oder verwertet sich. Und diese Bewegung verwandelt ihn in Kapital." (MEW 23, S. 164 f)

 Kommentar 4/5:  (Linkadresse)

Geld gegen Geld einzutauschen wäre unsinnig und als Tauschakt nichtig, wäre Geld nicht selbst eine mächtig gewordene Preissumme. Der Wert, der sich als Preissumme Preise bestimmend auf den Warenmärkten verhält, zielt darauf, einen Mehrwert durch den Kauf von Waren sich anzueignen.

 Zusammenfassung 4/5:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Mehrwertbildung ergibt sich zwangsläufig aus der Preissumme, in der sich der Wert allgemein, also gesellschaftlich als Form des Reichtums darstellt, und die in die Preisbildung als Notwendigkeit zurückkommt, hohe Preise zu machen, um im "Wettbewerb der Preise" Bestand zu haben.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/6:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/6 | Kommentar 4/6 | Zusammenfassung 4/6


Geld, das auf dem Warenmarkt einen Mehrwert angeeignet hat, würde seinen Wert verlieren, wenn es diese Aneignung nicht durch Warenverkauf realisiert und deshalb also auch erneuerten Warenwert aneignen muss.

Geld stellt immer Wert als Preis dar und wirkt als Inbegriff der Werte aller Preise, als Wert des Sozialprodukts, als Maßstab der Preise auf diese. Indem es auf diese Weise durch die Macht seiner allgemeinen Grundlage im Einzelnen sich Mehrwert aneignet, setzt es sich als Anfang und Ende der Preisverhälnisse und wird immer wieder erneut danach streben, den Wert der Preissumme im Warenverkauf allgemein zu realisieren und von neuem im Einzelnen zu "erwerben". Von daher ist sein Streben selbständig und maßlos.

 Textstelle 4/6:  (Linkadresse)

"Die Wiederholung oder Erneuerung des Verkaufs, um zu kaufen, findet, wie dieser Prozeß selbst, Maß und Ziel an einem außer ihm liegenden Endzwecke, der Konsumtion, der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Im Kauf für den Verkauf dagegen sind Anfang und Ende dasselbe, Geld, Tauschwert, und schon dadurch ist die Bewegung endlos. Allerdings ist aus G, G + DG geworden, aus den 100 Pfd.St., 100 + 10. Aber bloß qualitativ betrachtet, sind 110 Pfd.St. dasselbe wie 100 Pfd.St., nämlich Geld. Und quantitativ betrachtet, sind 110 Pfd.St. eine beschränkte Wertsumme wie 100 Pfd.St. Würden die 110 Pfd.St. als Geld verausgabt, so fielen sie aus ihrer Rolle. Sie hörten auf, Kapital zu sein. Der Zirkulation entzogen, versteinern sie zum Schatz, und kein Farthing wächst ihnen an, ob sie bis zum Jüngsten Tage fortlagern. Handelt es sich also einmal um Verwertung des Werts, so besteht dasselbe Bedürfnis für die Verwertung von 110 Pfd.St. wie für die von 100 Pfd.St., da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerts sind, beide also denselben Beruf haben, sich dem Reichtum schlechthin durch Größenausdehnung anzunähern. Zwar unterscheidet sich für einen Augenblick der ursprünglich vorgeschossene Wert 100 Pfd.St. von dem in der Zirkulation ihm zuwachsenden Mehrwert von 10 Pfd.St., aber dieser Unterschied zerfließt sofort wieder. Es kommt am Ende des Prozesses nicht auf der einen Seite der Originalwert von 100 Pfd.St. und auf der andren Seite der Mehrwert von 10 Pfd.St. heraus. Was herauskommt, ist ein Wert von 110 Pfd.St., der sich ganz in derselben entsprechenden Form befindet, um den Verwertungsprozeß zu beginnen, wie die ursprünglichen 100 Pfd.St. Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus. Das Ende jedes einzelnen Kreislaufs, worin sich der Kauf für den Verkauf vollzieht, bildet daher von selbst den Anfang eines neuen Kreislaufs. Die einfache Warenzirkulation - der Verkauf für den Kauf - dient zum Mittel für einen außerhalb der Zirkulation liegenden Endzweck, die Aneignung von Gebrauchswerten, die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Zirkulation des Geldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Verwertung des Werts existiert nur innerhalb dieser stets erneuerten Bewegung. Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos." (MEW 23, S. 166 f)

