Wolfram Pfreundschuh (09.11.2012)

Diskussionen rund ums Geld

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Teil VIII: Die Subversion der Geldverhältnisse

Dass Schulden nicht mehr bezahlt werden können, wenn man nicht mehr Wert produzieren kann, als man verbraucht, weiß jedes Kind. Die Produktion von Mehrwert ist daher die Basis von jeder Wirtschaft, die auf dem Vorschuss von Geld gründet. Wenn man dann aber Schulden macht, die man garnicht zurückzahlen will, so galt das bisher als Betrug. Inzwischen ist aber genau dies zu einem Prinzip geworden, das die Politik durchzusetzen versucht, weil sie in den Sphären der höheren Verschuldungswirtschaft nicht mehr weiter weiß. Sie hat sich selbst den Fiktionen überantwortet, welche sich das spekulierende Kapital zu seiner Religion gemacht hat, und sie hat die Gegenwart ihrer Entscheidungen seinen himmlichen Vorstellungen einer unvorstellbaren Produktivität übertragen. Während die Ressourcen der Produktion immer knapper werden und die Produktionsmittel immer automatischer, während also das Verwertungssystem menschlicher Arbeit an seine substanzielle Grenze gekommen ist und eine Politik absolut notwendig geworden ist, welche die Ausbeutung der Menschen und des Planeten aufheben und in eine sinnvolle Wirtschaft für Mensch und Natur wenden sollte, wird nach dem Kollaps des ganzen Finanzsystems eine Glaubensgemeinschaft politisch überhöht, die kein Volkswirtschafter bisher für möglich gehalten hat: Die offenkundige Insolvenz des Finanzsystems ist zum Finanzsystem der Insolvenz geworden, zu einem Verschuldungssystem, das aus den realen Formen der Marktwirtschaft herausgetreten ist, um die Märkte des Geldes selbst zu verwerten. Es ist ein wirtschaftspolitisches Unding (1). Aber mit dem Europäischen Rettungsschirm sollte das der Ausweg sein. Es wurde das Verschuldungsprinzip des Kapitals zu einem totalen Prinzip der Staatsverschuldung, zu einem Feudalsystem der Lebensschuld der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die über ihre bloße Existenz schon weit hinausgreift (2). Sie zahlen nicht mehr nur die Steuer für den Erhalt ihrer allgemeinen Lebensbedingungen, die sie dem Staat zur Bewirtschaftung eines Landes übertragen haben. Sie müssen nun auch das Risiko finanzieren, das die Kapitalmärkte mit ihren Kreditverhältnissen eingehen. Weil die Substanzen der Mehrwertbildung knapp geworden sind, ersetzt nun der Europäische Rettungsschirm die Risiken der Konkurrenz auf den Schlachtfeldern der Marktwirtschaft durch Staatsgewalt. Der Kreis hat sich geschlossen (3). Früher oder später wird das Geld fließen müssen bis zur Erschöpfung. Es ist einfach zu viel Geld da, das sich nicht mehr decken lässt, weil es in der Wirklichkeit der Weltmärkte seinen Wert verloren hat, den es aus der Arbeiit von Menschen erbeutet hatte.

Zur Ausbeutung der Lohnarbeit ist daher die Ausbeutung der Existenz der Lohnarbeiter als Staatsbürger hinzu gekommen, die Beibringung von ungedeckten Geldwerten zur Pflicht gemacht worden (4). Zweck und Mittel der Marktwirtschaft fallen daher in einer Staatsmacht zusammen, die alle Menschen wie Leibeigene des Kapitals behandelt, auch wenn sie noch gar nicht geboren sind. Mit dem ESM werden die europäischen Staaten zu Teilhabern einer Schuldenbank, welche die Verluste der Finanzwirtschaft finanziert und damit einen Finanzkapitalismus installiert, der die Menschen als sein Humankapital einsetzt. Der Staat hat die Funktion einer Bad Bank übernommen, wie es einst die von Goldman&Sachs war, welche ihre Gläubiger zu ihren Schuldnern verwandelt hatte, um ihre inflationäre Finanzpolitik zu retten (siehe hierzu den sehr interessanten Film von ARTE: "Goldman-Sachs - Eine Bank lenkt die Welt"). Wie kann das sein? (5) Wie soll ein System funktionieren, das seinen Wertträger nur durch Gewalt erhält? Doch wohl nur dadurch, dass Mehrwert durch Staatsgewalt durchgesetzt wird, nicht nur in der Wertproduktion, sondern zunehmend in der Verwertung der vorhandenen Substanzen, durch Sparzwang und Abgabenerhöhung. Das Wertprinzip ist offensichtlich am Ende (6).

Geld erhält seinen Wert nur dadurch, dass es von Menschen als Zahlungsmittel und Kaufmittel benutzt wird und es wird nur dadurch mehr Wert, dass es sich mit wachsender Produktivität und Mehrproduktion aus dem Gebrauch und Verbrauch von Arbeitsmitteln, Ressourcen und menschlicher Arbeitskraft bereichern kann. Der Trieb seiner Verwertung ist an und für sich schrankenlos, solange noch verwertbare Substanzen an Mensch und Natur vorzufinden sind und solange bezahlt wird, was gekauft wurde. Doch das ist nicht so einfach, wenn immer mehr produziert wird, als bezahlt werden kann, wenn also unbezahlte Arbeit sich in den Produkten auf den Märkten der Welt bewegt. Wer soll sie kaufen, wenn er kein Geld hierfür erhalten hat? (7)

Das Übermaß der Verwertung ist ausgeschöpft. Der Kapitalismus funktioniert nicht mehr und lügt sich über seine Substanzlosigkeit hinweg, indem er auf Ewigkeit spekuliert (8). Der Mehrwert, der sich zu lange auf den Finanzmärkten ohne Verwertungsmöglichkeit rumtreibt, der sich nicht mehr realisieren kann, weil er kein Organ mehr findet, das ihn gebrauchen kann, ist zur Lüge eines Vermögens geworden, das nicht mehr wirklich existiert. Er besteht aus überschüssigen Zahlungsversprechen, als fiktives Kapital, - Buchgeld, das wertlos wird, weil die Grenzen der Vorschüsse in die Realwirtschaft - der reale Kreditbedarf - überschritten ist. Und das fiktive Kapital in den Händen der Banken wird damit zur systemischen Bedrohungslage. Fiktives Kapital war schon immer kein wirkliches Geld, weil es nur Wert war, der nach Verwirklichung suchte. Nun ist es als Geld selbst absurd geworden, weil es zu großem Anteil nur noch Wert vermittelt, den es nicht wirklich gibt und der auch nicht mehr zu verwirklichen ist. Der große Irrtum über das,was Geld darstellt, hat sich damit totalisiert (9).

Man muss begreifen, dass der Kapitalismus seine eigenen Bedingungen torpediert, dass er sich nur noch gewaltsam erhalten kann und dass er zu einer totalen Macht geworden ist, die das wirkliche und sinnliche Leben nicht nur ausbeutet, sondern auch dazu bestimmt, nur das zu erzeugen was sein großes Loch füllt. Indem die Menschen im Einzelnen meist nur in Erscheinung tritt, um ihren Lebensunterhalt und ihr kleines Glück oder Unglück durch Geld zu erwerben, hat sich Geld hinter ihrem Rücken zu einer totalen Gewalt gegen das Leben schlechthin entwickelt, die sich in einem gigantischen Umfang über die ganze Welt ausgebreitet hat (10). Während sie für sich nur tun, was ihnen dadurch nötig gemacht wurde, dass sie Geld brauchen, um leben zu können, hat einen Mehrwert entwickelt, der höchst unnötig geworden ist, weil er in keine Investition zurückkommt und lediglich als Eigentumstitel über Wohnraum, Energie, Naturressourcen usw. fortbesteht. Seinem Wesen nach, seinem Wert entsprechend ist Geld selbst schon absolut unwirklich und unsinnlich. Es macht sinnlich, wenn es die Sinne antreibt, weil es den Trieb der Produktion ausmacht, ihre Zeit und ihren Raum bestimmt und die Fortentwicklung ihrer Produktivität möglich macht. In der Vermehrung darüber hinaus vergrößert es nur die Armut der Menschen, verbraucht es ihre Substanzen und finanziert die Prothesen für die Organe, deren natürliche Funktion von ihm zerstört wurde. Geld macht süchtig, weil es aus der Not befreit, die es erzeugt und nur vertiefen kann.

Doch wie kann das gehen? Wie ist das überhaupt möglich, dass mit wachsender Produktivität nur immer weniger Menschen reicher, die meisten aber immer ärmer und ihre Existenzen immer elendiger werden? Und was können wir dagegen unternehmen? Das ist heute unsere große Frage, die erst mal dahinterkommen muss, was die Beweggründe dieser Entwicklung sind, die sich vor unseren Augen als Versagen der Politik und hinter unserem Rücken als Verelendung der Wirtschaft abspielt. Wie kann die Arbeit der Menschen dahin kommen, dass ihre Produkte, ihr ursprünglichstes Eigentum, zu einer politischen Macht wird, die ihre eigenen wirtschaftlichen Bedinungen zugrunde richtet? Die Beantwortung dieser Frage beinhaltet zweierlei: Die Hinterfragung der politischen Form des Eigentums, die sogenannte Freiheit der politischen Macht des Privateigentums im gesellschaftlichen Verhältnis der Menschen. Und die Hinterfragung der ökonomische Form seiner Produktion, die Ausgestaltung der Notwendigkeiten einer gesellschaftlichen Produktion, die mit der Überwindung der Not zugleich Isolation und Vereinzelung der Menschen erzeugt, die ihren bloßen Selbsterhalt sichern müsssen, um leben zu können. Wie kann eine gesellschaftliche Notwendigkeit sich in solche Vereinzelung pervertieren, um sich als Freiheit darzustellen? Darin steckt der Kern aller sozialen Mythologie des Kapitalismus: Die Vertauschung von Sicherheit und Freiheit in eine Privatmacht der freien Verfügung einerseits und in die Beherrschung der Notwendigkeiten des Lebens als gesellschaftliche Naturmacht der Menschen auf der anderen Seite. Sie stellt sich auf den Märkten als Tauschverhältnis der Geldform gegen die Lebenssubstanzen von Mensch und Natur heraus. Die Vertauschung lässt die Glücksverheißungen der "freien Marktwirtschaft" von "Freedom and Democraty" aufkommen, die zugleich über die Gewalten hinwegtäuscht, die sie enthält: Die Macht der Ungewissheit, der Abstraktion von allem, was Vermögen schafft, weil man es nur haben kann, wenn man sich ihm unterwirft. Es ist die Ausschließlichkeit der Konkurrenz, die nur überstehen kann, wer sich der gesellschaftlichen Macht des Geldbesitzes auf den Märkten der Welt beugt, um daran teilhaben zu können. Die Macht ist politisch und wirkt in ihrer ökonomischen Form, in welcher gerade die Menschen politisch immer ohnmächtiger werden, die sie materiell aus eigener Not heraus erwirtschaften müssen. Und dies macht den Zweck aus, der alle Entwicklungen antreibt, die der Kapitalismus entfaltet hat. Wer die daraus bestimmte Ohnmacht nicht länger ertragen will, muss mit den Resultaten der Analyse der Marktwirtschaft als Kritik ihrer poltischen Ökonomie beginnen. Die politischen Möglichkeiten ihrer Unterwanderung und die Umkehrung der Geldverhältnisse in gesellschaftliche Verhältnisse der Menschen werden sich daraus ergeben.

Tausch und Täuschung

Geld ist die einzige gesellschaftliche Gemeinform der Marktwirtschaft, die Form ihres Gemeinwesens, ihr Gemeinwohl schlechthin. Die Marktwirtschaft ist ein System des Warentauschs und behauptet in ihrer Marktideologie, dass ihre Preise im "freien Wettbewerb" um das Produkt entstehen würden, dass durch den "Wettbewerb der Marktteilnehmer" - sprich Konkurrenz der Produzenten - am besten abschneiden würde, wer an die Nachfrage auch am besten angepasst sei. Marktwirtschaft betreibe durch ihre inne wohnende Kräfte des Ausgleichs und der Freiheit in der Preisbildung die beste Vermittlungsform von Produkten, sorge wie eine "unsichtbare Hand" (Adam Smith) für die optimale Entwicklung der Gesellschaft, für ein Gemeinwohl, das letztlich allen zugute komme. Doch solche Glücksverheißungen beruhen darauf, dass der Markt eine gnadenlose Sortierung für Anpassung oder Ausgrenzung betreibt. Wer sich nicht am billigsten verkauft geht darin unter und wer nicht für den Markt in dem von ihm abverlangten Tempo produziert und verhandelt, fällt schnell heraus und ist nicht nur erfolglos, sondern verliert auch seine ganze bisherige Existenz. Außerdem verleugnen solche Ideologien, dass schon mal eine bestimmte Summe Geld vorhanden sein muss, um auf dem Markt als Produzent und Konsument auftreten zu können. Wer Geld hat, kann um die Preise kämpfen, wer keines hat, muss ihnen gehorchen. Der Markt setzt immer Geld voraus, das nur funktionieren kann, wenn es seinen Wert erhält durch die, welche dafür arbeiten müssen, damit sie die Preise bezahlen können, die auf dem Markt geboten sind. Geld ist das Subjekt des Marktes und wer ihm nicht Folge leisten kann, wer nicht möglichst viel Wert bildet und zugleich um den günstigsten Preis konkurriert, verliert dort alles, was er zuvor erworben hat. In seiner Einzelheit wird er zum Opfer einer Allgemeinheit, weil er als einzelnes Subjekt auf dem Markt nur deren Objekt sein kann.

Die Abhängigkeit vom Geld versetzt alle Menschen in ein Schuldverhältnis, in welchem ihre gesellschaftlichen Grundlagen in einer Allgemeinform existieren, in denen das gesellschaftliche Wesen der Menschen nur verkehrt erscheinen kann: Als gesellschaftlich wirkende Menschen müssen sie arbeiten, um die allgemeine Privatmacht des Geldes zu bestätigen und zu bestärken. Bevor sie ihre gesellschaftliche Existenz als einzelnes Individuum dieser Gesellschaft erwerben können, bevor sie als gesellschaftliche Menschen erwachsen werden können, ist ihre Vereinzelung zu ihrer Lebensform bestimmt und wird als diese durch die Konkurrenz auf den Märkten, auf den Arbeitsmärkten wie auf den Warenmärkten vertieft. Die Überwindung ihrer Existenznot heißt Anpassung und Unterwerfung an eine höhere Notwendigkeit, die ihnen in ihrer Allgemeinheit fremd ist und ihre Entfremdung bewirkt. Ihre Vereinzelung durch die unterworfenen Notwendigkeiten der privatisierten Existenz macht sie zu Konkurrenten um ihre Existenzbedingungen und ihre Konkurrenz macht sie zum Objekt ihrer Anpassungssucht. Je tiefer sie in diese Gesellschaft hineinwachsen, desto totaler müssen sich ihre gesellschaftlichen Beziehungen dem unterordnen.

Ihre Ungleichheit in der Abtrennung von ihrem wirklichen gesellschaftlichen Zusammenhang erfordert ihre Gleichschaltung als Tauschhändler abstrakter Zwecke. Geld beherrscht ihr ganzes Dasein, weil es das Wesen der bürgerlichen Gesellschaft darstellt. Als Allgemeinform des Privateigentums hat es zwar den durch Gott begadeten Feudalherrn des Mittelalters abgelöst, ihn aber lediglich durch den irdisch lüsternden Geldbesitzer ausgetauscht, der Kraft seiner Teilhabe an einer gesellschaftlichen Abstraktion die konkreten Menschen sich dienstbar macht. Die persönliche Macht des Feudalherrn ist in die sachliche Allgemeinform des Geldes verschwunden, nicht aber das Schuldverhältnis der einzelnen Menschen gegenüber einer übermenschlichen Allgemeinmacht überwunden. Die Geschichte der Menschheit schleppt mit der Geldform immer noch einen Widerspruch von Einzelnem und Allgemeinen fort. Er besteht in der Form des Reichtums, der nicht als wirklich menschlicher Reichtum existieren kann, weil er in der Marktwirtschaft nur als Reichtum der Geldform und als Verarmung der Menschen wirksam ist.

