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Rubrik Kultur: Wozu Kulturkritik?

von W. Pfreundschuh

Erschienen am April 2001
Dieser Aufsatz ist der Versuch, eine ökonomische und politische Begründung zur Notwendigkeit von Kulturkritik zu geben. Um sich dem Thema von Begriff der Kultur und der Kritik der politischen Kultur zu nähern, dabei eine (vor)begriffliche Entwicklung an geschichtlichen Beschreibungen aus der Einheit von Produktivkraft und Kultur und belegt zunächst einmal aus den Anschaulichkeiten des Alltags die Notwendigkeit eines Verhaltens zu den barbarischen Zwangläufigkeiten des Gemeininteresses von Kultur und Ökonomie in den Krisen des Kapitalverhältnisses.
Kultur als Lebensverhältnis ist im Kapitalismus nicht nur instrumentalisiert, sondern selbst widersprüchliche menschliche Bezogenheit, die in einzelnen Bestimmungen, besonders in den staatlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtet wird. Die Globalisierung hat der Kultur ihre finalen Bestimmungen in der Zerstörung aller verbliebenen nationalen Infrastrukturen der Arbeitsinstitutionen und durch einen lebenszersetzenden Konsumtionsdruck nun vollständig verliehen, so dass der Begriff der bürgerlichen Kultur in Magen wie Seele der Individuen wütet. Der Autor will mit dem Material nicht nur zur Kritik der politischen Kultur hinführen, sondern auch erläutern, wie er dazu kommt, die Substanz des Kulturbegriffs im abstrakt menschlichen Sinn zu behaupten. Das ist sein derzeitiges Arbeitsfeld, wie es fragmentarisch schon einzusehen ist in dem hier ebenfalls vorgestellten Text 'Skizzen zu einer Erkenntnistheorie der Seele - Zur Entstehung und Entwicklung der zwischenmenschlichen Persönlichkeit, der bürgerlichen Kultur und der Volksseele'.
Politisch ist eine Kulturkritik nötig, um das unbegriffene Feld der Kultur nicht dem Kulturfetischismus der Nationalisten zu überlassen. Kultur muss international begriffen sein, um darin ein politisches Verhalten zu finden, das sich dem Begriffsnaturalismus der Strukturalisten und Dekonstruktivisten zu entwinden versteht. Denn diese arbeiten objektiv dem Kapitalismus in die Hände, indem sie ihn nur noch subjektiv von sich abweisen und die herrschende Kultur als ihre Gegebenheit akzeptieren, indem sie diese zur ihrer Metaphysik, zu ihrer erhabenen Kritik an den Fetischen der Warenwelt herabsetzen. Ihre wundersame Selbstbezogenheit wird somit selbst auch zum Gegenstand von Kulturkritik, denn sie sind die hervorragenden Protagonisten der schönen neuen Weltzerstörung: Die kritischen Apokalytiker.
Das wesentliche Anliegen der Kulturkritik ist aber nicht die Kritik der kritischen Kulturprotagonisten, sondern die Bekämpfung der affirmativen Handreichungen, welche Intellektuelle wie Arbeiter, Frauen wie Männer, Zivilisten wie Unzivilisten in ihrem Lebensalltag der politischen Kultur gewähren und sich zu dem machen, was sie werden muss: Großer Bruder, Große Schwester, Übermensch.

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