 Kommentar 4/6:  (Linkadresse)

Geld ist als Maß der Werte Wertform, und als Maßstab der Preise Tauschwert, worin diese Wertform nun bestimmend wird, indem das zirkulierende Geld auch Preise bestimmt. Es ist hierdurch ein ständigter Zweck des Geldes entstanden, der seiner formbestimmenden Macht entspringt. Als diese Macht sucht sich Geld Waren, aus denen es Wert "gewinnen" kann, die es also so einkaufen kann, dass deren Verkauf ein Erlös aus angeeignetem Wert kommt. Nicht durch diese Ware, sondern durch die Fähigkeit des Geldes in zweierlei Bestimmung aufzutreten, die es identisch hat, besteht die Möglichkeit einer Wertübereignung in Geldform. Dies ist daher auch kein einfaches Äquivalent mehr, sondern eine Marktbestimmende Verwertungsmacht, welche allerdings noch den Mangel hat, dass sie rein zuifällig auf hierfür geeignete Waren trifft.

Es ist eine begriffliche Argumentation, die allein aus der Formbestimmung erwächst. Der "Trieb" des Geldes ist damit bloßgelegt, noch nicht aber dessen Verwirklichung. Der Begriff greift von seinem Drang erst noch über auf die Naturen, die ihm gehorchen müssen. Dann erst wird aus der Möglichkeit eines Notwendigkeit.

 Zusammenfassung 4/6:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Indem Geld sich Warenwerte aneignet, deren Preise es zugleich bestimmt, eignet es sich unter der Hand auch Werte an, die seinen Preis verändern, die also Geld als Wertmaß selbst mit Wert füllen und damit Mehrwert darstellen. Das ändert nichts daran, dass alle Werte durch Arbeit entstehen, dass aber ihre Aneignungsform selbst durch das Geld als Kapital bestimmt ist. Es kann von daher auch den Wert von Arbeiten vernichten.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/7:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/7 | Kommentar 4/7 | Zusammenfassung 4/7


Der Bereicherungstrieb des Geldes wird zur rastlosen Bewegung des Gewinnes, den Geld erwerben kann und beherrscht als "automatisches Subjet" auch den Kapitalisten, das "personifizierte, mit Willen begabte Kapital" zur Verwertung des Werts, also im Zweck der Selbstverwertung.

 Textstelle 4/7:  (Linkadresse)

"Als bewußter Träger dieser Bewegung wird der Geldbesitzer Kapitalist. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt und der Rückkehrpunkt des Geldes. Der objektive Inhalt jener Zirkulation - die Verwertung des Werts - ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten Reichtums das allein treibende Motiv seiner Operationen, funktioniert er als Kapitalist oder personifiziertes, mit Willen und Bewußtsein begabtes Kapital. Der Gebrauchswert ist also nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln. Auch nicht der einzelnen Gewinn, sondern nur die rastlose Bewegung des Gewinnes. Dieser absolute Bereicherungstrieb, diese leidenschaftliche Jagd auf den Wert ist dem Kapitalisten mit dem Schatzbildner gemein, aber während der Schatzbildner nur der verrückte Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner. Die rastlose Vermehrung des Werts, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das Geld vor der Zirkulation zu retten sucht, erreicht der klügere Kapitalist, indem er es stets von neuem der Zirkulation preisgibt.

Die selbständigen Formen, die Geldformen, welche der Wert der Waren in der einfachen Zirkulation annimmt, vermitteln nur den Warenaustausch und verschwinden im Endresultat der Bewegung. In der Zirkulation G - W - G funktionieren dagegen beide, Ware und Geld, nur als verschiedne Existenzweisen des Werts selbst, das Geld seine allgemeine, die Ware seine besondre, sozusagen nur verkleidete Existenzweise. Er geht beständig aus der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu verlieren, und verwandelt sich so in ein automatisches Subjekt. Fixiert man die besondren Erscheinungsformen, welche der sich verwertenden Wert im Kreislauf seines Lebens abwechselnd annimmt, so erhält man die Erklärungen: Kapital ist Geld, Kapital ist Ware. In der Tat aber wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, worin er unter dem beständigen Wechsel der Formen von Geld und Ware seine Größe selbst verändert, sich als Mehrwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn die Bewegung, worin er Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung. Er hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier." (MEW 23, S. 167 ff)

 Kommentar 4/7:  (Linkadresse)