Der Keim des Problems, warum Armut und Reichtum sich notwendig entzweien und ihre Spaltung immer bis zum Gegensatz von Überfluss und Verelendung wachsen muss, steckt schon darin, dass Geld, das doch so einfach zu funktionieren scheint, selbst höchst widersprüchlich ist. Es ist nicht einfach ein bloßes Quantum, irgendeine Zahl, wie es oft behauptet wird, sondern die Quantifizierung eines menschlichen Aufwands, der betrieben wird, um an Geld zu gelangen. Politisch verstanden ist es eine gesellschaftliche Übereinkunft, welche materielle Mühwaltung in ihrer bloßen Abstraktion, also getrennt von allen Lebenszusammenhängen formuliert. Und die muss auch tatsächlich erst vollbracht sein, bevor Geld zu ihrer quantitativen Form, zur Wertgröße abstrakter Arbeit werden kann. Ob es Lebensmittel waren oder Produktionsmittel oder Gold oder andere Bodenschätze: Nichts hat einen absoluten Wert, einen Wert an sich, einen inneren Wert. Wert an sich gibt es nicht; er stammt immer aus einer Bewertung, also einem Verhältnis von Subjekt und Objekt. Im Zahlungsmittel Geld haben alle Dinge und Dienstleistungen ursprünglich den Wert, den der Arbeitsaufwand den Menschen abverlangt, für den sie bezahlt werden, und der den Gegenständen von Bedürfnissen entspricht, mit denen diese zu befriedigen sind. Bei Geld geht es immer um menschliche Arbeit, die damit bezahlt wird, damit der Geldempfänger auch wieder bezahlen kann, was er zum Leben, zum Arbeiten, zum Handeln, zum Kommunizieren und anderem braucht.

Das klingt einfach, solange damit Geld als allseitig sich gleich verhaltendes, als an sich gerechtes Zahlungsmittel verstanden wird. Es ist aber höchst komplex, weil dem nicht so sein kann. Soweit sich die Menschen durch ihre Arbeit auf ihre Bedürfnisse beziehen können, ist der Inhalt der Arbeit und der Bedürfnisse qualitativ nicht unterschieden, also wesentlich identisch. Diese brstimmten Fähigkeiten entsprechen jenen Bedürfnissen und dieser Aufwand entspricht jenem Genuss. Das Quantum an Arbeit ist aber auf dem Markt nicht wirklich beziehbar auf ein Quantum an Bedürfnissen. Geld ist als Preis einer Ware für eine Nachfrage etwas gänzlich anderes, als es als Angebot von Produkten der Arbeit darstellt. Kauf und Verkauf von Waren sind gegensinnig bestimmt. Und dieser Gegensatz wird vom Geld verschleiert und zugleich vollzogen. Beim Verkauf fungiert es als Preisbildner, der Angebot und Nachfrage ins Verhältnis setzt, und beim Einkauf als Wertmaß, welches den Wertanteil eines Produkts am Durchschnitt aller Produkte in ihrem Arbeitsaufwand bemisst. Im Unterschied zu allen Waren fungiert es zwar wie jede andere als Tauschmittel, ist aber einmal als Zahlungsmittel, ein ander mal als Kaufmittel bestimmt.

Als Kaufmittel kann Geld alles bekommen, stellt es das Reich der Freiheit für alles mögliche dar, das Prinzip des allgemein Möglichen. Als Zahlungsmittel steht es für das Notwendige, für den Erhalt von Gütern des Lebens, mit denen sich die Menschen am Leben halten müssen, ihren Lebensstandard als ihren Selbsterhalt, als Subsistenz ihre bisherigen Lebens zu bewahren haben. Das Notwendige ist jedem einzelnen Menschen aufgezwungen, das Allgemeine gehört dem Geldbesitzer, der über das Nötige längst verfügt, bevor er durch Geld zum Einkaufen geht. Während Geld Preise im Einzelnen nur vergleicht und damit dem Privatinteresse entgegenkommt, bestimmt es sie durch seinen gesellschaftlichen Wert allgemein in einem Durchschnitt, der sich erst im Nachhinein ergibt. In jedem Tauschakt entscheidet der Preis auf der einen Seite, was auf der anderen Seite sich erst im Nachhinein als Wertsumme eines Durchschnitts, sich als Wert der Dinge herausstellen kann, wie sie veräußert wurden und geworden und gewesen sind, als Durchschnitt des Gewesenen, des Toten, für das gegenwärtige Leben, für die Lebensgegenwärtigkeit der Menschen (11). Arbeit und Bedürfnis bleiben hierdurch völlig getrennte Wesenheiten, die sich im Geld als einzelner Tauschwert und Geld als allgemeiner Wertträger repräsentieren und identifizieren. Ihre substanzielle Bezugslosigkeit geht in einer allgemeinen Gleichsetzung unter, in einem abstrakten Verhältnis, in einem Tausch, in dem sich jeder eines Werts vergewissert, der aber zugleich nur eine Täuschung über diese Beziehung sein kann (12). Der Gegenstand seines Verlangens wechselt seinen Wert beständig durch eine allgemeine Vermittlung im Geld, dessen Verhältnis sich blindwütig je nach der Verwertbarkeit seiner Arbeit durchsetzt und die Preise bestimmt.

Das ist das Prinzip. Solange sich die Quantifizierung der Beziehungen zwischen Produktion und Konsumtion nur auf den Märkten ermittelt, solange es also keine wirklich gesellschaftliche Form der Vermittlung von Arbeit auf die Bedürfnisse der Menschen gibt, solange also die Form der Beziehung die politische Gesellschaftsform des Privateigentums ist, kann das Eigene nur als Fremdes herrschen, als Allgemeinform einer Entfremdung. Dies gilt nicht nur bei der Geldform, sondern auch für die Staatsform im Parlamentarismus und dem entsprechenden Rechtssystem. Das ganze Verhältnis schließt sich daher in der Repräsentationsform des allgemein Privaten kurz, daher im Parlamentarismus als politische Form der repräsentativen Demokratie, die auf dem Verhältnis von Meinungen gründet. Das Privateigentum trifft darin auf seine Kultur, auf die Meinungsbildung isolierter Menschen, die auf dem Meinigen beharren, um der allgemeinen politischen Wirklichkeit mit einer Wählerstimme, mit dem Kreuz zu einer parteipolitisch sortierten Wählermeinung zu begegnen.

Die politische Kultur des Privateigentums ist der Populismus der Wählermeinung

Wenn man sich die Wahlen zu den bürgerlichen Parlamenten anschaut, besonders auch die Vorbereitungen zum Erscheinungsbild der Persönlichkeit des Repräsentanten für die Allgemeinheit der Wählermeinung, muss man erstaunen, wie wenig dies mit Politik zu tun hat. Die wirkliche Entscheidungsfähigkeit der Politik soll auf der sozialen Integrität, auf dem Gewissen dieser Person beruhen, das völlig gleichgültig gegen seine Herkunft und Bedingung einen wohlmeinenden Willen haben soll, etwa wie der ethische Kern einer politischen Persönlichkeit. Dieser soll über die Ungewissheiten in den Risiken und Gewalten dieser Welt ermächtigt sein, über die allgemeinen Lebensbedingungen der Menschen zu entscheiden.

Die Macht dieses persönlichen Willens begründet sich also nicht aus einer existenziellen Beziehung in einem wirklichen gesellschaftlichen Verhältnis. Im Gegenteil: Sie beruht auf einer allgemeinen Dafürhaltung des Meinens als repräsentative Potenz des allgemein Meinigen, welches sich in der Macht einer repräsentativen Persönlichkeit als politisch entscheidender Menschen darstellt. Mein und Dein soll sich darin identifizieren, das Private und das Gesellschaftliche über ihren Gegensatz hinweg täuschen. Der persönliche Wille, wie immer er auch sich in den wirklichen Lebensverhältnissen gebildet haben mag, wird als hiervon abgetrenntes Meinungspotenzial allgemein politisch gültig. Die Beziehungslosigkeit der Politik hat ihren Ursprung in dieser Verkehrung der politischen Beziehungen zu einer Repräsentanz, die nur das persönliche Entscheidungspotenzial der repräsentierten Verhältnisse bewirken kann. Sie bleibt von ihrer Wirklichkeit ebenso getrennt, wie es die wirklichen gesellschaftlichen Beziehungen der Marktwirtschaft sind. Hier erscheint lediglich das Persönliche einer Repräsentation als Initiator eines allgemeinen Verhältnisses und Verhaltens, das sich hierdurch als öffentliches Willensverhältnis darstellen kann. Das hat den einen großen Vorteil für diese Verhältnisse, dass diese Persönlichkeit auch für ihre Krise zur Verantwortung gezogen werden kann, auch wenn niemand dafür verantwortlich ist außer der Kapitalmarkt selbst. Indem man die Repräsentanten abwählt und durch andere ersetzt ist genug getan und die Verhältnisse können ewig weitergehen (13).

Die Meinung, die gerne als ein Dafürhalten des Meinigen gegen das Allgemeine erscheint, ist nicht zufällig das Medium der Repräsentation der politischen Klasse des Kapitals. Gerade indem sie den Mangel in der Besonderheit verspürt und darin auch ihren Sinn hat, entspricht sie in ihrem aparten Dasein als Wählermeinung durch und durch der Existenzform des Privaten im Einzelnen, das von seiner gesellschaftliche n Öffentlichkeit getrennt ist. Wo sich das Einzelne im Ungewisssen verlieren muss, kann es eben nur abstrakt allgemein werden. Und so verwirklicht sich auch in der Verallgemeinerung der Meinungen eine wundersamen Metamorphose der Popularisierung des allgemein Besonderen als die Prominenz vom Meinen des Meinigen in einem politischen Willen, der keiner ist, weil er nur die  Behebung seines Mangels wollen kann. Und der besteht in der Differenz zum Ideal seiner Verallgemeinerung. Von daher kann die prominent gewordene Wählermeinung auch nur als permanente Restauration der öffentlichen Meinung gegen die repräsentierten Gebrechen der isolierten Existenzen betrieben werden. Durch diese Wandlung des Meinens zum allgemeinen politischen Willen seiner Repräsentanz, der nun auch noch die Verhältnisse regiert, die nicht seine Verhältnisse sind, bildet und erneuert sich immer wieder eine politische Klasse, durch welche die Menschen einer Politik ausgeliefert werden, die sich als Dienstleistung einer Mangelbehebung im Staatsganzen notwendig machen und als dessen Notwendigkeit geben kann. Im politischen Pallaver überbrückt sie ihre Abspaltung vom Lebensaltag der Menschen, ihre Isolation, indem sie ihre bloße Dafürhaltung zur angelegentlichen Sache so verallgemeinert, dass sich die meisten Positionen darin als politischer Wille einverleiben lassen. So bewährt sich zwar die Macht des Allgemeinen, wie sie schon sachlich gegeben ist auch als politische Haltung, die in diesem abstrakt gewordenen Zweck einer politischen Klasse entscheidet. Sie kann aber niemals zu einer wirklichen, für das konkrete Sein der Menschen gültigen Entscheidung finden, weil sie abgeschieden von der menschlichen Wirklichkeit und ihrer Gebrechen bleiben muss. Dies war auch so schon im 19. Jahrhundert als Karl Marx schrieb:

"Das Prinzip der Politik ist der Wille. Je einseitiger, d.h. also, je unvollendeter der politische Verstand ist, um so mehr glaubt er an die Allmacht des Willens, um so blinder ist er gegen die natürlichen und geistigen Schranken des Willens, um so unfähiger ist er also, die Quelle sozialer Gebrechen zu entdecken." (Karl Marx in Kritische Randglossen zum Artikel eines Preussen, Marx-Engels-Werke Bd.1, S. 402)

In ihrer Abspaltung verdurschnittlicht sich die Gewohnheit, das allgemein Abstrakte, die Leere der Substanz eines Zwecks, der ihr zugrunde liegt, der aber nur als Besonderheit des vermeintlich Eigenen, der Meinung, wahr gewesen war, weil er nur in dieser Repräsentation gesellschaftlich wirken kann. Der Abstraktionsprozess der Marktwirtsschaft hat in den Parlamenten der repräsentativen Demokratie ihre analoge Form. Es schließt sich damit den Kreislauf der politischen Ökonomie zu einem totalen System, das bei Not auch nur auf sich zurückfallen, sich totalisieren kann.

Das ist das folgenschwerste Problem der repräsentativen Demokratie. Die Totalisierung der Meinung stellt sich als Populismus der Meinungsmache dar. Von daher trifft sich die polularisierte Grundstimming mit den Idealisierungen der politischen Macht des bürgerlichen Staates. Selbst wenn sie aus bloßer Verneinung, aus reinem Protest bestehen, tendieren sie nach Rechts, weil sich dort die Staatsform selbst als Nation im Selbstverständnis der Bürger vereint, sich also im Nationalismus verdurchschnittlicht. Es liegt an der Form der Verallgemeinerungen, welche zu einer ihren Ursprüngen entgegengesetzten Wirklichkeit führt. Indem sie die Isolationen ihrer Ursprünge bewahrt, das Meinen und Dafürhalten ohne wirkliche Beziehung auf andere Seinsweisen und Dagegenhaltungen in ihrer Getrenntheit von ihrem eigenen Sinn als Durchschnitt zusammennimmt und quantifiziert, betreibt sie eine abstrakte Verallgemeinerung, durch welche das Quantum von seiner Substanz enthoben, entleert wird.

Das schon von den Cesaren des alten Roms betriebenen Pronzips "teile und herrsche" hat sich somit auch in den Parlamenten der bürgerlichen Demokratie hinter den Wahlkabinen durchgesetzt. Abstraktion resultiert aus einer Teilung, aus dem Abgespalteten, dessen ganzes Verhältnis uneins ist. Und sie treibt zugleich die Vereinzelung der Teile fort, indem sie in ihrer Abgetrenntheit sich als Maß und Mittel der Verallgemeinerung bestimmen kann. So entsteht mit der Vermittlung der Abstraktion das Gegenteil von dem, was im Ursprung konkret ist und im Resultat nur noch als Macht der Allgemeinheit hiergegen existiert. Solche Vermittlung besteht also gerade daraus, das Gegenteil von dem zu bewirken, das darin verbunden erscheint, weil sie davon absieht, weil sie daraus besteht, dass durch die Vereinzelung von vielem sich an der Macht hält, was als Einheit erscheint, auch wenn sie keine wirkliche Einheit darstellt, nicht wirklich vereint, dafür aber eine Einheit stiftet, die nicht wirklich sein kann. Wo keine wirkliche Beziehung möglich ist, ist abstrakte Vermittlung nötig. Das macht die Macht der Abstraktion aus. Die Verwertung der Sachwelt führt durch die Trennungen zwischen Arbeit und Bedürfnis, zwischen Individualisierung und Vergesellschaftung usw. zur Entwertung der Menschen und ihrer Verhältnisse. Je umfassender dies geschieht, desto massiver entsteht für die Menschen daher auch die Entmachtung, ihre Ohnmacht gegen das, was sie vereinen soll, was sowohl ihre Ökonomie als auch ihre Politik gegen sie wendet.

Mit der Verwertung des Sachwelt wächst die Entwertung der Menschenwelt. Und mit der Entwertung der Menschen, entsteht die Notwendigkeit einer Selbstbezogenheit, die ihnen Selbstwert verschafft. Dessen Beischaffung wird zu einem kulturellen Zweck, zur politischen Kultur der Selbstverwirklichung. Indem sie hierdurch ihre Individualität ausstatten, verlieren sie ihre Gesellschaft. Ihr Meinen und Dafürhalten wird zunehmend von einem Mangel an Selbstwert bestimmt, einem Streben, sich wenigstens in seiner kulturellen Identität zu veredeln. Unter der Hand wird die sachliche Entwertung zu einem lebendigen Unwert im Selbstgefühl der Menschen. Und die repräsentative Demokratie fixiert diesen Unwert als politischen Willen, den sie letztlich gegen die Menschen auch als Kulturmacht durchzusetzen hat, um die Verhältnisse in ihrer Allgemeinheit zu erhalten als das, was sie sind: als abstrakt allgemeines Verhalten ihres Verwertungsprozesses. Darin zeigt sich, was im Bildungsprozess des politischen Willen und im Verwertungsprozess der menschlichen Arbeit gleichartig funktioniert: Die Enteignung der Menschen von ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit (14).

Die Menschen stehen in solcher Unwirklichkeit gegeneinander, weil sie nur ausschließlich für sich Mensch sein können. Sie teilen sich in Klassen der Besitzer und der Enteigneten. Aber ihr Klassenkampf bestärkt auch ihre Absonderung, wenn er nicht die Aufhebung der Abstraktion vollzieht. Man kann diesen Abstraktionsprozess selbst nicht wirklich bekämpfen, wohl aber hintergehen und ihn somit in konkreten und menschlich bestimmten Verhältnissen aufheben und unnötig machen (15). Die Kraft der Veränderung besteht nicht aus einem reinen Dagegenhalten und nicht aus einer bloßen Idee, nicht als reiner Protest gegen das Bestehende und nicht als Ideologie von einer neuen Gesellschaftsform, als Vorstellung einer ewigen Wahrheit, sondern in der Verwirklichung einer längst vorhandenen Gesellschaftlichkeit der Menschen. Wo Form überflüssig, überbestimmt ist, wo die Formbestimmung die Menschen beherrscht, können sich Menschen auch gegen sie wenden und ihre abstrakte Vermittlung überwinden. Das mag utopisch klingen, weil eine Sprengung der Herrschaftform über die Arbeit und Bedürfnisse der Menschen noch als eine Utopie erscheint. Aber das Wirkliche unterscheidet sich vom Unwirklichen in seiner Wirksamkeit. Das beginnt schon damit, dass es sich nicht mehr in der Entgegensetzung aufbraucht, nicht im Kampf der Gegensätze verheddert, sondern sich über diese hinweg als Macht des Lebens, sich endlich als wirkliche Naturmacht der Menschen verwirklicht, die ihre Mittel einsetzen, um ihre gesellschaftliche Kraft zu vereinen, ihre Natur zu pflegen und ihren Reichtum als Vielfalt ihrer Beziehungen und Bedürfnisse zu vergrößern. Von daher geht es um die ursprünglichste Kraft der Menschen, um die Kraft ihrer gesellschaftlichen Bildungsgeschichte, der Kraft menschlicher Kulturbildung (16).

Die Kraft der Veränderung entsteht daher letztlich aus der Synergie, welche eine Gesellschaft erfährt, in welcher sich das Vermögen des Einzelnen auch im Allgemeinen verwirklicht erkennen kann, also als einzelnes Vermögen zum allgemeinen Eigentum geworden ist, das auch den einzelnen gehört. Im Hintergrund der Marktwirtschaft hat sich diese Synergie nur als blind wirkender Fortschritt der Produktivkraft unter den Bedingungen des Kapitals durchsetzen können als eine Macht, die Geld hat und die Geld verwertet, die Macht abstrakt menschlicher Arbeit, toter Arbeit, die das Leben befehligt. Dies zu ändern heißt, es umzukehren und das verlangt, die abstrakten Substanzen der gesellschaftlichen Verhältnisse der Menschen durch wirkliche gesellschaftliche Beziehungen zu füllen. Was sich bisher als fremde Macht nur abstrakt, als bloßer Raum und bloße Zeit gegen sie durchgesetzt hat, als Beherrschung ihrer Lebenszeit und ihres Lebensraums, als fremd bestimmte Aufteilung ihrer Arbeitszeit und Freizeit, was sich als Wertbestimmung ihres öffentlichen und privaten Raumes gegen sie verwirklicht hat, zerfällt in sich, wenn sich die Menschen dazu ganz konkret und mit ihren wirklichen Interessen verhalten und sich als das äußern, was sie sind: die natürliche Basis aller gesellschaftlichen Verhältnisse. Ist endlich die Arbeitszeit der Menschen selbst eine menschlich bestimmte Zeit und vollzieht sich in ihrem politischen und wirtschaftlichen Lebenraum ihre lebendige Auseinandersetzung unmittelbar in ihrer Gegenwärtigkeit, so können sich darin auch ihre bisher unwirklich gehaltenen Verhältnisse vergegenwärtigen. Das ist Subversion, Unterwanderung und Untergrabung von Verhältnissen, die für sich nichts mehr sein können, wohl aber die konkreten Mittel enthalten, durch die sie umzukehren, umzustürzen sind, indem ihre abstrakte Vermittlungen unnötig und hierdurch aufgehoben werden.

Die Subversion der Subsistenz

Die Geldform ist die Vermittlungsform der lebensnotwendigen Verhältnisse, der Verhältnisse der Subsistenz, wie der Reichtumsbildung in einem. Als diese Einheit ist zu einer Farce von Reichtum geworden, weil sie nur noch Verarmung und Einfalt entwickelt. Sie lebt von der Spaltung der Menschen in den Klassen von Geldbesitzer und Besitzlosen, Klassen, die durch Geld entstanden sind und das Geld auch zu ihrer Verwertung einsetzen und antreiben (17). Aber diese Klassen sind bloße Machtformationen des Privateigentums an Produktivvermögen und Arbeitskraft. Weil Geld nicht nur ein Quantum ausdrückt, sondern die Lebensverhältnisse seiner Verwertung darstellt, können sich Klassenkämpfe nur aufheben, wenn der gesellschaftliche Zusammenhang gegen diese Form auch gewendet wird, wenn die isolierten und ausgrenzenden Lebensformen überwunden und die gesellschaftliche Verbundenheit der Menschen auch als Lebenswirklichkeit mächtig wird. Das allgemein Private wird dadurch als Form dekonstruiert, seinem Inhalt gemäß gesellschaftlich und seine Macht zu einem gesellschaftlichen Problem der Form, die von ihrem Inhalt denunziert ist. Eben weil Gesellschaft nicht nur Arbeit ist, sondern längst auch Reichtum, kulturelle Vielfalt und Lebenszusammenhang, der weit über das bloß Nützliche und Funktionale, das bloß Wirtschaftliche und Nötige hinausgreift, kann sie in dieser Dekonstruktion auch wirksam werden. Aber solange und weil die Leere der Einfalt immmer nach Stoff verlangt, kann der Kapitalismus auch viele immer noch gierig machen und Gier auch zum Teil befriedigen, ja sie geradezu süchtig machen und Angst vor Veränderung entwickeln. Die Reaktion stellt nur aus diesem Grung einen mächtigen Gegner dar. Aber als Ganzes hat das System der Verwertung Resultate, die niemand wollen kann, der sich nicht als Humankapital in bloßem Zwangsverhalten einer Eventkultur ergehen oder in persönlicher Depression zergehen will. Auch von daher ist die Überwindung seiner Gesellschaftform, der Geldform nicht nur für eine Klasse nötig. Als System der Zerstörung menschlicher Lebensgrundlagen geht sie alle Menschen an. Ob Angestellte, Dienstleister, Kopfarbeiter, Industriearbeiter, Leiharbeiter oder Arbeitslose oder Hungernde, fast alle Menschen sind Objekte des Wertwachstums und also auch die Subjekte der Veränderung ihrer Lebensverhältisse an Ort und Stelle ihres Lebens. Lediglich ihre existenzielle Kraft entscheidet darüber, was sie ändern können. Und die geht weit über die Klassenlage hinaus.

Es geht daher nicht einfach nur um einen Kampf gegen den Kapitalismus und seine Abschaffung, nicht um einen großen Neuanfang in einer besseren Gesellschaft als gesellschaftliche Alternative der besseren Klassse, einer Klasse der moralischen Persönlichkeiten, der "ehrlichen Arbeit", der Guten und Schönen oder Edlen und Reinen. Kapital ist nur eine Geldform, die als solche garnicht bekämpft werden kann und selbst zum großen Teil nur noch fiktiv ist. Es sind die Institutionen des Geldes, welche seine Macht darstellen und die ein Interesse an seinem System vertreten. Das betreiben zwar Menschen als Charaktermasken einer absurd gewordenen Verwertungsindustrie, dem Nährboden der herrschenden Klasse. Aber auch diese Klasse ist nur die Existenzform einer Klassengesellschaft und die gibt es nicht einzeln, weder als Bourgoisie für sich, noch als Proletariat. Es kann daher auch nicht die Vorstellung richtig sein, in diesen Marionetten einen wirklichen Gegner zu bekämpfen. Sie haben keinen anderen Herrn als das Geld selbst. Man muss sich gegen sie verteidigen und von ihnen fordern, was geht, nur weil man existieren können muss. Das kann keine Emanzipation von ihnen sein. Klassenkämpfe verlaufen im Machtkampf der gegenteiligen Interessen in der Preisbilung und den Gewalten der Produktion, die von den Bedürfnissen der Menschen und auch von ihrer Kultur getrennt sind. Solche Kämpfe gehören daher zum Alltag dieses Systems, das sich durch sie nicht wesentlich ändern lässt, sich durch eine Diktatur der moralischen Gesinnung genauso totalisieren würde, wie durch eine Diktatur der Arbeit. Solange Geld die Verhältnisse bestimmt kann der gesellschaftliche Kampf um Geldanteile nur spalten. Gerade wenn festgestellt wird, dass Geld ungerecht verteilt ist, muss das Dasein von Geld selbst einen Grund haben, dass es unrichtig wird, dass also Geld selbst schon ein Unrecht darstellt. Je mehr Geld ich fordere, desto mehr bestärke ich dieses Unrecht. Aber ich muss so viel Geld wie möglich fordern, solange ich in diesem Unrecht existiere, solange und weil mein ganzes Dasein in solchen Verhältnissen wesentlich nicht richtig sein kann. Ich kann das nicht von der Seite des Quantums, von der bloßen Geldmenge her auflösen, indem ich von allen Beteilgten eine höhere Moral in der Geldvergabe fordere, die Kapitalisten zum Verzicht auf ihren "Gewinn", die Banker auf ihr Zinsen, die Aktionäre auf ihre Dividente usw. auffordere. Moral ist immer nur eine Affirmation der Einseitigkeit, die Einfalt des guten Menschen, der als die wahre Gesinnung auftritt, nach der sich die wirklichen Verhältnisse richten sollten. Auch wenn sie sich ethisch begründen mag, so ist Moral niemals so allgemein, wie sie sich gibt. Sie bleibt meist die bloße Anwendung von Ideologie. Geld ist die Wirklichkeitsform eines politischen Verhältnisses, in welchem darum gekämpft werden muss, um es zu erlangen, und Arbeit ist nur der Aufwand für Bedürfnisse, aus welchen sich die Menschen aufeinander beziehen. Die politische Form und ihr lebendiger Inhalt haben sich in der Form ihres Daseins entzweit und Politik hat hierbei ihren Zweck verloren. Aber ohne diesen, ohne das soziale Zusammenwirken der Menschen in ihrer Entscheidungsfindung, entsteht nur Unbestimmtheit, Gleichgültigkeit gegen das wirkliche Leben. Und ohne das gesellschaftliche Zusammenwirken von Arbeit und Bedürfnis kann Politik nur moralisch sein. Sie enthebt sich aus der Gesellschaft, um die es ihr vorgeblich geht. Eine darauf gründende proletarische Revolution kann nur die Diktatur eines Bedürfnisses der Arbeit nach Arbeit  sein und wäre und war ein ungeheuerlicher Rückschritt der Menschheit, weil sie die Diktatur einer Arbeitsgesellschaft ist, welche die Bedürfnisse der Menschen kommandiert - das genaue Gegenteil der Gesellschaft, um die es uns gehen sollte (18). Arbeit kann die Bedürfnisse nicht bestimmen, weil die Bedürfnisse die Inhalte der Arbeit sind, ihren Zweck konstituieren und Einfälle und Erfindungsreichtum erwecken, durch die sie immer vielfältiger werden können. Die Arbeit muss daher zur unmittelbaren Form der Bedürfnisse werden, damit die menschliche Gesellschaft ihre wirkliche Beziehung sein kann.

Was das Gemeinwohl als Idealisierung der Konkurrenz zum Wettbewerb des Guten betrifft, so hat die Marktwirtschaft längst alle Probleme dieses Prinzips gezeigt. Dagegen war die Erkenntis nötig, dass sie nur eine Form des Klassenkampfs ist und zugleich darüber hinwegtäuschen will. Doch Klassenkämpfe können die kämpfenden Klassen nicht wirklich aufheben, weil das Beherrschte selbst nichts anderes wird, wenn es zur Herrschaft kommt. Sie geraten nur in eine schlechte Unendlichkeit. Gesellschaft kann sich nicht aus der Armut und dem Neid auf die herrschenden Besitzümer begründen. Diese müssen im Reichtum dieser Gesellschaft aufgehoben werden, aufgehoben im doppelten Sinne des Wortes: Aufgehoben im Sinn von aufgelöst und aufgehoben als bewahrt, was ihrem Inhalt angeht. Weil dieser noch keine wirkliche Gesellschaftsform gefunden hat, müssen alle Kämpfe in diese eine Frage, in die  Eigentumsfrage münden, die nicht quantitativ, nicht mit Lohn und Arbeitszeit zu beantworten ist, auch wenn sie im Mangel an deren Vermögen, in einen quantitativen Mangel verursacht scheint. Der Grund der Frage macht ihren Sinn erst wahr, wenn sie einfacher und allgemeiner gestellt wird: Was ist der Grund von all dem, was ist? Was hat dies alles erzeugt? Wem gehört die Welt? Und die Antwort kann nicht einfach heißen: Es war die Industrie und die Arbeit, die Arbeiterklasse und die Produktivkraft wie sie gegeben war. Nein, nichts war gegeben. Es war die Bildungsgeschichte der menschlichen Gesellschaft, die Kraft und der Einfallsreichtum, der darin entstanden ist, weil die menschliche Gesellschaft im Lauf der Zeit immer reicher und reichhaltiger geworden war und sich ihre Vorsorge und Fürsorge den Menschen annähern musste, um sie verwerten zu können, um sie von dem zu enteignen, was sie hierfür beigetragen haben , um ihre Lebenszeit als Mehrwert abzuschöpfen und sie durch den Besitz ihrer Produktivkraft, ihrer Lebensräume und ihrer Natur zu erpressen und auszupressen. Deshalb muss jetzt endlich all dies, der ganze gesellschaftliche Reichtum wirklich von ihnen angeeignet werden.

Jeder Kampf ist aufgezwungen, durch Bedrohung erzeugt und gesetzt  und ist deshalb nicht durch Bedrohung aufhebbar. Nicht der Kampf kann die Eigentumsfrage beantworten, sondern nur die Wirklichkeit der Menschen in einer unmenschlichen Gesellschaftsform. Das Herz des Marxismus hat in dieser Wesensfrage schon immer anarchistisch geschlagen, auch wenn es keine Anarchie verwirklichen will. Es besteht aus der Scheidung zwischen Mensch und Sache und der Unterwanderung versachlichter Gewalt, die Mensch und Natur nur als ihr lebendes Moment verwertet und Lebenszeit und Arbeitskraft nichtig und sinnlos macht. Das hatte auch Karl Marx schon so formuliert. Aber es wurde bisher kaum so wahrgenommen worden, weil die Klassenkämpfe noch in ihrem geschichtsnotwendigen Mangel im Kampf um die Produktionsmittel befangen waren. Marx aber schrieb über die Veränderbarkeit der Welt zu deren Zukunft damals schon: (19):

"Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt" (MEW 1, S. 345f)

Der Kapitalismus hat inzwischen einen ungeheuerlichen Reichtum geschaffen, eine Produktivität und Automation, welche die Menschen von einem Großteil ihrer Arbeit entlasten würde, wenn sie nicht der Verwertung ihrer Werte unterliegen müssten. Eine Änderung dieser Gesellschaft kann nur in der Aufhebung der Widersprüche ihrer Form geschehen, kann nur auf den konkreten Substanzen dieser Gesellschaft gründen, die sich auch als die natürlichen Inhalte ihres Reichtums beweisen und erweisen lassen. Es sind nicht nur die Arbeitsmittel, die Industrie und ihre Eigentumstitel, sondern auch die ganze Entfaltung menschlicher Kultur, die der Verwertung des Geldes unterworfen ist. Eine gesellschaftliche Neubestimmung ist keine Frage nach einer neuen Form. Sie kann keine formelle Änderung des Eigentums zur Gesellschaftsfom eigentumsloser, also uneigentlicher Menschen sein (20). Sie hat keinen anderen Inhalt als den Reichtum der bisherigen Gesellschaft, der lediglich in ihrer Form verkehrt ist. Es geht daher um eine Reform die alle Formen sprengt, indem sie diese untergräbt. Es geht um die Verbindung der Lebensinhalte der Menschen, die aus ihrer Unwirklichkeit, aus ihrer isolierten Vereinzelung heraustreten, indem sie die Formen von Geld und Kapital und Staat unterwandern und ihre Selbsterhaltung und Fortbildung, ihre Geschichte in der Form betreiben, die sie wirklich für sich haben können (21).