Der Geldbesitzer wird als Handlanger des Geldwertes, dessen Trieb auf Mehrwert gerichtet ist, selbst zum Teilhaber dieser Getriebenheit. Als bewußter Träger der Geldbewegung wird der Geldbesitzer Kapitalist und muss wie ein Objekt dem Subjekt auch dem Geld als Subjekt aller Objekte folgen. Es liegt nahe, dass er seine Person mit seiner Funktion hierbei verwechselt, zumal ihm diese Subjektivität auch den Anschein gibt, selbst Subjekt der Verhältnisse zu sein, für die er in Wahrheit nur sich selbst knechtet. Er macht nur, was er machen muss: Seinen Besitz zu vermehren, damit er ihn nicht verliert. Er ist rastlos wie das Geld, weil das Geld beständig sein Handeln verlangt, um Werte anzueignen, die es vermehren und abzustoßen, was ihm unwertig wird. Stellt Geld beim Eintritt in das Kapitalverhältnis zum einen Wert dar, so ist es doch zugleich als Preis immer auch bedroht, darin seinen Wert zu verlieren, wenn die Ware nicht wieder oder unterwertig zu Geld wird. Von daher stößt es sich von sich permanent ab, um sich zu verwerten und verwertet, was als sich selbst abstoßender Wert in der Warensammlung zirkuliert. Es erscheint zunächst wundersam, das sich am Geld dennoch Mehrwert anhaftet, weil es im Allgemeinen eben der Werträger als Kaufmittel, und nur im Besonderen das Zahlungsmittel des Einkäufers ist. Seine Bewegung ist seine Selbstverwertung und "hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier."

 Zusammenfassung 4/7:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Indem Kapital im "Loch der Warenwerte" immer wieder Waren findet, die ihren Wert nur durch Geld darstellen können, und deshalb auch nicht immer zu ihrem Wert bezahlt werden, erscheint ein Mehrwert aus der Warenzirkulation selbst zu erspießen. Doch dieser Schein verliert sich auch darin, dass andere Waren immer wieder auch über ihren Wert verkauft werden, wenn zuviel Geld zirkuliert.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/8:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/8 | Kommentar 4/8 | Zusammenfassung 4/8


Als sich selbst bewegende Substanz, als Privatsubjekt der Verwertung von Waren, tritt Geld aus der Schatzbildung nun wirklich heraus und wird als sich selbst erzeugender Wert tätig.

 Textstelle 4/8:  (Linkadresse)

"Als das übergreifende Subjekt eines solchen Prozesses, worin er Geldform und Warenform bald annimmt, bald abstreift, sich aber in diesem Wechsel erhält und ausreckt, bedarf der Wert vor allem einer selbständigen Form, wodurch seine Identität mit sich selbst konstatiert wird. Und diese Form besitzt er nur im Gelde. Dies bildet daher Ausgangspunkt und Schlußpunkt jedes Verwertungsprozesses. Er war 100 Pfd.St., er ist jetzt 110 Pfd.St. usw. Aber das Geld selbst gilt hier nur als eine Form des Werts, denn er hat deren zwei. Ohne die Annahme der Warenform wird das Geld nicht Kapital. Das Geld tritt hier also nicht polemisch gegen die Ware auf, wie in der Schatzbildung. ...

Wenn in der einfachen Zirkulation der Wert der Waren ihrem Gebrauchswert gegenüber höchstens die selbständige Form des Geldes erhält, so stellt er sich hier plötzlich dar als eine prozessierende, sich selbst bewegende Substanz, für welche Ware und Geld beide bloße Formen. Aber noch mehr. Statt Warenverhältnisse darzustellen, tritt er jetzt sozusagen in ein Privatverhältnis zu sich selbst. Er unterscheidet sich als ursprünglicher Wert von sich selbst als Mehrwert, als Gott Vater von sich selbst als Gott Sohn, und beide sind vom selben Alter und bilden in der Tat nur eine Person, denn nur durch den Mehrwert von 10 Pfd.St. werden die vorgeschossenen 100 Pfd.St. Kapital, und sobald sie dies geworden, sobald der Sohn und durch den Sohn der Vater erzeugt, verschwindet ihr Unterschied wieder und sind beide Eins, 110 Pfd.St." (MEW 23, S. 169 f)

 Kommentar 4/8:  (Linkadresse)

Geld hat als Kapital eine "sich selbst bewegende Substanz" und greift nun unaufhörlich über sich selbst hinaus und will sich als dieses "übergreifende Subjekt" bewähren, um nicht an sich selbst zu scheitern, sich nicht zu entwerten. Von daher sind ihm alle Waren, die es vermittelt, zugleich "wundertätige Mittel, um aus Geld mehr Geld zu machen.". In der Verwertung von Wert stellt es sich nun als absolutes Privatverhältnis heraus, das in seinen gesellschaftichen Ursprung in der Welt der Waren immer wieder zu sich selbst kommt und hierbei als Mehrwert sich wiederfindet.