Dies erfordert allerdings eine gesellschaftliche Organisation dieser Selbsterhaltung, die nicht auf Geldbesitz gründet, sondern die Bildung eines Gemeinwesens und dessen Eigentumsformen ermöglicht. Was dem im Weg steht, soll weichen (22). Es geht also zuerst um die Infragestellung aller Eigentumstitel, also der Privatrechte auf ein Eigentum, das sachlich längst amortisiert und verwirtschaftet ist. Das sind vor allem Wohnungen, öffentliche Verkehrs- und Kommunikationsmittel und Energieträger (23). Doch schon ihr Selbsterhalt verlangt wiederum wirtschaftliche Organisation. Ohne eine Subsistenzindustrie werden sie nicht zu bewirtschaften sein (24). Daher sind diese beiden Ziele, die Abräuming der Eigentumstitel und die Bildung einer Subsistenzindustrie die dringlichsten Anliegen einer Bewegung, die Geldverwertung und Kapitalbildung unmöglich machen will. Der Ort, in dem dies geschehen kann ist der Lebensraum der Menschen, der sich von der einzelnen Kommune bis über den ganzen Globus erstreckt. Die unmittelbar bestimmte wie bestimmende Lebensform der Menschen ist ihre Kommune im Sinne einer wirtschaftlich bestimmten Region, worin die Beschlussfassung mit einer kommunalen Rätedemokratie durch qualifiziertes Stimmrecht erfolgt. Die Pariser Kommune war im 19. Jahrhundert das ursprüngliche Vorbild einer solchen Kommunalisierung. Daran ist anzuknüpfen. Doch heute stehen zur Verwirklichung sozialer Beziehungen weitaus umfangreichere Möglichkeiten zur Verfügung. Die Geschichte sozialer Netzwerke hat nur in der Kommunikation eine bisher unbekannte Breite an Zusammenhängen und Verbindungen erfahrbar gemacht und sowohl deren Vorteile wie auch Gefahren aufgezeigt, die vorwiegend durch die Unverbindlichkeit des Vorstellens und Meinens verursacht sind. In den wirklichen sozialen Räumen der Kommune und Regionen und darüber hinaus kann das ganz neue Lebensstrukturen mit sich bringen, durch welche die abstrakte Verbindlichkeit der Geldwerte zunehmend unnötig werden.

Die Kommune als Existenzform einer wirtschaftlichen Politik

Die Kritik der politischen Ökonomie des Kapitalismus kehrt sich in eine wirtschaftliche Politik der Kommunen, wenn sie nicht mehr den Verwertungsinteressen des Kapitals Folge leisten müssen. Wird das kommunale Vermögen auch von ihnen erzeugt, bestimmt und verwaltet, so kann kein Rechtstitel der Welt einen Besitz ihrer Lebensräume, ihre Besatzung begründen, wie es unter kapitalistischen Bedingungen selbstverständlich für den ist, der Geld anlegt, um verfügen zu können. Es ist so trivial wie alt bekannt: Solange Geld die ausschließliche Bedingung ihrer Subsistenz ist, wird die Kommune auch dem Selbsterhalt des Geldes dienstbar sein müssen, sich wie ein Schuldner zum Gläubiger verhalten. Wird aber ihre Subsistenz gesellschaftlich von denen betrieben, die sie bewohnen, so ist nichts und niemand mehr erpressbar. Die Frage ist nur, was den Selbsterhalt einer Kommune ausmacht und in welchem Ausmaß er auch von ihr gewährleitet werden kann, bzw. wie ihre Beziehungen nach außen sein müssen, dass dies möglich ist. Immerhin hätte schon dies zur Folge, dass kein Kapital der Welt - weder kommunales, noch nationales noch internationales - den Lebensraum der Menschen, ihre Lebensbedingungen und Lebensmittel bestimmen und für seine Geldverwertung nutzen könnte. Bisher erschien dieser Lebensraum zu klein, um das zu schaffen.

Doch mit der Entwicklung modernerner Technologien, die sich modular ergänzen können, ohne vor Ort als Ganzes  zu existieren, durch die Möglichkeit, mit kleinen Einrichtungen (z.B. in der Energiegewinnung, im Anbau, in Produktionsmittel) große Wirkungen zu erlangen, kann eine Gesellschaft auch anders funktionieren. Es ist keine kompakt geschlossene Industrie mit hoch verdichteter Arbeitsstruktur mehr nötig, um Häuser und Maschinen zu bauen oder Lebensmittel anzubauen und Bodenschätze zu bergen. Lediglich die Natur muss dem Bedarf entsprechen können, der eigentlich nur eine Vernetzung der Naturbedürfnisse unter den vielen Kommunen verlangt. Das Netzwerk ist zu einem wesentlichen Bestandteil gesellschaftlicher Organisation geworden. Und eine solche Organisation verlangt auch nur eine Gesellschaftsform, in der die Menschen ihre Selbsterhaltung erarbeiten und politische Entscheidungen hierzu fällen können, - nicht als Kader, sondern indem die Kommune den Menschen die Möglichkeit verschafft sich qualifiziert, also im Maßstab ihrer Anteilnahme auch einzubringen und sich durch ihre einzelnes Wirken ebenso bereichern zu können, wie ihre Gesellschaft dadurch auch reichhaltiger wird. Ihre Basis muss die gesellschaftliche Selbsterhaltung sein, von der ihre Entwicklung und Mehrproduktion, die Bildung und Fortentwickung ihres Reichtums abhängig ist. Und dies geschieht nicht durch große Pläne, sondern durch die Einfälle, Eigenschaften und Fähigkeiten der Menschen, die sich überall herausbilden wo sie entstehen können, wo sie die Freiheit haben, sich zu äußern, weil die Notwendigkeit ihrer individuellen Subsistenz gesellschaftlich schon bewältigt ist. Die Kommune muss sie nur befördern und die Mittel zu ihrer Verwirklichung bereithalten. Und je vielfältiger ihre Lebensmöglichkeiten entwickelt sind, desto ausgiebiger werden die Menschen darin schöpfen können. Auch die Einfältigkeit der Geldverhältnisse ist damit überholt.

Durch die gesellschaftliche Unterscheidung von den Notwendigkeiten des Selbsterhalts und den Möglichkeiten der Bereicherung kann keine Arbeit zu einer Mehrwertbildung ausgepresst werden. Jede Bereicherung kann nur in Freiheit sinnvoll sein, weil sie sich aus dem Notwendigen erhebt und sowohl individuell wie auch gesellschaftlich ist, Kreativität wie auch Synergie, also Intelligenz enthält, die weit über das Nötige und seine Gewohnheiten hinausgreift. Sie setzt aber den erreichten Lebensstandard voraus und verlangt dessen Versicherung als Grundsicherheit für jeden, der Grundlagen seines Einkommens und seines Auskommens mit den hierfür nötigen Aufwänden.

Die mehr oder weniger zufälligen Beziehungen der Marktwirtschaft und vor allem ihre Risiken müssen schon in ihren Grundfunktionen einen ungeheueren Verschleiß an Arbeitskraft und auch große Verluste ertragen und z.B. an Lebensmitteln die oft Hälfte ihrer Produktion schon deshalb vernichten, weil sie schon bald nicht marktgerecht angeboten werden können. Auch ein Mehrwert, den unbezahlte Arbeit beiträgt, ist unmöglich, wenn jede Arbeit selbst zum Maß in eigener Sache wird. Der Markt ist überholt. Er ist leicht vom Netzwerk der Kommunen zu verdrängen und er wird auch substanziell dadurch enttäuscht, dass sein Bewertungsmittel und sein Maßstab, das Geld, auf die Funktion einer Rechengröße mit einem Zeitstempel reduziert wird (siehe Rechengeld), so dass es nur noch dazu taugen kann, sachliche Quanta an Aufwand und Stoff in eine den Menschen adäquate Beziehung zu bringen. Eine Kommunalwirtschaft die dies erfüllen soll, verlangt eine Grundform an Verträglichkeit. Sie beruht daher auf einem Vertrag zur Subsistenz des Einzelnen mit der Subsistenz der Kommune, der die Notwendigkeiten der kommunalen Aufwendungen als gesellschaftliche Beziehung auf die Bildung und Ausbildung der Bedürfnisse formuliert, - ein Vertrag, der für alle ihre Bewohner, für alle Arbeitsfähigen ebenso wie für alle Schutzbefohlenen gelten und in einer Vertragswirtschaft aufgehen kann. Ein solcher Vertrag ist politisch und wirtschaftlich zugleich. Er funktioniert als eine Wirtschaft, die nicht hegemonial ist, weil ihre Verallgemeinerung politisch funktionieren muss und die dem Einzelnen nützlich ist, weil er sie wirtschaftlich bestimmen kann. Sie verlangt eine Verschränkung von Wirtschaft und Politik in einem verträglichen Verhältnis von Zentralisation und Dezentralisiation, das in seiner Breite auch seine Verdichtung finden muss, so wie jeder Verkehr in seiner Dichte auch nach Verbreiterung verlangt. Sie ist netzwerkartig und muss auch entsprechend administriert werden. Das kann in einer der Wirtschaft entsprechenden politischen Vernetzung der Beteilgten geschehen, die von einer Art Rätedemokratie zentralisiert und von einem Netzwerk der Beteiligten kontrolliert wird (25).

Die Kommune wird durch eine solche Wirtschaftsform zu einer Einheit von Politik und Wirtschaft, zu einer Politk, deren wesentliche Eigenschaft die Wirtschaft ist, wenn sie folgende Bedingungen erfüllt:

Sie muss eine dem Leben der Menschen adäquate Beschlussfassung und Rechtsform ermöglichen;
sie muss die Produktionsmittel zu ihrem Selbsterhalt, also eine Subsistenzindustrie haben und betreiben können;
sie muss ihre natürlichen Ressourcen und ihre Bewohner schonen und schützen und Vorsorge betreiben und
sie muss die Produkte ihrer Industrie und Wirtschaftskraft allen Menschen ihres Wirtschaftsraums so verfügbar machen, dass sie auch an deren Fortentwicklung und am Austausch ihrer Mehrprodukte mit anderen Kommmunen interessiert sind.

Im Unterschied zur Marktwirtschaft wird das Notwendige hier gesellschaftlich bewältigt und das Mögliche den Individuen überlassen. Je nach Umfang der eigenen Wirtschaft und der darin formulierten Bedürfnisse wird der Wirtschaftsraum dem entsprechen. Das ist nicht ganz einfach, weil es eine Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinem verlangt, die kein Machtgefälle darstellen darf. Aber allein durch unterschiedliche Größe kann dies leicht entstehen, wenn das Quantum ausschlaggebend ist. Von daher bezieht sich die kommunale Wirtschaft immer auch auf verschiedene Ebenen, in denen sich Größeres und Kleiners vermitteln müssen, ohne dass sich ein Quantum der Macht, die in jeder Synergie steckt, formell auftürmen, zu einer mächtigen Größe werden kann. Es ist hierfür keine Hierarchie der Größe und Masse nötig, wenn die Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen Verbindungen und Mittel und Formen deer Administration schafft, die ihren natürlichen Eigenschaften entsprechen. Und von daher werden auf den horizontalen Ebenen und ihrer administrativen Überlagerungen selbst Hierarchien geschaffen, die sich permanent selbst durch die Breite ihrer Kontrolle auch schon im Moment ihrer Praxis wieder abschaffen, indem der Administrator von allen zugleich kontrolliert wird. Ohne Verallgemeinerung wird sich kein Zusammenhalt wirklich halten können. Aber mit einer durchsichtigen Allgemeinheit wird sich diese nur qualifiziert wahr machen können und verschwindet in ihrer vertikalen Macht immer sogleich durch ihre horizontale Kontrolle, Es werden in den Stufen der Allgemeinheiten daher auch wiederum Vernetzungen nötig sein, die ihren wirtschaftlichen Beziehungen entsprechen: von Region zu Region, Land zu Land, Bund zu Bund, Kontinent zu Kontinent usw. Und so wird auch dies alles verbunden durch die Verdichtung der Auseinandersetzungen von kleinem und großem Wirtschaftsbereichen. Nimmt man dies in die Vertragsformen der Wirtschaftsräume mit auf, so wird sich eine demokratische Administration ergeben können, die zugleich eine Qualifikation wie ein Rätesystem hat, so ist auch dieses reformierbar. Es geht also sozusagen um eine dreidimensionale Wirtschaftsform, die weder subsidiar noch hierarchisch ist und dennoch in die Breite wie in die Tiefe geht (26).

Doch genau das ist das Schwierigste an der Geschichte, eben das, was die Menschheit noch niemals zustande gebracht hat, sodass sie von daher immer wieder auf das abstrakte Niveau der Geldwirtschaft zurückgefallen ist. Für eine quantitative Beziehung von Arbeitsaufwand und Bedürfnis kann es nämlich kein ausschließlich objektives Maß geben, weil beides qualitativ identisch ist. Es geht daher auch darum, das Maß der wirtschaftlichen Verhältnisse zu finden das sowohl objektiv wie subjetiv, sachlich wie politisch richtig ist. Mit den heute verfügbaren Vermittlungsmaschinen, den Kommunikations- und Verwaltungscomputern wird dies leichter sein.

Geht man davon aus, dass die natürlichen Ressourcen und die Produktionsmittel als Eigentum der Kommune gelten und hierfür hergestellt und verbraucht werden, und dass die Ausbildung der Menschen auch kommunal erbracht wird, so ist nur eine gerechte Aufteilung der menschlichen Arbeit pro arbeitsfähige Bevölkerung nötig, um den gesellschaftichen Aufwand für die Subsistenz dieser Gesellschaftsform zu gewährleisten. Innerhalb dieses Wirtschaftsraums genügt daher die statistische Ermittlung und die politische Bestätigung, wie groß der persönliche Zeitaufwand für ihren Arbeitsbeitrag sein muss, damit der lokale Lebensstandard, die Subsistenz der Menschen und der kommunalen Arbeitsmittel gehalten werden kann.

Komplizierter ist dies bezogen auf die Mehrproduktion, die über die Subsistenz hinausgeht, und im Handel die Prododuktbewertung in der sachlichen und politischen Beziehung zu anderen Kommunen, Regionen und Ländern bestimmt. Das Maß der Produktionsbeziehungen ist das Maß des konkreten allgemeinen Aufwands für die Mehrproduktion in einem bestimmten Wirtschaftsraum: die statistische Arbeitszeit der Gesamtproduktion. Nicht menschliche Arbeitszeit, sondern die in der Produktion insgasamt mit der vorhandenen Technologie und Ressourcenbergung durchschnittlich verwendete Arbeitszeit zur Herstellung eines Produkts, wie sie aus vergangener Produktion zu errechnen ist.

Es geht als erstes darum, diese Ziele zum Zweck von lokalen, regionalen und nationalen Organisationen zu machen, in der sich die Menschen auseinandersetzen und bestärken können, die sich in dem Zweck einig sind, dass ihre kommunale Wirtschaft die Grundlage der Subversion und Aufhebung der Geldverhältnisse ist. Die ersten Ziele einer solchen Organisation müssen die Herstellung einer politischen Form sein, die sich verbindlich machen kann, zweitens der Aufbau einer Subsistenzindustrie oder die Organisiation der lokalen Industrie und Landwirtschaft und drittens die Aufteilung von Wohnraum und Kommunikation. Der Zusammenschluss solcher Organisationen wird die Basis sein für eine politische Kraft, die sich außerparlamentarisch darstellt und zugleich in die bestehenden Parlamente einwirken kann. Ohne diese wird sich kein Grundgesetz ändern lassen und keine entsprechende Rechtslage hergestellt werden können.

Das allgemeine Ziel muss die Menschen in die Lage versetzen, eigene gesellschaftliche Mittel und Strukturen gegen das Privateigentum an Wohnraum, Schuldengeld, Lizenzen, Energie und Produktionsmittel zu entwickeln, um sich sich gegen diesen Besitzstand zu verweigern (27). Wenn die Kommune die einfachste wirtschaftende Einheit einer menschlichen Gesellschaft sein kann, so ist sie längst nicht die Gesellschaftsform des menschlichen Reichtums sein, der Vielfalt des menschlichen Lebens. Dieses wird erst im Zusammenwirken der Kommunen und Länder möglich sein. Die Kommunen können zu einer Existenzgrundlage der Menschen werden, wenn sie sich in ihrer Synergie zusammenschließen und ihre Produktion vernetzen, Vertragsverhältnisse eingehen, die zum Ziel haben, eine über alle abstrakten Formen hinausgreifende menschliche Lebenswelt zu schaffen. Letztlich geht es also um ein Netzwerk der Kommunen über die begrenzten Eigentumsformen der Privatheit und Selbstbezogenheit hinaus, die nicht nur ihren Selbsterhalt sichert, sondern auch die Reichhaltigkeit des menschlichen Lebens gesellschaftlich verwirklichen kann. Dies kann sich nicht auf ein Land oder eine Nation beschränken. Es geht deshalb insgesamt um eine internationale Kommune als menschliche Lebenswelt, als Welt der Menschen.

Die internationale Kommune

Eine gesellschaftlich gesicherte Subsistenz ist ein regionales Anliegen. Aber die gesellschaftliche Entwicklung der Menschen, das Material des gesellschaftlichen Reichtums, des Stoffwechsels und Lebenssstandards der Menschen, die Stoffe der Arbeit und des Lebens kann nicht von einer einzelne Kommune oder Region getragen werden. Die Ressourcen der Natur und der menschlichen Kraft für größere Projekte der Reichtumsbildung können nicht auf ein Land oder einen Kontinent beschränkt sein. Aber sie dürfen auch nicht der Verfügung höherer Zusammenschlüsse frei überlassen bleiben. Das Problem, wie sich die substanzielle Notwendigkeit allgemeinerer Beziehungen mit den Möglichkeiten einzelner Individuen und Gemeinwesen verbinden kann, ohne abstrakt zu werden, ist immer vorhanden, hier nur in größerem Maßstab. Es geht um die Hierarchie, die bisher nur vertikal begriffen wurde. In Netzwerken gibt es aber auch eine horizontale Hierarchie, die inzwischen wesentlich gestützt wird durch die modernen Kommunikationssysteme. Die Aufhebung der politischen Hierarchien hat aber auch ein Problem eröffnet, das bisher garnicht auftreten konnte: Das wirkliche und notwendige Verhältnis von Einzelnem und seiner Allgemeinheit.

Es ist etwas völlig anderes, ob sich Verbindung von Einzelnen zueinander verallgemeinern oder ob sich nur Verhältnissen von unten nach oben in die Allgemeinheit nur gestalten können und wieder von oben nach unten in die Einzelheit ermächtigt werden. Erstres ist eine anarchische Vermittlung, welche ihre Ordnung in der Hierarchie der einzelnen Zwecke finden muss, letztres ist eine dichotome Hierarchie, deren Struktur schon alle möglichen Zwecke bestimmt, die sie dann nur noch vermittelt. Wenn zum Beispiel eine Kommune sich an ihr Land und dieses an den Staat wendet, um ein Produkt in den Welthandel zu bringen, das dann von einem anderen Staat wahrgenommen, von einem Großhändler gekauft und über ein Land vertrieben wird, so vollstreckt sich darin immer eine allgemeinere Macht, die vom einzelnen Anliegen abstrahiert und seine eigene Herrschaftsform zufügt. In anarchischen Verhältnissen beziehen sich die einzelnen Anliegen aufeinander, jedoch mit dem Mangel der Beliebigkeit, wenn sie keine allgemeiere Form finden und sich dann die Willkür der Beteiligten, der Orte und der Zufall des Möglichen entscheidet und entfaltet. Das ist durch Verträge zu ordnen und zu einer Gesellschaftsform zu bringen, die auch weltweit funktionieren kann, wenn ihre drei Dimensionen, wie oben beschrieben, in Einklang zu bringen sind. Sie kann jede beliebige Größe verhandeln, weil sich in einem Netzwerk von Vertragsverhältnissen letztlich alle vertragen müssen, damit es funktioniert, aber auch alle darum streiten können, wie es am besten für alle sein kann.

Aber die natürlichen Bedingungen der handenden Subjekte müssen dabei als Grundlage ihres Aufwands und ihrer Belastbarkeit ausgehandelt werden, denn sie stellen Naturmacht dar und hieraus kann jederzeit ein Machtgefälle entstehen. Je mehr Menschen an der Produktion beteiligt sind, desto produktiver wird ihre Arbeit sein. Und je mehr Bodenschätze sie haben, desto größer wird auch ihr Beitrag ausfallen können. Die Synergie der Aufwände für die Existenz der Menschen ist also nicht nur in der allgemeinen Arbeitszeit, sondern auch von der Dichte der Bevölkerung und der Natur ihres Lebensraums bestimmt. Von daher steht auch ihre Zeitbestimmung relativ zu den Ressourcen, über die sie verfügen und zur Dichte ihrer Bevölkerung. Das wird man in eine Bewertungsskala umsetzen müssen, so dass unproduktiverä Wirtschaftsräume nicht von den produktiveren beherrscht werden können und Bodenschätze nicht aus Not ausgebeutet werden müssen. Zu den Verträgen, durch welche das Verhältnis der Kommunen uind Regionen und Länder verträglich gemacht werden sollen, gehört daher auch ein allgemeiner Verrechnungsschlüssel zur Bewertung der Bodenschätze pro Bevölkerung und ihrer Produktivität pro Arbeitszeit (28).

Die Menschheit stellt insgesamt die größtmögliche Synergie durch eine netzartige Verflechtung der Interessen dar und kann diese in solchen Verhältnissen auch verwirklichen. So werden ihre Verträge zu Modulen einer wirklich anderen Welt, die dem Vermögen der Menschen auch im Allgemeinen adäquat ist. Das wird nicht schlagartig geschehen, aber im Keim schon mit der politischen Form der Kommunalwirtschaft gegeben sein und sich wie von selbst dahin entwickeln, wenn sich die Vertragspartner immer auf ihre bestimmten Möglichkeit beziehen und diese auch konkret verhandeln. Die gesellschaftliche Entwicklung der Kommunen wird sich durch ihre internationalen Beziehungen auf andere Kommunen vermittels netzartiger Vertragspartnerschaften (siehe Vertragswirtschaft) entwickeln und über die Verrechnung von Arbeitszeiten und Rohstoffdichte pro Produktivität funktionieren.

Die kommunale Vertragswirtschaft ist daher schon im Ansatz als eine internationale Wirtschaftsform zu verstehen, die als internationale Kommunalwirtschaft funktionieren kann. Nicht mehr Währungen und Banken vermitteln die Güter der verschiedenstan Länder und Kommunen, sondern die Verträge, die den Aufwand ihrer Erzeugung, die Arbeit und den Ressourcenverbrauch ins Verhältnis setzen. Hierdurch haben z. B. auch die Bauern in Indien eine Chance, auf die Kommunen zu treffen, die ihren Tee oder ihren Curry erstehen wollen und dafür vielleicht auch Traktoren oder Arzneimittel veräußern, ohne dass dabei Mehrwert angeeignet werden kann, weil das Geld nur noch über konkrete Arbeitszeit verrechnet wird. Im Unterschied zum Tausch in Geldwerten bleibt jedenfalls niemand das, was er war, sondern bereichert sich durch die Möglichkeiten des anderen in gleicher Weise wie er diesen bereichert. Kein Mensch, kein Land und keine Nation, niemand muss den anderen Übervorteilen oder Übertrumpfen, weil er nicht mehr gegen ihn konkurrieren muss (29). Dies hat ja auch die substanzielle Geschichte der Menschheit seit Anbeginn ausgemacht, als die Menschen in ihrer Gesellschaftlichkeit ihre Naturmächtigkeit entdeckt haben. Und so kann die Geschichte auch weitergehen, weil sich damit die Menschen auch endlich als Teil ihrer Natur ins Verhältnis setzen und auch diese nicht mehr den abstrakten Zwecken ihrer Verwertungsindustrie unterwerfen müssen.

 

(1) Musste in der Marktwirtschaft noch der Wert und der Mehrwert aus menschlicher Arbeit geschöpft und im Geld Schuld und Pflicht aufgehoben werden, so sind es jetzt die uneinbringlichen Zahlungsverpflichtungen, die das schuldenfinanzierte Finanzkapital als Feudalkapital in seinen Schuldentitel an die Bürgen der Nationalbanken weiterreicht, an die Steuerzahler. Und der Staat funktioniert wie der Feudalverwalter der Finanzmärkte. Das fiktive Kapitals hat die Macht übernommen und ein Feudalsystem zur Dauereinrichtung des Finanzkapitalismus entwickelt, zu einer politischen Gewalt, welche die Grundlagen der Marktwirtschaft, die freie Konkurrenz mit ihren Existenzrisiken, de facto auflöst und dabei Geld immer weniger durch die reale Produktion von Gebrauchsgegenständen verwertet, sondern überwiegend direkt aus Fiktionen, aus Eigentumstitel, deren politische Macht als privatrechtliche Obsession in der Lage ist, einen immer größeren Anteil des Lohns zu kassieren, sei es als Steuer, als Miete, als Energieträger und anderes mehr.

(2) Die Globalisierung hatte die Entwicklung zu dieser Weltmacht des Geldes betrieben, die sich nun als Feudalisierung der Nationalstaaten herausgebildet hat und zu einem Prinzip der Staatsverschuldung geworden ist. Sie ist nicht einfach nur eine neoliberale Ideologie, nicht einfach eine Deregulation der Staatswirtschaften. Ganz im Gegenteil: Sie ist eine Regulation der Staatsbewirtschaftung durch die Finanzmärkte. Sie ist eine neue Verwertungsform, die Verwertung der Staatsbürgerschaften in der Form von Bürgschaften der Staatsbürger: Feudalkapitalismus. Im Prinzip der Staatsverschuldung hat die Enteignung der Menschen eine neue Qualität bekommen und hat sich von der realen Ökonomie gelöst, sich als eine Ökonomie von Dienstleistungen mächtig gemacht, die ihre Fundus, ihren Wert, aus der Staatsmacht selbst bezieht. Was überall aus der Welt an Wert, an produktiver menschlicher Arbeit durch die Handelsmacht Deutschland und Europa eingezogen werden kann, ist hier einem Selbsterhalt mit hohen Staatsabgaben übereignet, und damit auch der Bildung von Lebensstandard und Konsum entzogen. Was die Marktwirtschaft begründet hatte ist gestört, ihre Wirtschaftlichkeit zu einem Bewirtschaftungszwang invertiert. Das kann nicht gut gehen. Die Krise ist final.

(3) Doch wie kann Geld eine solche gesellschaftliche Macht bekommen, wenn es doch nur einen Wert darstellt, den die Menschen gebildet haben, wo es nichts anderes ist als ein Wert, für den es steht, sozusagen nur Platzhalter ist? Seine Macht war allerdings schon in der Wertform der Marktwirtschaft angelegt, in welcher sich die Waren aufeinander beziehen und ihren Wert finden: Indem für den Warenmarkt produziert wird und dort Geld zur einzigen gesellschaftlichen Form des erzeugten Reichtums wird, ist jede einzelne Wertform dieser unterworfen. Der Preis, den sie auf dem Markt in Geldform zwischen Angebot und Nachfrage bekommen kann, wird letztlich bestimmt durch den Wertmaßstab des Geldes, das dort existiert. Die vergangenen Produkte, die schon Wert hatten, hinterließen - soweit sich dieser in Geld aufspeichern konnte - eine Allgemeinheit, welche als abstrakte Allgemeinheit der Geldform die gegenwärtige Produktion bestimmt. Und mit dem Geldspeicher wächst die Warensammlung der Vergangenheit über die Wertgleichungen im Warenhandel der Gegenwart.

(4) Musste in der Marktwirtschaft noch der Wert und der Mehrwert aus menschlicher Arbeit geschöpft und im Geld Schuld und Pflicht aufgehoben werden, so sind es jetzt die uneinbringlichen Zahlungsverpflichtungen, die das schuldenfinanzierte Finanzkapital als Feudalkapital in seinen Schuldentitel an die Bürgen der Nationalbanken weiterreicht, an die Steuerzahler. Und der Staat funktioniert wie der Feudalverwalter der Finanzmärkte. Das fiktive Kapitals hat die Macht übernommen und ein Feudalsystem zur Dauereinrichtung des Finanzkapitalismus entwickelt, zu einer politischen Gewalt, welche die Grundlagen der Marktwirtschaft, die freie Konkurrenz mit ihren Existenzrisiken, de facto auflöst und dabei Geld immer weniger durch die reale Produktion von Gebrauchsgegenständen verwertet, sondern überwiegend direkt aus Fiktionen, aus Eigentumstitel, deren politische Macht als privatrechtliche Obsession in der Lage ist, einen immer größeren Anteil des Lohns zu kassieren, sei es als Steuer, als Miete, als Energieträger und anderes mehr.

(5) Die Werkbänke der realen Wirtschaft sind in weite Ferne gerückt - dorthin, wo Armut noch produktv eingesetzt werden kann, weil die Menschen sich wie Leibeigene der Exportmärkte verhalten müssen. Lohn spielt dann fast keine Rolle mehr in der Verwertung von menschlicher Arbeit, weil die verelendete Arbeitswelt keinen Absatz ihrer Produkte bezahlen kann. Der Mehrwert der Arbeit wird aber in unseren Breitengraden aus den von dort importierten Gebrauchsgüter über die weltweiten Finanzsysteme der Banken zwischen Käufer und Verkäufer geschöpft. In unseren Breitengraden werden Sachgüter des täglichen Bedarfs zu einem immer geringeren Anteil im Land ihrer Konsumtion auch produziert. Zur Wertübertragung herrscht hier die Dienstleistung vor, - und damit der Lohn aus an und für sich unproduktiver Arbeit. In unserem Lebensalltag nutzen und verbrauchen wir zu fast 70% an Gebrauchsgüter und Lebensmittel, deren Erzeugung in fernen Ländern entlohnt wurde. Im Verlauf der Globalisierung haben wir noch davon gezehrt, dass unsere Lebensmittel und Gebrauchgüter relativ billig waren und Geldinflationen nur in Meldungen der Weltpresse aus armen Ländern bekannt wurde. Wir hatten selbst von den Profiten des welthandelnden Kapitals gezehrt, im Allgemein noch relativ guten Lohn für relativ bequeme Arbeit erhalten, und hatten auf diese Weise einen Anteil an der unbezahlten Arbeit für em fremd erzeugtes Mehrprodukt, an der Ausbeutung fremder Arbeit gehabt. Jetzt ist dieser "Gewinn" aus der Globalisierung aufgebraucht. Auch in den Dienstleistungsgesellschaften ist das Leben prekär geworden.

(6) Aus den Krisen des Kapitalismus, in denen es immer wieder um die Befestigung vom Wert des Geldes ging, ist nun eine komplatte Befestigungsanlage geworden, bei der die Menschen draußen bleiben müssen, damit drinnen das Leben im Kasino noch besser gedeihen kann. Da dreht sich alles hübsch im Kreise, weil die Glücksritter nur noch von ihrem Glück zehren, das aus Geld besteht, das jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren hat. Immerhin können sie sich hier immer wieder mal als Sieger fühlen, denn das Geldsystem verleiht immer wieder Macht - wenn auch mit schwindender Kraft. Gewettet wird fast nur noch auf Schuldscheine, die ihre Gewähr durch die Staatsbürgschaften der Staatsbürger haben. Wo der Kapitalismus nicht mehr funktionierte, wo die Verwertung der Marktwirtschaft in ihren Widersprüchen zum Erliegen kam, regredierte die "freiheitlich demokratische Wirtschaftsordnung" schon öfter in ein Schuldensystem, einem Feudalsystem, in dem der Faschismus besser gedeihen kann als jede Freiheit, die unter diesen Bedingungen nur das Geld verschaffen kann. Doch diesmal ist es etwas anders. Das Feudalsystem ist zur Dauereinrichtung geworden, zu einer politischen Gewalt, welche die Grundlagen der Marktwirtschaft, die freie Konkurrenz mit ihren Existenzrisiken, de facto auflöst und dabei nur ein Problem auflöst: Dass das unendlich viele Geld auf den Finanzmärkten, worin sich die Mehrwerte des Überflusses als fiktives Kapitals aufhalten, als Verschuldungsprinzip - weit über die reale Mehrwertproduktion hinaus - profitabel angewendet werden kann. Gedeckt wird das nur noch durch Zahlungsverpflichtungen aller Art, die in Aktien, Versicherungen, Renten, Nutungs- und Lizenzrechte usw. gehandelt werden und schon im Vorhinein entwerten, was real noch in die Mehrwertproduktion investiert wird. Der Kapitalismus ist in einen Feudalismus der Weltmacht des Geldes regrediert, nicht nur, weil die Klasse der Finanzkapitalisten daraufzu gearbeitet hat, sondern auch, weil er gar keine andere Entwicklungsmöglichkeit mehr hat, weil er seine Profite vorwiegend nur noch auf den Finanzmärkten realisieren kann.