 Zusammenfassung 4/8:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Kapitalist ist das Privatsubjekt der Geldverhältnisse, durch welche die Waren verwertet werden. Aber er kann als Besitzer der allgemeinen Geldware nur wirkliches Subjekt werden, wenn er diese Verhältnisse so bestimmen kann, wie das Geld als Maßstab der Preise sie bestimmt. Seine Gier nach Geld entspringt der Objekthaftigkeit des Geldbesitzers, und sein Hochmut als Geldbesitzer entspringt der Scheinhaftigkeit seiner subjektiven Macht, dem Geldfetisch.


 MEW23 - Abschn. 2 - Kap.4 - Thema 4/9:  (Alles zu K.4 | Linkadresse)
Textstelle 4/9 | Kommentar 4/9 | Zusammenfassung 4/9


Der Zweck des Geldes hat sich umgekehrt vom Kaufmittel zum Kaufzweck: &quot;Kaufen, um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen, um teurer zu verkaufen&quot;.

 Textstelle 4/9:  (Linkadresse)

"Der Wert wird ... prozessierender Wert, prozessierendes Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Zirkulation her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt vergrößert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von neuem. G - G', geldheckendes Geld - money which begets money - lautet die Beschreibung des Kapitals im Munde seiner ersten Dolmetscher, der Merkantilisten.

Kaufen, um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen, um teurer zu verkaufen, G - W - G', scheint zwar nur einer Art des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigentümliche Form. Aber auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich im Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware in mehr Geld rückverwandelt. Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, außerhalb der Zirkulationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Zirkulation G - W - G' abgekürzt dar, in ihrem Resultat ohne die Vermittlung, sozusagen im Lapidarstil, als G - G', Geld, das gleich mehr Geld, Wert, der größer als er selbst ist.

In der Tat also ist G - W - G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es unmittelbar in der Zirkulationssphäre erscheint." (MEW 23, S. 170)

 Kommentar 4/9:  (Linkadresse)

Geld muss als selbständiges Zahlungsmittel Geld hecken und sich als festgehaltenes Geld, als Kapital vervielfältigen. Es wirkt von daher immer als Vorschuss mit dem Zweck, Geld durch vorgeschossenes Geld zu erwerben. Alle Formen des Kapitals, ob nun industrielles Kapital (oder investiertes Kapital) oder Warenkapital oder Geldhandelskapital existieren in ihrer Unwirklichkeit, in ihrer Wirkung als unwirklichter Mehrwert, der danach strebt, sich zu verwirklichen.

Geld erscheint nun selbst als Wertbildner, wenn es als Kapital "zum Zug" kommt. Darauf setzen z.B. die Nationalökonomen, die den Staat als Geldmaschine ansehen, die eine bestimmte Geldmenge in die Geldzirkulation wirft, um die "Wirtschaft anzukurbeln". Sie berechnen ein mathematisch mögliches Wertwachstum, das allerdings oft, besonders durch die zwischen Wert und Preis der Warenformationen an seiner Wirklichkeit scheitert.

 Zusammenfassung 4/9:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Der Zweck des Geldes als selbständig gewordenes Zahlungsmittel kann sich nur als Kapital verhalten. Doch dieses wiederum kann nur als Mehrwert sich verwirklichen. Der Trieb des Geldes wird zum Antrieb der Mehrwertbildung durch Kapital.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.4 Abs.1 (Linkadresse | Nächste)

Im Kapital wird Geld seinen "Trieb" verwirklichen, weil es darin selbst den Zweck des Kaufens bestimmen kann, der bisher seine Schranke war. Zugleich aber hat es noch seinen Mangel als ein Zahlungsmittel, das Mehrwert schaffen muss, ohne wirklich durch sich wertbildend sein zu können. Es muss diesen Mehrwert über einen Preis aneignen, der nicht den Mehrwert bezahlt.

 


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