(7) Diese Frage ist die Verwertungsfrage schlechthin: Welchen Sinn macht der Kapitalismus, wenn der Wert seines Mehrprodukts mangels Absatz nicht verwirklicht werden kann? Er hat zudem gewaltige Probleme, weil mit zunehmender Produktivität eine immer größer werdende Wertsumme auf den Märkten verkehrt, deren einzelne Produkte nur zu einem immer geringeren Anteil auch wirklich den Wert menschlicher Arbeitskraft transportieren, also immer weniger bezahlt werden kann, was produziert wurde. Maschinenarbeit und Automation verschleißen ziemlich schnell den Wert, den ihre Erzeugung durch menschlicher Arbeit abverlangt hatte. Sie rentieren sich also schnell, ohne dass sie selbst Mehrwert bilden, denn sie kaufen nicht, was sie erzeugen. Und daher werden sie auch relativ schnell wertlos für die Produktion, wohl aber wertvoll für ihren Besitzer, weil der durch sie Wert bilden kann, unbezahlte Arbeit in großen Mengen aufhäufen kann, indem er Menschen an den Maschinen arbeiten lässt. Doch was soll aus diesem ganzen Mehrwert werden, wenn er nicht bezahlt wird? Er verharrt auf den Märkten des Warenhandels und wird mit jedem unrealisierten Warenumschlag auf die Finanzmärkte getrieben und wird auf diese Weise zur Wertmasse eines fiktiven Kapitals, das nur aus der Verwertungsmacht eines Zahlungsversprechens besteht. Kapital ist daher letztlich immer Finanzkapital, das sich Stück um Stück in die Welt einläßt, um aus ihr zu gewinnen, was zu haben ist, und sei es auch nur frisches Geld, also Rückkauf des verliehenen Geldes durch neu verdientes Geld.

Doch dies kann nicht das große Problem des Kapitalismus auflösen, dass die gesamte zirkulierende Wertmasse mit zunehmender Automation sich immer schlechter realisieren lässt und der immer geringere Wertanteil in den einzelnen Produkten eine immer größere Produktmenge nötig hätte, damit deren Erzeugung sich für das Kapital lohnen kann. Mit der Fiktion entstehen Zukunftsvorstellungen, die immer wieder zerplatzen, weil der Kapitalismus keine Zukunft mehr haben kann, weil er eben an die Grenze der Verwertbarkeit angelangt ist, weil das Verhältnis von Produktion und Konsumtion absurd geworden ist und auch die Substanzen von Natur und Mensch immer endlicher werden. Das Zusammenbrechen der Verwertbarkeit der menschlichen Arbeit hat nun schon eine lange Geschichte hinter sich. Es wurde durch Staatsverschuldung überbrückt, solange der Staat selbst auf höhere Steuereinnahmen durch höhere Produktivität spekulieren konnte. Aber letztlich wurden dann diese Verschuldungen selbst zum Problem der Politik, die sich nicht mehr repräsentieren konnte. Die Krisen des Kapitalismus hatten immer Vernichtung zur Folge und waren zugleich zu seiner Restauraion nötig. Sie vernichteten ungeheuere Werte, also menschliche Arbeit, die wertlos wurde, weil ihre Produkte nicht zu den Menschen finden konnten, während die Menschen immer armer wurden. Und sie haben Weltkriege hervorgebracht, in welchen die Staaten ihre Verschuldungen auflösen konnten. Schließlich hat der Staat nun seine neue Rolle als Feudalherr gefunden, indem er die Bezahlbarkeit von Schulden selbst außer Kraft setzt und die Menschen als seine Leibeigene betrachtet. Der ESM ist also ein erstes Phänom des Feudalkapitalismus, der immer wieter greifen muss, wenn die Menschen ihn nicht außer Kraft setzen.

(8) Die Perversion, die der Kapitalismus durch seine Wertverhältnisse, also der Verhältnisse von Geld und Gütern, betreibt, ist die Verarmung der Gesellschaft durch die Bildung von Geldreichtum, durch Wertwachstum. Und diese Verarmung nimmt in dem Maß zu, wie die Produktivkraft ihrer Produktion wächst, weil die Maschinen unter dem Diktat der Geldverwertung weltweit eine Masse von Arbeitskräften versammeln und deren Arbeit auf die Märkte zwingen, die aber nur immer weniger Wert in jeder einzelnen Waren veräußern kann. Der Wertanteil der menschlichen Arbeit in den einzelnen Produkten schwindet, während ihre Gesamtmasse wachsen muss, um den Geldwert zu erhalten und möglichst auch zu vergrößern. Es bildet sich darin der Widerspruch von hoch entwickeltem Reichtum in seiner absurden Geldform heraus, der die Konkurrenz der Arbeitsleute immer mehr verschärft und ihnre einzelne Arbeit immer weniger Wert sein lässt, weil ihre allgemeine Arbeit, die den Mehrwert einbringt, immer größer werden muss.

(9) Wer noch an einen Reichtum durch das viele Geld glaubt, wird sich auf Wesentlicheres besinnen müssen. Es wird zunehmend immer weniger Wert sein. Und immer weniger Menschen können über solches Geld verfügen. Es geht für viele nicht mehr um die Kämpfe der Gegenwart; deren Zweck ist desavouiert. Es geht ihnen eigentlich nur noch um die Zukunft. Und setzen nun die ganz große Lügen an: Die Beschaffung von mehr Arbeit durch den Einzug von mehr Geld würde die Krisenprobleme lösen, Arbeitsplätze beschaffen und die Menschen wieder am gesellschaftlichen Reichtum teilhaben lassen. Sie werden aber nur immer billiger werden müssen, um Arbeit zu bekommen, und immer mehr Steuern und Mieten bezahlen, um sich am Leben zu halten. Die Verarmung ist nicht aufzuhalten.

(10) Es haben sich im Kapitalismus durch die Wertform des Geldes drei Formen des Kapitals entwickelt, die sich als Macht der Entfremdung gegen das Leben und die Natur der Menschen verhalten. Die erste Form ist die der Reproduktion, die Macht der Selbsterhaltung durch Geld, durch Lohnarbeit und wertbestimmter Arbeitsstruktur, kapitalistischer Rationalität. Die zweite ist die Erzeugung des Mehrwerts aus unbezahlter Arbeit, welche als Kapitalform als Entwicklungs- und Gestaltungsmacht des Kapitals über die Lebenssubstanzen hinaus ausmacht. Und die Dritte ist die Naturalform der verselbständigten Rendite als Rechstform des Naturalbesitzes, als Rechtstitel auf Eigentum an der Natur, die Grundrente für ein Recht, nicht nur Produkte, sondern die Natur selbst als Wert von Privateigentum zu fixieren: Die Grundrente. Darin stellt sich der Wert als Macht durch Naturalbesitz, zum Beispiel an Lebensraum und Ressourcen dar, in welcher sich die Aneignungsmacht des Grundbesitzes über die Profite aus der Produktion hinaus gestaltet, indem er sie als absolute Macht über die Produktion entwickelt.

Seine Krisen kann der Kapitalismus immer bewältigen, wenn er mit dieser Privatform seiner Naturmacht deren Substanzen bis zu ihrer Vernichtung beherrschen und bestimmen kann, durch seinen Verwertungsdruck die Produkte entwertet, durch Kriege und Elend die Naturalform seines Besitzes vernichtet, um ihn erneut wieder durch die Verwertung, die Ausbeutung von Mensch und Natur immer wieder zu restaurieren. Das könnte immer so weiter gehen, wären diese Substanzen nicht endlich, würde ihm nicht der Stoff seiner verheerenden Verwertungskreisläufe ausgehen, in denen am Ende steht, dass der Kapitalismus seine Basis, den Stoffwechsel selbst zerstört und mit solcher Zerstörung das Leben selbst vernichtet.

Das Wechselspiel dieser drei Kapitalformen, die Triade des Kapitals, ist das allgemeinste Resultat und zugleich sein Rückhalt schlechthin und der Grund seiner vermeintlichen Alternativlosigkeit. Aber gerade diese Macht bestätigt nur, dass das Verwertungssystem des Kapitalismus sich selbst absurd macht und dessen Verkehrtheit aufgehoben werden musss, wenn es sich in seiner Verkehrung nicht nur noch zur Barbarei unter den Menschen, als Zerstörungsmacht der Menschen gegen die Menschen verwirklichen soll.

(11) Dass diese Gleichzeitigkeit gegensinniger Funktionen eine Widersprüchlichkeit darstellt, mag vielleicht noch jedem eingehen, weil sich das ja auch als Gegensatz verschiedener Vorgänge auch strukturell begreifen lässt. Dass es aber zugleich eine Dopplung der Wertdarstellung betreibt, wird einem positivistischen Denken, wie es heute üblich ist, verschlossen sein. Dass Geld den Wert der Waren wegen seiner gegensätzlichen Beziehung auf sie verdoppelt macht aber gerade die Quantifizierung, die es betreibt, absurd. Geld stellt eine Wertmenge dar, die einerseits produziert ist und daher den Aufwand ihrer Produktion veräußert. Und es ist zugleich ein selbständiges Zirkulationsmittel für die Produkte, wie sie sich mengenmäßig je nach Angebot und Nachfrage auf den Märkten verhalten. Indem es einen Stellenwechsel in jedem Tausch durchmacht, einmal sich durch ein preisschild auf jede Einzelheit bezieht, bezieht es sich zugleich auf die Allgemeinheit einer Wertgröße, die es nur als Preissumme geben kann, die aber als solche erst im Nachhinein aller Tauschverhältnisse existieren kann. Jeder Tausch bezieht Geld einerseitsauf vergangene Produktion und zugleich auf die Zukünftigleit ihres Wertseins auf dem Markt. In der Gegenwart dreht sich zwar alles um den Wert der Dinge und vor allem des Geldes. Aber ihn gibt es garnicht gegenwärtig; er bewegt sich nur zwischen Vergangenem und Künftigem. Und das spaltet die Gesellschaft, denn wer die Zukunft durch den Besitz einer größeren Geldmenge auch eher bestimmen kann als der mit einer kleineren, wird auch einen größeren Anteil an der Geschichte des allgemeinen Wertverhältnisses haben. Die Produzenten entwickeln sich daher ganz anders als die Konsumenten, auch wenn sie zugleich beides sind. Aber der größere Geldes setzt immer die größere gesellschaftliche Macht durch. Gerade weil die bürgerliche Gesellschaft die Menschen nur in ihrem Privatreich bestimmt und als Privatpersönlichkeiten entwicklungsfähig sieht, als Glücksritter ihre Besitzstandes, entsteht eine gesellschaftliche Macht des Geldes, die ihr Glück sehr schnell wieder kassiert. Gesellschaftliche Form und die Privatheit ihrer Existenz sind in einen Gegensatz geraten, in welchem alles, was entsteht, nur wert sein kann, dass es durch die Quantifizierungsmacht des Geldes zugrunde geht. So hatte es ja auch Goethe seinen Mephisto schon sagen lassen. Es ist ja auch teuflisch. Doch es vollzieht sich in harmloser Eintracht. Solange man Geld hat, kann man sich damit ja auch glücklich schätzen, auch wenn Geld nicht wirklich glücklich macht. Der eine hat es eben nur mal kürzer als der andere. Das ändert ja nichts an den Möglichkeiten, die der Geldbesitz bietet. Geld isoliert prächtig und macht jede Vereinzelung erträglich, zu einer Insel der "splendid Isolation", welcher alles zu Diensten ist. Wenn und solange man es besitzt, ist man Herr, ohne dieses ist man Knecht. Vor allem aber kann sich der Herr durch sein Herrschaftsmittel immer mächtiger machen, während der Knecht bestenfalls bleiben kann, was er ist und war.

(12) Während sich der Produzent mit seinen Produkten praktisch als Privatmensch auf den Märkten an eine gesellschaftliche Existenz der Produkte überhaupt heranmacht, wendet sich auf dem Markt jeder Käufer ebenso privat nach seiner Bedürfnislage an die gesellschaftliche Existenz der Produkte dort. Geld ist das allgemein Medium der Privatexistenzen, die Allgemeinform des Prvateigentums. Aber damit ist es auch das allgemeine Machtmittel der Privatexistenzen, die um das Geld tanzen, und darum zugleich kämpfen müssen, nur um an dieser Macht Teil zu haben. Damit ist eine Ohnmacht der Individuen allgemein bestimmt, die nur durch Gelderwerb überwunden werden kann, den jeder sucht und der nur gelingt, wo man etwas oder sich selbst verkaufen kann, wenn man also Käufer, sprich: Geldbesitzer findet, die davon abgeben, weil auch sie was brauchen - wenn schon nicht zum Leben, dann zur Verstärkung ihrer Macht, mit der sie alles Lebendige beherrschen. Während die um die Gunst ihrer Konsumenten konkurrieren, durch die sie ihre Macht festigen und vermehren können, konkurrieren die Besitzlosen um die Gunst der Produzenten, dass sie ihnen Arbeit vermitteln. Konkurrenz ist die allgemeine Erscheinungsform der Kämpfe, die auf den Märkten der Welt geführt werden. Darin äußert sich die isolierte Existenzform des Privateigentums als wechselseitige Gewalt, als Kampf um etwas, was es gegenwärtig garnicht geben kann, das aber gerade hierdurch sich vermehrt: die Vermehrung von Wert, Wertwachstum. Nach ihm muss sich dann auch umgekehrt alles richten. Von daher sind alle Kämpfe schon ausgerichtet, bevor sie überhaupt stattfinden.

Der Handel auf den Märkten ist durch das Geld bestimmt, das alles ins Verhältnis setzt, in ein Wertverhältnis, das nur durch den Tausch bestehen und betrieben werden kann. Als Betreiber und Trieb dieser Verhältnisse erzeugt Geld zwingend ein Wachstum, das gegen Mensch und Natur gerichtet ist, weil es sich auf dem Markt als ein sich selbst widersprechendes, also sich aufhebendes Quantum verhält, das alle Lebenssubstanzen nach seiner Maßgabe vermittelt. Was es als Wert aus dem Arbeitsprozess transportiert ist dem Preis unterworfen, den es auf dem Markt realisieren muss. Und dem muss jeder Mensch gehorchen, selbst wenn er die Preise zu machen scheint, weil er immer nur durch den Vergleich der Anbieter und Angebote existieren kann. Ob es auf den Wochenmärkten oder auf den Weltmärkten stattfindet ist dasselbe: Es überlebt nur, wer diese Konkurrenz beherrscht, wer also solchen Existenzkampf führen kann. Sobald er nur noch ums Überleben kämpfen muss, hat er schon verloren. Wenn er den Boden seiner Existenz verloren hat, treibt er in den Abgrund, wenn er den Geldbesitz nicht bedient, wenn er nicht liefern kann, was diesen nährt.

(13) In Wahrheit ist es auch hier nur das Geld, was die Persönlichkeit der politischen Entscheidungsmacht ausmacht und die ist auch relativ gering im Verhältnis zu den Problemen, welche die kapitalistische Wirtschaft erzeugt. Und auch sie tritt zudem auch meist im Nachhinein zu derer Bewältung hinzu. Der Staat, für den sich die Meinungen polarisieren, muss letztlich vor allem die Geldverhältnisse in Ordnung halten, sich also um die Geldwertstabilität und die allgemeinen Produktionsbedingungen der Nation kümmern. Da ist das Wesentliche des politischen Handelns schon vorgegeben. Es ist so einfältig wie auch zwingend zugleich. Wenn es diesen Verhältnissen dienlich ist, kann es aber auch politisch populär sein oder populär gemacht werden, wenn die allgemeinen Verhältnisse bedroht sind, wenn Krisen auftreten, die eigentlich nicht sein dürfen. Und dann muss man die Potenz der entsprechenden Rerpäsentanten über die geeigneten Medien prominent machen und ihre längst fällige Sachentscheidung als Fähigkeit ihres Gewissens und Wollens zur Schau stellen

Deshalb wird für die Wahl der Funktionäre einer politischen Klasse der Repräsentation alles genutzt, was den Anschein geselllschaftlicher Güte vermitteln kann, was Kommunikations- und Werbemittel zu bieten haben, um den ins Parlament der Politik zu bringen, der im Trend der Moden und Eitelkeiten am besten dasteht. Meinungen, welche im Anschluss dieser Entscheidung den politischen Willen einer Nation oder eines Staatenbündnisses formulieren sollen, werden im Kampf um Eindruck, Design, Populismus, Geschwätzigkeit und anderes mehr gewonnen. Im Grunde genommen entscheiden die Stimmungen der letzten Wochen vor einer Wahl über die Regierung der nächsten vier Jahre. Das ist völlig absurd und zwingt die Politikerentscheidungen in eine Zweiteilung ihrer Repräsentanz: Ihre Verbeugung vor den Stimmungen in der Bevölkerung vor der Wahl schlägt nach der Wahl schlagartig um in die Befolgung des Sachzwangs des kapitalistischen Staates. Damit das geht, müssen Politiker, die geradenoch das Wohlwollen der Bevölkerung auf sich zu vereinen suchten, zu frei flottierenden Ideologieproduzenten werden, um zu verschleiern unter welchen Zängen ihre Entscheidungen stehen. Die Wählerstimme zu einer politischen Haltung findet sich aufgelöst in den Idealisierungen eines Repräsentanten, deren politische Wirklichkeit sie in ihr Gegenteil verkehrt. Einigkeit und Recht und Freiheit! Klar, das ist ja alles auch das, was Geldbesitz möglich macht. Wer keines hat, kann mit dieser Welt nicht einig sein, weil er nur durch Konkurrenz in ihr abgesondert lebt und daher unfrei und in einer Gegnerschaft der Preisbildung und Verwertung seiner Tätigkeit existieren muss

Der US-Wahlkampf hat wieder mal deutlich gezeigt, wie abhängig die Wahlentscheidungen von gänzlich äußerlichen Umständen wie z.B. Katastrophen und Tagesformen und auch dem Wohl und Wehe ihrer Medialisierung sind. Als Bedienstete eines allgemeinen Selbstwertgefühls treten die Wahlkämpfer und Meinungsbildner an, um hernach als Machtmenschen ihre kulturell erworbene Herrschaft zu gestalten und zu veräußern. Vielleicht können auch die 100.000 Tweeds auf Twitter, die während der Wahlkampf-Diskussion geklickt wurden, über die Zukunft der USA und irgendwie auch über die des ganzen Planeten entscheiden. Die Meinungsmultiplikation kat eine ähnliche Wirklichkeit wie die Geldvermehrung auf den Finanzmärkten. Jede Meinung hat einen sehr vereinzelten Ursprung, der in seiner Durchschnittsbilung zu einer mächtigen Masse werden kann. Kaum sind die Politiker und Politikerinnen gewählt und haben sich n den parlamentarischen Betrieb gewöhnt, setzen sie auch nicht mehr Meinungen um sondern einen Willen, der aus dem Verhältnis des Staatsganzen zu seinen Bürgern entspringt. Sie müssen diesen auch gegen die dann vorherrschenden Meinungen durchsetzen, die natürlich so wechselhaft sind die die Simmungen und ihre Stimmen, die nicht so dauerhaft fixiert sind, wie die Wählerstimmen zuvor. Sie bestehen lediglich als verdurchschnittlichte Meinungen in Grundpositionen zum einem Entwicklungsverständnis fort, das zwischen Regierung und Opposionen zwischen den Fortschrittsglaube und Reaktion an den Pulten der sogenannten freien Rede, also im allgemeinen Palaver der Repräsentanten an der Macht gehalten oder in ihrer Macht gewechselt werden.

(14) Der Kapitalismus ist die Gesellschaftsform voneinander isolierter Existenzen, die ihr Glück schmieden sollen aus dem allgemeinen Unglück einer unvermittelten Gesellschaft, einer Gesellschaft, in der sich die Menschen nur über Geld wirklich gesellschaftlich verhalten können. Er wird sich niemals selbst abschaffen, weil sich in diesem gesellschaftlichen Unglück jede Individualform mit Gewalt gegen ihren Untergang wehren muss, solange das abstrakt Allgemeine, der Wert der Versachlichung und sein Verwertungsprozess als Grundlage ihrer Existenz fortbesteht. Diese Gesellschaftsform kann daher nur immer brutaler werden. Gerade wenn die Wirklichkeit unsinniger Verhältnisse in ihrem ganzen Unsinn durchbricht, wird um so mehr auf diese zurückgegriffen, um sie mit Gewalt zu retten. Bevor man die Banken zur Kasse bittet, wird man die Bürger zum Vollzug ihrer unfreiwilligen Bürgschaft antreten lassen. Bevor man die Mietpreise senkt, weil sie von immer weniger Menschen bezahlt werden können, wird man die Methoden der Eintreibung und Erzwingung der Gläubigerrechte verschärfen. Und bevor man die Verarmung der Menschen durch die Bereicherung der Geldbesitzer behindert, wird man die Armut der Menschen bekämpfen, indem man diese gesellschaftlich ausgrenzt und verödet. Am Ende steht das Geld als reine gesellschaftliche Macht, als bloßer Rechtstitel der Gewalt einer vom Leben der Menschen entfremdeten Gesellschaftsform als ihre totale Lebensbedingung.

Solange diese Gesellschaftsform nicht im Widerspruch zu ihren Inhalten begriffen und angegriffen wird, werden ihre Brutalitäten immer grundsätzlicher aus der Not begründen, die sie erzeugt, um die allgemeine Notwendigkeit ihrer Aufhebung zu verhindern. Die Reaktion wird Boden gewinnen, je größer die Not ist, wenn hierzu kein Bewusstsein entsteht. Man kann die Verwirklichung von Abstraktionen nicht als solche bekämpfen. Der Kampf gegen Windmühlen mag seine Reize und Erfolge im kleinen haben; aber er stellt keinen Frieden her, befriedigt nicht wirklich. Gegen eine abstrakte Wirklichkeit, die vor allem aus Isolationen besteht, kann man nicht durch bloße Aktion vorgehen, die meist selbst nur isolierte Vorstellungen bleiben. In diesen dreht sich ihr eigener Zweck im Kreis, weil er keine geeignete Mitttel finden kann. Das Problem steckt in der Zerteilung, der Zerlegung der Wirklichkeit in Getrenntheiten dessen, was darin gesellschaftlichen Zusammenhang hat. Der Gegner sind die Privatheiten des Seins und Glaubens, des Bewusstseins ohne Wissen um den Reichtum, den es gesellschaftlich enthält und dessen Form ihm als Wertbestimmung, als Notwendigkeit des Wertwachstums nicht entsprechen kann.

Man mag auf die bürgerlichen Glücksverheißungen der Marktwirtschaft weiterhin pochen, eine Ökonomie des Gemeinwohls einfordern, von Verteilungsgerechtigkeit schwärmen ... letztlich dient die bloße Vorstellung auch in ihrer Protestform nur als affirmatives Glaubensbekenntnis an die Einigkeit, das Recht und die Freiheit in einem modernen Kapitalismus der nichts anderes betreibt als der alte, solange seine Grundlagen, das gesellschaftliche Verhältnis des Geldes damit nicht umgestürzt werde. Und das wird nicht aus schönen Vorstellungen und frommen Wünschen geschehen können. Selbst wo die Analyse tiefer greift und damit ein klareres Bewusstsein ermöglicht, wird sie allein nichts ändern. Man kann theoretisch alle Probleme unserer Zeit auf die Logik der Marktwirtschaft, des Geldes, des Kapitals und des Finanzmarkts zurückfürhren, auf die Abstraktionen der politischen Ökonomie und Kultur. Aber man kann sich diesen Abstraktionen nicht wirklich entgegenstellen. Sie setzen sich ja nur in an und für sich lächerlichen Formbestimmungen durch, die als bloße Durchschnittsbildung wirksam sind. Dass sie darin die Bestimmungsmacht einer allgemein abstrakten Substanz als eine ungeheuerliche Reduktion der menschlichen Lebensäußerungen vollstrecken, dass aus menschlicher Arbeitszeit eine mächtige Durschnittszeit abstrakt menschlicher Arbeit wird, die ihrem Leben entnomen wird, und dass in ihrem Lebensraum bloße Durchschnittsmeinungen die Entscheidungen ihrer Politik und also ihrer gesellschaftlichen Geschichte auf einen abstrakt menschlichen Sinn reduzieren, ist nicht unmittelbar als fremde Macht erkenntlich. Dies kommt ja erst im Nachhinein heraus und ist daher auch nur in ihren Resultaten erkennbar. Und das hat sich inzwischen zur bloße Verfügungsmacht von reinen Eigentumstiel entwickelt, die selbst schon über die reale Ökonomie, verfügen, ihre Mittel und Preise bestimmen.

In der Auftrennung der Zusammenhänge, der Isolation der gesellschaftlichen Existenzen und Mittel vollzieht sich auf den Märkten der Welt die Aufteilung der Güter nicht mehr nach den Notwendigkeiten des Lebens, sondern nur mehr aus der der Gier nach Anteilen, um in einer entleerten Welt zu überleben, um die Risiken, die sie enthält zu ertragen und auf dem Gebrodel aller Not auch noch Spaß zu haben. Es ist in dieser Gier nach Teilhaberschaft vor allem das Verlangen nach dem Abstrakten, nach Geld und Macht, das nicht nur Gewinn, sondern den Sieg über das bedrohte Leben schlechthin verspricht. Es geht bei diesem Tanz auf dem Vulkan nicht einfach nur um dieses Teilhaben am Bestehenden. Es geht vor allem um Überleben, um das Werden im Untergang, im Sterben, um die Zukunft in einer Welt, die selbst wie ein Himmel der Ewigkeit ohne Boden sein kann, selbst nur noch aus Abstraktionen besteht. Doch diese kann es nicht geben. Aber die Reaktion will es besser haben, unbeschadet ihrer gesellschaftlichen Form existieren. Es ist nur noch ihr Prinzip, dass sie noch sein lässt, was sie ist. Sie hat sich an ihre Form fixiert, die ohne Inhalt nur noch hinfällig und morsch sein kann, weil sie als leeres Prinzip immer weniger Verwirklichungsmöglichkeiten findet, von ihren eingenen Abstraktionen selbst abstrahieren, immer gewalttätiger werden muss.

(15) Dabei kommt es nicht auf die bloße Gewalt der Bekämpfung an und nicht auf die Aneignung des Fremden, sondern vor allem auf die Potenz ihres menschlichen Gehalts, auf das Potenzial einer wirklich menschlichen Gesellschaft, das darin noch unwirklich ist. Wir leben in einem Reichtum an Möglichkeiten der Subsistenz durch die entwickelte Produktivkraft der Arbeit, dass dieser unter kapitalistischen Bedingungen absurd geworden ist. Wäre es den Menschen in ihren Wirtschaftsräumen möglich, eine von ihnen kontrollierte Subsistenzindustrie zu betreiben, so wären als erstes die gesellschaftlichen Bedingungen für eine frei Fortbildung geschaffen. Wäre ihr Vermögen an Fortentwicklung durch ein gesellschaftliches Vermögen gestützt, so könnte ihre Individualität auch zum Tragen kommen. Dies beides war im Geld bislang aufgesammelt und gefangen und diente den Geldbesitzern als Medium ihrer Macht. Es gilt nun dies in der Bewirtschaftung des Gemeinwesens Mensch zu vereinen - nicht als Diktatur der Arbeit über die Bedürfnisse der Menschen, sondern als Kraft eines menschlichen Bedürfnisses nach Emanzipation der Arbeit gegen ihre Verwertung, gegen die Enteignung des Menschen von seinem Produkt.

(16) Notwendig hierfür ist, die Kraft der Veränderung nicht als bloße Idee, nicht als Ideologie zu behaupten, sondern als wirklich vorhandene Kraft zu begreifen. Sie mag utopisch sein, weil eine Sprengung der Herrschaftform über die Arbeit und Bedürfnisse der Menschen noch utopisch erscheint. Sie ist aber nicht aus Vorstellungen über eine zukünftige Gesellschaft zu beziehen, die dadurch schon wieder aus einer neuen Idealisierung, als Logik einer Idee bedingt wäre, als eine Abstraktion gegendie Wirklichkeit der Menschen. Sie ist aus dem bestehenden Verhältnissen zu schöpfen, die ihr zwangsläufig entgegenstehen. Es beginnt damit, dass sie sich nicht in er Entgegensetzung aufbraucht, nicht im Kampf der Gegensätze verheddert, sondern sich über diese hinweg als Macht des Lebens, sich endlich als wirkliche Naturmacht des Menschen verwirklicht. Von daher geht es um die ursprünglichste Kraft der Menschen, um die Kraft ihrer gesellschaftlichen Bildungsgeschichte, der Kraft menschlicher Kulturbildung.

Diese vollzieht sich nicht nur durch Ideen oder Sentimentalitäten und nicht nur durch die Herstellung nützlicher Gegenstände, sondern durch die Zusammenführung eines gesellschaftlichen Aufwands, durch den sich menschliche Bedürfnisse jedweder Art entfalten, weil damit menschliche Gegenständlichkeit entfaltet, menschliche Gesellschaft verwirklicht wird. Dass Arbeit immer einen Aufwand mit sich bringt ist unbestritten. Doch dass dies dazu führt, dass Menschen selbst zu einer Sache fremder Macht, ihre Eigenschaften und Fähigkeiten zur Ware werden, ist ein Widersinn in sich. Dadurch dass dies die Menschen gegeneinander bestimmt, sie um ihre Lebenskraft konkurrieren lässt, zwingt den unterlegenen ein Unterwerfungsverhältnis auf. Solche Verhältnisse bestehen daher immer in einem Klassenkampf, ob dieser nun wahrnehmbar ist oder nicht. Auch wenn dieser Kampf inzwischen als Verhältnis ganzer Nationen rund um den Globus betrieben wird, zerstört er Gesellschaft, solange er selbst nicht aufgehoben wird, also das, was die Menschenheit als Ganzes eigentlich reich sein lässt, weil sie solche Kämpfe gar nicht mehr nötig hat. Die Bedingung dafür ist, dass Geld keine Macht mehr über die Menschen hat und das ist eigentlich simpel: Arbeitskraft darf keine Ware mehr sein, darf keinen Preis mehr haben. Wo dies verwirklicht wird, hat es unmittelbar umfasende Konsequenzen: Schon mit der Abschaffung der Lohnarbeit ist sowohl die Marktwirtschaft wie auch der Kapitalismus überhaupt am Ende. Allerdings verlangt dies die Aufhebung des Privatrechts an Eigentum, gesellschaftliche Veräußerung der Arbeit und gesellschaftliche Aneignungsform der Produkte.

(17) Klassenkämpfe haben die verschiedentlichsten Inhalte, aber sie sind aufgezwungen aus der Macht der herrschenden Gesellschaftsform und drücken sie aus, sind notwendig, um darin überhaupt existieren zu können, bestehen aus Forderungen nach Existenzmittel und politischer Beteiligung. Sie bleiben aber darin befangen, weil sie selbst Ausdruck ihrer Formbestimmung sind und ihre Inhalte auch davon beherrscht sind, wenn sie nicht in einem konkreten Verhältnis aufgehen, in dem sie den Inhalt wirklich leben können, der darin verdrängt und versteckt ist. Die Kämpfe der Gegenwart haben daner nur einen über sie hinausgehenden Sinn, wenn sie das aufgreifen, was darin ausgeschlossen wird.

Doch aus der Isolation heraus können diese Inhalte nicht gesellschaftlich verwirklicht werden. Klassenkämpfe sind die Kämpfe der Gegenwart um das Potenzial der Gegenwart, also um die Aneignung von vergangener Arbeit. Es geht zugleich um die Aufhebung ihrer Rechtsform des Privateigentums durch ein gesellschaftliches Verhältnis der darin getrennten Formationen des Eigentums, um die Bildung und Bewahrung von gesellschaftlichem Eigentum gegen die Formationen der Eigentumstitel. Nicht aus der Armut heraus, und nicht aus dem Reichtum, nicht aus der Arbeiterklasse als solche die sich um die Verbesserung ihrer Arbeitssituation bemüht, um bessere Arbeitslöhne und Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen, und nicht aus der Arbeitslosigkeit, in der Menschen vom allgemeinen gesellschaftlichen Verhältnis ausgeschlossen sind, und auch nicht durch eine allgemeine Verfügung über das Geld und seine Verteilung, werden sich geselschaftliche Zusammenhänge auftun und entwickeln. Es geht darum, aus der Form in der sie existieren, eine gesellschaftliche Form zu entwickeln.

(18) Klassenkämpfe sind die notwendige Verlaufsform kapitalistischer Produktion, Sie können Linderungen ihrer Härten, bessere Löhne und Arbeitszeiten erwirken, soweit das Kapital mit der Arbeiterklasse noch verhandeln kann, solange seine Existenz also nicht selbst auf dem Spiel steht. Sie können aber niemals wirklich über dies hinausgehen. Und sie sind über die Welt verteilt und haben auch von daher keinen wirklichen gesellschaftlichen Ort und keine gesellschaftliche Wirklichkeit in der Konfrontation. Inzwischen sind es nur noch Artikulationen von Ohnmacht, weil der Kern der Macht, die Beherrschung menschlicher Existenz nicht durch den Kampf um ein Mehr oder weniger zu bekämpfen ist. Auch war es schon immer falsch, in den Klassenkämpfen des Kapitalismus selbst schon die Auflösung seines Widerspruchs zu behaupten. Ihr einziges Ziel kann sein, sich in der Umsetzung der Erkenntnis aufzuheben, dass es längst eine menschliche Gesellschaft gibt, die nur zu ihrer Verwirklichung finden muss, die verschüttet ist unter der Last ihrer Formationen und Gewalten.

Einen Aufwand, eine Arbeit zur Befriedigung und Fortbildung menschlicher Bedürfnisse wird es immer geben als eine diesen adäquate Notwendigkeit, gleich, ob die Menschen diese aus ihrem inneren Grund ihres einzelnen Verlangens bewältigen oder aus einem äußeren, aus der gesellschaftlichen Form des Allgemeinen. Als Bildnerin von menschlichem Reichtum ist Arbeit notwendig und muss in jedem Fall sinnfällig bewältigt werden durch Kraft und Talent, Fähigkeit und Eigenschaft. Und von daher bildet sie immer Eigentum, nicht aber notwendig Privateigentum. Letztres ist das veräußerlichte und veräußerbare Eigentum, das die Menschen bestimmt und sie zwingt, sich ihr Leben durch Besitz zu erdienen, als dass sie ihr Leben als ihr eigentümliches gesellschaftliches Verhältnis von Freiherit und Notwendigkeit gestalten könnten.

(19) Zu viele folgenschwere Fehler sind von "Marxisten" gemacht worden, die die ökonomischen Schriften völlig abgetrennt von den philosophischen wie eine Strukturbeschreibung des Kapitalismus lesen, und dem zufolge sich dann nur um eine Gesellschaftsstruktur bemühen, als ob man die so einfach herstellen könnte durch eine bessere Verteilung von Geld und Arbeit. Dazu sollte z.B. schon mal eine "Staatsmaschine" taugen, ein "Sozialistischer Staat", der von der "Diktatur des Proletariats" beherrscht wird, z.B. als Arbeiter- und Bauernstaat (vergl. hierzu Lenins Staatstheorie) und schließlich als Diktatur des Staatsbedürfnisses aufgetreten ist. Oder es sollte mit einer Partei der Arbeiterklasse die Entwicklung des Kapitalismus zum Sozialismus durch repräsentative Demokratie (Sozialdemokratie) möglich sein (vergl. Lasalle oder heute David Schweikert). Es ist schwierig, heute noch zu vermitteln, dass das alles lediglich andere Formalisierungen des Bestehenden sind, der Versuch, durch eine etwas andere politische Moral das fortzuführen, was schon von solcher Form überbestimmt ist. Das hatte Marx z.B. in der Kritik des Gothaer Programms der SPD versucht und daran erinnert, dass es nur illusionär ist, eine Gesellschaft politisch zu verändern, wenn man nicht den menschlichen Kern der Ökonomie verändert, nicht Einseitigkeiten wie Arbeit oder Staat oder Bedürfnisse für sich, sondern die praktischen Lebensverhältnisse der Menschen als ganzes Verhältnis auch zu ihrer politischen Angelegenheit macht.

Das "Kapital" von Marx ist eine umfangreiche Darstellung einer Entfremdung des Menschen vom Menschen, von seiner Gattung und seinen Bedürfnissen, wird aber als solche meist nicht gelesen und daher auch falsche Schlüsse daraus gezogen. Die Kritik der bürgerlichen Gesellschaft begann mit der Kommune, mit der Pariser Kommune, und darin steckt auch der Kern der Emanzipation, wie sie vorstellbar ist: Die Verwirklichung menschlicher Verhältnisse, wie sie schon sind und dennoch nicht wirklich werden können, also sich in einer noch unwirklichen Wirklichkeit befinden, die sich in den Formationen des Werts und seiner Verwertung durch Arbeit und Kapital darstellt. Daue Kritik der Wertform ist nach meiner Auffassung die philosophische, begriffliche und geschichtliche Grundlage des Marxismus. Wenn man nicht mehr an die politische Moral einer besseren Gesellschaft glauben kann, dann muss man begreifen, wie es möglich ist, dass mit dieser Moral längst schon seit Jahrhunderten eine "gut gemeinte" Marktwirtschaft betrieben wird, in der sich die Menschen niederkonkurrieren müssen, um leben zu können und gegen ihren Willen ein Verhältnis schaffen, das nur durch Wertwachstum existieren kann und Mensch und Natur aufbraucht - bis zum bitteren Ende.

(20) Was ist Eigentum, gesellschaftliches und einzelnes? Das bisher ungelöste gesellschaftliche Problem, das sich im Geld so fatal für die Menschen gestaltet, steckt in der Vermittlung von der einzelnen zur allgemeinen Form politischer wie sachlicher Verhältnisse. Der Mensch in seinem einzelnen Dasein wird von seiner allgemeinen Daseinsform beherrscht, weil diese ihm etwas vermittelt, was er nicht ist und weil er dennoch darin sein gesellschaftliches Sein vorfindet, das es ihm ermöglicht, auch als isoliert Einzelner, als vereinzelt Einzelner, nicht an der Not der Vereinzelung unterzugehen. Geld ist im allgemeinen das Medium, worin sich der Wert der Arbeit für die Bedürfnisse der Menschen aufsummiert und in gesellschaftliche Beziehung tritt und zugleich das Arbeitsvermögen als Potenzial für künftige Arbeitsvorhaben sammelt, das auch Projekte über die einzelne Subsistenz hinaus darstellt. Deshalb konnte überhaupt nur der Finanzmarkt mit seinen Banken, Krediten und der eigentümlichen Welt des Glaubens an den Mehrwert entstehen. Es ist das Problem der Mehrwertbildung, die als Wertwachstum sich zur Gewalt des Geldsystems gegen die Menschen entwickelt hat. So war Geld nur das Medium eines Verhältnisses von Geldbesitzern und Besitzlosen, die sich im Kampf der Klassen gegenüber stehen.

(21) Eine solche Reform ist eine Revolution, die sich gegen die Formationen dieser Gesellschaft richtet, die das menschliche Eigentum, das in privater Hand im Eigennutz des Geldes fungiert, zu einem gesellschatlichen Eigentum macht, das durch die einzelnen Menschen nach ihrem Vermögen und ihren Bedürfnisse in Gesellschaft gebildet und angeeignet werden kann.

Der Kapitalismus hat seine geschichtliche Begründung, die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit weitgehend hinter sich gebracht und ist gegen diese selbst reaktionär geworden. Die bisherige Geschichte der Versuche, eine Gesellschaftsform zu schaffen, in der die Arbeit der Menschen ihren Bedürfnissen auch zukommt, ist lang. Die bedeutendsten waren auf der Seite der Arbeitsmacht die politische Diktatur eines Arbeiter- und Bauernstaats, auf der Seite der Bedürfnisse die Vorstellung von einer natürlichen gesellschaftlichen Anarchie der gesellschaftlichen Entwicklung, die Unterstellung einer produktiven Wechselwirkung der Einzelnen und ihren Beiträgen zu einer Gemeinschaft, durch die sie sich bereichern. Während letztres immer wieder daran scheitert, dass es keine Vorhaben gestalten kann, die auf einem gesellschaftlichen Vorrat an Vermögen ihre Arbeit begründen und organisieren und entwickeln können, ist der Arbeiter- und Bauerstaat daran gescheitert, dass der Staat als politische Formation einer Partei, in welcher die Arbeit als Diktatat über die Arbeit bestimmt ist und sich den Bedürfnissen der Menschen entzogen hat.

Kapitalismus besteht inzwischen nur noch aus einer Gewalt gegen das Leben der Menschen, aus der Aneignung von Eigentumstitel, mit denen er sich nur noch gesellschaftliche Macht erwirbt und Ohnmächtigkeit erzeugt. Seine Sinnlosigkeit und Inhaltslosigkeit muss ihm zu einem permanenten Problem gemacht werden, indem ihm die Mittel seiner Macht genommen werden: Die Mittel der Selbsterhaltung und des Reichtums der Menschen und ihrer Gesellschaft.

(22) Es geht nicht um einen Unterschied von Planwirtschaft und Marktwirtschaft, in dem die Alternativen verfangen wären. Keine gesellschaftliche Entwicklung kommt ohne Plan und ohne die Beziehung von Gebrauchswerten auf die Bedürfnisse der Menschen aus. Gescheitert sind diese Unterfangen am Unvermögen, ein wirklich gesellschaftliches Verhältnis von notwendiger Arbeit und der Fortentwicklung menschlicher Bedürfnisse zu gestalten. Es ist also letztlich das gesellschaftliche Vermögen nicht zustande gekommen, ein Verhältnis von der Notwendigkeit der Arbeit und ihrem Zukunftpotenzial an Entwicklung, als Befreiung im Notwendigen zu finden. Weder der Spießrutenstaat der proletarischen Diktatur noch die Freilassung von Individualität, die Selbstverwirklichung des Einzelinteresses in einer bloßen Vergemeinschaftung hat dies erreichen können. Das lag daran, dass sie bedeutendste Leistung des Kapitalismus, die Entwicklung der Produktionsmittel und ihre Rückbeziehung auf den Lebensstandard der Menschen in dieser Form nicht möglich war.

(23) Unter den herrschenden Bedingungen des feudalisierten Kapitalismus, die formell immer noch die der der bürgerlichen Gesellschaft sind, der marktwirtschaftlichen Rechts- und Eigentumsverhältnisse des Warentausch, muss daher als erstes die Arbeit aus bloßer Not aufgehoben werden und die private Aneignung von Natur und Raum und Zeit. Die wesentlichsten Forderungen müssen dahin zielen, eine Subsistenzwirtschaft für die Menschen in den einfachsten Lebensräumen zu schaffen und den Besitz an Ressourcen und Eigentumstitel zu bekämpfen. Das Problem sind nur die bestehenden Vermittlungen über das Geld und seine Transformation, die Bildung von Existenzgrundlagen aus der Asche der Geldverwertung.

(24) Die Subsistenz der Menschen muss durch eine eigene Grundversorgung, durch regionale Industrie (siehe Subsistenzindustrie), kommunalen Ressourcen und kommunales Grund- und Wohnungseigentum gesichert werden (siehe kommunale Reproduktionsindustrie). Eine Subsistenzindustrie ist die erste Subversion der Finanzwirtschaft, weil sie allen Menschen eine Grundsicherung durch einen durchschnittlichen Grundaufwand an Arbeit verschafft. Das setzt voraus, dass sie auf einem gesellschaftlichen Beschluss über den Grundumfang des Lebensstandards, also der Grundbedürfnisse beruht und auch das Maß des hierfür nötigen Aufwands eines jeden Menschen in diesem Wirtschaftsraum als gesellschaftlich gültiges Maß notwendiger Arbeitszeit ermittelt hat. Das setzt einen geografischen begrenzten Rahmen voraus, in welchem die Bevölkerung als Gesellschaft zu verstehen ist, der damit dann auch einen gesellschaftlichen Wirtschaftsraum darstellt - z.B. eine Kommune oder Region oder Land. Und es setzt voraus, dass die Lebensverhältnisse in diesem Raum auch politisch von den Menschen bestimmt und beschlossen werden, die darin leben. Es geht dabei um eine Identität von Politik und Ökonomie, um eine Politik, die wirtschaftliche Eigenschaften vereint und von den Mitgliedern der Gesellschaft beschlossen wird, die als ihre Eigentümer sind und in einem persönlich formulierten Vertragsverhältnis ihre Ansprüche aneinander darlegen.

(25) Die Verträge einer solchen Wirtschaft müssen daher auch in der Einsicht um das Notwendige begründet und beschlossen sein. Notwendig ist, was wirkliche Not wendet. Aber es gibt auch äußerliche Notwendigkeiten die den Menschen fremd sind, z.B. Glaubenssätze oder Sachzwänge, die ihr Verhältnis zu ihren Gegenständen nicht wirklich betreffen. Von daher können Menschen darüber nur richtig entscheiden, wenn sie wirklich davon betroffen sind. Ein Beschluss durch Repräsentanten ist immer nur Repräsentation des Beschließens, verselbständigte Politik. Mit einem Rätesystem wird die Beschlussfassung dadurch qualifiziert, dass die Menschen zum Gegenstand ihrer Entscheidungen in eine Beziehung treten, die sie auch wirklich haben - nicht als bloße Konsumenten, als leidend Betroffene äußerlicher Macht, sondern als Produzenten ihrer Verhältnisse. Ihre Stimme entscheidet nicht das Allgemeine wie eine Vorstellung über ein allgemeines Ziel, sondern als Beteiligte eines ganzen Verhältnisses, das sie aus ihrem bestimmten Tun auch beeinflussen können. Durch die Wahl ihrer Räte, welche diese bestimmte Beziehung in die beschlussfassenden Gremien vermitteln, wirkt der Beschluss auch durch diese zurück, weil diese auch in der Pflicht einer Vermittlung tätig sind. Sie sind nicht frei für sich entscheidend, sondern in der permanenten Vermittlung zwischen Beratung und Bestimmung. In einer kommunalen Rätedemokratie erfolgt die Beschlussfassung daher durch qualifiziertes Stimmrecht, einem Recht, in welchem die Betroffenen auch über ihre gesellschaftliche Beziehungen entscheiden können, ohne dass hierbei die allgemeinen gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Verhältnisse ausgelassen werden.

Auch die Marktwirtschaft kennt Vertragsverhältnisse. Jedoch ihre Beziehungen sind in Werten der Waren quantifiziert, in einer abstrakten Form von Arbeitsaufwand, die über Geld vermitelt ist. Sie müssen aber über den menchlichen Aufwand pro gesellschaftlich Allgemeinem quantifiziert werden, also auf einer wirklich gesellschaftlichen Notwendigkeit beruhen, die auch über die Existenz des einzelnen Menschen vermittelt und ihm daher auch unmitelbar einsichtig, weil vermittelbar ist.

(26) Auch was in dem sozialen Rahmen der Wirtschaftsräume bestimmt werden kann, soll die politische Form haben, die den wirtschaftlichen Eigenschaften einer Kommune, einer Region, eines Landes usw. entspricht und sich auf diese beziehen. Alle politischen Entscheidungen beruhen auf einem Vertragswesen, das über das wirtschaftlich Notwendige gefestigt ist. Eine solche Vertragswirtschaft verlangt die Durchsichtigkeit und Einsichtigkeit in die ökonomischen Verhältnisse und muss vor allem das Maß finden, in welchem Aufwand und Bedürfnis aufeinander bezogen werden kann, sich also darin auch identifizieren lässt.

(27) Eigentum ist dann für den Einzelnen und die Gesellschaft vorhanden, wenn es nicht privat isoliert sondern öffentlich als Resultat eines gesellschaftlichen Aufwands für die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft verhandelt oder in Vertragsform dargelegt wurde. Privatformen wie persönliche Vererbung oder Besitz von persönlichem Eigentum, das nicht auch persönlich genutzt wird (z.B. Wohnungen) soll es nicht mehr geben können. Die Übereignung ungenutzter Räume in gesellschaftliches Eigentum ist daher selbstverständlich; nicht amortisierte persönliche Aufwendungen werden gültigen Maß des Arbeitsaufwandes eingetauscht. alle anderen Räume und Plätze aus Privatbesitz enteignet. Es soll sich kein Mensch und keine Organisation mehr ein Recht ohne Eigenschaft, also kein rein politisches Eigentumsrecht haben, sich nicht mehr durch den Besitz von Wohnraum, Lizenzen, Rohstoff oder Energie bereichern können. Lokale Tauschbeziehungen werden durch ein zeitgebundes regionales Rechengeld in derselben Weise verträglich gemacht, wie es in den Verträgen der Einzelnen mit der Gesellschaft entspricht - mit einem Zeitstempel versehen, an dem der Verlauf seiner Entwertung startet und seine Gültigkeitsdauer begrenzt ist. Weder positive noch negative Zinsen müssen hierbei berechnet werden, weil solches Geld keinen Mehrwert mehr darstellen kann. Es empfiehlt sich daher, dieses Geld wie einen Vertragsbestandteil kursieren zu lassen, beispielsweise als Gutschrift durch Computersysteme mit unterschiedlichsten Ausgabemittel (Druck, Chip, Automaten usw.). Wer mehr arbeitet, als für den Grundbedarf nötig, kann hierdurch auch höhere Gutschriften verdienen und sich entsprechend frei beziehen und verhalten. Die Arbeitsmittel und Ressourcen bleiben im Großen und Ganzen gesellschaftliches Eigentum und werden auf diese Weise auch entsprechend bevorratet, weil sie weit über die Möglichkeiten der Einzelnen hinaus wirksam sein müssen.

(28) Es wird dabei der Grad ihrer Produktivität in einerm umgekehrten Verhältnis zur Bevölkerungsdichte zu berücksichtigen sein und der Wert ihrer Bodenschätze in einem direkten Verhältnis hierzu brechnet werden müssen.

(29) Allerdings wird sich auch damit nicht alles in einfacher Zuversicht auflösen können. Das große Zukunftsproblem steckt darin, dass immer mehr inhaltliche Abhängigkeiten sich in technologisch bedingten Verhältnissen bilden (z.B. Lizenzen, Apps für die Kommunikation, oder Energie- und Datennetze), die unter privater Verfügung verheerende Monopolmacht darstellen. Sie müssen politisch verwaltet, organisiert und betreut werden, ohne dass ihre Produktuktion darunter reduziert wird.